Brief des Prälaten zum Jahr des Glaubens

Der Prälat des Opus Dei hat zum Jahr des Glauben einen umfangreichen Brief verfasst. In ihm ruft er dazu auf, eine aktive Rolle bei der Neuevangelisierung zu übernehmen.

Pastoralbrief zum »Jahr des Glaubens«

INHALT

NOTWENDIGKEIT EINER NEUEVANGELISIERUNG 5

ZU DEN WURZELN DES EVANGELIUMS ZURÜCKKEHREN 7

Das Beispiel der ersten Christen 8 Eine Frage des Glaubens 8 Ein fester Stützpunkt 9

EINIGE VORRANGIGE BEREICHE 10

Forschung und Lehre 11 Übereinstimmung zwischen Glauben und Vernunft 1 2 Die öffentliche Moral 13 Die Familie 15

DEN GLAUBEN KENNEN UND BEKENNEN 17

Glaubensbeispiele 17 Das Beispiel des hl. Josefmaria 18 Um den Glauben bitten und diese Tugend vertiefen 19

BILDUNG IN DER GLAUBENSLEHRE 21

Bildung in der Lehre der Kirche 21 Die Glaubenslehre vertiefen 22

VEREINIGUNG MIT CHRISTUS DURCH DAS GEBET

UND DAS OPFER 24

Vereinigung mit Christus am Kreuz 2 4 In den Wunden Christi Zuflucht suchen 2 4 Den Heiligen Geist anrufen 25 Die Waffe des Gebets 26 Das Salz der Abtötung 26

DIE APOSTOLISCHE ARBEIT 27

Jeder an seinem Platz 28 Sauerteig in der Welt 28 Hinaus auf die hohe See! 29 Alle Mittel einsetzen 30

EINE ART ABSCHLUSS 31

Eucharistische Frömmigkeit 31 Veni, Sancte Spíritus! 32 Die marianische Verehrung 33

ANMERKUNGEN 35

Ihr Lieben, Gott schütze Euch!

1 Über das Apostolische Schreiben Porta fídei , in dem der Papst den Beginn des Jahres des Glaubens ankündigt, haben wir uns alle sehr gefreut. Benedikt XVI. hat keine Mühen gescheut, um in einer den Menschen des 21. Jahrhunderts zugänglichen Sprache die Grundinhalte des Evangeliums darzulegen. In diesem Sinne kündigte er zum 50. Jahrestag des Beginns des Zweiten Vatikanischen Konzils am 11. Oktober 2011 ein Jahr des Glaubens an. Dieses beginnt am 11. Oktober 2012 und dauert bis zum Christkönigssonntag am 24. November 2013. Der Beginn des Glaubensjahres fällt darüber hinaus mit dem 20. Jahrestag der Apostolischen Konstitution Fidei depositum zusammen, durch die der sel. Johannes Paul II. die Veröffentlichung des Katechismus der Katholischen Kirche anordnete. Dieser Text besitzt einen außerordentlichen Wert für die persönliche Bildung sowie für die Katechese, die wir ohne Pause in allen Lebensbereichen erteilen sollen.

Mit dem Jahr des Glaubens ergeht deshalb eine neue Aufforderung an jedes einzelne der Kirchenmitglieder, damit wir ein lebendiges Bewusstsein des Glaubens erlangen, damit wir uns bemühen, ihn zu vertiefen und ihn treu in die Tat umzusetzen. Gleichzeitig sollen wir uns bemühen, den Glauben zu verbreiten, und ihn durch das Zeugnis des Beispiels und des Wortes den unzähligen Menschen mitzuteilen, die Christus nicht kennen beziehungsweise keinen Umgang mit ihm pflegen.

Der Heilige Vater beklagt, dass zahlreiche Christen – auch viele von ihnen, die sich als katholisch bezeichnen – sich mehr um die sozialen, kulturellen und politischen Auswirkungen ihres Einsatzes kümmern und dabei den Glauben immer noch als eine selbstverständliche Voraussetzung des allgemeinen Lebens betrachten. In Wirklichkeit aber besteht diese Voraussetzung nicht nur nicht mehr in dieser Form, sondern wird häufig sogar geleugnet. Während es in der Vergangenheit möglich war, ein einheitliches kulturelles Gewebe zu erkennen, das in seinem Verweis auf die Glaubensinhalte und die von ihnen inspirierten Werte weithin angenommen wurde, scheint es heute in großen Teilen der Gesellschaft aufgrund einer tiefen Glaubenskrise, die viele Menschen befallen hat, nicht mehr so zu sein. 1

2 Diese Überlegungen sind nicht neu. Auch wenn es paradox erscheint, zeichnete sich bereits seit dem Abschluss des Zweiten Vatikanischen Konzils die Gefahr ab, dass sich in vielen Bereichen der Kirche die von dieser Versammlung hervorgerufene Begeisterung in bloßen Worten erschöpfen könnte, ohne dass das Leben der Gläubigen tiefgründig berührt würde. Es deutete sich sogar an, dass sich durch irrige Auslegungen und Anwendungen der Konzilslehren der authentische christliche Geist irrtümlich dem Zeitgeist angleichen würde statt die Welt in die übernatürliche Ordnung zu heben.

Wir, die wir diese Zeit erlebt haben, erinnern uns an den Schmerz, mit dem nach Konzilsende Paul VI. oft die große Glaubens-, Disziplin-, Liturgie- und Gehorsamskrise beklagte, die diese Teile der Kirche überschattete. Der hl. Josefmaria übernahm diese Sorge des Heiligen Vaters. In einem Brief, den er kurz vor dem Abschluss des Konzils an seine Kinder richtete, schrieb er: Ihr kennt die Liebe, mit der ich im Laufe dieser Jahre die Konzilsarbeit begleitet habe und zu der ich mit meinem Gebet und gelegentlich auch mit meiner Arbeit beigetragen habe. Ihr kennt ebenfalls meinen Wunsch, den Entscheidungen der kirchlichen Hierarchie bis in die kleinsten Details hinein selbst treu zu folgen. Auch möchte ich, dass Ihr sie ebenso treu befolgt, nicht als Untergebene, sondern mit kindlicher Liebe, mit der Zuneigung derjenigen, die sich als Mitglieder des Leibes Christi empfinden und es auch sind.

Ich habe Euch außerdem meinen Schmerz gegenüber denjenigen nicht verheimlicht, die das Konzil nicht als einen feierlichen Akt im Leben der Kirche und als Ausdruck des übernatürlichen Handelns des Heiligen Geistes ansehen, sondern als Möglichkeit der Selbstbehauptung, um die eigenen Meinungen zu verbreiten oder noch schlimmer, um der Kirche Schaden zuzufügen.

Das Konzil steht unmittelbar vor seinem Abschluss. Wiederholt wurde angekündigt, dass die gegenwärtige die letzte Sitzungsperiode sein wird. Wenn Ihr diesen Brief in Händen haltet, wird bereits die nachkonziliare Zeit begonnen haben. Mein Herz erzittert, wenn ich daran denke, dass dies Anlass zu neuen Wunden im Leib der Kirche liefern kann.

Die auf ein Konzil folgenden Jahre sind immer besonders wichtig. Denn sie erfordern Fügsamkeit, um dessen Entscheidungen anzuwenden, sowie Glaubensstärke, übernatürlichen Geist, Liebe zu Gott und zur Kirche Gottes, Treue zum Papst . 2

Als der heilige Josefmaria so sprach, ließ er sich keineswegs vom Pessimismus leiten. Er wollte freilich unterstreichen, dass damals und immer Frauen und Männer des Glaubens nötig sind.

3 Trotz aller Bemühungen seitens des Lehramtes im letzten halben Jahrhundert, trotz des treuen Zeugnisses vieler Menschen, unter ihnen auch Heilige, hat sich die Verwirrung über die ganze Welt verbreitet. So schreibt der Papst: Wir dürfen nicht zulassen, dass das Salz schal wird und das Licht verborgenen gehalten wird (vgl. Mt 5,13–16). Auch der Mensch von heute kann wieder das Bedürfnis verspüren, wie die Samariterin zum Brunnen zu gehen, um Jesus zu hören, der dazu einlädt, an ihn zu glauben und aus der Quelle zu schöpfen, aus der lebendiges Wasser hervorsprudelt (vgl. Joh 4,14). Wir müssen wieder Geschmack daran finden, uns vom durch die Kirche treu überlieferten Wort Gottes und vom Brot des Lebens zu nähren – Gaben, die allen zur Stärkung angeboten werden, die seine Jünger sind (vgl. Joh 6,51). Die Lehre Jesu ertönt nämlich noch in unseren Tagen mit derselben Kraft: ›Müht euch nicht ab für die Speise, die verdirbt, sondern für die Speise, die für das ewige Leben bleibt‹ ( Joh 6,27). Die Frage derer, die ihn hörten, ist die gleiche auch für uns heute: ›Was müssen wir tun, um die Werke Gottes zu vollbringen?‹ ( Joh 6,28). Die Antwort Jesu kennen wir: ›Das ist das Werk Gottes, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat‹ ( Joh 6,29). An Jesus Christus zu glauben ist also der Weg, um endgültig zum Heil zu gelangen . 3

4 Das Jahr des Glaubens bietet einen hervorragenden Anlass, den empfangenen göttlichen Schatz tiefer zu erfassen, um diese Tugend in konzentrischen Kreisen zu verbreiten, die sehr weit reichen sollen. Damit bietet sich uns eine glänzende Gelegenheit an, der von der Welt so sehr benötigten Neuevangelisierung einen starken Antrieb zu geben, der bei unserer täglichen Besserung mit Taten im Umgang mit den drei göttlichen Personen beginnen soll. Dazu suchen wir in Marias und Josefs Glauben Schutz. Der hl. Josefmaria betrachtete und bewunderte sie in besonderem Maße, um in seiner Identifizierung mit Christus, mit Gottes Willen voranzuschreiten. Wenn wir die Menschen dazu bewegen wollen, dass sie Gott näher kommen, dann müssen wir zu ihnen insbesondere durch unser Leben als Christen sprechen.

Wir wissen, dass unser Vater unaufhörlich auf die Apostel und auf die ersten Christen schaute. In den Zwölf sowie in den Urgemeinden der Männer und Frauen, die Christus nachfolgten, glänzte kraftvoll die Sicherheit ihres Glaubens an Christus, an seine Lehren. Sie konnten und wollten die Schritte des Erlösers auf den Wegen der Menschen erforschen. Es ist keineswegs abwegig zu denken, dass sich zahlreiche Gelegenheiten in ihr Gedächtnis einbrannten, in denen Jesus die Kranken, die Gebrechlichen, sie selbst dazu aufforderte, dass sie sich an ihn wenden sollten, dass sie mit Glauben beten und bitten sollten. Ebenso selbstverständlich ist es, dass sich in ihre Seele Jesu väterlicher Tadel wegen ihres Unglaubens einprägte, gerade bevor er sie in alle Welt sandte, um die Frohe Botschaft zu verkünden (vgl. Mk 16, 14–15).

Offenkundig waren sich die ersten Christen bewusst – es sind zahlreiche Zeugnisse über ihr Handeln auf uns gekommen –, dass auch sie fest an die göttliche Gnade glauben sollten, um das Gebot zur Verbreitung der Lehren Christi zu erfüllen.

Die Zwölf sowie jene, unsere Brüder und Schwestern, waren sich bewusst, dass diese vom Sohn Gottes besonders geforderte Tugend den Weg zur Hoffnung auf die Erfüllung des Erlösungsplans erschließt. Gleichzeitig wurde ihre Liebe und Dankbarkeit gegenüber dem dreieinigen Gott immer stärker, immer apostolischer, das heißt fähig, Menschen aus allen Lebensvollzügen und Berufen zur Wahrheit zu bewegen.

5 Meine Töchter, meine Söhne: Das gleiche geschieht heute. Denn die Mittel, wie der hl. Josefmaria wiederholte, sind dieselben: das – gelebte! – Evangelium und das Kreuz.

Wir sollen stets verbreiten, dass das Wiederfinden der Freude und der Sicherheit im Glauben eine Pflicht für die Weltkirche, für die ganze Kirche ist. Sie steht demnach nicht nur den Hirten zu, sie betrifft vielmehr alle Gläubigen. Zwar sollen die Hirten selbstverständlich mit ihrem Beispiel und ihren Ermahnungen vorangehen – so schreibt der Papst im motu proprio , mit dem er diese besondere Zeit in der Kirche ausgerufen hat. Der Heilige Vater lädt jedoch alle ein, sich die Aufforderung anzueignen, den Schatz der Lehren Christi allen anderen Menschen mitzuteilen.

In einer Notemit pastoralen Hinweisen zum Jahr des Glaubens vom 6. Januar rät die Kongregation für die Glaubenslehre den Bischöfe dazu, unter Berücksichtigung der besonderen pastoralen Umstände des ihnen anvertrauten Teils der Gläubigen diesem Thema einen Hirtenbrief zu widmen .4 Dies habe ich mir mit diesem Brief vorgenommen. Sein einziges Ziel besteht darin, Euch einen weiteren Anreiz zu liefern, damit jeder einzelne selbst und auch zusammen mit den anderen die Schönheit des von Gott empfangenen Glaubens betrachtet, sie in seinem Alltag in die Tat umsetzt und sie ohne Menschenfurcht verbreitet.

In der Note mit pastoralen Hinweisen heißt es auch: »Die Heiligen und Seligen sind die authentischen Zeugen des Glaubens«5 ; daher wird den Hirten empfohlen, Leben und Lehre so vieler Heiligen bekannt zu machen. Folgerichtig lasse ich mich für diesen Brief oft von den schriftlichen und mündlich überlieferten Lehren des hl. Josefmaria, dem geliebten Gründer des Opus Dei inspirieren, einem Heiligen, der durch die von ihm hervorgebrachten Früchte sein gänzliches Festhalten am Vertrauen auf Gott verdeutlicht.

NOTWENDIGKEIT EINER NEUEVANGELISIERUNG

6 In ihrem Voranschreiten hat die Menschheit den Hunger nach dem Wort und der Kenntnis Gottes gespürt, und sie wird ihn heute und immer spüren, obwohl sich viele Menschen dieses tiefgreifenden Bedürfnisses ihrer Seele nicht bewusst sind. Uns, die wir vom Herrn die Gabe des Glaubens erhalten haben, kommt die Pflicht zu, aufzuwachen und diejenigen aufzuwecken, die sich in diesem Dämmerschlaf des Todes und der Unwirksamkeit befinden. Das Jahr des Glaubens , das im Rahmen der der Neuevangelisierung gewidmeten Versammlung der Bischofssynode eröffnet wird, stellt für alle einen neuen Ansporn dar. Es ist der Augenblick gekommen, schneller voranzukommen – so wie die Läufer zum Endspurt ansetzen, wenn sie sich dem Ziel nähern.

Ich erinnere mich sehr lebendig daran, wie der Ehrwürdige Diener Gottes Alvaro del Portillo uns ermutigte, an der Aufgabe einer Neuevangelisierung persönlich teilzunehmen. Bereits zu Weihnachten 1985 schrieb er einen Hirtenbrief mit Ratschlägen zur intensiveren Mitarbeit bei der Neuchristianisierung einiger Länder, in denen eine fortschreitende Schwächung des christlichen Lebens offenbar wurde. Er warnte vor dem aus den wirtschaftlich entwickelteren Ländern kommenden neuen Heidentum , das sich wie heute »durch eine Suche nach dem materiellen Wohlstand um jeden Preis auszeichnete sowie durch die damit einhergehende Vergessenheit – oder besser gesagt, durch die Angst, durch ein regelrechtes Grausen – vor allem, was Leid verursachen kann. «6

Zu dieser gewaltigen apostolischen Arbeit ist die Notwendigkeit hinzu­gekommen, auch die Völker und Gesellschaften aus Mittel- und Osteuropa zu betreuen, die jahrzehntelang unter dem Joch des kommunistischen Materialismus gelebt und durch ein langes und stilles Martyrium uns alle in der Freiheit gehalten haben.

Erneuern wir jeden Tag den Wunsch, Christus auf die Spitze und in den Mittelpunkt der menschlichen Wirklichkeit zu stellen. Dazu ist es erforderlich, im persönlichen Umgang mit Gott und in der Hingabe an die anderen zu wachsen und so im Rahmen unserer geringen Möglichkeiten – das heißt, mit der vollständigen täglichen Hingabe – zu einer durch die Gnade und das Salz des Evangeliums erneuerten Welt beizutragen; einer Welt, die der Herr seinen Jüngern anvertraut hat. Sollte irgendwann einmal der Pessimismus in die Seele Einzug halten wollen, weil wir die Früchte unserer Arbeiten nicht sofort ernten, dann sollten wir diese Hoffnungslosigkeit weit von uns weisen, weil nicht wir es sind, die Gottes Pläne verwirklichen. Denn wir sind voller Fehler, wir sind nichts Besonderes. Unterschiedliche Perikopen der Heiligen Schrift bestärken uns in ihren zahlreichen Andeutungen, dass inter medium montium pertransibunt aquæ ( Ps 103/104, 10). Diese Gewissheit steht jedem noch so kleinen Fünkchen Mutlosigkeit entgegen, selbst wenn die Hindernisse so hoch sein sollten wie die Berggipfel selbst. Dieser Weg ist dazu angetan, dass wir in den Himmel gelangen. Denn wir sind uns sicher, dass die göttlichen Gewässer all unsere Beschränkungen reinwaschen und sie auch dazu antreiben, zur Gegenwart Gottes zu gelangen.

7 Es kommen mir einige Worte des hl. Josefmaria in den Sinn, die er kurz vor seinem Heimgang in den Himmel schrieb. Beim Betrachten der Glaubens-, Tugenden- und Wertekrise, die bereits damals in vielen Lebensbereichen sichtbar wurde, schrieb er 1973 mit übernatürlichem Sinn und apostolischem Eifer: In Zeiten tiefgreifender Krisen in der Kirchengeschichte waren es niemals viele, die treu geblieben sind und die darüber hinaus genügende geistliche und lehrmäßige Bildung, moralische und geistige Reserven besaßen, um sich den Vertretern des Bösen entschieden zu widersetzen. Diese Wenige aber erfüllten erneut mit Licht die Kirche und die Welt . 7 Wir sollen dafür sorgen, dass viele Frauen und Männer das Leben der Gnade annehmen und darin Schutz und Stärke finden.

