Köln. Bernhard Buebs bekannte Streitschrift „Das Lob der Disziplin“ (2006) provoziert bei den einen heftigen Widerspruch und erntet von anderen viel Lob. Nicht weniger provokant war das Thema, zu dem das ISM eingeladen hatte: „Charakterbildung der Eliten“. Deshalb sollte ein „kultiviertes Streitgespräch“ stattfinden. Und Dr. Bueb stellte seinem Vortrag vor mehr als hundert Studenten, vielen Lehrern und Eltern eine Definition voran: Von „Elite“ dürfe man sprechen, wenn sie hervorragendes Können mit Verantwortung und Humanität verbinde, wenn sie frei und souverän ihren Weg gehe und anderen ein Vorbild sei. Es gebe nicht nur eine akademische, sondern auch soziale, moralische, politische Eliten usw. Es bedürfe des Mutes, die Ungleichheit der Begabungen anzuerkennen. Worum es ihm aber vor allem ging: akademische und schulische Bildung und Charakterbildung gehören zusammen.
An Beispielen aus dem Schulalltag in Schloss Salem und in angelsächsischen Schulen machte Bueb deutlich: Disziplin, Ordnung, Bereitschaft zum Verzicht seien zwar letztlich nur Mittel zum Zweck, aber ohne sie würde niemand das erreichen, was Wert habe. Letztlich sei wirkliches Glück Folge der Anstrengung. Breiten Raum nehmen in diesen Schulen die Förderung sozialer Verantwortung ein durch obligatorische Dienste für die Hausgemeinschaft, für Benachteiligte, für das Gemeinwesen z.B. bei der Freiwilligen Feuerwehr.
Eine rege Diskussion löste Buebs Plädoyer für eine Ganztagsschule aus. Der Lehrer solle das Kind nicht nur im Unterricht sondern auch bei Freizeitaktivitäten am Nachmittag kennen lernen. Beim Signieren seiner „Streitschrift“ bot Dr. Bueb noch vielen Zuhörern die Gelegenheit zum Gespräch.
Buebs Vortrag war der letzte im Semesterprogramm des ISM. Ab März wird das Studentenwohnheim wegen Modernisierungsmaßnahmen für anderthalb Jahre geschlossen.