Nach dem eindrücklichen schweizerischen katholischen Jugendtreffen vom letzen Jahr in Bern habe ich mich entschlossen, auch am Weltjugendtag in Köln teilzunehmen. Ich schloss mich der Jugendgruppe Goldbrunnen aus Zürich an, die vom 19. bis 21. August nach Köln fuhr.
Gemeinsam bestiegen wir am Freitag Morgen um 08.02 Uhr in Zürich den Zug. Um 13.06 kamen wir in Köln an. Bereits am Bahnhof machte sich die fröhliche und festliche Stimmung der anderen Pilger bemerkbar. Von überall her erklang Musik und Gesang. Wir besichtigten sogleich den Dom, das Wahrzeichen Kölns. Danach machten wir in einem Park Rast, wo sich viele andere Gruppen aus verschiedenen Ländern befanden. Eine Gruppe aus Spanien führte zu Gesang und Musik einen Tanz auf, dem sich viele spontan anschlossen.
Kreuzweg bei Kerzenlicht
Um 15.00 Uhr machten wir uns auf den Weg Richtung Erftstadt, einem Vorort von Köln, wo meine Gruppe in der dortigen Gemeinde untergebracht wurde. Viele andere Gruppen taten dasselbe, so dass der Bahnhof übervoll war und es kaum ein Durchkommen gab. Trotzdem erwischten wir unsere S-Bahn.
In Erftstadt angekommen wurden wir von einem Gemeindeleiter im Pfarreizentrum begrüsst, und wir bekamen einen Pilgerrucksack sowie Verpflegung. Danach wurden wir zu einem nahegelegenen Schulhaus geführt, in dem wir die Nacht verbrachten. Jeder Gruppe wurden ein bis zwei Klassenzimmer zugewiesen.
Um 19.00 Uhr machten wir uns auf zum Park, wo ein Kreuzweg statt fand. Wir waren eine der ersten Gruppen, die anderen trafen nach und nach ein. Jede Station wurde auf Deutsch, Französisch, Englisch, Spanisch und Portugiesisch gesprochen. Als es eindunkelte wurden Kerzen verteilt, die man anzündete, was eine besinnliche Stimmung aufkommen ließ. Danach wurden wir ins Pfarreizentrum eingeladen, wo es eine warme Suppe gab und eine Tambourengruppe auftrat. Nach dem Essen und der Musikeinlage beschlossen wir, zum Schulhaus zurückzukehren, denn die Tagwache war um 06.00 Uhr in der Früh.
Übervolle Kirche
Nach einer ruhigen Nacht packten wir unsere Schlafsäcke und Matratzen wieder in unsere Rucksäcke und machten uns auf zur Kirche, wo es um 07.30 Uhr eine Messe für uns Pilger gab. Die Kirche war so übervoll, dass man Glück hatte, wenn man sich einen Sitzplatz ergatterte. Nach der Messe konnte man im Pfarrzentrum frühstücken und es wurde erläutert, wie man zu Fuß zum Marienfeld gelangte, wo am Abend die Vigil statt fand und wir auch übernachten sollten.
Fröhliche Platznot auf dem Marienfeld
Im Verlauf des Nachmittags erreichten wir das Marienfeld. Wir suchten unseren Sektor, in den wir eingeteilt worden waren. Viele Gruppen hatten bereits den Platz für ihre Gruppe besetzt. Zum Glück fanden wir aber noch einen Flecken freie Wiese für die ganze Gruppe. Bis zum Beginn der Vigil konnte man mit ansehen, wie immer mehr Pilger zum Feld strömten. Einige Gruppen konnten nicht mehr in ihrem vorgegeben Sektor übernachten, sie mussten auf das Feld der Tagespilger ausweichen. Andere Gruppen legten ihre Schlafsäcke dort aus, wo vorher die Essensstände aufgestellt waren.
Die Zeit bis zum Beginn der Vigil wurde uns mit den Auftritten von verschiedenen Musikgruppen verkürzt. Kurz vor 20.00 Uhr wurde die Ankunft des Papstes für die Vigil angekündet, die um 20.30 Uhr begann. Die Stimmung auf dem Feld stieg und der Papst wurde mit Zurufen und Klatschen begrüßt. Kurz darauf wurde die Vigil gehalten, die sehr schön und feierlich war.
Die Nacht verbrachten wir unter freiem Himmel. Petrus meinte es gut mit uns: Es blieb trocken. Wir frühstückten auf dem Feld und machten uns dann für die Messe bereit. Nach 09.00 Uhr wurde die Ankunft des Papstes ausgerufen. Weil die Straßenverhältnisse schlecht waren, konnte er nicht mit dem Papamobil durch die Gassen fahren. So mussten wir mit dem Papst auf dem Bildschirm Vorlieb nehmen, was aber die Stimmung auf dem Feld nicht trübte. Alle Jugendliche waren sehr fröhlich über die Anwesenheit des Heiligen Vaters. Und während der Messe gab es immer wieder Zurufe wie „Be-ne-detto!“ oder „Viva il Papa!“.
Auf abenteuerlichen Wegen nach Hause
Als dann gegen 13.00 Uhr die Messe zu Ende war, machten wir uns auf den Weg Richtung Köln, denn wir hatten die Fahrkarten für den Zug um 18.00 Uhr reserviert. Wir beschlossen zu einem nahe gelegenen Bahnhof zu gehen. Als wir beinahe beim Bahnhof waren, rief die Polizei aus, dass der Bahnhof gesperrt sei und die Wartezeit zehn Stunden betrage. So pilgerten wir mit tausend anderen Jugendlichen zum nächsten Bahnhof, wo wir die selbe Situation antrafen. Uns wurde mitgeteilt, wir sollen zu Fuss zum Kölner Hauptbahnhof gehen. Also nahmen wir die 12 km zu Fuss in Angriff, denn etwas anderes blieb uns zu diesem Zeitpunkt nicht übrig.
Um 17.00 Uhr befanden wir uns noch immer einige Kilometer von Köln entfernt und gaben die Hoffnung auf, unseren Zug noch zu erwischen. Unterwegs trafen wir eine Gruppe aus Österreich und der Slowakei, die ihrem Buschauffeur angerufen hatten, er solle sie abholen. Wir hatten das Glück, dass wir mit ihnen mitfahren durften bis zu ihrer Unterkunft in Köln. Von dort aus konnten wir dann die Strassenbahn bis zum Hauptbahnhof nehmen, wo wir schliesslich um 22.00 Uhr eintrafen. Da viele von uns am Montag zur Arbeit oder in die Schule gehen mussten, beschlossen wir, nicht noch eine Nacht in Köln zu verbringen, sondern den Nachtzug um 23.53 Uhr nach Basel zu nehmen. Glücklich, müde und voller einzigartiger Eindrücke kamen wir wieder zu Hause an.
Ein Danke an Köln
Das Weltjugendtreffen in Köln machte deutlich, dass die katholische Kirche universal, lebendig und hoffnungsvoll ist. Ja, Jesus selbst offenbarte sich in Köln allen Teilnehmern, aber auch all jenen, welche dieses Treffen am Fernsehen oder in anderen Medien verfolgten. Köln wird bestimmt vielen Schweizer Katholiken Mut gegeben haben, ihren Glauben wieder bewusster zu leben. Danke Köln!
Vera Schürmann