Betrachtungstext: 7. Woche im Jahreskreis - Montag

Beten im Vertrauen, dass Gott mehr weiß – Gottes Großzügigkeit ist größer als unser Verlangen – Das Gebet der Kinder Gottes

Meister, ich habe meinen Sohn zu dir gebracht. Er ist von einem stummen Geist besessen; (...) Ich habe schon deine Jünger gebeten, den Geist auszutreiben, aber sie hatten nicht die Kraft dazu (Mk 9,17-18). Großer Kummer um sein Kind brachte diesen guten Vater zu den Füßen Jesu. Er hatte sich bereits an seine Jünger gewandt, aber die waren mit der Situation überfordert und konnten ihm nicht helfen. "Der Herr will, dass wir um viel bitten: Er gibt uns im heiligen Evangelium so viele Beispiele für Hartnäckigkeit! Menschen, die Wunder von ihm erlangen, indem sie ihn darum bitten; manchmal, indem sie mit ihrem Elend vor ihm stehen und ihn anflehen1.

Angesichts der Hilflosigkeit der Jünger scheint der Glaube des Vaters ins Wanken zu geraten, aber er öffnet sein Herz für Christus und vertraut ihm in aller Einfachheit seine Wünsche an: Doch wenn du kannst, hilf uns; hab Mitleid mit uns! (Mk 9,22). Dann ruft Jesus aus: Wenn du kannst? Alles kann, wer glaubt (ebd.). Jesus möchte die Wunder vollbringen, nach denen sich die Menschen sehnen; mehr noch, er möchte ihre Erwartungen übertreffen, aber er braucht diese Menschen, um die Türen im Glauben zu öffnen. In allen möglichen Schwierigkeiten können wir viel tun: beten, beten und beten! Und dann, so weit wie möglich, das tun, was in unserer Hand liegt. Und darüber hinaus müssen wir auf die göttliche Vorsehung zählen, was eine andere Art des Tuns und Lassens ist2.

Das Gebet ist kein Rezept, um das zu bekommen, was wir uns wünschen; es ist vielmehr ein Weg, uns darauf vorzubereiten, die Gaben zu empfangen, die Gott uns schicken will. Darüber hinaus sind Gottes Pläne auch auf unser Fürbittgebet angewiesen, damit sie verwirklicht werden können, ebenso wie sie auf unser Handeln angewiesen sind. Der Vater im Evangelium bittet Jesus demütig um Hilfe, aber er weiß, dass der Herr es am besten weiß.

DAS GEBET ist der Weg, um zu verstehen, dass Gott der wahre Protagonist jeder Sendung ist. Es mag seltsam erscheinen, schrieb der heilige Augustinus, dass wir von demjenigen, der unsere Bedürfnisse kennt, bevor wir sie ihm mitteilen, zum Gebet aufgefordert werden. Unser Gott und Herr will nicht, dass wir ihm unsere Wünsche offenbaren, denn er kann sie gewiss nicht übersehen; aber er will, dass durch das Gebet unsere Fähigkeit zu wünschen gesteigert wird, damit wir fähiger werden, die Gaben zu empfangen, die er für uns bereithält. Seine Gaben sind in der Tat sehr groß, und unsere Aufnahmefähigkeit ist gering3.

Ich spreche zu jedem von euch, predigte der heilige Josefmaria 1966,um euch daran zu erinnern, dass ihr beten müsst, viel beten: Betet den ganzen Tag und die ganze Nacht lang. Wenn du gewöhnlich durchschläfst, biete diesen Schlaf an; und solltest du zwischendurch aufwachen, erhebe dein Herz sofort zu Gott4. Der Schlaf wird oft als wertlos angesehen. Wenn wir jedoch wissen, dass wir in allem, was wir tun, von Gott angeschaut und geliebt werden, selbst im Schlaf, lassen wir unser ganzes Leben zu einer Opfergabe werden, die reiche Früchte trägt. Was wird er dann nicht alles mit unserem Wunsch tun, ihm zu dienen!

Deshalb ist es für uns so nützlich, die Bitte dieses guten Vaters an Jesus zu wiederholen: Herr, ich glaube; hilf meinem Unglauben! (Mk 9,24). Wenn wir Gott um eine Bestätigung bitten würden, dass unsere Wünsche oder Hoffnungen Erfüllung finden, würden wir seine Großzügigkeit einschränken, die nämlich immer größer ist, als wir sie uns vorstellen können. Ja, stellt mich auf die Probe damit, spricht der HERR der Heerscharen, ob ich euch dann nicht die Schleusen des Himmels öffne und Segen im Übermaß auf euch herabschütte (Mal 3,10).

HERR, DU hast mich hierher gestellt, du hast mir dieses oder jenes anvertraut. Löse alles, was zu lösen ist, weil es dein ist und weil ich allein keine Kraft habe. Ich weiß, dass du mein Vater bist, und ich habe immer gesehen, dass die Kleinen, die Kinder, sich ihrer Eltern sicher sind: Sie haben keine Sorgen, sie wissen nicht einmal, dass sie Probleme haben, weil ihre Eltern ihnen alles lösen. Meine Kinder, mit diesem festen Vertrauen müssen wir leben und immer beten, denn es ist die einzige Waffe, die wir haben, und der einzige Grund für unsere Hoffnung5.

Der heilige Josefmaria wollte mit diesen und anderen Worten, dass diejenigen, die in die Wärme des Opus Dei eintauchen, wie Kinder beten lernen und dass ihre Beziehung zu Gott die eines Menschen ist, der weiß, dass er alles von oben erhält. Großzügigkeit fließt leichter, wenn sie von einem dankbaren Herzen getragen wird. Wenn wir im Gegenteil so bitten, als ob wir ein Recht einfordern würden, das sich auf unsere angeblichen Verdienste oder sogar auf unsere Gebete stützt, werden wir dies immer nur mit einem zaghaften Geist tun. Gott, Vater von dem jedes Geschlecht im Himmel und auf Erden seinen Namen hat (Eph 3,14-15), möchte aber, dass wir als Kinder bitten, die sich in dieser göttlichen Abstammung sicher wissen und ruhen.

Maria befindet sich im Gebet, als der Erzengel Gabriel kommt, um ihr die Verkündigung von Nazaret zu bringen. Ihrem kleinen und unendlich großen »Siehe, hier bin ich«, das in jenem Augenblick die gesamte Schöpfung freudig jubeln lässt, waren in der Heilsgeschichte viele andere »Siehe, hier bin ich« vorausgegangen (...). Es gibt keine bessere Art zu beten, als sich wie Maria in eine Haltung der Offenheit zu stellen, des offenen Herzens für Gott6Maria, Meisterin des Gebetes. ‒ Sieh, wie sie ihren Sohn in Kana bittet. Wie sie ohne Entmutigung beharrlich auf ihrer Bitte besteht. - Welchen Erfolg sie hat7.


1 Hl. Josefmaria, zitiert in Julián Herranz, En las afueras de Jericó, Rialp, Madrid 2007, S. 172.

2 Ebd., S. 177-178.

3 Hl. Augustinus, Epistula ad Probam, Nr. 130.

4 Hl. Josemaría, zitiert in: Javier Echevarría, Memoria del Beato Josemaría Escrivá, Rialp, Madrid 2000, S. 192.

5 Ebd., S. 199-200.

6 Papst Franziskus, Generalaudienz, 18. November 2020.

7 Hl. Josefmaria, Weg, Nr. 502.