Die Neuevangelisierung nimmt sich besonders dringend in Europa und in den entwickeltsten Ländern aus. Im Nachsynodalen Apostolischen Schrei­ben Ecclesia in Europa schilderte der selige Johannes Paul II. die religiöse Lage der Gesellschaft in der Alten Welt. Zwar sollte dieses Schreiben die Schlussfolgerungen der Sonderversammlung der europäischen Bischofssynode enthalten. Seine Bekräftigungen können jedoch darüber hinaus auf viele andere Orte angewandt werden. Denn nach zwanzig Jahrhunderten trifft es sogar auf Länder alter christlicher Tradition zu: »Die Zahl der Nichtgetauften nimmt zu, sei es aufgrund der beträchtlichen Anwesenheit von Einwanderern, die anderen Religionen angehören, sei es deshalb, weil auch Kinder aus traditionell christlichen Familien (…) die Taufe nicht empfangen haben. «8 Der Papst stellte dann abschließend fest: »Tatsächlich ist Europa inzwischen zu jenen traditionell christlichen Gebieten zu rechnen, in denen außer einer Neuevangelisierung in bestimmten Fällen eine Erstevangelisierung nötig erscheint. «9 Erst- und Neu evangelisierung: dies sind zwei Arten der Verkündigung des Evangeliums, die die Lage der Kirche und der Welt von uns erfordern.

8 Die Wirklichkeit des Missionar mit Sendung sein und nicht Missionar heißen , die der hl. Josefmaria im Weg im Punkt 848 anspricht, steht in der Wurzel, am Ursprungspunkt der Sendung – Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch ( Joh 20, 21). Sie gestaltet die historischen Formen, die im Leben der Kirche Christi Sendung annehmen sollte, von der Betreuung des Glaubenslebens der Katholiken (Seelsorge, Brüderlichkeit) bis zur Verkündigung Christi des Erlösers an die Heiden (Erstverkündigung, Evangelisierung), von der brüderlichen Beziehung zu den nichtkatholischen Christen, um sie zur vollen Gemeinschaft zu führen (Ökumene), bis zur Neuverkündigung Christi und seiner Lehre an die Getauften, die ihn verlassen haben und seine Lehre ablehnen (Neuevangelisierung). Wir Gläubige des Opus Dei sind mit unserem ganz säkularen Charakter dazu gerufen, die verschiedenen Dimensionen der einzigen ›Sendung‹ der Kirche aufzunehmen.

Der hl. Josefmaria wiederholte es eindringlich: Wir sind Missionare mit Sendung, ohne Missionare zu heißen. Missionare sowohl auf den asphaltierten Straßen in Rom, New York, Paris, Mexiko, Tokio, Buenos Aires, Lissabon oder Madrid, Dublin oder Sydney als auch mitten in Afrika . 10 Die Notwendigkeit, den Glauben erstmalig zu verkünden, beschränkt sich nicht mehr auf die traditionell als Missionsländer bekannten Gebiete. Leider betrifft diese Aufgabe die ganze Erde. Und dieser großen Aufgabe müssen wir uns widmen.

Diese Verantwortung darf sich nicht in bloßen Überlegungen erschöpfen; jeder einzelne, jede einzelne von uns soll sich fragen: Wie trage ich dazu bei? Vorher sollen wir erwägen, wie sich der Glaube auf unser Handeln auswirkt. Fragen wir uns ebenfalls, ob wir täglich für diese Gabe danken und dann den anderen diesen großen Schatz mitzuteilen trachten. Erheben wir unser Herz zu Gott, indem wir bitten: adauge nobis fidem ( Lk 17, 5), damit wir alle besser beten; adauge mihi fidem , damit ich so arbeite, dass ich mich heilige und die anderen heilige, damit ich meiner Freundschaft einen ununterbrochenen christlichen Sinn verleihe. Vergessen wir nicht das geflügelte Wort, dass die beste Predigt ein gutes Beispiel ist. So folgen wir den Schritten Jesu, der cœpit facere et docere (vgl. Apg 1, 1), der getan und gelehrt hat.

Seien wir davon überzeugt: In den verschiedenen Lebensbereichen » ist – auch für die bereits Getauften – eine erneute Verkündigung nötig . Viele (…) Zeitgenossen meinen zu wissen, was das Christentum ist, kennen es jedoch nicht wirklich. Häufig sind sogar die wesentlichen Elemente und Grundbegriffe des Glaubens nicht mehr bekannt. «11 Wir sollen uns mit unserem Leben und mit unserer Bildung in der Glaubenslehre dieser Herausforderung stellen. Bedenken wir ohne Mutlosigkeit, dass die apostolische Sendung, zu der der Herr die Christen drängt, die sich als Kinder Gottes wissen, in unserer Zeit eine unterschiedliche Tonlage erfordert, je nach den Umständen des Milieus, des Ortes, der Menschen, denen jede oder jeder einzelne begegnet. Wir sollen die Menschen in unserer Umgebung und diejenigen, mit denen wir Umgang haben, in Kontakt mit Christus bringen. Wir sollen dafür sorgen, dass sie das Antlitz unseres Erlösers erkennen oder wiedererkennen . Wir sollen sie auf ihrem Weg in seiner Nachfolge bestärken, auch wenn sie deshalb gegen den Strom schwimmen müssen.

9 Was für eine großartige Arbeit steht uns bevor! Wir werden in Demut und mit dem persönlichen Wunsch, heilig zu werden, die Menschen besonders mit unserem Beispiel erreichen. Seien wir uns bewusst, dass die Bemühungen, uns trotz unserer persönlichen Fehler durch und durch als Christen zu verhalten, zu dem Licht gehört, das der Herr in der Welt entzünden möchte. Haben wir keine Angst, in mit dem Glauben unvereinbaren Aspekten mit unserer Umgebung in Konflikt zu geraten, selbst wenn uns diese Haltung materielle oder gesellschaftliche Nachteile verursachen sollte. Seid davon überzeugt und weckt in den anderen die Überzeugung, dass wir Christen gegen den Strom schwimmen müssen. Gebt euch diesbezüglich keinen Illusionen hin. Denkt daran: Gegen den Strom schwamm Jesus, gegen den Strom schwammen auch Petrus und die anderen Ersten sowie alle anderen, die im Laufe der Jahrhunderte beständig Jünger des Meisters sein wollten. Seid also gewiss, dass nicht die Lehre Jesu dem Zeitgeist angepasst werden soll. Der Zeitgeist soll sich vielmehr dem Licht des Erlösers öffnen. 12

Deshalb richten wir unseren Blick auf den Erlöser und bitten ihn darum, dass er uns seinen Frieden sowie die Fähigkeit schenke, den Menschen, die das Unverständnis fördern, zu verzeihen und sie zu lieben. Beten wir hartnäckig für diejenigen, die hartnäckig die Kirche, deren Hierarchie und die Katholiken an den Pranger stellen wollen. Versuchen wir im Bewusstsein unserer persönlichen Schwäche ohne Unterlass Böses mit Gutem zu vergelten. Als Folge unserer Vereinigung mit Gott wollen wir die Menschen lieben, die die Religion verfolgen oder sie in die Sakristeien, in den ausschließlich privaten Bereich verbannen wollen.

Wenn andererseits die Menschenfurcht den apostolischen Eifer nicht bremsen darf, wird ihn der Gedanke an die persönliche Schwäche oder an den Mangel an Mitteln erst recht nicht aufhalten, weil wir nicht auf unsere Kräfte, sondern auf Gottes Gnade vertrauen: omnia possum in eo, qui me confortat ( Phil 4, 13). In diesem Zusammenhang schrieb der Gründer des Opus Dei: Bleibt alle im Gebet vereint. Dies ist (…) der Ursprung unserer Freude, unseres Friedens, unserer Gelassenheit und deshalb auch unserer übernatürlichen Wirksamkeit . 13 An anderer Stelle fügte er hinzu: Welche anderen Ratschläge könnte ich euch noch geben? Nun, dass ihr all das tut, was die Christen immer getan haben, die wirklich Christus nachfolgen wollten, angefangen bei jenen ersten, die Jesu unmittelbare Nähe erfuhren: häufigen Umgang mit dem Herrn in der Eucharistie, kindliche Anrufung der seligsten Jungfrau, Demut, Mäßigkeit, Abtötung der Sinne (…) und die Buße 14 ; ein starker Glaube, der im Allmächtigen Herrn begründet ist. Der Optimismus und die Festigkeit des hl. Josefmarias sind eigentlich schwer zu erklären. Ihn haben unter vielen anderen Texten immer die Worte des Psalms ermuntert: in lumine tuo videbimus lumen ( Ps 35/36, 10), denn in seinem Licht schauen wir das Licht.

ZU DEN WURZELN DES EVANGELIUMS ZURÜCKKEHREN

10 In der Vergangenheit sah sich Europa oft Zeiten schwerwiegender Veränderungen und Krisen gegenübergestellt, aber »es hat sie immer dadurch überwunden, dass es neue Kraft aus dem unerschöpflichen Vorrat an lebendiger Kraft des Evangeliums nahm «15 . Diese 1995 geäußerte Aussage Johannes Pauls II. bekräftigt den Weg, dem wir zu folgen haben. Es gibt keinen anderen Weg als zu den Wurzeln unseres Glaubens zurückzukehren, damit wir uns mit der lebendigen Kraft durchtränken lassen, die sie uns vermitteln – das ist das Ziel der Ausbildung in der Glaubenslehre, die das Werk uns erteilt. Von dort aus können wir überall Frauen und Männer in einen lebendigen Kontakt zu Christus setzen.

Der hl. Josefmaria sagte, den Glauben leben bedeutet auch, ihn den anderen mitzuteilen . Um dies zu erreichen, müssen wir mit ihnen den Weg zusammen gehen und ihnen zuhören, wenn sie über die Schwierigkeiten, die sie mit der christlichen Botschaft haben, sprechen. Wir sollen sie verstehen und ihnen zeigen, dass wir sie verstehen, so dass sie sich durch unser orientierendes Gespräch verstanden und beraten fühlen. Wenn wir zusammen mit den Menschen voranschreiten, werden wir ihnen mit Liebe und Verständnis das Evangelium, das lebendige Wort des Herrn, mitteilen. Wir werden ihnen also den großartigen christlichen Geist zeigen, der Vernunft und Glauben zur Übereinstimmung bringt, der auf alle Fragen eine Antwort gibt und der alle Unruhe des menschlichen Herzens besänftigt. Auf diese Art und Weise bereiten wir sie vor, damit sie sich nach den Sakramenten sehnen und damit sie sich auf deren Empfang vorbereiten.

Häufig wird Gottes Gnade in den Seelen das übernatürliche Gebäude, angefangen bei den Fundamenten, bauen müssen. Wir können das Streben nach Solidarität, den Wunsch, Gutes zu tun, der in den neuen Generationen – und nicht nur in ihnen – festzustellen ist, zum Anlass nehmen, damit sie den Erlöser entdecken. Dazu ist es erforderlich, dass wir ihnen die Lehre mit Sprachengabe verkünden, dass wir nach und nach wie auf einer leicht ansteigenden Ebene die Fundamente legen, bis sie ein festes christliches Leben erworben haben.

Das Beispiel der ersten Christen

11 Ich wiederhole es: Wir sollen das Verhalten der Aposteln und unserer ersten Glaubensbrüder oft betrachten. Sie waren nur wenige, ihnen mangelte es an menschlichen Mitteln, lange Zeit hindurch gab es unter ihnen weder große Denker noch prominente Mitglieder. Sie lebten in einer von Gleichgültigkeit geprägten Gesellschaft ohne Werte, die in vielerlei Aspekten der Gesellschaft ähnelt, der wir heute begegnen. Trotzdem ängstigten sie sich nicht. Sie führten ein wunderbares Gespräch mit allen Menschen, denen sie auf ihren Reisen und Pilgerfahrten begegneten. Wenn die Apostel diesen übernatürlichen Dialog mit all diesen Menschen nicht geführt hätten, gäbe es keine Kirche . 16 Ihre Zeitgenossen, Frauen und Männer, erfuhren eine tiefgreifende Verwandlung, nachdem sie von der göttlichen Gnade berührt worden waren. Sie schlossen sich nicht einfach einer neuen Religion an, die vollkommener als die zuvor bekannten war. Durch den Glauben entdeckten sie vielmehr Christus und verliebten sich in ihn, in den Gottmenschen, der sich für sie hingegeben hatte, der auferstanden war, um ihnen die Himmelspforte zu öffnen. Diese unerhörte Tat drang mit gewaltiger Kraft in die Seelen der ersten Christen ein. Sie verlieh ihnen eine Stärke, die jeder Prüfung standhielt. »Niemand hat an Sokrates soweit geglaubt, dass er für seine Lehre sterben würde«, schreibt Justin in der Mitte des 2. Jahrhunderts. »Aber für Christus haben sogar Handwerker und Unwissende nicht nur die Meinung der Welt, sondern auch die Angst vor dem Tod verachtet. «17

In einer Welt, die sich nach der Erlösung sehnte, ohne zu wissen, wo sie sie finden sollte, brach sich die christliche Lehre wie ein entzündetes Licht mitten in der Dunkelheit Bahn. Mit ihrem Verhalten konnten die ersten Christen vor ihren Mitbürgern die erlösende Klarheit zum Glänzen bringen. Sie wurden zu Boten Christi, in Einfachheit, mit Natürlichkeit, ohne Aufsehen zu erregen, durch die Übereinstimmung zwischen ihrem Glauben und ihrem Handeln. »Unsere Stärke beruht nicht auf großen Worten, sondern im Tun «18 , schrieb einer von ihnen. Dadurch verwandelten sie die heidnische Welt.

Im Apostolischen Schreiben, das der selige Johannes Paul II. zur Vorbereitung auf das große Jubiläum im Jahre 2000 an die gesamte Kirche richtete, schrieb er: »In Christus ist die Religion nicht mehr ein ›tastendes Suchen‹ (vgl. Apg 17, 27), sondern Glaubensantwort an Gott, der sich offenbart: Antwort, in welcher der Mensch zu Gott als seinem Schöpfer und Vater spricht; Antwort, die von jenem einzigen Menschen ermöglicht wurde, der zugleich das Wort, eines Wesens mit dem Vater, ist, in dem Gott zu jedem Menschen spricht und jeder Mensch dazu befähigt wird, Gott zu antworten. «19 Eine Frage des Glaubens 12 In diesen Worten erblicke ich eine weitere Überlegung, die ich im Hinblick auf die Notwendigkeit anstellen wollte, uns ohne Unterlass in der Neuevangelisierung der Gesellschaft zu engagieren. Wir brauchen vor allem einen beständigen Glauben, eine beständige Hoffnung. Das bedeutet, dass wir in jedem Augenblick zutiefst davon überzeugt sind – mit einer Überzeugung, die aus dem Umgang mit der Dreifaltigkeit hervorgeht –, dass es möglich ist, die Richtung unserer Welt zu ändern, alle menschlichen Tätigkeiten auf die Ehre Gottes und auf die Bekehrung der Menschen auszurichten. Kampf und Leid werden gewiss nicht fehlen, aber wir werden immer in lætitia , mit Freude und Vertrauen vorankommen, weil wir auf die göttliche Verheißung zählen dürfen: Fordre von mir und ich gebe dir die Völker zum Erbe, die Enden der Erde zum Eigentum ( Ps 2, 8).

Es beeindruckt – ich wiederhole es – zu sehen, wie sich die Apostel ohne andere Mittel als den Glauben an Christus und durch eine sichere und freudige Hoffnung ermuntert über die gesamte damals bekannte Welt verbreiteten, wie sie die christliche Lehre überallhin brachten. Der hl. Josefmaria freute sich, wenn er ihre Feste und die der heiligen Frauen feiern durfte, die Jesus auf seinen irdischen Wegen begleitet haben. Die Gestalten der Apostel, der Maria Magdalena, des Lazarus und dessen Schwestern Martha und Maria begeisterten ihn. Von jedem einzelnen, von jeder einzelnen von ihnen können wir lernen, noch mehr, ja ganz an Christus zu glauben, ihn mit der Kraft derjenigen zu lieben, die mit ihm Umgang hatten. Auch sie dürften wie wir ihre Schwächen wahrgenommen haben. Trotz ihrer geringen Zahl im Vergleich zur Bevölkerungsstärke der damals bekannten Länder streuten sie mit ihrem täglichen Beispiel und mit ihrem tröstenden Wort den göttlichen Samen aus.

Ich erinnere mich an die Kraft, mit der unser Vater versicherte: Es ist eine Frage des Glaubens! , wenn er vom Apostolat in einer schwierigen Umgebung sprach. In der Tat ist es eine Frage des Glaubens! Eines Glaubens, von dem der Herr im Evangelium sagt, dass er die Berge wegzurücken in der Lage ist (vgl. Mt 17, 20), der alle Hindernisse überwinden kann, der wie die Flüsse ist, die zwischen den Bergen dahin eilen (vgl. Ps 103/104, 10). Deshalb frage ich Euch und frage ich mich: Welcher Glaube bewegt uns beim Apostolat im Wissen, dass es immer Zeit dazu ist? Sind wir wirklich davon überzeugt, dass laut Johannes das der Sieg (ist), der die Welt besiegt hat: unser Glaube (1 Joh 5, 4)? Handeln wir demgemäß? Begegnen wir den auftretenden Hindernissen mit Zuversicht, mit Siegesmoral? Und unterstützen wir dafür jede apostolische Tätigkeit mit Gebet und Opfer? Geben wir Zeugnis von unserem Glauben, ohne uns wegen der Schwierigkeiten in unserer Umgebung zu ängstigen?

