"Die Kirche wird von ihren Sünden verfolgt."

Benedikt XVI. beginnt seine 15. internationale Apostolische Reise

Heute Vormittag um 8.50 Uhr begann Papst Benedikt XVI. seine internationale Apostolische Reise, die ihn anlässlich des 10. Jahrestages der Seligsprechung in Fátima der Hirtenkinder Jacinta und Francisco nach Portugal führt. Wie es Tradition geworden ist, unterhielt sich der Papst während des Fluges mit den an Bord anwesenden Journalisten. Auf den sexuellen Missbrauchskandal angesprochen, der die Kirche seit einigen Monaten erschüttert, erklärte Benedikt XVI., dass „die größten Kirchenverfolgungen im gegenwärtigen Moment nicht von außen kommen, sondern von den Sünden im Innern der Kirche selbst her stammen".

Der Papst bezeichnete den Missbrauchsskandal als „wirklich erschreckend". Die aktuellen „Leiden" der Kirche als Folge des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen durch Priester seien Teil jener Leiden, die im dritten Geheimnis von Fátima angekündigt worden seien, so Benedikt XVI. in seiner Antwort auf die Frage nach der Bedeutung der Marienerscheinungen von Fátima sowie der Ankündung der Leiden der Päpste im dritten Geheimnis.

Benedikt XVI. brachte zunächst seine Freude über die Reise nach Fátima zum Ausdruck. Die Gottesmutter von Fátima sei für ihn ein Zeichen der Gegenwart des Glaubens, „dass gerade aus den Kleinen eine neue Kraft des Glaubens hervorgeht" und sich die Botschaft von Fátima auf die ganze Welt und die ganze Geschichte ausweitet.

Der Papst erinnerte an seinen Kommentar zum dritten Geheimnis von Fatima aus dem Jahr 2000 und erläuterte, dass in einer Erscheinung ein übernatürlicher Impuls gegeben sei, der sich nicht allein aus der Situation des Menschen ergebe, sondern von Maria, vom Übernatürlichen herstamme.

Das Subjekt sei dabei von historischen, persönlichen und charakterlichen Bedingungen bestimmt und übersetze so einen übernatürlichen Impuls entsprechend seiner Möglichkeiten. Nur der Gang der Geschichte erlaube es, die ganze Tiefe zu erkennen, die dieser konkreten Menschen möglichen Vision eigne.

Die in der Botschaft festgehaltenen „Leiden der Päpste" könnten auf Johannes Paul II. bezogen werden, es würden jedoch Wirklichkeiten der Zukunft der Kirche angegeben werden, die sich allmählich entwickelten und sichtbar werden würden.

Über den Augenblick der Vision hinaus könne man „die Notwendigkeit einer Passion der Kirche" erkennen, „die sich natürlich in der Person des Papstes widerspiegelt". Der Papst jedoch stehe in der Kirche, und somit handle es sich um Leiden der Kirche, die sich auf diese Weise ankündigen.

Es ist für Benedikt XVI. wichtig festzuhalten, dass die Botschaft von Fátima im Wesentlichen nicht als eine Antwort auf besondere Situationen gesehen werden dürfe. Die grundlegende Botschaft bestehe im Aufruf zur Umkehr, zur Buße, zum Gebet und zu den Tugenden. So werde die wahre Antwort deutlich, die die Kirche geben müsse.

ROM, 11. Mai 2010 (ZENIT.org)