Kaum ein anderes Land beherbergt auf so engem Raum ein solch buntes Miteinander verschiedener Lebenswelten, Religionen und Kulturen, aber auch Konflikte. Im August 2012 machte sich eine Gruppe von 18 Schülerinnen und Studentinnen desJugendclubs Gronau in Bonn für drei Wochen auf den Weg das Heilige Land zu erkunden – sowohl auf den Spuren Jesu wie auch in der Begegnung mit dem heutigen Israel.
Wir begannen unsere Fahrt in Jerusalem, der beeindruckenden, bunten Stadt, in der die verschiedenen Religionen an jeder Ecke präsent sind. Wir übernachteten mitten in der Altstadt, in der sich Juden, Muslime und Christen in den engen Gassen des Bazar mit seinen vielen kleinen Geschäften und den Heiligen Orten der drei Religionen mischen. Wir besichtigten die Heiligen Stätten wie die Grabeskirche, den Ölberg, die Himmelfahrtskirche, den Garten Gethsemane und die Via Dolorosa. Jede Teilnehmerin hatte ein Referat vorbereitet. so hatten wir stets „Expertin“ zu den jeweiligen Denkmälern und Landschaften.
Sehr beeindruckend waren die Begegnungen mit den Menschen vor Ort. Jenny, eine Studentin aus Jerusalem berichtete uns von den Schwierigkeiten im Alltag der christlichen Palästinenser und betonte, wie wichtig es ihr sei trotzdem in Israel zu bleiben. Im St Louis Hospiz direkt außerhalb der Altstadt erzählte uns Schwester Monika, die seit 20 Jahren dort lebt, von Begegnungen mit den Familien ihrer christlichen, jüdischen und muslimischen Patienten über alle religiösen und politischen Grenzen hinweg.
Eindrucksvoll war auch unser Ausflug nach Bethlehem vorbei an Check-Point und Sicherheitsmauer. Durch das dortige Caritas-Babyhospital führte uns Kamal, ein einheimischer Christ, der die Hoffnung auf Frieden nicht aufgibt und gerade eine Fortbildung zum Touristenführer für ganz Israel macht, um dann, wenn die Mauer weg ist, Gruppen durch das ganze Land führen zu können. „Von Euch Deutschen können wir lernen, dass Mauern eines Tages fallen können!“ sagte er uns zum Abschied.
In Tel Aviv erlebten wir ein ganz anderes Israel: eine moderne Großstadt mit europäischem Ambiente, hier besuchten wir die deutsche Botschaft und sprachen mit dem Kulturattachée über die politische Lage im Land und die israelische Gesellschaft. Assaf, ein junger israelischer Arzt führte uns durch die Straßen Tel Avivs, was uns nach den Tagen in Jerusalem wie eine ganz andere Welt vorkam.
Die letzten 11 Tage unserer Fahrt verbrachten wir in Tabgha am See Genezareth in der Begegnungsstätte „Beit Noah“ für Menschen mit Behinderung oder solche, die durch den Nahostkonflikt körperlichen oder seelischen Schaden davon getragen haben. Für uns stand hier eine ganz besondere Begegnung an: Wir verbrachten die Tage gemeinsam mit einer Gruppe aus der Behinderteneinrichtung „Beit Elisha“ des Kibbutz „Harduf“. Gemeinsam mit den Behinderten und ihren Betreuern machten wir mehrere Ausflüge wie z.B. Rafting im Jordan und eine Wasser-Wanderung. Darüber hinaus lernten wir uns beim gemeinsamen Singen, Schwimmen und Spielen besser kennen. Am Abend saßen wir zusammen oder machten eine Grill-Party. Auch hierbei wurde viel gesungen. Die Zeit mit dieser Gruppe war eine großartige Erfahrung für uns alle, und die Lebensfreude und Herzlichkeit dieser Menschen war einfach ansteckend. Neben den gemeinsamen Aktivitäten unterstützten wir die Betreuer bei ihren Vorbereitungen oder beim Putzen und halfen bei der Gartenarbeit auf dem großen Gelände der Begegnungsstätte. Gerade in Tabgha hatten wir auch noch einmal Zeit die vielen Eindrücke unserer bisherigen Fahrt auszutauschen und zu besprechen. Außerdem gab es Vorträge und Workshops für die Teilnehmerinnen zu aktuellen Themen und über den Glauben.
Eine Teilnehmerin schrieb im Nachhinein: „Mir wurde gesagt, es gibt ein ‚Vor-Israel und ein Nach-Israel‘. Ich hab das zuerst nicht geglaubt, und in Israel selbst ist es mir nicht wirklich aufgefallen. Aber sobald ich wieder hier war, habe ich bemerkt, dass es stimmt. Ich habe mich tatsächlich verändert.“