Wiederholen wir dem Herrn noch häufiger: Ich glaube; hilf meinem Unglauben! (Mk 9, 24). Den hl. Josefmaria bewegte die Bitte des Vaters eines besessenen Jungen sehr. Wir dürfen uns nicht damit zufriedengeben, wie wir den Herrn bereits um die göttlichen Tugenden bitten. Weil er sich bewusst war, dass der Glaube eine übernatürliche Gabe ist, die nur Gott in die Seele eingeben und in ihr verstärken kann, sagte der hl. Josefmaria bei einer Gelegenheit: Jeden Tag wiederhole ich es ihm häufig (…). Ich werde etwas zu ihm sagen, worum ihn die Apostel baten (…): adauge nobis fidem! ( Lk 17, 5), vermehre in uns den Glauben. Und ich füge hinzu: spem, caritatem; vermehre in uns den Glauben, die Hoffnung und die Liebe. 20

Ein fester Stützpunkt

13 Der Heilige Vater Benedikt XVI. hat wiederholt auf die Widersprüche unserer Zeit hingewiesen. Heute gibt es in großen Teilen der Welt eine merkwürdige Gottvergessenheit. Es scheint auch ohne ihn zu gehen. Aber zugleich gibt es auch ein Gefühl der Frustration, der Unzufriedenheit an allem und mit allem: Das kann doch nicht das Leben sein! In der Tat nicht. Und so gibt es zugleich mit der Gottvergessenheit auch so etwas wie einen Boom des Religiösen. Ich will nicht alles schlechtmachen, was da vorkommt. Es kann auch ehrliche Freude des Gefundenhabens dabei sein. Aber – um die Wahrheit zu sagen – weithin wird doch Religion geradezu zum Marktprodukt. Man sucht sich heraus, was einem gefällt, und manche wissen, Gewinn daraus zu ziehen. Aber die selbstgesuchte Religion hilft uns im letzten nicht weiter. Sie ist bequem, aber in der Stunde der Krise lässt sie uns allein. 21 Der Papst schließt daran eine Einladung an: Helft den Menschen, den wirklichen Stern zu entdecken, der uns den Weg zeigt: Jesus Christus . 22

Trotz eines von Relativismus geprägten, permissiven Klimas, das in weiten Teilen der Gesellschaft vorherrscht, spüren viele Menschen Sehnsucht nach Ewigkeit. Eine Sehnsucht, die bei manchen erst nach Versuchen aufkommt, sie mit vergänglichen Dingen zu stillen. Wie wahr sind die bekannten Worte des Augustinus! »Du hast uns auf dich hin geschaffen, und ruhelos ist unser Herz, bis es ruhet in dir .«23 Allein Gott kann in der Tat die Sehnsüchte des menschlichen Geistes vollkommen stillen. Deshalb sollen wir Frauen und Männer mit einer starken Frömmigkeit sein, die auf die verschiedenen Ausprägungen des Gebetes mit dem aufrichtigen Wunsch zurückgreifen, größere Beter zu werden – was auch alle Sorgen ausräumt. Wir sollen die Heilige Messe in tiefem Glauben besuchen, weil wir davon überzeugt sind, dass dort das Opfer auf dem Kalvarienberg vergegenwärtigt wird, das Opfer, das uns die Erlösung gebracht hat und uns für den täglichen Kampf um die Heiligkeit Kraft verleiht.

14 Der Glaube, die Frömmigkeit, die Sammlung, mit denen sich der hl. Josefmaria mit Leib und Seele in die Zeit der eucharistischen Wandlung hineinversetzte, beeindruckten sehr. Mit erneuerter Dankbarkeit und neuer Frömmigkeit wunderte er sich jeden Tag aufs Neue über das Geheimnis der Transsubstantiation, über die Hingabe des Sohnes Gottes an den Vater mit dem Heiligen Geist für die Seelen. Ich glaube, ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass er die ganze Kraft seiner Wirksamkeit und seines breiten apostolischen Handelns den Augenblicken entnahm, in denen er sich ipse Christus wusste. Denselben glühenden Glauben konnte man ihm anmerken, wenn er vor der Kommunionausteilung die Worte des Täufers wiederholte: ecce agnus Dei! Er ermahnte alle Katholiken und insbesondere auch seine Kinder und die Priester dazu, mit Christus eins zu werden, weil Christus selbst uns dazu eingeladen hat und weil wir so die Menschen zur Liebe zu Gott führen. Unseren Glauben wie unser Vater zu erneuern, gerade im Augenblick der Transsubstantiation, bedeutet eine mächtige Hilfe dafür, jeden Tag in eine Messe zu verwandeln.

Die Gewissheit, dass Gott mit uns rechnen möchte, kann und soll einen festen Stützpunkt darstellen, damit wir täglich unseren apostolischen Eifer erneuern. Sie soll uns Hoffnung und übernatürliche Zuversicht verleihen und dazu antreiben, den Menschen zu dienen, denen wir begegnen. Der Wunsch, vielen Berufskollegen, Freunden, Verwandten, Bekannten und Unbekannten – unabhängig von ihren Meinungen in weltlichen Dingen – das Licht Christi, den Eifer Christi, die Schmerzen und die Erlösung Christi mitzuteilen, soll uns so entzünden, dass wir ihn in die Tat umsetzen, dass wir diese Menschen brüderlich umarmen. Wir werden dann ein glühender Rubin, wir hören auf, ein Nichts, ein armes und elendes Stück Kohle zu sein, und verwandeln uns in die Stimme Gottes, in das Licht Gottes, in das Feuer des Pfingsttages! 24

EINIGE VORRANGIGE BEREICHE

15 Immer und überall sollen wir im Bereich der Bildung tiefgreifend apostolisch wirken. Über die Wahrheit ›kommunizieren‹, um die Wahrheit zu ›kommunizieren‹, darin kann jede apostolische Arbeit zusammengefasst werden. Hier gibt es keinen Platz für die Ermüdung in der demütigen, eindringlichen, vertrauensvollen Bitte an Gott, damit er den Verstand und das Herz seinem Licht öffnet. Viele Menschen wiederholen mit den Sterndeutern: Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen ( Mt 2, 2). Sie werden es uns gegenüber bekennen, wenn wir, die wir an Christus glauben, allen Menschen mit aufrichtiger, von Liebe und Verständnis, aber auch von menschlicher Sympathie geprägter und in der Frömmigkeit verbürgter Freundschaft sowie mit Dankbarkeit für das Gute begegnen, das nicht wenige Menschen in so vielen Bereichen tun.

Benedikt XVI. führt dazu aus: Was uns immer wieder erstaunt, wenn wir diese Worte der Sterndeuter hören, ist die Tatsache, dass sie vor einem einfachen Kind im Arm seiner Mutter in Anbetung auf die Knie fallen, nicht in einem Königspalast, sondern in der Armseligkeit einer Hütte in Bethlehem (vgl. Mt 2, 11). Wie war das möglich? Was hat die Sterndeuter überzeugt, dass jenes Kind ›der König der Juden‹ und der König der Völker war? Sicher hat sie das Zeichen des Sterns überzeugt, den sie ›hatten aufgehen sehen‹ und der genau über dem Ort stehen blieb, wo sich das Kind befand (vgl. Mt 2, 9). Aber auch der Stern hätte nicht genügt, wenn die Sterndeuter nicht Personen gewesen wären, die innerlich offen für die Wahrheit waren. Im Unterschied zu König Herodes, der ganz von seinen Interessen an Macht und Reichtum beherrscht war, waren die Sterndeuter dem Ziel ihrer Suche zugewandt, und als sie es fanden, benahmen sie sich, obwohl gebildete Männer, wie die Hirten von Bethlehem: Sie erkannten das Zeichen und huldigten dem Kind und brachten ihm die kostbaren symbolischen Gaben dar, die sie mitge bracht hatten. 25

Vergessen wir nicht: Unser Herr richtet sich an alle Menschen, damit sie Ihn suchen, damit sie heilig seien. Er ruft nicht nur die Könige aus dem Morgenland, die weise und mächtig waren. Vorher bereits hatte er zwar keinen Stern, doch einen seiner Engel zu den Hirten gesandt (vgl. Lk 2, 9). Aber alle, ob arm oder reich, ob weise oder weniger weise, müssen in ihrer Seele die demütige Bereitschaft wachhalten, auf die Stimme Gottes zu hören . 26

16 Diese Arbeit ist nicht Menschen vorbehalten, die in speziellen Bereichen tätig sind. Das persönliche Apostolat, das ein jeder Christ in den Bereichen seines eigenen Lebensvollzugs entfacht, wird immer eine große Wirksamkeit zeitigen. Deshalb schlage ich Euch vor, eine sehr persönliche Gewissenserforschung im Hinblick darauf zu halten, wie wir versuchen, Menschen Gott näher zu bringen: Gebete, Opfer, Stunden der gut getanen Arbeit, die wir aufgeopfert haben, Gespräche, die wir mündlich oder schriftlich mit Freunden, Verwandten, Berufskollegen und Bekannten geführt haben. Wir sollen die Menschen, mit denen wir zusammenleben, mit dieser heiligen Sorge anstecken, weil uns der Glaube an die Wirksamkeit der Lehren Christi dazu antreiben soll, unsere Brüder und Schwestern mehr zu lieben und ihnen zu dienen. Niemand darf uns gleichgültig sein.

Das Apostolat der Bildung ist, wie gesagt, eine Aufgabe für alle. Allerdings sollen dabei die zahlreichen Bereiche nicht aus dem Blick geraten, in denen eine Neuevangelisierung besonders dringend erscheint. Heute ist es vorrangig, mit der Lehre Christi einige Einzelbereiche zu prägen. Dafür genügt es, sich die Aufgaben der Regierenden, der Wissenschaftler und Forscher, der Medienfachleute usw. vor Augen zu führen, ohne freilich zu vergessen, dass alle Menschen – auch wir – die Notwendigkeit verspüren, die Stimme des Herrn zu vernehmen und ihr nachzufolgen.

»Der Kampf um die Seele der zeitgenössischen Welt ist da am größten, wo der Geist dieser Welt am stärksten zu sein scheint«, schrieb der selige Johannes Paul II., weil es heute neue Areopage gebe. »Diese Areopage sind heute die Welt der Wissenschaft, der Kultur, der Kommunikationsmittel; es sind die Kreise, in denen die intellektuelle Elite, die Schriftsteller und Künstler heranwachsen. «27

Forschung und Lehre

17 Zwar sollen wir immer allen gegenüber offen sein. Es ist aber selbstverständlich, dass der Bekanntgabe des Evangeliums an Menschen aus intellektuellen Kreisen eine besondere Bedeutung zukommt. Besonders diejenigen, die in Hochschuleinrichtungen arbeiten, sollen sich ein Wort des Herrn in Erinnerung rufen, das zwar an alle Menschen gerichtet ist, sie aber insbesondere betrifft: vos estis lux mundi ( Mt 5, 14), ihr seid das Licht der Welt. Denn ihre berufliche Arbeit stellt sie an die Spitze der Neuevangelisierung. Der hl. Josefmaria, dem schon vor 1928 das Apostolat mit Akademikern besonders am Herzen lag, schrieb dazu: Die höchste Aufgabe der Universität besteht darin, den Menschen zu dienen, in ihrer Gesellschaft Sauerteig zu sein . 28

Diese Worte drücken recht deutlich aus, welche apostolische Ausrichtung die Menschen aus diesen Bereichen einnehmen sollen: Sie sollen Sauerteig sein, Licht und Wärme – das Licht und die Wärme des Evangeliums – weitergeben, damit ihre Freunde und Berufskollegen ihre Seele und ihr Handeln in vollkommener Treue zum kirchlichen Lehramt mit der Frohen Botschaft Christi durchtränken. Von immerwährender Aktualität erweist sich jener Punkt aus dem Weg : Die Liebe Gottes und den Eifer für die Seelen musst du an andere weitergeben, damit diese ihrerseits wieder viele anstecken, die in einem weiteren Bereich leben; und jeder dieser letzteren wiederum seine Berufskollegen. Wie viele geistliche Energien brauchst du! – Und was für eine große Verantwortung, wenn du kalt wirst! Ich mag nicht daran denken, was für ein Verbrechen es wäre, wenn du schlechtes Beispiel gäbest! 29

Wir dürfen nicht zulassen, dass die redliche Herausforderung ins Leere läuft, dazu beizutragen, dass viele Menschen und Institutionen auf der ganzen Welt – vom Beispiel der ersten Christen angetrieben – eine mit der Würde und mit dem Ziel des Menschen in der Herrlichkeit des Herrn (vgl. 2 Kor 3, 18) übereinstimmende neue Kultur, neue Gesetzgebung und neue Mode fördern. Wenn schon wir alle mit unserem Gebet und mit unserer Großzügigkeit daran mitarbeiten sollen, so kommt den Universitätsdozenten und den Forschern die besondere Verantwortung zu, mit ihrer tiefen und beharrlichen Arbeit alle Gelegenheiten dazu auszunutzen, die ihnen die Ausübung ihres Berufes bietet. In diesem Zusammenhang stellt sich der Glaube als eine Stütze heraus, um in die Wahrheit einzudringen. Gleichzeitig sollen wir uns aus der Kraft der Tugend selbst heraus darum bemühen, sie allen Bereichen mitzuteilen und dazu zu verhelfen, dass die Menschen in unserer Umgebung sie empfangen oder in ihr wachsen.

18 Die Forschung nimmt in der Arbeit der Hochschullehrer und anderer Akademiker einen besonderen Stellenwert ein. Der Christ, der die Wahrheit sucht und sie verbreiten möchte, der den rechten Drang verspürt, zu einem die Fragmentierung und den Relativismus überwindenden Wissen beizutragen, erkennt in dieser Aufgabe ständige Gelegenheiten für ein tiefgreifendes Apostolat der Lehre. Kein Forschungsthema, kein Gebiet aus dem breiten Bereich der Lehre ist neutral aus der Sicht des Glaubens. Unser gesamtes Tun, sogar Chemie-Vorlesungen, um ein anschauliches Beispiel anzuführen, kann zur Verbreitung des Reiches Christi beitragen – oder eben nicht. Die erforderliche wissenschaftliche Sachlichkeit lehnt gerade jede weltanschauliche Neutralität, jede Zweideutigkeit, jeden Konformismus, jede Feigheit ab. Die Liebe zur Wahrheit verpflichtet das ganze Leben und die gesamte Arbeit eines Wissenschaftlers . 30 Wenn sich ein Hochschullehrer, ein Forscher vor allem vom Wunsch leiten lässt, Gott zu ehren und den Menschen zu dienen, dann tragen der Einklang zwischen seiner christlichen Einstellung und seinem Beispiel, seine Verfügbarkeit für Studenten und Mitarbeiter, die seine Arbeit prägende Rechtschaffenheit sowie seine Bemühungen, seine Studenten zu formen und sein Wissen weiterzugeben, zweifellos dazu bei, dass die Menschen, die ihm zuhören oder auf sonst eine Weise von seiner Arbeit erfahren, die Spuren derer, die Christus nachfolgen, entdecken beziehungsweise wahrnehmen.

Andererseits ermöglicht die wissenschaftliche Arbeit die beruflichen Beziehungen zu anerkannten Forschern aus dem eigenen oder aus anderen Ländern. Sie führen dazu, aufrichtige Freundschaften zu schaffen, in denen sich auf natürliche Weise das persönliche Apostolat entfaltet. Dieses Apostolat bewirkt, dass die Berufskollegen bei ihren Forschungsarbeiten wenigstens die grundlegenden moralischen Prinzipien achten.

Die verantwortlichen Katholiken, die in diesen Schlüsselbereichen für die Neuevangelisierung tätig sind, sollen sich fragen, wie sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten darüber hinaus die Medien und die Orte der Meinungsbildung erreichen können, um in den Fragen ihrer Spezialisierung eine sichere und solide Lehre zu verbreiten. Dazu können sie mit der Presse, in Radio- und Fernsehprogrammen oder auch im Internet mitarbeiten, sich an Veranstaltungen beteiligen, in denen sie eine glaubwürdige wissenschaftliche Meinung über öffentlich diskutierte Themen äußern usw. Die Katholiken wiederum, die Medien- oder PR-Unternehmen leiten beziehungsweise in solchen Firmen beruflich tätig sind, sollen dafür eintreten, dass in ihren Blättern oder in ihren Programmen mit beruflichem Können saubere und rechtschaffene Inhalte angeboten werden.

Es ist mir wichtig klarzustellen, dass die in diesen Bereichen Tätigen einerseits die Verantwortung spüren, ihre Talente auszuschöpfen. Andererseits sollten sie jedoch nicht vergessen, dass viele andere Menschen zwar handwerkliche oder anscheinend weniger bedeutende Tätigkeiten ausführen, aber bestrebt sind, ihre Arbeit in Gebet zu verwandeln. Auf diese Art und Weise werden die Frauen und Männer, die an wichtigen Stellen in der Gesellschaft arbeiten, ihre Verantwortung wahrnehmen und sich bewusst­machen, dass Gott über ihre Leistung Rechenschaft verlangen wird. Sie werden denjenigen dankbar sein, die sozusagen im Halbschatten arbeiten. In dieser Hinsicht ist ein Wort des hl. Josefmaria besonders erhellend. Er fragte sich: Wer ist bedeutender, der Rektor einer Universität oder derjenige, der für die Instandsetzung der Gebäude zuständig ist? Und er antwortete ohne zu zögern: derjenige, der seine Arbeit mit mehr Glauben, mit mehr Wunsch nach Heiligkeit ausführt.

Eintracht von Glauben und Vernunft

19 Wir, die wir uns als Kinder Gottes wissen, müssen folgendes verbreiten: »Es gibt also keinen Grund für das Bestehen irgendeines Konkurrenzkampfes zwischen Vernunft und Glaube: sie wohnen einander inne, und beide haben ihren je eigenen Raum zu ihrer Verwirklichung. Wieder ist es das Buch der Sprichwörter, das uns mit dem Ausruf in diese Richtung weist: ›Gottes Ehre ist es, eine Sache zu verhüllen, des Königs Ehre ist es, eine Sache zu erforschen‹ (Spr 25, 2). Gott und der Mensch sind in ihrer jeweiligen Welt in eine einzigartige Wechselbeziehung gestellt. In Gott hat alles seinen Ursprung, in ihm sammelt sich die Fülle des Geheimnisses, und das macht seine Ehre aus; dem Menschen fällt die Aufgabe zu, mit seiner Vernunft nach der Wahrheit zu forschen, und darin besteht sein Adel .«31

Es bleibt weiterhin ganz aktuell, was der hl. Josefmaria schrieb: Auf der Grundlage fundierter wissenschaftlicher Erkenntnisse sollen wir aufzeigen, dass es keinen Widerspruch zwischen dem Glauben und der Vernunft gibt. 32 Ganz im Gegenteil: Sie stimmen miteinander überein, weil beide Wissensbereiche von Gott stammen, vom Schöpfer- Logos , der darüber hinaus Mensch geworden ist.

