„Die Welt leidenschaftlich lieben“: Der 50. Jahrestag einer Predigt

Am 8. Oktober 1967 hielt der heilige Josefmaria eine Predigt bei einer Messe im Freien auf dem Campus der Universität von Navarra, die den Kern seiner Botschaft über die Heiligung des Alltags enthält.

8. Oktober 1967. Zum ersten Mal wird eine Messe im Freien auf dem Campus der jungen Universität von Navarra gefeiert. Nach der Lesung des Evangeliums nimmt Josefmaria Escrivá ein Manuskript zur Hand. Er tritt langsam ans Mikrophon und liest – für ihn, der die lebendige, direkte Predigt liebte, eine Ausnahme – seine Homilie. Er wollte sich genau an den Text halten. An einen bis ins Detail ausgearbeiteten, genauen Text.

Kraftvoll erklingen seine Worte und finden Widerhall in vielen Herzen. Noch 50 Jahre später beflügeln sie Männer und Frauen auf der ganzen Welt, um Gott im gewöhnlichen Alltag zu suchen.

Im Gespräch mit Fernando Ocáriz, Prälat des Opus Dei

Frage 1: Welche Bedeutung hat diese Homilie?

Die Bedeutung dieser Homilie liegt vor allem darin, dass der heilige Josefmaria – neben anderen Themen, die er mit einer gewissen Einheit gleichfalls aufgreift – uns einmal mehr überliefert, worin der Kern des Geistes des Opus Dei liegt, den der Herr ihm übergeben hat, nämlich die Heiligung des gewöhnlichen Lebens.

Er sagt es mit Worten von dichterischer Schönheit: „Himmel und Erde scheinen sich am Horizont zu vereinigen; aber nein, in euren Herzen ist es, wo sie eins werden, wenn ihr heiligmäßig euren Alltag lebt“. Das ist der Kern. Es ist nichts Neues, denn es ist das Herzstück der Botschaft des Werkes und andrerseits das Evangelium. Im Grunde geht es darum, Gott im Alltag zu finden. Das ist die allgemeine Berufung zur Heiligkeit, die er von Anfang an gepredigt hat. Alles ist Motiv der Heiligkeit, alles ist Gelegenheit zur Begegnung mit Gott. Die gesamte Arbeit, alle Umstände sind Wege der Begegnung mit Gott, Wege der Heiligkeit.

Frage 2: Ist das nach wie vor aktuell?

Das ist immer aktuell. Was für Veränderungen es auch geben mag, welche auch immer die Arbeitsumstände sind, die Städte, die Gewohnheiten. Unzählige Dinge können sich ändern, aber wir werden alle einen gewöhnliches Alltag haben, der im Lauf der Zeit vielleicht ganz anders sein wird als jetzt, der aber immer eine Gelegenheit, ein Ort der Begegnung mit Gott wird sein können.

Frage 3: Was hat Sie am meisten beeindruckt?

Wir sind alle gleich. Alle haben wir unser tagtägliches Leben, in dem wir versuchen wollen, Gott zu begegnen. Mich hat die Kraft beeindruckt, mit der er die Botschaft vorlegt, seine persönliche Überzeugung. Man merkt, dass er nicht eine Theorie vermittelt, sondern von etwas spricht, das tief aus seinem Herzen entspringt. Es ist die Kraft seines persönlichen Zeugnisses.

Dokumentarfilm Die Welt leidenschaftlich lieben (2006)

Volltext der Homilie Die Welt leidenschaftlich lieben
Hl. Josefmaria Escrivá: Amar el mundo apasionadamente. Homilie im Originalton, 8.10.1967