"Würdevolle Liturgie und handfeste Katechese"

Am 25. September ist Klaus Klein-Schmeink, 35, zusammen mit einem Mitbruder als Pfarrer an St. Johannes der Täufer in Bottrop-Kirchhellen eingeführt worden. Klein-Schmeink ist Priester des Bistums Münster und Mitglied der mit dem Opus Dei verbundenen Priestergesellschaft vom Hl. Kreuz. Wir sprachen mit ihm über seine Arbeit.

Pfarrer Klein-Schmeink: 'Ich will nicht nur Liturge und Prediger sein, sondern auch geistlicher Wegbegleiter und Beichtvater. Gerade diese persönliche Begleitung der Gläubigen liegt mir am Herzen'.

Sie treten Ihre neue Aufgabe in einer spannenden Zeit an. Der WJT in Köln hat gezeigt, daß viele junge Leute Hunger nach Gott haben. Was wollen Sie in der Pfarrei tun, damit vom Schwung des WJT etwas umgesetzt wird?

Nicht nur der WJT, das ganze Jahr 2005 hat mit dem Tod Johannes Paul II. und der Wahl Benedikts XVI. den Glauben und die Kirche zum Thema werden lassen. Um bildlich zu sprechen: der Acker vieler Herzen ist aufgegraben worden. Nun gilt es den Samen zu säen. Einen WJT kann man in der Gemeinde nicht imitieren. Aber ich kann an der positiven Grundstimmung ansetzen. Dabei ist es interessant festzustellen, dass die Jugendlichen sich nach Antworten auf die zentralen Fragen des Glaubens sehnen. Ihnen ist wichtiger zu wissen, wer Jesus ist, wie man beten kann, als zu erfahren, warum es in der Kirche keine Priesterinnen gibt. Räume zu eröffnen, in denen diese Kernfragen vorkommen, scheint mir meine Aufgabe zu sein.

Wo wollen Sie Ihre Akzente in der Pfarrarbeit setzen?

Noch kenne ich die genauen Abläufe, Traditionen und Umstände meiner zukünftigen Stelle nicht. Insofern ist es schwierig schon konkrete Schritte zu benennen. Mir und meinem Mitbruder wird es aber um die würdevolle Gestaltung der Liturgie gehen. Die Schönheit einer Hl. Messe sagt oft mehr als eine Predigt und spricht nicht nur den Kopf, sondern den ganzen Menschen an. Ein weiterer Punkt wird sein, daß wir uns um handfeste Katechesen und lebensnahe Predigten bemühen wollen. Beides führt tiefer in die Glaubensgeheimnisse ein. Da ich nur das lieben kann, was ich kenne, gilt es den Glauben immer wieder neu zu entdecken. Aber ich will nicht nur Liturge und Prediger sein, sondern auch geistlicher Wegbegleiter und Beichtvater. Gerade diese persönliche Begleitung der Gläubigen liegt mir am Herzen.

Kann ein Pfarrer heute überhaupt noch frischen Wind in die Pfarrseelsorge bringen, wenn er sich um mehrere große Pfarreien kümmern soll und jeden Abend an mindestens eine Sitzung eines Pfarrgremiums teilnehmen muß, dazu Beerdigungen, Taufen, Trauungen?

Der frische Wind, von dem Sie sprechen, ist für mich der Hl. Geist. Und der weht, wo er will. Sicherlich auch in der Pfarrei und deren Gliedern und Gremien. Ich bin dankbar, dass die bischöflichen Vorgaben für die neuen Gemeindestrukturen versuchen, die Verwaltungsarbeit so gut es geht einzudämmen. Ganz ohne geht es nicht. Außerdem sind wir Priester ja nicht geweiht worden, um es uns im Ohrensessel gemütlich zu machen. Jede Tätigkeit und Begegnung des priesterlichen Alltags birgt für mich die Möglichkeit für den Herrn zu arbeiten.

Sie sind Priester der Diözese und zugleich im Opus Dei. Warum Opus Dei?

Ein Grund liegt sicherlich in dem, was ich schon oben angedeutet habe. Die Spiritualität des Opus Dei hilft mir, die Größe eines jeden Augenblickes zu entdecken. Ich versuche mit einer übernatürlichen Sicht zu agieren, egal, ob ich die Sonntagspredigt schreibe, die Post erledige, mit den Eltern über die Taufe ihres Kindes rede. Das gibt mir einen geistlichen Halt. Und ich erfahre einen menschlichen Halt, weil ich mich in einer Gemeinschaft von Priestern und Laien, Männern und Frauen weiß, die sich als Familie versteht und auch so lebt. Darüber hinaus versuchen wir uns im Opus Dei weiterzubilden, nicht stehen zu bleiben. Für mich ist die Mitgliedschaft in der Priestergesellschaft der geeignete Weg ein guter Diözesanpriester zu werden. Und das seit zehn Jahren.

Welche Möglichkeiten der Mitarbeit und der Mitgliedschaft im Opus Dei gibt es für einen Diözesanpriester?

Je nach den individuellen Lebensumständen gibt es verschiedene Formen der Mitgliedschaft. Dabei ist mir wichtig festzuhalten, dass Diözesanpriester der Priestergesellschaft nie Priester der Prälatur Opus Dei sind. Dem jeweiligen Bischof und dem jeweiligen Bistum gehen also keine Priester verloren. Priester können das Apostolat des Opus Dei aber auch als Mitarbeiter durch Gebet und finanzielle Hilfe mittragen, ohne Mitglied zu werden. Es gibt Fortbildungskreise und -tagungen, Beisammensein und Einkehrtage. Bei allen Formen geht es aber um eine Gegenseitigkeit. Egal ob als Mitglied oder Mitarbeiter, es ist ein Geben und Empfangen im guten Sinne.

Was sagt Ihr Bischof dazu, daß Sie nun auch im Opus Dei sind?

Eigentlich müssten Sie ihn das selber fragen. Aus meinen Begegnungen mit ihm habe ich bisher herausgehört, dass er froh ist, dass ich zu hundert Prozent Priester der Diözese Münster bin, aber gleichzeitig eine menschliche und geistliche Heimat gefunden habe. Bischof Reinhard unterstützt sehr, wenn Priester sich Gemeinschaften anschließen, damit sie Stärkung in ihrem Dienst erfahren und nicht zu vereinsamen drohen. Das war ja auch die Intention des Hl. Josefmaria. Er war davon so erfüllt, dass er das Opus Dei verlassen wollte, um sich noch mehr den Diözesanpriestern zu widmen. Glücklicherweise hat ihm der Hl. Geist aber einen anderen Weg gezeigt.

von Hartwig Bouillon