Im Apostolischen Schreiben Novo millennio ineunte schrieb Johannes Paul II.: »Um dem christlichen Zeugnis besonders auf jenen heiklen und umstrittenen Gebieten Wirkkraft zu verleihen, ist es wichtig, sich mit Kraft dafür einzusetzen, die Beweggründe des kirchlichen Standpunktes in angemessener Weise zu erklären. Dabei muss man vor allem herausheben, dass es nicht darum geht, den Nichtglaubenden eine Perspektive des Glaubens aufzudrücken, sondern die Werte zu deuten und zu schützen, die in der Natur des Menschen selbst verwurzelt sind. Die Liebe wird also notwendigerweise zum Dienst an der Kultur, der Politik, der Wirtschaft und der Familie, damit überall die Grundprinzipien geachtet werden, von denen das Schicksal des Menschen und die Zukunft der Kultur abhängt .«33 Zu dieser Aufgabe ist Sprachengabe erforderlich, die man erhält, wenn man den Heiligen Geist im Glauben darum bittet, und darüber hinaus die menschlichen Mittel einsetzt.

Allen ist die völlige Freiheit bekannt, die innerhalb der katholischen Lehre die Kirche bei ihren Kindern in ihrem beruflichen Tun anerkennt, sind sie doch als Bürger ihren Mitbürgern gleich. Das Gespür für menschliche Fragen, der übernatürliche Sinn, mit dem sie gemäß einem gut ausgebildeten Gewissen christlich beurteilt und gelöst werden, sollen die persönliche apostolische Verantwortung anspornen, um die wissenschaftliche Diskussion mit einer menschlicheren und stets christlichen Sicht zu bereichern. Deshalb sollen die Arbeiten, die in den natur- und geisteswissenschaftlichen Bereichen eines jeden eine besondere lehrmäßige und ethische Bedeutung aufweisen, aufrichtig und ernsthaft betrieben werden. Die Moralkrise, die sich durch die Gesellschaft zieht, und die immerwährende Notwendigkeit zur Evangelisierung lassen um so dringender erscheinen, dass die christlichen Forscher in ihrer Arbeit nicht nachlassen. Sie sollen beständig und tiefgründig diese Themen behandeln, um einen Beitrag zur richtigen Lösung aktueller Fragen zu leisten.

Die öffentliche Moral

20 Die öffentliche Moral stellt eine weitere vorrangige Herausforderung in der Evangelisierung dar. Eins der größten Hindernisse gegen die Errichtung des Reiches Christi in den Seelen und in der Gesellschaft besteht in der Welle der Sinnlichkeit, die in den Sitten, den Gesetzen, den Moden, den Medien und den künstlerischen Ausdrucksweisen allgegenwärtig ist. Um diesen schädlichen Angriff zu stoppen, sollen wir beten und andere einladen zu beten, sühnen und andere Menschen zur Sühne bewegen. Aus einer christlichen, aber ebenso menschlichen Verantwortung heraus sollen wir darüber hinaus viele Menschen – Katholiken oder nicht, aber Frauen und Männer guten Willens – dazu bewegen und sie eindringlich bitten, die Dringlichkeit wahrzunehmen, etwas zu tun . Unfruchtbare Klagen sind überflüssig und erst recht jede gleichgültige Haltung, sich damit zufriedenzugeben, nichts Böses zu tun. Im Gegenteil: Immer ist der richtige Augenblick, mit erneuerten Kräften ein kapillares Apostolat auszuüben, zu einer radikalen Änderung aufzurufen, beginnend beim eigenen Leben, im eigenen Haushalt, im eigenen beruflichen Bereich.

Hören wir auf den Völkerapostel, der uns ermahnt, dass ihr seine Gnade nicht vergebens empfangt. Denn es heißt: Zur Zeit der Gnade erhöre ich dich, am Tag der Rettung helfe ich dir. Jetzt ist sie da, die Zeit der Gnade , jetzt ist er da, der Tag der Rettung (2 Kor 6, 1–2). Wir Christen sollen mit der Glaubenssicherheit handeln, gerade das zu heilen, was in unserer Umgebung mit dem Gesetz Gottes unvereinbar ist. Dabei dürfen wir keine Menschenfurcht haben, keine Angst, dass wir als von unserem Glauben überzeugte Menschen bekannt werden. Es gibt nicht verhandelbare Werte. Darauf hat Benedikt XVI. wiederholt hingewiesen: Der Schutz des Lebens in all seinen Phasen vom ersten Augenblick der Empfängnis an bis zum natürlichen Tod; die Anerkennung und Förderung der natürlichen Familienstruktur – als Lebensgemeinschaft eines Mannes mit einer Frau auf der Grundlage der Ehe – und ihre Verteidigung gegen Versuche, gesetzliche Gleichwertigkeit für Lebensgemeinschaften zu erlangen, die sich radikal von ihr unterscheiden, ihr in Wirklichkeit Schaden zufügen und zu ihrer Destabilisierung beitragen, da sie ihren besonderen Charakter und ihre unersetzliche Rolle in der Gesellschaft verwischen, der Schutz des Rechtes der Eltern auf die Erziehung ihrer Kinder . 34

Der Papst stellt klar: Diese Grundsätze sind keine Glaubenswahrheiten, wenngleich sie vom Glauben zusätzlich erhellt und bestätigt werden; sie gehören zur menschlichen Natur und sind deshalb der gesamten Menschheit zu eigen. Wenn die Kirche sie fördert, ist dies kein konfessionelles Handeln. Sie wendet sich vielmehr an alle Menschen, unabhängig von ihrer Zugehörigkeit zu einer Glaubensgemeinschaft. Dieses Handeln ist um so drängender, als diese Grundsätze geleugnet oder verdreht werden, weil dies eine Beleidigung gegen die Wahrheit der menschlichen Person, eine schwere Wunde gegen die Gerechtigkeit selbst ist. 35

21 Derselbe Gedankengang kann aus denselben Gründen auf wesentliche Aspekte der christlichen Lehre angewandt werden, die heutzutage intoleranten Angriffen ausgesetzt sind. Sie werden von einigen Gruppen geführt, die völlig unnachgiebig den religiösen Sinngehalt aus der Zivilgesellschaft verbannen wollen. Leider gibt es zahlreiche Beispiele, von groben Angriffen auf Jesus Christus, der lächerlich gemacht werden soll, bis zu verleumderischen Anfeindungen gegen die Kirche, ihre Geistlichen und ihre Institutionen.

Die Aufgabe eines mit seiner Berufung konsequenten Christen besteht darin, Christus den anderen mitzuteilen, zunächst mit seinem Beispiel, aber auch mit einem passenden Wort die Lehren der Kirche, insbesondere in den öffentlich am häufigsten diskutierten Fragen weiterzugeben. Es kommt mir in den Sinn, was Don Alvaro so deutlich schrieb: »Da man zunächst bei sich Ordnung schaffen soll (…), muss ein jeder zunächst einmal überprüfen, wie er sich um diese höchst christliche Aufgabe kümmert .«36 Diese Worte hören sich wiederum wie ein Echo der Predigt des Völkerapostels an: Das ist es, was Gott will: eure Heiligung (…), dass jeder von euch seinen Leib in heiliger und ehrbarer Weise bewahrt, nicht in leidenschaftlicher Begierde wie die Heiden, die Gott nicht kennen, und dass keiner seine Rechte überschreitet und seinen Bruder bei Geschäften betrügt (…). Denn Gott hat uns nicht dazu berufen, unrein zu leben, sondern heilig zu sein (1 Thess 4, 3–7).

In der heutigen Zeit erhält Pauli Empfehlung eine besondere Bedeutung. Es ist unmöglich, gegen den zähen Unrat anzukämpfen, der alles zu durchdringen sucht, wenn wir in unserem Innern in irgendeiner Weise, und sei sie auch noch so gering, all die Schlechtigkeit und Gemeinheit (…), die in dir rumort und aufsteigt und die mit ihrer wohlriechenden Fäulnis sogar deine großen Ideale ersticken will, jene erhabenen Gebote, die Christus selbst dir ins Herz gelegt hat 37 , zulassen.

Ebenfalls ragt ein Text Gregors von Nazianz heraus, den der sel. Johannes Paul II. in seinem Nachsynodalen Apostolischen Schreiben über die Sendung der Bischöfe zitierte. Der Kirchenvater und -lehrer drückte sich folgendermaßen aus: »Zuerst sich läutern und dann [andere] läutern, zuerst sich von der Weisheit belehren lassen und dann andere lehren, zuerst Licht werden und dann erleuchten, zuerst sich Gott nähern und dann andere hinführen, zuerst sich heiligen und dann heiligen .«38

Weil wir uns nicht für besser als die anderen halten – und wir irren nicht in dieser Einschätzung –, ist es angebracht, dass wir immer wieder unsere Situation möglichst vollkommen der Lehre Christi anpassen. Wir müssen uns davon überzeugen, dass wir zunächst einmal in unserem Innern kämpfen sollen, dass wir uns dazu entscheiden, unsere Gedanken, unsere Vorhaben, unsere Worte und unsere Taten, und seien sie auch noch so klein, nach dem Willen Gottes zu gestalten: Der Kampf besitzt eine Front in unserm Innern, es ist die Front unserer Leidenschaften. Wachsam ist derjenige, der in seinem Innern kämpft, um entschieden die Gelegenheit zur Sünde zu meiden, das, was den Glauben schwächen, die Hoffnung verwischen und die Liebe beeinträchtigen kann . 39

22 Dies wird in den nächsten Monaten – und immer – im Mittelpunkt der täglichen Gewissenserforschung stehen. Wie ist unser Kampf um die Heiligkeit? Widmen wir uns dabei konkreten Einzelheiten, die im Einklang mit den Rat­schlägen aus der persönlichen geistlichen Leitung stehen? Wenden wir uns häufig an den Herrn, indem wir ihn um Feingefühl im Gewissen bitten – das mit Skrupeln nichts gemeinsam hat –, damit wir in den Mauern der Seele die kleinen Ritze entdecken können, durch die der Feind einzudringen versucht und uns die Wirksamkeit, auch unseres Apostolates, nimmt? Erfüllt uns die Möglichkeit mit Freude, neue Kampfpunkte zu entdecken, damit wir uns ihnen mit der Gnade Gottes entschieden und sportlich stellen?

Non enim vocavit nos Deus in immunditiam sed in sanctificationem (1 Thess 4, 7). Gott hat uns nicht dazu berufen, unrein zu leben, sondern heilig zu sein. Auch wenn einige Medien oder irgendwelche Abirrungen, in erster Linie mit der Komplizenschaft unserer ungeordneten Neigungen, etwas anderes behaupten: Der Kampf um ein lauteres Verhalten ist immer attraktiv, immer möglich. Deshalb kann dieses Leitbild in jeglicher Situation jedem Menschen vorgeschlagen werden, und sei er auch offensichtlich weit von diesem Ziel entfernt. Es gibt keinen Menschen, der in diesem von hohen Wellen und Stürmen erschütterten Meer unserer Zeit nicht Halt suchen würde, obgleich dies keine neue Situation darstellt. Wir Christen haben das große Glück und die Fähigkeit, diese Sicherheit zu vermitteln, nach der sich viele Menschen sehnen, ohne es vielleicht zu wissen. Wir sollen auf unserem Weg weitergehen, freudig kämpfen (vgl. 1 Makk 3, 2), in hoc pulcherrimo caritatis bello , in diesem schönen Kampf der Liebe, dessen glückliches Ende mit dem Sieg des Herrn für alle die vollends sicher ist, die der Liebe Gottes treu bleiben.

23 Benedikt XVI. unterstrich kürzlich die Bedeutung des regelmäßigen Empfangs des Bußsakraments. In einer Ansprache an Priester und Priesteramtskandidaten im Zusammenhang mit dem Jahr des Glaubens sagte er, dass auch die Feier des Sakraments der Versöhnung selbst Verkündigung und daher der für das Werk der Neuevangelisierung zu beschreitende Weg ist. In welchem Sinne ist also die sakramentale Beichte der ›Weg‹ für die Neuevangelisierung? Vor allem weil die Neuevangelisierung aus der Heiligkeit der Kinder der Kirche Lebenssaft gewinnt, aus dem täglichen Weg der persönlichen und gemeinschaftlichen Bekehrung, um Christus immer mehr gleichgestaltet zu werden. Und es gibt eine enge Verbindung zwischen der Heiligkeit und dem Sakrament der Versöhnung, die von allen Heiligen der Geschichte bezeugt wird. Die wirkliche Bekehrung des Herzens, das Sich-Öffnen gegenüber dem verwandelnden und erneuernden Wirken Gottes, ist der ›Antrieb‹ jeder Reform und wird zu einer wahren evangelisierenden Kraft. In der Beichte wird der reuige Sünder durch das ungeschuldete Wirken der göttlichen Barmherzigkeit gerechtfertigt, ihm wird vergeben und er wird geheiligt. Er lässt den alten Menschen hinter sich, um den neuen Menschen als Gewand anzulegen. Nur wer sich zutiefst von der göttlichen Gnade hat erneuern lassen, kann die Neuheit des Evangeliums in sich selbst tragen und daher verkündigen . 40

Die Familie

24 Im Werk sollen wir immer mit aus der Gotteskindschaft stammender Zuversicht und übernatürlicher Sicht handeln. Wir können jedoch nicht übersehen, dass die Familie zu den Lebenswirklichkeiten gehört, die zur Zeit vom Hedonismus besonders bedroht werden. Augenscheinlich nehmen die Untreue in der Ehe und die Unfähigkeit junger Menschen zu, auf den Ruf Gottes, besonders im apostolischen Zölibat, zu hören und ihm nachzufolgen. Deshalb ist der Feldzug für Männlichkeit und Reinheit 41 in den verschiedenen Bereichen der Gesellschaft besonders dringlich und notwendig.

In diesem Kampf um Reinheit nimmt, wie bei anderen Tugenden auch, einen besonderen Stellenwert das Feingefühl ein, mit dem sich jeder persönlich in seinem eigenen Stand um diese freudige Bejahung bemüht. Ebenso wichtig ist es, den Einfluss nicht aus den Augen zu verlieren, der durch das Apostolat der Freundschaft und des vertraulichen Gesprächs ausgeübt wird. Darüber hinaus sind interdisziplinäre Studien über die Möglichkeiten nützlich, dass in der ganzen Welt viele Menschen und Institutionen nach dem Beispiel der ersten Christen eine neue Kultur, eine neue Gesetzgebung und eine neue Mode fördern, auf die ich oben hingewiesen habe.

Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, sind beharrliches Gebet und viel Arbeit nötig. Aber so setzen sich die Christen ihre Ziele, hochherzig im Wunsch und realistisch im Hinblick darauf, was jeder zu erreichen in der Lage ist. Wir sollen uns davon überzeugen, dass jeder fähig ist, auf der Grundlage kleiner Dinge, etwa durch sein Wort, durch gutes Beispiel und eine heilige Unnachgiebigkeit, in der eigenen Umgebung mehr, viel mehr zu erreichen. Es kommt mir ein Bild in den Sinn, das der hl. Josefmaria ausgehend vom Umweltschutz benutzte. Ich gebe es im Folgenden wieder, weil es meiner Meinung nach das oben Gesagte veranschaulicht.

Vor kurzem dachte ich daran, dass wir sehr oft über Schiffe und Netze gesprochen haben. So sagte ich neulich zu euren älteren Brüdern, dass zurzeit über Ökologie viel geredet wird. Aus den Flüssen und den Seen sowie den Meeren werden Wasserproben entnommen, um sie zu untersuchen. Fast immer heißt das Ergebnis, das Wasser sei im schlechten Zustand. Die Fische verfügten über keinen gesunden, bewohnbaren Lebensraum.

Wenn wir über Schiffe und Netze sprachen, meinten wir stets die Netze Christi, Petri Schiff und die Menschen. Daher sagte der Herr: Kommt her, folgt mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen ( Mt 4, 19). Angesichts dessen, was in der Welt und innerhalb der Kirche Gottes passiert, weil das Meer voll Unrat und die Flüsse voll widerlichen Schleims zu sein scheinen, weil darin weder Nahrung noch Sauerstoff zu finden ist, könnte es geschehen, dass einer dieser Fische – ich meine ja Fische, die denken, weil sie eine Seele haben –, dass einer dieser Menschen auf den Gedanken kommen könnte: Schluss damit! Ich springe aus dem Wasser! Es lohnt sich nicht, so zu leben. Ich suche Schutz am Ufer, dort werde ich den Mund öffnen und etwas Sauerstoff atmen. Es reicht! Nein, meine Kinder. Wir müssen inmitten dieser verfaulten Welt weiter leben, inmitten eines Meeres mit trübem Wasser, inmitten dieser Flüsse, die große Städte und kleine Dörfer durchziehen, die in ihrem Wasser keine Kraft besitzen, den Leib zu ernähren, den Durst zu stillen, weil sie vergiften. Meine Kinder: Inmitten der Straße, inmitten der Welt, dort müssen wir immer sein und versuchen, um uns herum sauberes Wasser zu stauen, damit auch andere Fische dorthin kommen und wir alle zusammen das Stauwasser verbreiten, den Fluss reinigen, dem Meereswasser seine ursprüngliche Qualität zurückgeben. 42

25 Unter den gleichen oder noch schlimmeren sozialen und moralischen Umständen als den jetzigen begann die Kirche mit dem Bemühen, die Atmosphäre des dekadenten Römischen Reiches zu verwandeln. So müssen wir Christen immer arbeiten und mit Entschiedenheit den Menschen Christi Atmosphäre mitteilen.

