Die Verwöhnungsfalle

Kinder wollen Regeln, Eltern ihren Frieden. Dr. Albert Wunsch, Autor des Buches „Die Verwöhnungsfalle – mehr Konsequenz in der Erziehung“ sprach im neuen Bildungszentrum Wilmershain in Berlin-Wilmersdorf.

Wunsch ist Sozialpädagoge, Erziehungswissenschaftler, Supervisor (DGSv). Außerdem ist er zweifacher Vater und dreifacher Großvater. Hier in geraffter Zusammenfassung seine Erfahrungen und Thesen, mit denen er am 7. Juni 50 Eltern in seinen Bann zog:

„Dafür ist man ja Mutter“

Auf der ersten Folie eine Karikatur mit einem Kind, das juchzend an den beiden Nasenringen der Eltern schaukelt. „Alles haben, alles wollen – nichts können.“

Beim ersten erahnten Regentropfen wird das Kind in die Schule gefahren. „Das macht man ja schon mal gern“, so die verlegene Ausrede. Der stille Ärger über den verwöhnten Balg wird erst mal geschluckt. Auf der Seite der Heranwachsenden spricht sich derweil das Lebenselixier „Genuss ohne An- strengung“ zum erstrebenswerten Ziel herum. Dabei entpuppt sich dann in der Arbeitswelt die Illusion als erschütternde Realität: Die gefragten Kompetenzen wie Kreativität, Problemlösefähigkeit, Verantwortungsbewusstsein, Durchhaltevermögen, Mut und Kraft, Zielstrebigkeit und Teamfähigkeit sind bei vielen jungen Menschen unterentwickelt und nicht „abrufbar“. – Wo auch lernen, wenn nicht erst einmal in der Familie? 

„Starke Eltern – starke Kinder“

Das skandinavische Motto bringt es auf den Punkt: „Starke Eltern – starke Kinder“. Wer als Elternteil die Spannung aushält, einfach mal die Forderungen seines Sprösslings „auszusitzen“, beweist nicht nur starke Nerven, sondern „coacht“ auf diesem Wege auch den Nachkömmling im Durchhaltevermögen, in Toleranz und Rücksicht.  

„Statt Lob Ermutigung“

Ein Lob macht den Gelobten schnell träge und satt. Weitere Ziele und bessere Leistungen oder wenigstens der Erhalt des Status quo können dann nicht erreicht werden. Ermutigung hat jedoch mit Rückmeldung zu tun und koppelt an dem Bemühen oder Ergebnis an: „Du hast es von einer vier auf eine drei geschafft. Gut, du kannst dich also richtig konzentrieren, wenn du willst. Beim nächsten Mal kannst du sicherlich noch etwas besser werden.“ Der Kleine muss selbst Hand anlegen; sollte aber jederzeit Hilfestellung fordern dürfen. Jedoch ohne den verzerrenden Elternanspruch an sich selbst: „Ich helfe, also bin ich.“ 

Für viele war Albert Wunschs Vortrag eine erste Begegnung mit Wilmershain und weckte Interesse, öfter an Veranstaltungen des Bildungszentrums der Prälatur Opus Dei teilzunehmen. 

von Karina Stiller