Nicht nur brave Matrixhelden

Philosophie-Abend im Kölner Studentenheim Schweidt über Grundfragen der Ethik. Ein Artikel von Alexander Jakowlewitsch Grodskij

Msgr. Dr. Klaus Martin Becker

Viele Leute verstehen nicht, inwiefern die Philosophie ihrem Leben nützen kann. Sie sehen Philosophie als etwas weit von der Realität Entferntes. Aber was ist die Realität? Diese Frage beschäftigt nicht nur die braven Matrixhelden, sondern sie hat schon immer zu den Kernfragen des philosophischen Denkens gehört.

Prof. Chris Kaczor aus Los Angeles und Dr. Klaus-Martin Becker aus Bonn haben bei einer Disputation in Schweidt den ethischen Aspekt unseres Lebens angesprochen: Ist Ethik ohne Gott möglich? Kann ein Mensch, der an Gott nicht glaubt, moralisch handeln? Können Gläubige und Ungläubige zum gemeinsamen Verständnis kommen, von dem, was gut ist, und was böse, um etwa so zu einem gemeinsamen moralischen Urteil über Menschenklonen kommen?

Vor dem Hintergrund solcher Fragestellungen vertrat Prof. Kaczor von der Loyola-Marymount-University/LA die These, dass Ethik ohne Gott durchaus möglich ist. Die Gebote Mose wurden mindestens zum Teil auch anderen, nicht christlichen Völkern bekannt. Die moralischen Gesetze ergeben sich aus unserer Natur und sind da, um den einzelnen und die Gesellschaft als Ganzes zu beschützen. Gott ist allgegenwärtig anwesend. Er ist die letzte Ursache (causa finalis). Er hat unsere Natur so erschaffen, dass wir die Moral brauchen. Aber da die Notwendigkeit von Moral aus unserer Natur und Geschichte hervorgeht, kann man darauf auch ohne Offenbarung kommen. Gott ist mittelbar als Schöpfer des Ganzen immer anwesend, nicht jedoch unmittelbar.

Dr. K.M. Becker hat ergänzend zu der These von Prof. Kaczor darauf hingewiesen, dass für andere Philosophen, wie z.B. Kant Ethik ohne Gott völlig unmöglich war. Für Kant ist Gott überhaupt die einzige Ursache des moralischen Handelns von Menschen.

Das philosophische Gespräch fand statt im Rahmen des diesjährigen Semesterprogramms des Kölner Studentenheims Schweidt. Das internationale Haus mit 40 Studenten und Graduierten aus derzeit 14 Ländern ist ein Bildungsinitiative des Opus Dei.

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