"Das hatte Gänsehautfaktor.“ Orgelbauer Burkhard Klimke aus Holzwickede kann immer noch nicht ganz fassen, was ihm und seinem Kollegen Jens Salzmann in den letzten Monaten passiert ist.
Die beiden hatten im letzten Jahr eine Orgel in Bottrop renoviert. Zwar wunderten sie sich, warum ihnen Pfarrer Klaus Klein-Schmeink immer so „akribisch“ auf die Finger schaute, machten sich aber keine weiteren Gedanken darüber. Bis zu dem Tag, an dem sie der Pastor fragte, ob sie nicht eine günstige Orgel wüssten, da eine Kirche der Universität Santa Croce in Rom eine bräuchte. Der Pfarrer hatte nämlich dort studiert.
Sie guckten im Internet nach und fanden ein passendes Musikinstru- ment: „Die Universität Duisburg-Essen verkauft drei Orgeln.“ So nahm die Geschichte ihren Lauf. Im April 2008 flogen die beiden Orgelbauer gemeinsam mit Pfarrer Klein-Schmeink nach Rom, um sich die Örtlichkeiten anzusehen. Dort trafen sie den Rektor der Uni- versitätskirche Sant` Apollinare und unterbreiteten ihm ein Angebot. „Wir haben den Auftrag gleich am nächsten Tag bekommen“, erzählt Klimke. „In Deutschland hätte das Monate gebraucht.“
Doch das blieb nicht der einzige Auftrag. Den nächsten gab es direkt am folgenden Tag. Denn – man sollte es nicht glauben – in Rom herrscht „Orgelnot“. Dazu der Experte: „In Italien gibt es andere Standards als bei uns, was die Pflege und den Erhalt von Orgeln betrifft. Es gibt in Rom 600 Kirchen, aber nur sieben bespielbare Orgeln.“ So war auch der Zustand des musikalischen Herzstückes einer zweiten Kirche namens San Girolamo della Carità alles andere als erfreulich. An diesem kleinen, aber schönen Gotteshaus hatte der hl. Philipp Neri gewirkt. Sie war im 16. Jahrhundert ein kirchenmusikalisches Zentrum gewesen. Die Kirche ist direkt dem Palazzo angeschlossen, in dem sich die Bibliothek der Universität befindet.
Als Klimke und Salzmann sich das Instrument ansahen, das der namhafte Orgelbauer Pantanella im Jahre 1884 gebaut hatte, blutete ihnen das Herz. „Sie war komplett eingestaubt und entsetzlich ver- stimmt. Viele Register waren einfach nicht mehr bespielbar“, berichtet Klimke. Doch die beiden Westfalen gingen begeistert ans Werk. Klimke schwärmt: „So eine historische Orgel zu renovieren, ist ein Höhepunkt für jeden Orgelbauer“. Die italienischen Auftraggeber wunderten sich allerdings über den Eifer der Deutschen. Klimke grinst: „Die kamen abends immer gucken, warum wir denn immer noch da waren.“
Die Arbeit in Rom, die sich von Mitte September bis Mitte Oktober hinzog, ist jetzt erst einmal beendet, doch die Erinnerungen daran werden die beiden bestimmt noch lange begleiten. „Die Menschen waren einfach so herzlich und un- kompliziert. Außerdem war es eine große Ehre für uns, dort arbeiten zu dürfen.“ Die Leute von der Universität schienen ebenfalls mehr als zufrieden, denn sie haben schon zwei weitere Angebote der beiden Deutschen für weitere Reno- vierungen vermittelt. Und bis dahin üben Jens Salzmann und Burkhard Klimke kräftig Italienisch. „Das war nämlich unser einziges Manko. Wir hätten wahrscheinlich noch viel mehr tolle Begegnungen gehabt, wenn wir die Sprache gekonnt hätten. In der Uni, zwischen den Professoren, Studierenden und Angestellten, hatten wir sozusagen Familienanschluss.“ Im April 2009 werden beide wohl wieder gen Süden fahren, um die Wartung der Orgeln zu übernehmen.