In dieser Zielsetzung spielen die Familienväter und -mütter eine herausragende Rolle: Ihr Bemühen, ihr Zuhause und die Erziehung ihrer Kinder mit einem tiefgründigen christlichen Ton zu prägen, wird diese Familien zu Brennpunkten christlichen Verhaltens, zu klaren Stauwassern werden lassen, die auf viele Ehepaare Einfluss nehmen werden. Andererseits wird dies ermöglichen, dass Berufungen für eine Hingabe an Gott im Priestertum und in den verschiedensten kirchlichen Einrichtungen, sowohl im säkularen Raum als auch im geweihten Leben entstehen, wie auch für neue leuchtende und frohe Zuhause , wie der hl. Josefmaria sagte.

Den Familienvätern und -müttern kommt – ich wiederhole es – kraft eigenen Rechts eine breite Palette an persönlichem Apostolat verschiedenster Art zu. Es ist nur logisch, dass sie sich mit vielen anderen Menschen mit ähnlichen Problemen zusammenschließen, um sich dieser wichtigen Situation zu stellen: die Nutzung der Freizeit, die Erholung und Unterhaltung, die Reisen, die Förderung von geeigneten Orten, an denen ihre Kinder menschlich und geistig reifen usw. Ehepaaren mit schulpflichtigen Kindern kommt gerechterweise als wichtiger Teil ihrer Erziehungsverantwortung die Auswahl und sogar die Förderung von Schulen und Jugendclubs zu. Darüber hinaus ist es selbstverständlich sehr wichtig, dass sie sich an den Schuleinrichtungen, die ihre Kinder besuchen, aktiv beteiligen. Dazu sollen sie alle Möglichkeiten in Anspruch nehmen, die das Gesetz ihnen an die Hand gibt, damit sie eine Orientierung geben.

Nach langen Jahren der Propaganda für die Koedukation bricht sich in letzter Zeit der Gedanke Bahn, dass eine getrennte Erziehung von Jungen und Mädchen in der Grund- und Sekundarschule für die Bildung der neuen Generationen vorteilhaft ist. Es ist wichtig, sich dieser Arbeit nicht zu verschließen, die Forschung in rechtlicher und pädagogischer Hinsicht sowie deren Verbreitung in der Öffentlichkeit zu fördern, um damit die Rechtmäßigkeit und die Vorteile dieses Vorgehens zu verdeutlichen, das einem großen Respekt gegenüber den Kindern und den Heranwachsenden entspringt und eine bewährte Wirksamkeit in der Erziehung und in der menschlichen Bildung mit sich bringt.

26 In diesem Zusammenhang stellt sich ein richtiger Freiheitsbegriff als ebenso wichtig heraus. Denn oft wird diese Gabe fälschlicherweise mit der einfachen Fähigkeit in eins gesetzt, jederzeit das zu wählen, worauf man Lust hat, was einer Laune oder der Bequemlichkeit entspringt. Dabei wird ihre Verknüpfung mit der Wahrheit außer Acht gelassen. Die große natürliche Gabe der Freiheit wurde von der Erbsünde geschwächt, aber Christus hat sie durch die Gnade zur neuen und wahren übernatürlichen Freiheit erhoben, zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes (vgl. Röm 8, 18–19.21). Gerade deshalb, weil er sich Sohn Gottes des Vaters wusste und fühlte, erfasste der hl. Josefmaria in dieser Gotteskindschaft, die ja die innerste Wahrheit des Menschen ausmacht, die christliche Freiheit besonders tief. Er ermahnte: Versagt euch den Trugbildern derer, die es bei dem traurigen Geschrei ›Freiheit, Freiheit!‹ bewenden lassen. Oft verbirgt sich dahinter eine tragische Knechtschaft; denn sich für den Irrtum entscheiden befreit nicht; der einzige, der wirklich frei macht, ist Christus (vgl. Gal 4, 31), denn nur er ist der Weg, die Wahrheit und das Leben (vgl. Joh 14, 6) 43 . Und er fügte hinzu: Die Freiheit erhält ihren wirklichen Sinn erst dann, wenn sie im Dienst der erlösenden Wahrheit ausgeübt wird, wenn sie aufgeht im Verlangen nach der unendlichen Liebe Gottes, die die Fesseln jeder Knechtschaft von uns nimmt. 44

Als verantwortliche Bürger müssen wir Christen alles in unserer Macht Stehende tun, um die eigene Freiheit und die Freiheit der anderen zu verteidigen und zu fördern. Gleichzeitig sollen wir aber auch allen helfen, diese neue Freiheit zu entdecken: hac libertate nos Christus liberavit ( Gal 5, 1), mit der uns Christus befreit hat. Dies ist eine der vordringlichsten Aufgaben der Neuevangelisierung. Ich habe bereits daran erinnert, dass die Menschen, die sich im Ehestand zu heiligen haben, darin eine unersetzbare Rolle spielen. Aber ich möchte noch nachdrücklich betonen, dass die Pflicht, die rechte Lehre über Ehe und Familie zu verbreiten, in die Verantwortung eines jeden fällt.

DEN GLAUBEN KENNEN UND BEKENNEN

27 Alle Bemühungen, die Neuevangelisierung voranzutreiben, sei es durch das Apostolat der Bildung, sei es in den erwähnten vorrangigen Bereichen, müssen auf dem festen Fundament des Glaubens basieren. Ohne Glauben aber ist es unmöglich, (Gott) zu gefallen ( Hebr 11, 6), heißt es in der Heiligen Schrift.

Diese göttliche Tugend, das Tor zum christlichen Leben, beansprucht die freie Zustimmung der Vernunft. Sie führt zur vollständigen Treue zum Willen Gottes, der durch die von ihm geoffenbarten Wahrheiten aktualisiert wird. Sie gibt uns die Sicherheit, dass das Offenbarungsgut durch die Autorität des Schöpfers anzunehmen ist. Denn der Schöpfer wollte nur das Gute für das Geschaffene – so heißt es in den einschlägigen Passagen in der Genesis. Deshalb regt der ernsthaft angenommene und in die Tat umgesetzte Glaube zu einem ständigen und vollen Vertrauen auf Gott an. Durch die Einübung in diese freie und verantwortungsvolle Hingabe versichert uns Gott die Teilnahme an seinem göttlichen Leben selbst, das uns zusammen mit den Glaubenswahrheiten als Weg zur Vereinigung mit Gott selbst mitgeteilt wurde.

Aus dieser Sicht ist das Jahr des Glaubens eine Aufforderung zu einer echten und erneuerten Umkehr zum Herrn, dem einzigen Retter der Welt. Im Geheimnis seines Todes und seiner Auferstehung hat Gott die rettende Liebe vollends offenbart und ruft die Menschen durch die Vergebung der Sünden zur Umkehr des Lebens (vgl. Apg 5, 31). Diese Liebe – so der Apostel Paulus – führt den Menschen in ein neues Leben: ›Wir wurden mit ihm begraben durch die Taufe auf den Tod; und wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt wurde, so sollen auch wir als neue Menschen leben‹ ( Röm 6, 4). Durch den Glauben gestaltet dieses neue Leben die gesamte menschliche Existenz nach der radikalen Neuheit der Auferstehung. 45

Glaubens beispiele

28 Der Hebräerbrief stellt uns eine ganze Reihe treuer Männer und Frauen vor Augen, die angefangen bei Abel im Laufe der Heilsgeschichte an Gott glaubten und sich ihm mit all den Kräften ihres Verstandes und ihres Willens anschlossen und ihr Leben freudig in seinen Dienst stellten (vgl. Hebr. 11, 4–40). Unter ihnen ragt die Gestalt Abrahams heraus, unseres Vaters 46, von dem wir auch den Starkmut seiner Hoffnung auf Gott lernen sollen. Denn wir alle sollen im Laufe der nächsten Monate im theologischen Leben wachsen, uns immer mehr auf die Mittel verlassen, die uns in den Himmel führen und die Dreifaltigkeit fest darum bitten, dass sie uns den Glauben, die Hoffnung, die Liebe stärken.

Als er in der Stadt Ur in Chaldäa lebte, hörte Abraham das Wort des Herrn. »Dieses Wort entriss ihn seinem Land, seinem Volk und in gewissem Sinn sich selbst, um ihn zum Werkzeug eines Heilsplans zu machen, der das künftige Bundesvolk und alle Völker der Welt umfasste .«47 Sofort, ohne Zögern, machte sich der Urvater auf den Weg.

Aufgrund des Glaubens gehorchte Abraham dem Ruf, wegzuziehen in ein Land, das er zum Erbe erhalten sollte; und er zog weg, ohne zu wissen, wohin er kommen würde. Aufgrund des Glaubens hielt er sich als Fremder im verheißenen Land wie in einem fremden Land auf und wohnte mit Isaak und Jakob, den Miterben derselben Verheißung, in Zelten; denn er erwartete die Stadt mit den festen Grundmauern, die Gott selbst geplant und gebaut hat. Aufgrund des Glaubens empfing selbst Sara die Kraft, trotz ihres Alters noch Mutter zu werden; denn sie hielt den für treu, der die Verheißung gegeben hatte. So stammen denn auch von einem einzigen Menschen, dessen Kraft bereits erstorben war, viele ab: zahlreich wie die Sterne am Himmel und der Sand am Meeresstrand, den man nicht zählen kann ( Hebr 11, 8–12).

Dasselbe Heldenepos eines festen Glaubens setzt sich fort, es entwickelt sich – mit größerer Kraft und Ausbreitung – im Neuen Testament weiter. Die Gottesmutter zeigt sich uns als unvergleichbare Lehrerin. Aufgrund des Glaubens nahm Maria das Wort des Engels an und glaubte der Botschaft, dass sie im Gehorsam ihrer Hingabe die Mutter Gottes werden sollte (vgl. Lk 1, 38). Als sie Elisabeth besuchte, stimmte sie ihren Lobgesang auf den Allerhöchsten an für die Wunder, die er bei denen vollbrachte, die sich ihm anvertrauen (vgl. Lk 1, 46–55). Mit Freude und Bangen gebar sie ihren einzigen Sohn und bewahrte unversehrt ihre Jungfräulichkeit (vgl. Lk 2, 6–7). Im Vertrauen auf Josef, ihren Bräutigam, brachte sie Jesus nach Ägypten, um ihn vor der Verfolgung des Herodes zu retten (vgl. Mt 2, 13–15). Mit demselben Glauben folgte sie dem Herrn während seiner Verkündigung und blieb bei ihm bis zum Kalvarienberg (vgl. Joh 19, 25–27). Im Glauben kostete Maria die Früchte der Auferstehung Jesu, und indem sie alle Erinnerungen in ihrem Herzen bewahrte (vgl. Lk 2, 19.51), gab sie diese an die Zwölf weiter, die mit ihr im Abendmahlssaal versammelt waren, um den Heiligen Geist zu empfangen (vgl. Apg 1, 14; 2, 1–4) . 48

Den Glauben Mariens zu betrachten und zu vertiefen hilft uns, unsere völlige Abhängigkeit von Gott wahrzunehmen. Diese Abhängigkeit lässt uns allerdings erkennen, dass wir an seiner Hand Großes vollbringen können, Dinge, die für unser eigenes Leben, für die Kirche, für die uns anvertraute Miterlösung einen außerordentlichen Wert besitzen. Dieser außerordentliche Wert betrifft logischerweise auch unsere vermeintlich gleichgültigen Arbeiten und die Kleinigkeiten unseres Lebens, weil wir mit Gott possumus! , alles können und ohne ihn nihil , nichts.

Aufgrund des Glaubens verließen die Apostel alles, um dem Meister nachzufolgen. Ebenso taten die Jünger der ersten Stunde und die Märtyrer, die ihr Leben hingaben, um für das Evangelium Zeugnis abzulegen, sowie unzählige Christen aller Zeiten, auch aus der letzten Zeit. Aufgrund des Glaubens haben im Laufe der Jahrhunderte Männer und Frauen jeden Alters, deren Namen im Buch des Lebens verzeichnet sind (vgl. Offb. 7, 9; 13, 8), die Schönheit bekannt, was es heißt, dem Herrn Jesus dort nachzufolgen, wo sie berufen waren, ihr Christsein zu bezeugen: in der Familie, im Beruf, im öffentlichen Leben, in der Ausübung der Charismen und Dienste, zu denen sie gerufen wurden . 49

Das Beispiel des hl. Josefmaria

29 Schauen wir auf die Kirchengeschichte. Es hat niemals an Frauen und Männern gefehlt, die Werkzeuge in den Händen Gottes gewesen sind, um dem Glauben des christlichen Volkes in schwierigen Zeiten neuen Antrieb und Kraft zu verleihen. Ich denke an das Beispiel unseres Gründers. Der hl. Josefmaria dachte häufig über die Figur und die Antwort unserer Vorfahren im Glauben nach. Deshalb verließ unser Vater wie der Patriarch Abraham seine edlen Lebensentwürfe und im Gehorsam gegenüber der göttlichen Stimme wurde er Pilger auf allen Pfaden der Welt, um seinen Schwestern und Brüdern eine Botschaft zu verkünden, die alt wie das Evangelium und wie das Evangelium neu 50 ist: dass Gott uns alle dazu ruft, in der Berufsarbeit und in den Umständen des täglichen Lebens inmitten der zeitlichen Wirklichkeit heilig zu werden. Er war ein Mann, ein Priester, voller Glauben und Hoffnung. Diese Tugenden wurden zusammen mit der Liebe von Gott mit wachsender Kraft in seine Seele eingegeben. Weil er diesen riesigen Gauben und diese große Hoffnung pflegte, konnte er die empfangene Sendung zu Ende führen. Heute sind zahlreich wie die Sterne am Himmel und der Sand am Meeresstrand ( Gn 22, 17) die Menschen unterschiedlichen Alters, unterschiedlicher Hautfarbe und Lebensumstände, die von diesem Geist genährt werden und dadurch die Ehre Gottes suchen.

Das Leben des hl. Josefmaria bekundet, dass jeder unserer Tage eine Zeit des Glaubens, der Hoffnung, der Liebe sein kann und soll, ohne dem Egoismus nachzugeben. Deshalb sollen wir uns fragen, wie sich in unserem täglichen Verhalten die theologischen Tugenden ausdrücken. Ob wir die Vorsehung unseres Vaters Gott in allen Umständen erkennen, sowohl wenn diese vorteilhaft als auch wenn sie anscheinend widrig erscheinen. Ob wir also davon überzeugt sind, dass omnia possibilia credenti ( Mk 9, 23), dass alles kann, wer glaubt, selbst wenn er weder persönliche Verdienste noch menschliche Mittel besitzt. Ob wir im Apostolat zuversichtlich sind, mit einer übernatürlichen Zuversicht, die auf der Überzeugung gründet, dass wir – mit den Worten des Völkerapostels – omnia possum in eo, qui me confortat ( Phil 4, 13), dass wir alles durch Christus vermögen, der uns die Kraft gibt.

Vielleicht kommen wir zu dem Ergebnis, dass wir noch nicht genügend diese Tugenden üben. Wir können dann die Überlegungen des hl. Josefmaria auf uns anwenden: Uns fehlt es an Glauben. An dem Tag, an dem wir – im Vertrauen auf Gott und auf die Gottesmutter – diese göttliche Tugend ganz in uns zur Entfaltung bringen, werden wir tapfer und loyal sein. Dann wird Gott – der ewig sich selbst Gleiche – durch unsere Hände seine Wunder wirken. Jesus, gib mir diesen Glauben! Ich sehne mich aus tiefem Herzen danach! Maria, du meine Mutter und meine Herrin, erbitte für mich, dass ich glaube! 51 Unser Vater hat häufig für sich, für seine zahlreichen Töchter und Söhne sowie für alle Christen um das Wachstum in den theologischen Tugenden gebeten: adauge nobis fidem, spem, caritatem! , vermehre in uns den Glauben, die Hoffnung und die Liebe. So betete er jeden Tag und darum bat er auch – ohne Worte, mit dem Herzen –, während er die Hostie oder den Kelch in der Heiligen Messe erhob. Ihn bewegte als einziges Ziel, allezeit und in jeder Situation ein besserer Diener Gottes und der Menschen zu werden – und dass auch wir es werden. Darin besteht die notwendige Voraussetzung – ich wiederhole es –, damit es in der Kirche jetzt und immer neue Früchte gibt. Der Papst schreibt: Wir wünschen uns, dass dieses Jahr in jedem Gläubigen das Verlangen wecke, den Glauben vollständig und mit erneuerter Überzeugung, mit Vertrauen und Hoffnung zu bekennen . 52

Und der Heilige Vater fügt hinzu: Die Inhalte des Glaubens, der bekannt, gefeiert, gelebt und im Gebet ausgedrückt wird, wiederzuentdecken und über den Glaubensakt selbst nachzudenken, ist eine Verpflichtung, die jeder Gläubige übernehmen muss, vor allem in diesem Jahr . Nicht zufällig waren die Christen in den ersten Jahrhunderten angehalten, das Credo auswendig zu lernen. Das diente ihnen als tägliches Gebet, um die mit der Taufe übernommene Verpflichtung nicht zu vergessen . 53

Um den Glauben bitten und diese Tu gend vertiefen 30 Im Laufe dieser Monate sollen wir uns bemühen, wenn wir in der Heiligen Messe oder bei anderer Gelegenheit das Glaubensbekenntnis beten, den Glauben der Kirche bewusster zu bekennen, mehr Aufmerksamkeit in die Worte und deren Bedeutung zu legen – und hoffentlich bleibt es dabei für immer. Eine weitere Hilfe kann im Studieren und im häufigen Betrachten der verschiedenen Aussagen des Glaubensbekenntnisses bestehen. Zu den Hilfsmitteln, die Benedikt XVI. vorschlägt, um diesem Jahr eine besondere Bedeutung und Wirksamkeit zu verleihen, gehört grundlegend das Studium des Katechismus der Katholischen Kirche oder auch von dessen Kompendium , der ein unschätzbares Erbe des Zweiten Vatikanischen Konzils ist. Darin sind die katholischen Glaubensinhalte vollständig, organisch und systematisch zusammengefasst.

