Fragen und Antworten zum Prozess der Anpassung der Statuten des Opus Dei

Finden Sie hier einige Fragen und Antworten zum Prozess der von Papst Franziskus geforderten Anpassung der Statuten. Aktualisiert am 11. Juni 2025.

Die Fragen im Überblick

Warum hat der Heilige Stuhl eine Anpassung der Statuten verlangt?

Wer ist für die Änderungen der Statuten des Opus Dei zuständig?

Welche Funktion hatte im Hinblick auf die Statuten der Ende April 2025 abgehaltene ordentliche Generalkongress?

Wie verlief bisher der Prozess der Anpassung der Statuten und welche weiteren Schritte sind zu erwarten?

Wird in nächster Zeit über die Statuten informiert werden?

Welche Bedeutung hat der juristische Aspekt für die Vitalität der Institution?

Einige Beobachter haben die neue rechtliche Regelung der Personalprälaturen als Maßnahme interpretiert, den Einfluss zurückzudrängen. Ist daran etwas Wahres?

In den letzten Wochen gab es Gerüchte über ein angebliches Ultimatum und einen Brief Papst Leos XIV. Was ist daran wahr?

Welche Auswirkungen können die möglichen Modifikationen der Statuten auf die Mitglieder des Werkes in ihrem Alltagsleben haben?

Warum hat der Heilige Stuhl eine Anpassung der Statuten verlangt?

Die Anpassung der Statuten des Opus Dei muss in dem weiteren Rahmen der Reform der Vatikanischen Kurie gesehen werden. Im Jahr 2022 hat Papst Franziskus die Apostolische Konstitution Praedicate Evangelium promulgiert, mit der die Römische Kurie neu geordnet und ihr missionarischer Dienst betont werden sollte. Im Zuge dieser Reform wurden die Kompetenzen einiger Dikasterien neu geordnet. Unter anderem wurde dem Dikasterium für den Klerus auch die Zuständigkeit für die Personalprälaturen übertragen. Einige Monate später hat Papst Franziskus das Motu proprio Ad Charisma tuendum und 2023 ein weiteres Motu proprio „über die Abänderung der auf die Personalprälaturen bezüglichen Canones 295-296“ erlassen. Die beiden Motu proprio machten eine Anpassung der Statuten an diese rechtlichen Verfügungen notwendig. In Ad charisma tuendum wird festgesetzt, dass die eigenen Statuten der Prälatur Opus Dei entsprechend adaptiert werden sollen, um dann von den zuständigen Organen des Heiligen Stuhls approbiert zu werden.

Wer ist für die Änderungen der Statuten des Opus Dei zuständig?

Der Heilige Stuhl ist sowohl für die Abänderung der Statuten zuständig als auch für die Hinzufügung neuer Bestimmungen, die auf Ersuchen des Generalkongresses des Opus Dei vorgenommen werden können (vgl. Statuten, Nr. 181). Wenn die Initiative von der Prälatur ausgeht, sehen die Statuten zur Absicherung der rechtlichen Notwendigkeit dieser Veränderungen vor, dass diese auf drei Generalkongressen vorgeschlagen und bestätigt werden (vgl. Nr. 181, § 3). Im gegenwärtigen Fall hat der Heilige Stuhl einen Vorschlag für Veränderungen angeordnet, so dass diese Art des Vorgehens und die Einhaltung der in Nr. 181 §3 festgelegten Fristen nicht zur Anwendung kommt.

Welche Funktion hatte im Hinblick auf die Statuten der Ende April 2025 abgehaltene ordentliche Generalkongress?

Auf Anregung des Dikasteriums sollte der Vorschlag der Statuten den Kongressmitgliedern vorgelegt werden. Darüber hat der Prälat informiert. Aufgrund der Sedisvakanz beschränkte sich der Generalkongress dann darauf – er war schon acht Monate zuvor einberufen worden –, die vorgesehene Erneuerung der Ämter vorzunehmen, wie der Prälat in seiner Botschaft vom 21. April erklärt hat.

