Kirchenfenster in Puschkin streichen

Junge Frauen helfen bei der Renovierung einer katholischen Kirche bei St. Petersburg

Kirche Hl. Johannes der Täufer in Puschkin, Russland

Pfarrer Alexander lebt seit sechs Jahren in Puschkin. Der gebürtige Spanier aus Valladolid gehört der Priestergesellschaft vom Heiligen Kreuz an. Er ging nach Russland, um dort die katholischen Gläubigen in Puschkin, einst Zarskoje Selo genannt, und Umgebung zu betreuen. Erst vor zwei Jahren bekam die Gemeinde ihre ursprüngliche Kirche zurück, die seit 1938 vom Staat konfisziert war und in der Zwischenzeit als Kaserne, Sporthalle, und Konzertsaal benutzt wurde. Die Gemeinde bemüht sich, ihre Kirche so schön wie möglich zu gestalten. Nach so vielen Jahren anderweitiger Nutzung gilt es vieles zu reparieren, zu reinigen, anzustreichen usw. Über gemeinsame Freunde von Vater Alexander erfuhr eine Mitarbeiterin des Studentinnenheims Müngersdorf, dass eine Gruppe von Jugendlichen ihre Sommerferien nutzten, um das Gebäude der Kirche zu verschönern. Und so startete Ende August auch eine Gruppe aus Köln in Richtung Sankt Petersburg. Sie arbeiteten dort weiter, wo die vorige andere Gruppe aufgehört hatte. Die Fahrt sollte zu einer Gelegenheit werden, anderen Zeit zu schenken, eine andere Kultur kennenzulernen und einen Impuls für den eigenen Glauben zu bekommen.

Beatrice war mit auf der Fahrt und hat ihre Eindrücke festgehalten. Hier folgt ihr Bericht: „Bevor die Reise nach Russland losging, wusste ich nicht, was mich dort genau erwarten würde. Ich hatte nur eine kleine Broschüre mit der Aufschrift ‘Sozialeinsatz in Puschkin’ und wusste, dass wir bei der Renovierung einer Kirche mithelfen würden.

Der Flug von Köln nach St. Petersburg dauerte etwa zweieinhalb Stunden. Nach der Landung gerieten wir erst mal in eine chaotische Passkontrolle. Es gab keine Schlange wie in Deutschland üblich, sondern eine große Menschentraube drängelte sich um die Schalter. Wir wussten, dass wir abgeholt werden sollten, aber von wem und wie, war uns nicht bekannt. Es war kalt und regnerisch. Nach einiger Zeit kam eine freundliche Dame auf uns zu, die sich als Uliana vorstellte und uns zu Fuß vom Flughafen abholte.

Helena bei der Arbeit

Mit unserem Gepäck machten wir uns auf den Weg zur nächsten Bushaltestelle, um von dort aus nach Kolpino in der Nähe von Puschkin zu fahren, wo wir unsere Unterkunft hatten. Das Treppenhaus zu der kleinen Wohnung sah mitgenommen aus, die Farbe blätterte von den Wänden, an denen allerlei Bemalungen zu sehen waren. Die Wohnung selbst war schön und gemütlich, was wir von außen nicht erwartet hatten. Darin gab es zu unserer Überraschung eine kleine Hauskapelle, ein kleines Wohnzimmer, eine Küche und ein Bad. 

Zehn Tage dauerte unser Einsatz. Jeden Tag fuhren wir mit dem Bus nach Puschkin zu unserer Kirche. Von außen sieht sie recht schön aus, innen ist sie allerdings sehr spärlich ausgestattet. Einige Fotos an den Wänden zeigten, dass schon viel an der Kirche getan worden war. Finnische und spanische Jugend- liche hatten Wände und Bänke gestrichen. Unsere Aufgabe bestand nun darin, die Fenster neu anzustreichen. Wir waren froh, dass wir diese Aufgabe geschafft haben. Jetzt lassen sie die Kirche in neuem Glanz erstrahlen.

Nicht nur die Arbeit an den Fenstern gab uns ein Gefühl der Zufriedenheit, sondern auch die Heilige Messe, die jeden Abend gefeiert wurde, sowie die Betrachtungen des Priesters sowie einige Vorträge über den Glauben und die Kirche.

Beatrice und Olga am Alexanderplatz

An zwei Tagen hatten wir die Möglichkeit, uns St. Petersburg anzuschauen, das uns alle be- geisterte. Wir waren auf dem Schlossplatz mit der Alexander-Säule und haben den Winterplast Peters des Großen mit der Ermitage besucht. Wir bewunderten den goldgeschmückten Innenraum und die bunten Zwiebeltürme der Kirche Christi Auferstehung und spazierten durch den Sommergarten sowie den Newskij Prospekt, die Einkaufsmeile von St. Petersburg.

An der Reise nach Puschkin hat mir besonders gefallen, dass wir das Leben der Menschen vor Ort miterleben konnten. Auch wenn die Menschen äußerlich sehr ernst erscheinen, sind sie uns Frauen gegenüber doch sehr gastfreundlich und hilfsbereit. Es ist selbstverständlich, dass man sich gegenseitig hilft und sich unterstützt. Bei einer Einladung eines jungen Ehepaares haben wir eine herzliche Gastfreundschaft erfahren.

Von María Díaz