Geschäftsfrau und Muslima in Kenia

Interview mit Fatuma Hirsi Mohamed, die an der Strathmore University in Nairobi, einen MBA (Master in Business Administration) macht. Die Universität ist ein korporatives Werk des Opus Dei.

Fatuma Hirsi Mohamed.

Als die ersten Mitglieder des Opus Dei nach Kenia gingen, legte ihnen der heilige Josefmaria nahe, künftige Bildungseinrichtungen stets für alle Menschen offen zu halten, gleich welcher ethnischen Herkunft oder Religion sie sind.

Rund fünfzig Jahre später hat die Muslima Fatuma Hirsi Mohamed einen MBA-Kurs an der Business School der Strathmore University in Nairobi begonnen, einem korporativen Werk des Opus Dei.

Fatuma ist Mutter von vier Kindern und Vorstand im wichtigsten kenianischen Medienkonzern. Weitere Engagements: Präsidentin den kenianischen PR-Society, Mitglied im Advertising Standards Board sowie in der Marketing Society. Außerdem setzt sie sich für ein Hilfsprojekt ein, das alle Schulen des Landes mit PCs ausstatten will.

Erzählen Sie uns, wie Sie leben.

Ich bin verheiratet und habe vier Kindern, von denen der Älteste bereits an der Universität studiert. Beruflich bin ich Vorstand bei der Nation Media Group. Weitere Tätigkeiten kommen hinzu.

In der Freizeit treibe ich Sport mit der Familie. Stellen Sie sich das vor: Eine verschleierte Dame, die Golf spielt! Genau das mache ich nämlich. Beruf und Studium verlangen so viel Zeit, da verbringe ich das Wochenende gern mit den Meinen.

Wie halten Sie denn Beruf, Familie und jetzt die Fortbildung im Gleichgewicht?

Wie so viele Leute bin ich ständig in der Gefahr, im Chaos zu versinken. Meine Erfahrung lautet: Wenn ich erst mal im Chaos stecke, kann ich nicht mehr unterscheiden, was wichtig und was nebensächlich ist. So bin ich auf den Trick gekommen, jeden Morgen erst einmal eine ruhige Minute einzulegen und zu überlegen, welche Aufgaben auf mich zukommen. Dann frage ich mich: Was davon ist wirklich von Bedeutung für mich und mein Leben? So kommst Du manchmal darauf, dass Sachen, die Du Dir vorgenommen hast, dem regelrecht entgegen stehen, was die echten Ziele Deines Lebens sind.

Mein Bedürfnis nach einem geregelten Tagesablauf ist für mich fundamental wichtig geworden. Denn als Frau habe ich einen bunten Palette von Aufgaben: Jetzt bin ich Mutter, dann Ehefrau, Freundin, Tochter, Angestellte, Chefin, Krankenschwester, Schneiderin, Entertainer, Beraterin, Lehrerin ... Sie verstehen.

Und jetzt machen Sie noch einen MBA an der Strathmore University. Warum gerade bei Strathmore? Es gibt doch so viele Möglichkeiten.

Vor drei Jahren hatte ich einen MBA-Fernkurs an der weltweit renommierten Warwick Business School belegt. Aber ich konnte das nicht mit meinen sonstigen Verpflichtungen zur Deckung bringen und musste es aufgeben. Das erste Mal in meinem Leben, dass ich etwas aufgeben musste. Aber ich schwor mir, meinen Traum vom MBA trotzdem zu verwirklichen. Das System von Strathmore University gefiel mir, und so habe ich mich dafür entschlossen. Ich bin rundum zufrieden mit meiner Wahl.

In Kenia sind knapp vier Prozent der Bevölkerung muslimische Frauen. Da Sie in so vielen Bereichen unterwegs sind: Ist Ihnen bewusst, dass viele Leute auf Sie schauen?

Ich weiß genau, wie sehr ich als Muslima und als Frau auffalle. Ich bin eine Somali. Wir sind ein Hirtenvolk im Nordosten von Kenia. Meine Leute vernachlässigen die Kindererziehung oft ein wenig, besonders bei den Mädchen. Ich betrachte mich als einen echten Glückspilz, denn meine Eltern haben mir dieselben Chancen geboten wie meinen Brüdern.

Ich lebe in einem vorwiegend christlichen Land, und ich kann zahlreiche Beziehungen nutzen. Schon von daher ist mir bewusst geworden, dass ich eine besondere Verantwortung für die Mädchen habe, die sonst keine Ausbildungschance bekommen. Deshalb haben wir eine NGO mit Namen Gargaar Kenia gegründet, die sich dem Ziel verschrieben hat, möglichst vielen Mädchen im Lande den Zugang zur Schule zu eröffnen.

Strathmore University und Kianda College sind auf Betreiben des heiligen Josefmaria entstanden. Er wollte, dass beide Einrichtungen für alle ethnischen und religiösen Gruppen offen sein sollten. Ihre eigene Erfahrung …

Ist eindeutig. Erst mal habe ich in Kianda eine zweisprachige Ausbildung zur Sekretärin genossen, mit Fertigkeiten, die ich wirklich gebrauchen kann: Schreibmaschine, Gruppendynamik, Büroorganisation. Jetzt an der Strathmore Business School schätze ich dieselbe Professionalität und dasselbe liebenswürdige Ambiente. Kianda und Strathmore sind christlich geprägt. Aber nie hat mich hier jemand anders behandelt, weil ich einer anderen Religion angehöre.

Haben Sie noch einen Rat für Berufsanfänger?

Ja, klare persönliche Ziele haben und lernen, sich an den einfachen Dingen des Lebens zu freuen.