In meinem Beruf als Familienanwältin werde ich mit den unterschiedlichsten familiären Situationen konfrontiert. Wenn ich die Unterlagen für das Gericht vorbereite, tröstet mich ein praktischer Tipp des hl. Josefmaria: Ich muss hinter den Papieren, die ich bearbeite, Menschen sehen. Auf diese Weise lege ich meine Kunden und ihr Schicksal in Gottes Hände.
Oft stehen die Menschen die zu mir kommen, mitten in einem Familiendrama, so dass ich leicht mutlos werde, wenn ich mir das Leiden dieser Menschen zu sehr zu Herzen nehme. Zum Glück habe ich die Gewohnheit, jeden Tag zur hl. Messe zu gehen. Da kann ich sie alle mitnehmen und in meine Gebete und vor allem das Opfer des Altares mit einschließen. Und immer wenn ich ein Bild der Muttergottes mit dem Jesuskind sehe, bitte ich sie, sich der Sorgen und Probleme aller liebevoll anzunehmen, so wie sie sich um das Kind kümmert, das sie auf dem Arm trägt.
In einem Punkt aus der Spur des Sämanns finde ich einen meiner Lieblingsgedanken ausgedrückt. Er sagt im Hinblick auf die tägliche Zeit des Gebetes: „Es empfiehlt sich, den Tag mit einer ‚Audienz’ bei Jesus Christus zu beginnen.“ Diese Minuten am Morgen bereiten mich auf die Arbeit dieses Tages vor und die Tatsache, mit Gott gesprochen zu haben, erleichtert es mir, während des Tages in der Gegenwart Gottes zu leben. Das nannte der hl. Josefmaria eine einfache und starke Lebenseinheit.
Alles begann bei einem Kurs für Journalistik...
Welch großes Geschenk habe ich mit meiner Berufung zum Opus Dei bekommen! Das beste ist, dass ich diese außerordentliche Botschaft von der Einheit des Lebens in meinem normalen Alltag an jeden, dem ich begegne – Verwandte, Freunde, Kollegen usw. – weiter geben kann: Lebe auch du ein frohes christliches Leben, das immer ein Lächeln für alle hat, zutiefst menschlich ist und dessen einziges Ziel ist, die anderen zu lieben. Und dann diese durch und durch menschliche Existenz zu vergöttlichen, wie der hl. Josefmaria riet, d.h. ihr einen übernatürlichen Sinn zu geben.
Mit 24 Jahren lernte ich das Werk kennen, als ich b ei einer Fortbildung mit einer Frau, die zum Werk gehörte zusammen traf. Bis zu diesem Zeitpunkt kannte ich diese Einrichtung der katholischen Kirche nicht und hatte zudem nur Negatives über sie gehört. Während des Kurses beeindruckte mich die Normalität dieser Teilnehmerin – und so begann zwischen uns eine ehrliche und loyale Freundschaft. Später bat sie mich um Hilfe, denn sie wollte im nächsten Jahr denselben Kurs auf die Beine stellen. Ich nahm ihren Vorschlag begeistert an. Während der Vorbereitungsarbeiten entdeckte ich, wie diese Frau ihre Arbeit zu Gebet machte, ich lernte verstehen, was es bedeutet, alle Aufgaben, die man anpackt, zu heiligen. Die Kohärenz und die Lebenseinheit, die sich in ihrer Arbeit und ihrem normalen Tagesablauf zeigte, faszinierten mich. Vor allem aber war ich innerlich völlig überrascht und glücklich zu erkennen, dass Gott genau das auch für mich vorgesehen hatte. Daher bat ich mit 26 Jahren um die Aufnahme ins Opus Dei.