Was die Statuten betrifft, haben die Kongressmitglieder sich damit einverstanden erklärt, dass der Prälat – mit seinen neuen Räten – auf dem Weg über das Dikasterium für den Klerus dem Papst den Vorschlag unterbreiten wird, den man für den angemessensten hält, unter Berücksichtigung aller Anregungen, die ihm schon vom außerordentlichen Generalkongress 2023 und zuvor im Zuge der Befragung aller Mitglieder des Opus Dei zugegangen waren.

Wie verlief bisher der Prozess der Anpassung der Statuten und welche weiteren Schritte sind zu erwarten?

Der Prozess hatte zwei Etappen. In der ersten – 2023 – erfolgte eine allgemeine Befragung aller Mitglieder des Opus Dei über mögliche Anpassungen der Statuten im Licht von Ad charisma tuendum. Aufgrund dieser Anregungen wurde ein Entwurf erarbeitet, der dem von Msgr. Fernando Ocáriz zu diesem Zweck einberufenen außerordentlichen Generalkongress im April 2023 vorgelegt wurde.

Nach der Veröffentlichung des zweiten Motu proprio im August 2023 („zwecks Abänderung der Canones 295-296 über die Personalprälaturen“) begann eine zweite Etappe, um weitere Angleichungen zu studieren. Die Arbeit bestand darin, dass zwei Expertengruppen bestellt wurden – eine vom Dikasterium für den Klerus und eine andere von der Prälatur Opus Dei. Der modus operandi beruhte auf zwei Prämissen: erstens, auf dem kindlichen Gehorsam gegenüber den von der Autorität erlassenen Anordnungen, und zweitens auf dem Schutz des Charismas des Opus Dei, den Papst Franziskus in der Einleitung zu Ad charisma tuendum gefordert hatte.

Nach einer Reihe von Studien- und Arbeitssitzungen beider Seiten hat die Prälatur einen Vorschlag für die Statuen mit den entsprechenden Änderungen vorgelegt. Es war vorgesehen, unter Berücksichtigung der Anmerkungen des Dikasteriums den Endvorschlag mit dem ordentlichen Generalkongress durchzuarbeiten. Aufgrund des Todes von Papst Franziskus hat sich der Kongress dann auf die Vornahme der notwendigen Ernennungen beschränkt. Nach der Wahl von Papst Leo hat der Prälat in Weiterführung des geplanten Vorgehens mit seinen neuen Zentralräten die Vorbereitung des Statutenvorschlags abgeschlossen, der dem Heiligen Stuhl am 11. Juni vorgelegt wurde. Der nächste Schritt ist nun Sache des Apostolischen Stuhles.

Wird in nächster Zeit über die Statuten informiert werden?

Sobald die Statuten vom Heiligen Stuhl approbiert worden sind, wird auf der Webseite der Text der modifizierten Statuten veröffentlicht werden, und es wird ausführliche Informationen geben. Verständlicherweise kann die Prälatur keine Details bekanntgeben, solange die Statuten nicht vom Papst, der der zuständige Gesetzgeber ist, approbiert worden sind. Es ist daher vonseiten des Opus Dei keine öffentliche Stellungnahme zum Endvorschlag der Änderung der Statuten vorgesehen. Diese liegt direkt in Händen des Heiligen Stuhls.

Welche Bedeutung hat der juristische Aspekt für die Vitalität der Institution?

Die rechtliche Gestaltung ist für jede Institution der Kirche von Bedeutung. Man kann das Opus Dei aus juristischer und aus charismatischer Sicht betrachten. Eine der Aufgaben des Rechts ist es, das Charisma zu schützen und die besten Bedingungen zu schaffen, damit es zum Wohl der ganzen Kirche fruchtbar wird und kraft seiner eigenen Merkmale zur Evangelisierung beiträgt.

