Paulus schreibt den Galatern:„Ich bin mit Christus gekreuzigt worden; nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir. Soweit ich aber jetzt noch in dieser Welt lebe, lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich für mich hingegeben hat! (2,19-20)
Auf dem Weg nach Damaskus hatte Paulus den Herrn im Glanz seiner Herrlichkeit erfahren – denselben Jesus, der am Kreuze gehangen hatte. Diese Erfahrung wurde zu Mitte seines Lebens und seiner Verkündigung. Der Apostel hat den Gekreuzigten ständig vor Augen, „der mich geliebt und sich für mich hingegeben hat“. Jede Teilhabe am Heil, das der Messias und Erlöser uns gebracht hat, ist Teilhabe an seinem Kreuz.
Paulus fürchtet, dass die noch kaum geformten Christen Galatiens irrewerden am Ärgernis des Kreuzes – an der schändlichen Hinrichtungsart Jesu. Was sein Brief dagegen setzt, ist keine Lehre über Jesus, sondern seine eigene existentielle Erfahrung, geradezu mitgekreuzigt zu sein mit Christus. Er empfindet, betrachtet und verkündet den lebenden, konkreten Jesus Christus, den er erfahren hat.
Paulus will, dass so wie er selbst auch alle anderen Christen durch die Begegnung mit Christus bereichert werden. Jesus Christus ist für ihn der Richtpunkt all seiner Bemühungen, die Quelle seiner Kraft, der Maßstab seines Lebens. Wenn wir dem Apostel Paulus darin folgen, entsteht „ eine ganz neue Weise, durchs Leben zu gehen, auf göttliche, übernatürliche, wunderbare Art. Angeregt durch so manchen spanischen Klassiker des sechzehnten Jahrhunderts werden wir dann vielleicht selber die Worte auszukosten begehren: Ich lebe, weil nicht ich lebe, es ist Christus, der in mir lebt.“ (Josefmaria Escrivá, Freunde Gottes 297)
Zum Christsein gehört die Nähe zum Kreuz in ganz unterschiedlichen Erscheinungsweisen. Im Licht des Glaubens gesehen ist jedes angenommene Leiden in seiner Art eine Teilhabe am Kreuz Christi. Im Jahre 2005 haben wir intensiv miterlebt, wie der sterbende Papst Johannes Pauls II. in die Passion Christi eintrat, wie er das Kreuz des Herrn mittrug – und es so auf überzeugende Weise verkündete. Auch unser erlebtes und angenommenes Leiden kann fruchtbar werden, wenn wir darin das Kreuz des Herrn entdecken und mittragen.
Papst Benedikt XVI. sagt: „Paulus identifiziert sich so sehr mit Christus, dass auch er, obwohl er inmitten so vieler Prüfungen lebt, im Glauben des Sohnes Gottes lebt, der ihn geliebt und sich selbst hingegeben hat für seine Sünden und für die Sünden aller (vgl. Gal 1,4; 2,20). Diese autobiographische Angabe des Apostels wird zum Beispiel für uns alle.“