Es besteht eine tiefe Einheit zwischen dem Glaubensakt und den Inhalten, denen wir zustimmen. 54 Die Kenntnis der Glaubensinhalte ist wesentlich, um die eigene Zustimmung zu geben, um sich dem, was von der Kirche vorlegt wird, mit Verstand und Willen völlig anzuschließen. Die Kenntnis des Glaubens führt in das Ganze des von Gott geoffenbarten Heilsgeheimnisses ein. Die gegebene Zustimmung schließt also ein, dass man, wenn man glaubt, freiwillig das gesamte Glaubensgeheimnis annimmt, denn der Bürge für seine Wahrheit ist Gott selbst, der sich offenbart und es ermöglicht, sein Geheimnis der Liebe zu erkennen.

Andererseits dürfen wir nicht vergessen, so der Papst weiter, dass in unserem kulturellen Kontext viele Menschen zwar die Gabe des Glaubens selbst nicht kennen, doch ernstlich auf der Suche nach dem letzten Sinn und der endgültigen Wahrheit über ihr Leben und über die Welt sind. Diese Suche ist ein authentisches ›Vorspiel‹ zum Glauben, weil es die Menschen auf dem Weg bewegt, der zum Geheimnis Gottes führt . 55

Wir sollen im wunderbaren Bemühen nicht ermatten, die in allen Menschen schlummernden geistlichen Fragen zu Tage fördern zu lassen. Denn so können wir ihnen die geeignete Bildung anbieten, die ihren Durst nach Wahrheit stillt. Besonders in unserer Zeit ist es wichtig, die Menschen, mit denen wir aus unterschiedlichen Gründen zu tun haben, daran zu erinnern, dass das irdische Leben eine vorübergehende Phase der menschlichen Existenz darstellt. Gott hat uns für das ewige Leben geschaffen, für die Teilhabe an seinem göttlichen Leben, wodurch wir das vollständige und unendliche Glück erreichen. Diese Gabe der Allerheiligsten Dreifaltigkeit wird erst nach dem leiblichen Tod in Fülle erreicht, aber sie beginnt bereits hier auf Erden. Das ist das ewige Leben: dich, den einzigen wahren Gott, zu erkennen und Jesus Christus, den du gesandt hast (Joh 17, 3). Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag (Joh 6, 54).

31 In den kommenden Monaten bietet sich uns eine neue Gelegenheit, tiefgreifend über Christi Geheimnis nachzusinnen. Mit seinen Werken und seinen Worten hat uns Jesus den Vater geoffenbart. Er hat uns den Weg gezeigt, der zu ihm führt. Er hat uns das zur Verfügung gestellt, was wir dazu brauchen: die Kirche mit ihren Sakramenten und Institutionen. Außerdem hat er uns den Heiligen Geist gesandt, der in den Seelen durch die Gnade wohnt, der die Menschen ständig auf dem Weg zum Hause des Vaters antreibt. All dies entspricht der göttlichen Barmherzigkeit, denn nicht darin besteht die Liebe, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt und seinen Sohn als Sühne für unsere Sünden gesandt hat ( 1 Joh 4, 10).

Gott liebt uns: der Allmächtige, der Himmel und Erde erschaffen hat! 56 Diese wesentliche Wahrheit zu betrachten und auch die anderen dazu einzuladen, sie zu betrachten, spielt eine grundlegende Rolle. Davon sollten wir überzeugt sein. Diese beeindruckende Botschaft soll in uns Bewunderung und Dankbarkeit hervorrufen. Durch eine weltweite Katechese werden wir sie überallhin tragen. Das Wort Katechese bedeutet in seiner wortwörtlichen griechischen Etymologie »in den Ohren etwas zum Klingen bringen«, eine Botschaft. Für die Christen war dies die bereits in den ersten Augenblicken von der Kirche angewandte Lehrmethode, seit sie anfing, den Menschen die von ihrem Meister so genannte wunderbare Perle, den Erlösungsschatz mitzuteilen. Durch Zuhören nahmen die ersten Jünger des Herrn die Frohe Botschaft an. Auf dieselbe Art und Weise gaben sie sie den anderen so weiter, dass diese Botschaft das Wollen und das Handeln der Zuhörer, die sie in ihr Verhalten aufnahmen, nunmehr bestimmt.

Genauso sollen wir uns nun nach zwanzig Jahrhunderten Christentum verhalten: Wir sollen in den Herzen der Menschen, mit denen wir auf unserem irdischen Weg in Berührung kommen, die von Jesus Christus übergebene Wahrheit zum Klingen bringen. Durch das Gebet werden wir es auch bei den Menschen tun, mit denen wir keinen persönlichen Umgang pflegen. Jedem Einzelnen, jeder Einzelnen sollen wir auf geeignete Weise bekanntgeben: Gott hat von aller Ewigkeit her an Dich gedacht! Gott liebt Dich ! Gott hat Dir einen unaussprechlichen Platz bereitet, den Himmel, wo er selbst sich Dir zu unendlichem Glück und Besitz hingeben und so die Deinem Herzen innewohnende Sehnsucht nach Glück stillen wird!

32 Wir dürfen diese grundlegenden Wahrheiten nicht als bekannt voraussetzen. Viele Menschen kennen Gott nicht, oder sie haben sich von ihm eine falsche Vorstellung gebildet. Die einen stellen sich Gott als eifersüchtigen Wächter über seine Gebote vor, der schnell bestraft, oder auch als einen, zu dem nur in Notlagen Zuflucht genommen wird. Wieder andere denken an einen Gott, der in sein Glück eingeschlossen und den Leiden und Ängsten der Menschen fern ist … Unterlassen wir nicht, uns zu fragen, ob die Menschen, die uns sehen, durch unsere Freude und unseren Frieden die Güte Gottes mit seinen Kindern berühren können.

Wir brauchen eine ständige Stärkung der Grundlagen, damit wir über die wesentlichen Themen klar denken können. So werden wir in der Lage sein, vielen Menschen Klarheit zu bringen und die Kirche vor den Angriffen zu verteidigen, die sie manchmal von überall her empfängt. Es handelt sich um sichere Gedanken über die Wahrheiten des Dogmas und der Moral, über die Forderungen der christlichen Familie und Erziehung, über die Grundfreiheiten wie Vereinigungsfreiheit und freie Meinungsäußerung usw. Auf diese Art und Weise werdet ihr die Wahrheit jenes Herrenwortes freudig erfahren: veritas liberabit vos ( Joh 8, 32), weil die Wahrheit euch Freude, Frieden und Wirksamkeit verleihen wird . 57

Bitten wir den Heiligen Geist mit Kraft um seinen Beistand, damit wir ein überzeugendes Zeugnis geben können, damit wir gemäß des eigenen Wissens und der eigenen Bildung die vernunftgemäßen Argumente darlegen können, die jedem Menschen sein Herz der Wahrheit öffnen helfen. Dies erscheint als der wichtigste Punkt. Denken wir dabei an die Verheißung des Herrn: Weiter sage ich euch: Alles, was zwei von euch auf Erden gemeinsam erbitten, werden sie von meinem himmlischen Vater erhalten ( Mt 18, 19). Wenn wir im Gebet vereint sind wie ein Heer aufgestellt zur Schlacht (Hld 6, 4), einer Schlacht für den Frieden und für die Freude, werden wir vom Himmel empfangen, worum wir Gott bitten.

Benedikt XVI. kommentiert den von mir gerade zitierten Vers folgendermaßen: Das Verb, das der Evangelist gebraucht, um das auszudrücken, was mit dem Wort ›gemeinsam‹ wiedergegeben ist, ist symphonesosin , was auf eine ›Symphonie‹ der Herzen anspielt. Das ist es, was Gottes Herz berührt. Die Eintracht im Gebet ist demnach eine wichtige Voraussetzung dafür, dass dieses vom himmlischen Vater angenommen wird . 58 Wir wollen dem Papst und seinen Anliegen immer sehr nah sein, denn so kommen wir Christus näher. Und mit ihm wird unser Beten durch den Heiligen Geist wirksam zu Gottvater gelangen.

BILDUNG IN DER GLAUBENSLEHRE

33 Unser Vater zählte fünf grundlegende Aspekte der Bildung auf: die menschliche, die religiöse, die geistliche, die apostolische und die berufliche Bildung. Das Jahr des Glaubens bietet uns eine herausragende Gelegenheit, erneut über unsere Bildung in der Glaubenslehre nachzudenken. Und zwar deshalb, weil diese Bildung in vielerlei Hinsicht darauf abzielt, dass wir die Inhalte des Glaubens und den Sinn des Glaubens selbst vertiefen. So können wir durch einen erneuerten intellectus fídei in geeigneter Weise Berufskollegen und Freunden das Geheimnis der Liebe Gottes in Jesus Christus vermitteln.

Bildung in der Lehre der Kirche 34 So fasste unser Gründer anschaulich die grundlegende Tätigkeit des Werkes mit den Worten zusammen: Lehre verbreiten . Daher das beständige, frohe Bemühen, den Gläubigen in der Personal­prälatur die Nahrung der Bildung, insbesondere der religiösen Bildung zukommen zu lassen. Ich denke an die Freude unseres Vaters, wenn er vom Himmel aus sieht, wie dieser Unterricht nach den Studienplänen und je nach den Erfordernissen eines jeden Ortes ununterbrochen stattfindet. Euch alle erinnere ich daran, was er eindringlich wiederholte, damit es sich uns tief einprägt: Bemüht euch sehr, die euch erteilte Lehre euch zu eigen zu machen, so dass sie sich nicht anstaut. Ihr sollt die Notwendigkeit und die angenehme Pflicht verspüren, anderen Menschen die Bildung weiterzugeben, die ihr erhaltet. So wird sie sich in guten, rechtschaffenen Werken und auch in den Herzen anderer Menschen niederschlagen . 59

Para servir, servir : Diese Worte sprach unser Vater oft und bediente sich des Wortspiels mit den zwei Bedeutungen des spanischen Verbs servir – den anderen nützlich sein und Eignung besitzen –, um auf die unterschiedlichen Situationen zu antworten: Um zu dienen, braucht man Eignung. Um Eignung zu erlangen, muss man dienen . In diesem Satz fasste er die Wichtigkeit zusammen, sich in allen Bereichen gut ausbilden zu lassen, um mit den Vorhaben Gottes und der Kirche mitzuarbeiten. Um den Menschen zu dienen, müssen wir zunächst die Eignung erlangen, uns also ausbilden lassen. Andernfalls werden wir keine guten Werkzeuge sein, wir sind ungeeignet . 60 Auf die apostolische Zielsetzung angewandt, heißt das: Nur derjenige ist geeignet , der einen lebendigen und gut gebildeten Glauben besitzt, weil er nur von diesem Glauben aus dem Apostolat des Werkes und der Bildung der anderen in der Glaubenslehre dienen kann.

Weil er von dieser immer gültigen Notwendigkeit überzeugt war, legte der hl. Josefmaria die Richtlinien für die religiöse Ausbildung der Mitglieder des Werkes fest und entwickelte sie nach und nach weiter. In unserem Gespräch mit Gott können wir über das nachdenken, wovon er ständig zu uns sprach: Die Ziele, die wir körperschaftlich verfolgen, sind die Heiligkeit und das Apostolat. Um diese Ziele zu erreichen, brauchen wir zuallererst Bildung. Für unsere Heiligung Lehre, für das Apostolat Lehre. Um die Lehre zu erwerben, brauchen wir Zeit, einen geeigneten Ort und die geeigneten Mittel. Wir dürfen nicht auf eine besondere Erleuchtung Gottes hoffen, die er uns gar nicht zu verleihen braucht, weil er uns die konkreten menschlichen Mittel an die Hand gibt: das Studium, die Arbeit. Man muss sich bilden lassen, man muss lernen. 61

Der mit dem Vater und dem Sohn in der Seele im Stand der Gnade wohnende Heilige Geist ist für die, die seine Stimme hören und seinen Eingebungen folgen, wahrhaftig derjenige, der »in den Geist und ins Herz der Menschen die Lehren Christi hineingibt «62 . Christus selbst hat ihn Geist der Wahrheit genannt. Er versicherte: Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in die ganze Wahrheit führen. Denn er wird nicht aus sich selbst heraus reden, sondern er wird sagen, was er hört. (…) Er wird mich verherrlichen; denn er wird von dem, was mein ist, nehmen und es euch verkünden ( Joh 16, 13–14). Der Heilige Vater Johannes Paul II. kommentierte diese Texte aus dem Evangelium und lehrte: »Wenn Jesus von sich selbst gesagt hat: ›Ich bin die Wahrheit‹ ( Joh 14, 6), ist diese Wahrheit Christi die, die der Heilige Geist erkennen lässt und verbreitet (…). Der Geist ist Licht der Seele: Lumen cordium , wie wir ihn in der Pfingstsequenz ansprechen.«63

Wir Christen können freier sein als alle anderen, wenn wir nicht zulassen, dass uns die vergänglichen Trends des jeweiligen Augenblicks mitreißen. Die Kirche ermuntert ihre Kinder dazu, sich als verantwortliche katholische Bürger zu verhalten, so dass Kopf und Herz eines jeden von uns nicht entzweit sind. Sie dürfen nicht voneinander getrennt sein. Sie sollen vielmehr übereinstimmen und fest sein, damit sie in jedem Augenblick das tun, was zu tun ist und deutlich als solches erkannt wird, ohne sich aus Mangel an Persönlichkeit und an Treue zum eigenen Gewissen von vorübergehenden Trends oder Moden fortreißen lassen : Wir sollen nicht mehr unmündige Kinder sein, ein Spiel der Wellen, hin und her getrieben von jedem Widerstreit der Meinungen, dem Betrug der Menschen ausgeliefert, der Verschlagenheit, die in die Irre führt ( Eph 4, 14) . 64

Die Glaubenslehre vertiefen

35 Wenn wir uns danach sehnen, Gott zu erkennen und zu lieben, wenn wir wünschen, dass die anderen ihn erkennen und lieben, ist es erforderlich, dass die katholische Lehre immer mehr unseren Verstand formt und unseren Willen bewegt. Nun, da sich die vorherrschende Kultur von Gott zu trennen neigt, ist diese Pflicht besonders dringlich.

Daher die entscheidende Bedeutung, uns ohne Unterbrechung in der Glaubenslehre bilden zu lassen. Gebt niemals das Studium und besonders das Studium der Theologie auf. Jeder soll sich nach seinen Möglichkeiten bilden, um sich den intellectus fidei anzueignen, von dem ich vorher sprach. Wir sollen die mächtige und freudige innere Spannung des fides quærens intellectum 65 spüren: die des vom Glauben geformten Verstandes, die dazu antreibt, immer tiefer das zu erkennen, was man glaubt. Das Studium der Theologie darf nicht reine Pflichtübung sein noch sich im bloßen Auswendiglernen erschöpfen. Es soll vielmehr etwas Lebendiges sein. Dann verhilft es in großem Maße dazu, dass die Glaubenswahrheiten mit dem Verstand übereinstimmen. Es hilft, im Glauben und vom Glauben her zu denken. Nur so ist es möglich, die verschiedenartigen, zuweilen komplexen Fragen zu beurteilen, die sich in der beruflichen Tätigkeit und in der Gesellschaftsentwicklung insgesamt stellen. Gerade deshalb, weil Ihr, meine Töchter, meine Söhne, frei seid, weil jeder völlig selbstständig seine Entscheidungen trifft und handelt, sollt Ihr Euch darum besonders bemühen, Euren Verstand und Euer Gewissen richtig zu bilden. Auf diese Weise werdet Ihr ein Rüstzeug an Wissen, nicht nur der menschlichen Wissenschaften, sondern auch der theologischen Wissenschaft erwerben, um in einer Christen gemäßen Art und Weise zu denken, zu urteilen und zu handeln.

Wir sollen uns intellektuell rüsten, um glaubwürdig diejenigen Themen der katholischen Lehre anzugehen, die im eigenen Beruf eine spezielle Stellung einnehmen oder im jeweiligen Land besonders aktuell sind. Diese werden vom Land zu Land verschieden sein. Dennoch gibt es zur Zeit einige überall gültige Fragen wie die, die mit Ehe und Familie, mit Erziehung oder mit Bioethik zu tun haben.

36 In diesem Zusammenhang habe ich darauf hingewiesen, dass sich die Professoren in den verschiedenen Studia Generalia der Personalprälatur weiterbilden und spezialisieren sollen, dass in den vom Opus Dei geistlich betreuten Universitäten anspruchsvolle Forschungsbereiche gefördert werden, dass interdisziplinäre Forschungsgruppen beispielsweise mit Ärzten, Biologen, Juristen, Philosophen und Soziologen zusammengestellt werden, die sich mit apostolischer Einstellung dieser Arbeit widmen.

Nicht wenige Gläubige in der Personalprälatur könnten zusammen mit anderen Menschen in den öffentlichen oder privaten Bildungseinrichtungen, in denen sie tätig sind, eine ähnliche Arbeit leisten. Auch wenn sie nicht in diesen speziellen Bereichen beruflich arbeiten, sind jedoch sicher viele weitere Mitglieder ebenfalls in der Lage, ihr Scherflein beizutragen. Denn sie können zu einer das Naturgesetz respektierenden, von der christlichen Botschaft geprägten Öffentlichkeit dadurch einen Beitrag leisten, dass sie die Kommunikationsmittel gezielt nutzen. Ihr habt mich oft sagen hören, dass ein einfacher Brief oder eine E-mail an eine Zeitung, um deutlich und einnehmend – mit Sprachengabe – einen Aspekt der katholischen Lehre darzulegen, häufig mehr bewirkt als ein sperriges Traktat. Wenn in einem bestimmten Land die Öffentlichkeit eine verzerrte Sicht der Kirche bietet, wenn sogar offen verleumderische Kampagnen inszeniert werden, dürfen sich die Katholiken nicht passiv verhalten. Aus Gerechtigkeitsgründen gegenüber Gott und gegenüber der Gesellschaft müssen wir auf diese Übergriffe reagieren, die kaschierten oder offenen Angriffe entlarven und die Achtung einfordern, die die Kirche unabhängig von den Fehlern einiger ihrer Mitglieder verdient.

