Lebenskultur des Priesters

Unter diesem Titel fand vom 1. bis 3. März im Haus Hardtberg eine Tagung mit 30 Priestern und Seminaristen statt.

Die Sendung des Priesters ist es, ein Mittler zu sein zwischen Himmel und Erde, zwischen Gott und den Menschen. Gerade deshalb muss er beiden Bereichen angehören, um die Menschen zu Gott zu führen. In Jesus Christus, der wahrer Mensch und wahrer Gott ist, ist das Priestertum wirklich in seinem ganzen Umfang erfüllt. Das Sakrament der Weihe verleiht Menschen die Vollmacht, „in persona Christi“ zu handeln. Priester werden „aus den Menschen aus- gewählt und für die Menschen eingesetzt zum Dienst vor Gott“ (Hebr 5, 1). Niemand kann sich selber zum Priester erwählen oder ermächtigen. Gott erwählt und ermächtigt Priester durch die Kirche.

An diese grundsätzlichen Aussagen über das Priestertum erinnerte Professor Klaus Limburg in einem Vortrag über den Hebräerbrief zu Beginn der Tagung „Lebenskultur des Priesters - Treue zu Christus, Treue des Priesters“. Aus Anlass des Priesterjahres der Katholischen Kirche trafen sich vom 1. bis zum 3. März im Haus Hardtberg, Euskirchen, gut 30 Priester und Seminaristen aus dem ganzen Bundesgebiet. 

Ansteckend auf die anderen wirken 

Liturgie und Verkündigung sind die bevorzugten Orte, wo sich die Sendung des Priesters als Mittler zwischen Gott und den Menschen verwirklicht. Professor Peter Hofmann wies in seinem Vortrag „Rezeption im Geist der Liturgie - Konzilsgeist und Konzilskritik bei Papst Benedikt XVI.“ darauf hin, dass Liturgie keine Aufführung vor wissenden Genießern, aber auch kein Religionsunterricht mit anderen Mitteln sei, sondern Gegenwärtigsetzung dessen, was von Gott her uns als Heil zugesagt ist. Das habe die Liturgische Bewegung und das II. Vatikanische Konzil wiederentdeckt. Diese Dimension der Liturgiereform sei durch Fehldeutungen verflacht, die statt Gottes Wirken zu sehr den Menschen in das Zentrum stellten. Nach Hofmann ist es Anliegen des Papstes, dass die Liturgie das Göttliche den Menschen sichtbar mache. Das könne sich die Welt nicht selber schenken. Gott teilt sich in der Liturgie mit.

Sich mitzuteilen ist auch Kern zwischenmenschlicher Kommunikation. Sie ist nicht nur Austausch von Informationen. Die Verkündigung der Kirche, so der Philologieprofessor Albert Gi1 zu den Priestern, sei immer auch auf eine Gemeinschaft angelegt, die ihr Maß in der Liebe Gottes zu den Menschen findet. Sie führe letztlich zu Erbarmen und Gerechtigkeit untereinander.

„Du hast deinen ganz persönlichen Platz im Plan Gottes!“ So formulierte Dr. Harald Bienek die Botschaft, die der Priester im seelsorglichen Gespräch den Gläubigen zusagen könne. Die persönliche Berufung zur Heiligkeit zu entdecken, gebe den Gläubigen den Mut, in eigener Verantwortung dort missionarisch zu wirken, wo sie leben und arbeiten. Ein guter Bürger und Christ wirke ansteckend auf die anderen. Für Bienek ist die Taufe „nicht der Einstieg in das rettende Boot, sondern der Beginn der Ausbildung zu Rettungsschwimmer.“ Kirchliche Pastoral dürfe die Menschen nicht in einem unguten Sinne „einbinden“ wollen, sondern sie freisetzen. 

Bei den Fernseh-Nachrichten beten 

Eine weitere Facette priesterlicher Lebenskultur nahm Pfarrer Klaus Klein-Schmeink in den Blick. „Weil die Medien zum Alltag gehören und wir als Christen, als Priester, nur im Bewältigen unseres Alltags heilig werden können, hat der Umgang mit den Medien für uns auch eine spirituelle Dimension.“ So böten allein schon die Nachrichten genügend Anregungen zu beten, nicht zuletzt auch für die Seelen der Opfer von Kriegen und Katastrophen. Die richtige Nutzung der Medien – gerade auch der digitalen – könne den Priestern helfen, das zu entdecken, was die Gläubigen bewegt, und ermögliche so Anknüpfungspunkte für das persönliche Gespräch sowie für die Predigt. Ebenfalls lasse sich durch die neuen Medien das Studium konkreter Fragestellungen effizient gestalten. Dass gerade auch das Internet durch seine (Über-) Fülle an Informationen eine Versuchung für den Einzelnen darstellen kann, ist Klein-Schmeink bewusst. Hier empfahl er den Einsatz von Filtern, die unmoralische Inhalte blockieren, aber entscheidend sei die Motivation, das Internet zu nutzen: „Das Internet gut gebrauchen heißt immer, es für etwas Bestimmtes zu benutzen. Ansonsten verzettelt man sich.“

Praktische Anregungen für die Medienarbeit in der Pfarrei zeigten die neuen Kommunikationsmittel im Dienst der Verkündigung auf. Christliche Werte lassen sich auch durch das Medium Film vermitteln. Der Kinofilm „Casomai – Trauen wir uns?!“ (Italien 2002), den der Filmkritiker Dr. José García präsentierte, wurde schon häufiger von einem der anwesenden Priester Brautleuten als „digitale Ehevorbereitung“ in Form einer DVD mit auf den Weg gegeben.

Roman Schmied