Einige Beobachter haben die neue rechtliche Regelung der Personalprälaturen als Maßnahme interpretiert, den Einfluss zurückzudrängen. Ist daran etwas Wahres?

Man hat Papst Franziskus in einem Interviewbuch dieselbe Frage gestellt. Und seine Antwort war: „Damit bin ich nicht einverstanden. Das ist eine typisch weltliche, der religiösen Dimension fremde Interpretation. Zuerst einmal ist das Opus Dei – das weiterhin eine Prälatur ist – nicht alleine von einer Neuordnung während meines Pontifikats betroffen. Ich denke zum Beispiel an Communioe e Liberazione, an die Gemeinschaft Sant Egidio und die Fokolarbewegung. Das Opus Dei hat der Kongregation für die Bischöfe Bericht erstattet, jetzt wird es der Kongregation für den Klerus Bericht erstatten, wie das für die Personalprälaturen vorgesehen ist. Das bedeutet auch, dass der Bericht über sein Wirken nicht alle fünf Jahre, sondern jährlich erfolgen wird. Die Entscheidung, dass derjenige, der an der Spitze steht, nicht mehr Bischof sein wird, hat, wie das Dekret klar sagt, den Zweck, eine Leitungsform zu fördern, die weniger auf der hierarchischen Autorität beruht als vor allem auf dem Charisma, das im Fall des Opus Dei das Streben nach Heiligkeit durch die Arbeit und die familiären und gesellschaftlichen Pflichten impliziert“ (El pastor, Sergio Rubin y Francesca Ambrogetti, Ediciones B, März 2023).

In den letzten Wochen gab es Gerüchte über ein angebliches Ultimatum und einen Brief Papst Leos XIV. Was ist daran wahr?

Was die Nachricht betrifft, das Opus Dei habe angeblich einen Brief Papst Leos XIV. im Zusammenhang mit dem Prozess der Anpassung der Statuten erhalten, wurde schon klargestellt, dass es sich dabei um eine Falschmeldung handelt. Die Arbeit zur Angleichung der Statuten wurde kontinuierlich vorangetrieben, in einer beständigen Gesinnung des Vertrauens und der Einheit mit dem Heiligen Stuhl. Es wurde nur während der Sedisvakanz eine kurze Unterbrechung beschlossen, wie es der Ehrfurcht in jener Stunde angemessen war. In der Audienz Papst Leos XIV. mit Msgr. Ocáriz konnte der Prälat über die Lage der Statuten informieren und über die Absicht, sie demnächst dem Heiligen Stuhl vorzulegen.

Welche Auswirkungen können die möglichen Modifikationen der Statuten auf die Mitglieder des Werkes in ihrem Alltagsleben haben?

Das werden wir erst wissen können, wenn der Heilige Stuhl die Aktualisierung der Statuten erlässt. Im Alltagsleben der Mitglieder geht es jedenfalls darum, die wesentlichen Aspekte des Charismas zu sichern.

Das Moto proprio, in dem diese Modifikationen verlangt werden, stellt einen Aufruf dar, sich der Reichweite des Charismas des Opus Dei innerhalb der Sendung der Kirche bewusst zu werden. So hat ja auch Papst Franziskus erklärt: „Der Gabe des Geistes gemäß, die der heilige Josefmaria Escrivá de Balaguer empfangen hat, erfüllt die Prälatur Opus Dei unter der Leitung ihres eigenen Prälaten in der Tat die Aufgabe, die allgemeine Berufung zur Heiligkeit in der Welt zu verbreiten durch die Heiligung der Arbeit und der familiären und beruflichen Pflichten.“ Da die Autorität der Kirche sie an diese Verantwortung erinnert, werden sich die Mitglieder des Opus Dei angespornt fühlen, sich mehr und mehr in dieses Charisma zu vertiefen und mit dem Licht des Heiligen Geistes zu erkennen, wie es in den neuen Situationen unserer Welt in die Tat umgesetzt werden kann.