Dafür sollen wir – ich wiederhole es – die Dringlichkeit verspüren, in unserer theologischen Ausbildung beständig voranzuschreiten und – je nach den Erfordernissen und den individuellen Umständen – die in der Öffentlichkeit diskutierten und mit grundlegenden Aspekten der Offenbarung in Verbindung stehenden Fragen zu vertiefen. Wir wollen ernsthaft die Unterrichtsstunden und die Vorträge über Philosophie, Theologie und kanonisches Recht nutzen, indem wir sie mit Interesse, Pünktlichkeit und mit dem Wunsch besuchen, daraus reiche Frucht zu ziehen. Denn diese Veranstaltungen bieten außerdem die Gelegenheit, anderen Menschen die von ihnen erwünschte lehrmäßige und geistliche Katechese zu erteilen.

37 Bei seinem Studium der Lehren der Kirchenväter verweilt Benedikt XVI. bei einem Punkt, dem heutzutage besondere Bedeutung zukommt. Er bestätigt, dass der große Irrtum der antiken Religionen darin bestand, sich nicht an die von der göttlichen Weisheit in die Seelen eingegebenen Wege gehalten zu haben. Der Untergang der heidnischen Religion war daher unvermeidbar: Er ergab sich als logische Konsequenz der Trennung der Religion – einer Religion, die auf ein künstliches Gebilde aus Zeremonien, Konventionen und Gewohnheiten reduziert war – von der Wahrheit des Seins. 66Und er fügt hinzu, die Kirchenväter und die christlichen Autoren entschieden sich für die Wahrheit des Seins gegen den Mythos der Gewohnheit . 67 Der Heilige Vater zitiert Tertullian, der folgendes schrieb: › Dominus noster Christus veritatem se, non consuetudinem, cognominavit – Christus hat gesagt: Ich bin die Wahrheit, nicht: Ich bin die Gewohnheit 68, und weist dann darauf hin: Man beachte in diesem Zusammenhang, dass das hier von Tertullian in Bezug auf die heidnische Religion verwendete Wort consuetudo in den modernen Sprachen mit den Ausdrücken ›kulturelle Mode‹, ›Mode der Zeit‹ übersetzt werden kann . 69

Zweifeln wir nicht daran: Trotz des vermeintlichen Siegeszuges des Relativismus mancherorts wird dieses Denkgebäude, das so viele Menschen verwirrt, letztlich wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen, weil es nicht in der Wahrheit des Schöpfer- und vorsehenden Gottes, des Lenkers der Geschichte, verankert ist. Die Wirklichkeit, die wir um uns herum wahrnehmen, soll uns wiederum dazu ermuntern, weder uns aufzugeben noch die Menschen aufzugeben, die enttäuscht und in einer inhaltsleeren Situation leben.

VEREINIGUNG MIT CHRISTUS DURCH DAS GEBET UND DAS OPFER

38 Ich weiß, dass der hl. Josefmaria die Worte des Ignatius von Antiochien oft wiederholte und betrachtete: Auf dem Weg nach Rom, wo er den Märtyrertod sterben sollte, hielt er sich für »Weizen Gottes«, der gemahlen werden soll von den Zähnen der Raubtiere , »damit ich als reines Brot Christi erfunden werde«70 . Auch wir Christen wissen uns als Weizen Gottes , weil wir die freudige Pflicht verspüren, denjenigen geistliche Nahrung zu vermitteln, die uns auf die eine oder andere Art und Weise begegnen.

Seien wir zutiefst davon überzeugt, dass uns Gott als Brot Christi möchte, um den Hunger der Seelen zu stillen. Um dies zu erreichen, muss man sich wie die Ährenkörner ohne Widerstand mahlen lassen. Dazu sollen wir nicht halb, sondern voll und ganz die Gelegenheiten nutzen, derer sich der Herr bedient, um uns den Schliff zu geben, um die Kanten unseres Charakters abzufeilen, um aus unserem inneren wie äußeren Verhalten – aus Liebe, auch wenn es wehtut – dieses Ich auszureißen, das jeder im Übermaß in sich birgt. Diese Arbeit der Reinigung ist nötig – wir wissen es aus eigener Erfahrung –, um übernatürliche Früchte zu bringen. Auf plastische Art hat es uns der Meister beigebracht: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht ( Joh 12, 24).

Vereinigung mit Christus am Kreuz

39 Jesus Christus will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen (1 Tim 2, 4). Dieser heilige Ehrgeiz soll unser Verhalten bestimmen: Allem, was wir in den unterschiedlichen Situationen und Augenblicken tun, sollen wir einen entschiedenen apostolischen Stempel aufdrücken. Auf diese Weise wird jedes Mitglied des Werkes eine sehr fruchtbare, sehr direkte apostolische Arbeit entfachen, selbst wenn es aus Krankheits- oder sonstigen Gründen – weil es gerade in eine neue Stadt umgezogen ist oder die Landessprache nicht kennt – nicht in der Lage ist, unmittelbar apostolisch zu wirken. Wir alle werden es schaffen, wenn wir uns um den Umgang mit Gott in den Frömmigkeitsübungen bemühen, wenn wir bestrebt sind, die Arbeit zu vollenden und sie Gott jeden Tag in der Heiligen Messe darzubringen. Der Herr erwartet, dass wir es ihm aufopfern, kleine Abtötungen oder Überwindungen in einem ständigen Rhythmus wie das Schlagen des Herzens 71 suchen und sie nutzen.

Um dieses apostolische Programm in die Tat umzusetzen, kommt der Vereinigung mit Christus am Kreuz eine grundlegende Bedeutung zu. Es gibt keine Möglichkeit, Christus nachzufolgen, außer wir verleugnen uns selbst, üben uns im Geist der Abtötung, tun konkrete Werke der Sühne. Der Heilige Vater drückt es so aus: Das Kreuz – die Selbsthingabe des Sohnes Gottes – ist letztendlich das ›Zeichen‹ schlechthin, das uns geschenkt wurde, um die Wahrheit des Menschen und die Wahrheit Gottes zu verstehen: Wir alle sind geschaffen und erlöst worden von einem Gott, der aus Liebe seinen einzigen Sohn geopfert hat. ›In seinem Tod am Kreuz‹, so habe ich in der Enzyklika Deus caritas est geschrieben, ›vollzieht sich jene Wende Gottes gegen sich selbst, in der er sich verschenkt, um den Menschen wieder aufzuheben und zu retten – Liebe in ihrer radikalsten Form‹ (Nr. 12) . 72

In den Wunden Christi Zuflucht suchen

40 Wir haben nicht selten einen Vergleich gehört, den der hl. Josefmaria gerne verwendete. Er sagte, die Christen, die Christus aus der Nähe folgen wollen, sollen in den verwundeten Händen Christi der Same sein, den der göttliche Sämann in die Furche wirft. So wie der Sämann die Hand in die Tasche steckt, so müssen wir, ihr und ich, uns hingeben, ohne auf Erden irgend etwas zu erwarten, ohne Leiden zu erfinden. Es ist aber erforderlich, dass das Weizenkorn begraben wird und stirbt, damit es reiche Frucht bringt (Joh 12, 24). Nur so werden wir guter Same sein für die Saat, mit der der Herr auf Erden göttliche Wege erschließt . 73

Im Licht dieser Überlegungen sollen wir uns prüfen, ob wir uns ernsthaft darum bemühen, fromme und bußfertige Menschen zu sein, fest davon überzeugt: Das Tun ist ohne das Gebet nichts wert: das Gebet wird wertvoller durch das Opfer . 74 Bitten wir den Herrn, dass er uns täglich Hunger nach mehr Hingabe sowie den wirksamen Wunsch gewährt, uns gerne für das Wohl der Seelen zu verschenken. Dies ist nur möglich, wenn wir jeden Tag in der Heiligen Messe das Verlangen erneuern, in Verbindung mit Christus ein lebendiges Opfer zu sein.

Niemand leugnet die Größe und die Bedeutung dieses Zieles: mit Christus Opfer zu werden. Dieses heilige Verlangen sollen wir in den Zeiten eines länger anhaltenden Umgangs mit ihm nähren. Wir wollen Jesus durch seine gebenedeite Mutter, Lehrmeisterin des Glaubens, bitten, dass er uns die Gnade schenkt, täglich den apostolischen Eifer zu erneuern. Diese Vorsätze sollen sich in konkreten Werken niederschlagen, auch in Übereinstimmung mit den in der geistlichen Leitung empfangenen Ratschlägen.

Dann wird uns Jesus Christus in seine verwundete Hand nehmen. Nachdem er uns – wie der hl. Josefmaria immer wieder sagte – mit seinem kostbaren Blut getränkt hat, wird er uns weit, sehr weit auswerfen, ohne dass wir den Ort verlassen müssten, an den er jede einzelne, jeden einzelnen von uns hingestellt hat. Er wird unsere Hingabe an nahen und fernen Orten fruchtbar werden lassen. Er wird sich unserer Arbeit und unserer Erholung, unserer Freuden und unserer Leiden, unserer Worte und unserer Stille bedienen, um den göttlichen Samen in Milliarden Herzen einzugeben. Wir werden wahrhaftig Brot für den Altar und Brot für den Tisch sein, göttlich und menschlich . 75 Jesus wird neue mächtige Wunder wirken, wie er früher in den Seelen und in den Leibern der Menschen tat, die ihn aufsuchten, als die Menge ihn zu berühren suchte; denn es ging eine Kraft von ihm aus, die alle heilte ( Lk 6, 19).

Den Heiligen Geist anrufen

41 Wie Jesus Christus die Frohe Botschaft erfüllt von der Kraft des Geistes (vgl. Lk 4, 14) verkündete, sollen auch wir Christen voll Vertrauen den Tröster anrufen. Dies empfahl der sel. Johannes Paul II. als das Jubeljahr 2000 nahte. »Zu den wichtigsten Aufgaben der Vorbereitung auf das Jubeljahr«, so schrieb er in seinem Apostolischen Schreiben, »gehört daher die Wiederentdeckung der Anwesenheit und Wirksamkeit des Geistes , der in der Kirche wirkt, sei es in sakramentaler Gestalt, vor allem durch die Firmung , sei es vermittels vielfältiger Gnadengaben, Aufgaben und Dienste, die von ihm zu ihrem Wohl geweckt worden sind. «76

Es ist deshalb nur folgerichtig, dass wir im persönlichen Apostolat und in jeder apostolischen Arbeit vor allem auf die tröstliche Wirklichkeit zählen, dass der Heilige Geist unaufhörlich im Hinblick auf die Heiligung der Menschen wirkt, obwohl sein Wirken in der Regel im Stillen geschieht. Er ist »auch für unsere Zeit die Hauptkraft der Neuevangelisierung (…), der im Laufe der Geschichte das Reich Gottes aufbaut und seine volle Offenbarwerdung in Jesus Christus dadurch vorbereitet, dass er die Menschen innerlich anregt und im menschlichen Erleben die Keime der endgültigen Rettung, die am Ende der Zeiten eintreten wird, aufgehen lässt. «77 Wir dürfen nicht zweifeln: Wenn wir uns mit Glauben an den Tröster wenden, wird er uns das richtige Wort, den geeigneten Ratschlag und bei irrenden Verhaltensweisen die liebenswürdige und demütige Zurechtweisung eingeben. Dies wird dazu helfen, dass die Menschen reagieren.

Deshalb sollen wir den Umgang mit dem Heiligen Geist pflegen. Denn wie lehrte der hl. Josefmaria, als er über das Handeln des Herrn in den treuen Kindern sprach: Gott geht nicht vorüber. Er bleibt bei uns. Er ist sozusagen in der Mitte unserer Seele im Stand der Gnade. Dadurch verleiht er unserem Tun übernatürliche Bedeutung, solange wir keinen Widerstand leisten und ihn durch die Sünde aus unserer Mitte verbannen. Gott ist in euch und in mir, in jedem einzelnen, verborgen. 78

Die Waffe des Gebets

42 Wir wollen einige Worte erneut lesen, die der sel. Johannes Paul II. am Tag der Heiligsprechung des Opus Dei-Gründers sprach: »Um diese anspruchsvolle Aufgabe zu erfüllen, ist ein vom Gebet genährtes ständiges inneres Wachstum erforderlich. Der hl. Josefmaria war ein Lehrer in der Praxis des Gebets, das er für die wirksamste ›Waffe‹ hielt, um die Welt zu erlösen. Er empfahl stets: ›Zuerst Gebet, dann Buße, an dritter Stelle, weit an ›dritter Stelle‹, das Tun‹ ( Der Weg , Nr. 82). Es ist kein Paradoxon«, so fuhr der Papst fort, »sondern eine ewige Wahrheit: Die Fruchtbarkeit des Apostolats besteht vor allem im Gebet und in einem intensiven und stetigen sakramentalen Leben. Das ist im Grunde der Schlüssel der Heiligkeit und des wahren Erfolgs der Heiligen .«79

Es handelt sich um eine geistliche Haltung, die dieser heilige Priester – unser Vater – von dem Augenblick an, als der Herr an seine Seele klopfte, in die Tat umsetzte. Sie spiegelte sich in den ersten Jahren des Opus Dei unmissverständlich wider, als noch alles zu tun war. 1930, als das Opus Dei wie ein Neugeborenes war, schrieb der hl. Josefmaria an Isidoro Zorzano, das einzige damalige Mitglied des Werkes, die folgenden, immer gültigen Worte: Wenn wir das sein sollen, was der Herr und wir möchten, müssen wir die Grundlagen richtig setzen, vor allem im Gebet und in der Sühne (im Opfer). Beten: Lass niemals, ich wiederhole es, das Gebet nach dem Aufstehen aus. Opfere jeden Tag zur Sühne alle Beschwerden und Schwierigkeiten des Tages auf. 80

Wir wollen dieser Verhaltensregel folgen, die unerlässlich ist, um in unserem Glaubensleben zu wachsen und um die den Christen vom Meister anvertraute übernatürliche Sendung zu erfüllen. Deshalb sollen wir zunächst einmal täglich im persönlichen Umgang mit Jesus Christus wachsen. Sowohl inmitten der anspruchsvollsten beruflichen Arbeit als auch in der Stille einer Kapelle oder einer Kirche oder auch mitten im Straßenverkehr, in den Zeiten der Erholung und der Unterhaltung und natürlich in den Familienaufgaben, in der Krankheit und in den Widrigkeiten, in jedem Augenblick sollen wir mit der Seele, mit dem Herzen, mit den Sinnen, mit den Lippen mit Gott sprechen. Dabei sollen wir uns bemühen, alles, was wir tun, in ein Gott wohlgefälliges Gebet zu verwandeln, häufig ohne Worte. Allerdings, ich wiederhole es, ist das Gebet eine Folge des Glaubenslebens. Es ist aber ein starker Glaube vonnöten, um wahrhaftig, mit Überzeugung darum zu bitten, wie der hl. Josefmaria tat: Jesus, sag etwas zu mir; sag etwas zu mir, Jesus .

Wir dürfen nicht vergessen, dass der Mensch, der wirklich betet, in der Tugend der Demut vorankommt, dass er die Freude der Gotteskindschaft besitzt, dass er die Dringlichkeit des täglichen Apostolates verspürt, dass er immer freundlich und herzlich handelt, zu dienen versteht, sich zu verbergen sucht und dass er in der geistlichen Leitung fügsam ist.

Das Salz der Abtötung

43 Untrennbar verbunden mit dem Umgang mit dem Herrn brauchen wir die Abtötung, die sich als das Gebet der Sinne zu Gott erhebt. Einige Menschen erschreckt das Wort ›Sühne‹. Sie stellen sich wer weiß was für unerträgliche Qualen darunter vor. Nichts weiter von der Wirklichkeit entfernt. In der Regel verlangt Gott von uns einen Geist der Buße, der sich in der vollendeten Erfüllung der eigenen Standespflichten den jeweiligen Umständen gemäß ausdrückt. Eine Erfüllung, die beharrlich, mit Freude – auch wenn es schwerfällt –, ohne Unterbrechung und mit heroischer Treue im Kleinen verwirklicht werden soll.

Der hl. Josefmaria war zwar sehr großzügig in den großen Bußübungen, zu denen ihn der Herr einlud, denn sie gehörten zu seiner Gründungssendung; doch maß er der kleinen, aber mit Liebe erfüllten Sühne sehr viel Bedeutung bei. In einigen kurzen Aufzeichnungen aus dem Jahr 1930 über die Art und Weise, Gewissenserforschung zu halten, führt er aus: Sühne : Wie habe ich heute die von Gott kommenden Widrigkeiten angenommen? Und die, die mir durch ihren Charakter meine Kollegen bereiteten? Und die aus meinem eigenen Elend kommenden? Habe ich dem Herrn zur Sühne selbst den Schmerz aufgeopfert, den ich empfinde, weil ich ihn – so oft! – beleidigt habe? Habe ich ihm die Scham meines inneren Errötens, der Demütigung aufgeopfert, weil ich auf dem Weg der Tugenden kaum vorankomme? 81

Die Welt braucht heute besonders Menschen, die das aus Liebe zu Gott freiwillig angenommene Opfer lieben – und sie wird sie immer brauchen. In jedem Augenblick erhebt es sich als Waffe, um im Kampf gegen einen Hedonismus zu siegen, der unter den Christen, aber auch unter den Nicht-Christen so viel Zerstörung anrichtet, gegen eine übermäßige Verwöhnung des Leibes und der Sinne. Bedenken wir, dass das Heilmittel, um die ungeordnete Abhängigkeit vom eigenen Ich niederzutreten, in einer mit Christus eng verbundenen, hingegebenen Aufopferung, in einem wahren Brandopfer unserer inneren und äußeren Sinne, unserer Vermögen, unserer Seele und unseres Leibes besteht.

Wir sollen unser Leben, unseren Einsatz, ohne dass wir etwas für uns zurückhalten oder dass wir feilschen, zur Sühne für unsere Sünden sowie für die Sünden aller Menschen, unserer Brüder, aufopfern; für die Sünden, die zu allen Zeiten begangen wurden, und für die, die bis zum Ende der Zeiten begangen werden; vor allem aber für die Katholiken, für die von Gott Erwählten, die der Gnade nicht entsprechen und die Gottes Liebe, die sie auserwählt hat, verraten . 82 Und wir fügen einen Aspekt hinzu, den sich unser Vater immer vor Augen hielt: Diesen Kampf mit der Zuversicht, mit der Sicherheit bestehen, dass Gott uns durch den Glauben, durch das Vertrauen auf ihn und durch die Liebe zu Gott und zu den Menschen zu Siegern macht.

44 Diese Worte des hl. Josefmaria helfen uns, großzügig die gewohnheitsmäßigen Abtötungen anzugehen. Nur so werden wir in der Lage sein, mit der den Kindern Gottes eigenen Freude unsere Umgebung zu heilen. Sühne, und weit mehr als nur das: die Liebe. Eine Liebe, die wie ein glühendes Eisen den Schmutz von unserer Seele wegbrennt, die wie ein Feuer unsere armseligen Herzen mit göttlichen Flammen entzündet . 83 Ich schlage Euch vor, wenn wir uns in einem bestimmten Augenblick feige fühlen, dass wir dann auf Jesus in den Stunden seines aus Liebe zu uns erlittenen Leidens schauen: Kannst du nach all dem die Buße noch fürchten? 84

Durch diese Koordinaten des christlichen Verhaltens sollen wir in den anderen die Dringlichkeit eines konkreten und beständigen apostolischen Wirkens wecken: in Jüngeren und Älteren, in Gesunden und Kranken, in den Menschen, denen wir in der beruflichen Arbeit, durch Freundschafts- und Verwandtschaftsbeziehungen oder auch in der Ausübung unserer Hobbies begegnen. Machen diese Bereiche doch unsere gewohnte Lebenswirklichkeit aus. Bitten wir die Gottesmutter darum, dass sie in den nächsten Monaten in uns den apostolischen Eifer wachsen lässt, damit wir die Freude des Glaubens an Gott verbreiten können und auch immer so handeln. Bitten wir sie ebenfalls darum, dass sie uns überreiche Gnaden ihres Sohnes schickt, damit viele Frauen und Männer der Gnade Gottes ihr Herz öffnen und es nicht verschließen, damit sie sich entscheiden, mit Christus auf dem Weg voranzukommen, der zur vollkommenen Glückseligkeit führt, die er selbst von aller Ewigkeit her für jeden einzelnen bereitet hat.

DIE APOSTOLISCHE ARBEIT 45 Die ›Sendung‹, die apostolische Arbeit, die Gott uns anvertraut hat, ist nur aus diesem ›Glaubensleben‹ möglich, wie es hier beschrieben wurde. Es muss eine Art ›Epiphanie‹ des Glaubens werden. Es ist der Glaube als Lehre und Leben, was der christlichen Existenz Festigkeit und Wirksamkeit sowie höchste Ausstrahlung verleiht. Dass viele Menschen ohne Glauben das Glück und die Sicherheit sowie den Frieden in denjenigen, die an Gott glauben, erkennen – vielleicht freilich ohne dieses Verlangen in die Tat umzusetzen –, stellt dies unter Beweis.

Kümmern wir uns also von der Tugend des Glaubens aus um das Apostolat. Darauf habe ich gerade hingewiesen. Deshalb darf unser tägliches Vertrauen auf Gott nicht abnehmen. Wir sollen für die Beleidigungen Gottes und für die den Seelen zugefügten Schäden sühnen. Meine Töchter, meine Söhne: Die Dringlichkeit und die Kontinuität der Sühne werden uns gerade im persönlichen Apostolat bewusst: Die Sühne ist der Lackmustest, der ohne Zweifel die Tiefe der Empfindungen unserer christlichen Seele sowie die Authentizität unseres Schmerzes wegen der Lage, in der sich die Gesellschaft befindet, anzeigt. Wenn wir uns so verhalten, verkennen wir nicht, dass wir – wie uns unser Vater sagte – aller Gräueltaten und Irrtümer fähig sind, die die gemeinsten Menschen begangen haben, sollten wir uns von Gott entfernen. Lehnen wir jede Möglichkeit ab, untätig zu bleiben. Jede und jeder Einzelne soll persönlich dem Herrn die Menschen anempfehlen, die auf die eine oder andere Weise dieselben Ideale teilen. Wir wollen ohne Angst an der Aussaat des Friedens teilnehmen. Nutzen wir dabei alle rechtmäßigen Hilfsmittel, damit die Glockenschläge des gaudium cum pace bis in den letzen Winkel der Erde gelangen.

Jeder an seinem Platz

46 Wenn wir mit kräftigem und ausdauerndem Glauben die Grundlage unseres Dialogs mit der Dreifaltigkeit stärken, werden die konkreten apostolischen Tätigkeiten wirksam sein. Nutzen wir alle Gelegenheiten, den Menschen, die uns begegnen, zu dienen, sowie den großen Reiz zu entdecken, weitere Begegnungen zu ermöglichen. Wir sollen unsere Arbeiten, welche auch immer, in vollkommener lauterer Absicht vollenden und dabei bei uns selbst darauf achten, dass sich in diese Arbeiten keine Ehrsucht einschleicht. Die lautere Absicht darf aus unserem täglichen Tun nicht verschwinden oder gar fehlen. So wird jede vollendete und dem Himmel dargebrachte Tätigkeit zur Identifikation mit Jesus Christus werden und zur Einheit des eigenen Lebens beitragen.

Die Vorsehung hat jedem Menschen einen bestimmten Platz im Herzen der Neuevangelisierung der Gesellschaft zugewiesen. Wir dürfen uns aber weder passiv verhalten noch uns mit dem Bemühen zufriedengeben, selbst treu zu sein. Suchen wir die Begegnung mit den Menschen, um ihnen dort zu dienen, wo sie sich befinden: in den tausenden Knotenpunkten des gesellschaftlichen Gefüges, in der Universität und in den Schulen, in der Arbeit und der Erholung, in den Familien, um ihnen die erforderliche christliche Bildung anzubieten. Stellen wir uns dem heiligen Druck, zur Arbeit der Kirche in der Welt beizutragen, wie es die ersten Christen taten. Manchmal werden uns die Hindernisse erbarmungslos vor Augen stehen. Wenden wir in dieser Situation auf unsdie Aussagen aus einem Brief des hl. Josefmaria an, die sich ausnahmslos auf alle beziehen:

Es ist nur verständlich, meine Kinder, dass ihr manchmal (…) eure Begrenztheit spürt und dann denkt: Wie soll diese ganze Arbeit mit mir möglich werden? Mit mir, der ich nichts besonderes, sondern voll Fehler und Elend bin? Darauf antworte ich: Öffnet das Johannesevangelium und betrachtet in Ruhe die Passage, in der über die Heilung des blindgeborenen Mannes berichtet wird. Schaut, wie Jesus auf die Erde spuckt und mit dem Speichel einen Teig macht, den er dem Blinden auf die Augen streicht, um ihm das Licht zu schenken (vgl. Joh 9, 6). Als Augenmittel verwendet der Herr etwas Schlamm (…). Mit der Erkenntnis unserer eigenen Schwäche, unserer Nichtigkeit, aber mit der Gnade Gottes und dem guten Willen werden wir zur Arznei, um Licht zu schenken. Trotz unserer menschlichen Kleinheit sind wir göttliche Stärke für die anderen. 85

Einige von Euch sind bestimmt in der Lage, unmittelbarer zur Einführung einer neuen Kultur, einer neuen Gesetzgebung und einer neuen Mode beizutragen, die ich bereits mehrfach angesprochen habe. Diese sind aus dem Geist des Evangeliums ohne Unterlass zu fördern. Dennoch wird jedem einzelnen von uns – ich wiederhole es – in diesem Krieg der Liebe und des Friedens ein bestimmter Platz zugewiesen. Jede und jeder Einzelne ist in der Lage, sei es in der Vor- oder in der Nachhut, ganz unmittelbar apostolisch zu wirken. Mit der ganzen Kirche vereint, wird dieses Apostolat die Erreichung dieser Ziele wirksam beeinflussen.

Sauerteig in der Welt 47 Wenn Ihr in einem bestimmten Augenblick am Arbeitsplatz, unter den eigenen Verwandten, im Freundes- und Bekanntenkreis den Druck einer feindlichen Umgebung besonders spürt, denkt an die Verantwortung, die aus dem Ruf des Herrn erwächst, in der Welt Sauerteig zu sein. Mit dem Himmelreich ist es wie mit dem Sauerteig, den eine Frau unter einen großen Trog Mehl mischte, bis das Ganze durchsäuert war ( Mt 13, 33). Johannes Chrysostomus erklärt dazu: »Wie nämlich der Sauerteig dem vielen Mehl seine eigene Kraft mitteilt, so werdet auch ihr die ganze Welt verändern .«86

So hat Gott in der Weltgeschichte gehandelt, und so handelt er immer noch. In seinen Händen liegt die Möglichkeit, dass alle ihm zu Füßen niederknien, weil sich kein Geschöpf seiner Macht widersetzen kann. Dann würde er jedoch die Freiheit missachten, die er selbst uns verliehen hat. Gott möchte nicht durch Macht zwingen , sondern durch Liebe überzeugen . Dazu rechnet er mit der freien und begeisterten Mitarbeit anderer Geschöpfe, wobei nicht zu vergessen ist, dass den Meister die große Menge interessiert, die Menschen, die keine Orientierung haben wie Schafe ohne Hirt. Er möchte seine Wahrheit nicht gebieterisch aufzwingen, aber er bleibt auch gegenüber der Unwissenheit der Menschen oder den moralischen Verirrungen nicht gleichgültig. Deshalb sagt der gute Familienvater, der zum Festmahl einlädt: Dann geh auf die Landstraßen und vor die Stadt hinaus und nötige die Leute zu kommen, damit mein Haus voll wird ( Lk 14, 23): compelle intrare!

»Obwohl Christus an einem Orte hätte bleiben und alle hätte zu sich rufen können, damit sie seine Predigt hörten, tat er das nicht; denn er wollte uns ein Beispiel geben, damit auch wir umherziehen und die Gefährdeten aufsuchen, wie der Hirt das verlorene Schäflein und der Arzt die Kranken .«87

Durch diese beständige Arbeit sind unzählige Bekehrungen geschehen, während sich die Kirche durch die Welt einen Weg bahnte. Selten waren sie das Ergebnis der Taten einer außergewöhnlichen Persönlichkeit oder einer bis in die kleinsten Einzelheiten durchdachten Strategie. Sie wurden durch das gute Beispiel von Frauen und Männern, von ganzen Familien bewirkt, die mit Hilfe der Gnade in aller Natürlichkeit ihren Glauben lebten und beständig jedem Rede und Antwort standen, der nach der Hoffnung fragte, die sie erfüllte (vgl. 1 Petr 3, 15).

Was für eine große Verantwortung haben die Christen, hat jeder einzelne! Von unserem Verhalten, von unserem Seeleneifer hängen so viele große, höchst wirksame und anziehende Aufgaben ab. »Wenn die anderen schal geworden, so können sie durch euch gebessert werden; wenn aber ihr selber untauglich geworden, so zieht ihr mit euch auch andere ins Verderben. Je größer also die Aufgabe ist, die euch anvertraut ist, um so größer muss auch euer Eifer sein .«88 Hinaus auf die hohe See!

48 Von den Anfängen des Opus Dei an wuchs das Apostolat der Gläubigen in der Personalprälatur, der Mitarbeiter und Freunde im Schoß der Kirche als ein Werkzeug in den Händen Gottes, um trotz unserer persönlichen Bedeutungslosigkeit große Dienste in der ganzen Welt zu leisten. Gratias tibi, Deus! sollen wir ununterbrochen ausrufen. Gleichzeitig sollen wir noch mehr tun. Duc in altum! ( Lk 5, 4), Hinaus auf die hohe See! Gehen wir ohne Ängste und ohne Zögern weiter; stützen wir uns auf das feste Fundament des Gebotes Christi, erfüllen wir uns mit sicherem Glauben an ihn. Was für apostolische Möglichkeiten eröffnet uns das Jahr des Glaubens ! Jeder soll sie nutzen. Denn diese Arbeit kann in jeder Lage ausgeführt werden, wobei wir vor allem Gott um konkrete Menschen und Anliegen bitten sollen.

Schauen wir genauer auf die oben erwähnten vorrangigen Bereiche für die Neuevangelisierung. Überprüfen wir im Hinblick auf das Jahr des Glaubens , wie wir individuell dazu beitragen, der eigenen Familie, unserem Berufsumfeld oder auch unserem kulturellen, gesellschaftlichen oder Erholungsumfeld eine christlichere Prägung geben. Halten wir bei dieser Prüfung mutig inne, aber auch mit Schmerz aus Liebe, wenn dies erforderlich ist. Das Fazit wird gelegentlich die Überzeugung sein, dass wir zu kurz gegriffen haben, dass wir mit mehr Intensität, Vertrauen und Beharrlichkeit hätten beten können, dass es uns an Großzügigkeit gefehlt hat, Opfer zu bringen, dass wir in den apostolischen Gesprächen im Dienst an den anderen mehr von uns verlangen müssen oder dass wir die Bildung in der Glaubenslehre vernachlässigen. Bei anderen Gelegenheiten werden wir aber Gott dafür danken, dass er sich für seine Ernte unser hat bedienen wollen.

Diese Realität anzunehmen, darf uns nicht entmutigen. Ganz im Gegenteil: Sie soll ein weiterer Ansporn sein, den Himmel um einen lebendigeren Glauben zu bitten und dann wieder zu beginnen. Nunc cœpi! wiederholte der hl. Josefmaria mit den Worten des Psalms: Jetzt fange ich an; diese Änderung bewirkte die Rechte des Höchsten (vgl. Ps 76, 11, Vg). So sollen wir reagieren, wenn wir erkennen, dass die Ergebnisse nicht so weit reichen wie unsere Wünsche oder wenn sogar unsere persönliche Begrenztheit oder die scheinbare Unwirksamkeit unserer Bemühungen deutlich zu Tage treten. Dann besteht die Lösung noch eindringlicher darin, wieder zu beginnen: euntes docete! ( Mt 28, 19), wobei wir auf das Wort des Herrn genauso vertrauen wie damals, als Jesus die Jünger aussandte.

49 Dazu lud der sel. Johannes Paul II. die Katholiken am Ende des Jahres 2000 ein: »Zu Beginn des neuen Jahrtausends, während (…) sich für die Kirche ein neuer Wegabschnitt eröffnet, hallen in unserem Herzen die Worte wider, mit denen einst Jesus, nachdem er vom Boot des Simon aus zur Volksmenge gesprochen hatte, den Apostel aufforderte, zum Fischen auf den See hinauszufahren: › Duc in altum! ‹ ( Lk 5,4). Petrus und die ersten Gefährten vertrauten dem Wort Christi und warfen ihre Netze aus. ›Das taten sie und fingen eine große Menge Fische ‹.«89

Diese Szene, die unser Vater zeit seines Lebens häufig erwog und in seine Predigten einbezog, können wir sehr unmittelbar im Evangelium der Heilige Messe am Gedenktag des hl. Josefmaria betrachten. Ich lade Euch dazu ein, wieder einmal in Ruhe über jeden Vers nachzudenken, weil auch heutzutage – wie in Zeiten Jesu – die Menge Hunger nach dem Wort Gottes hat.

Der Herr ist in das Boot des Petrus gestiegen, damit sein Wort die Menge erreichen kann. Dann bittet er Simon und die anderen Jünger um ihre Mitarbeit – hier dass sie hinaus auf den See fahren, bei anderen Gelegenheiten aber dass sie seine Botschaft immer mehr verbreiten. Einerseits wird daran eine erste Art und Weise deutlich, an der Evangelisierung teilzunehmen: Ähnlich Petrus mit seinem ärmlichen Boot der Kirche geeignete materielle Mittel zur Verfügung zu stellen, damit sie zum Wohl der Menschen wirksamer arbeiten kann. Allerdings ist dieses Bemühen nicht ausreichend. Der Herr bittet uns darum, dass wir uns persönlich am Apostolat beteiligen, ein jeder nach seiner persönlichen Situation, indem er seine Möglichkeiten großzügig ausnutzt. Es gibt einen dringenden Bedarf an Frauen und Männern, die sich ernsthaft in der faszinierenden Arbeit engagieren wollen, die Seelen Christus zu Füßen zu legen, wie die ersten Jünger es taten.

Der wunderbare Fischfang erweist sich als Zeichen der apostolischen Wirksamkeit im Gehorsam auf das Wort des Meisters. Nachdem er die Menschenmenge belehrt hat, wendet er sich an Petrus und die anderen mit den Worten: Fahr hinaus auf den See! Dort werft eure Netze zum Fang aus ( Lk 5, 4). Simon hört auf den Befehl des Herrn, obwohl er kurz vorher eine negative Erfahrung gemacht und keine Ergebnisse erzielt hatte. Dann wird aufgrund dieser Fügsamkeit das Wunder gewirkt: Sie fingen eine so große Menge Fische, dass ihre Netze zu reißen drohten ( Lk 5, 6).

» Duc in altum! Dieses Wort erklingt heute für uns und lädt uns ein, dankbar der Vergangenheit zu gedenken, leidenschaftlich die Gegenwart zu leben und uns vertrauensvoll der Zukunft zu öffnen: ›Jesus Christus ist derselbe gestern, heute und in Ewigkeit‹ ( Hebr 13, 8).«90

Wegen ihrer Aktualität möchte ich Euch an die Predigt Benedikts XVI. in der Heiligen Messe zu seiner Amtseinführung erinnern:

Auch heute ist es der Kirche und den Nachfolgern der Apostel aufgetragen, ins hohe Meer der Geschichte hinauszufahren und die Netze auszuwerfen, um Menschen für das Evangelium – für Gott, für Christus, für das wahre Leben – zu gewinnen. (…) Wir Menschen leben entfremdet, in den salzigen Wassern des Leidens und des Todes; in einem Meer des Dunkels ohne Licht. Das Netz des Evangeliums zieht uns aus den Wassern des Todes heraus und bringt uns ans helle Licht Gottes, zum wirklichen Leben. In der Tat – darum geht es beim Auftrag des Menschenfischers in der Nachfolge Christi, die Menschen aus dem Salzmeer all unserer Entfremdungen ans Land des Lebens, zum Licht Gottes zu bringen. In der Tat: Dazu sind wir da, den Menschen Gott zu zeigen. Und erst wo Gott gesehen wird, beginnt das Leben richtig. Erst wo wir dem lebendigen Gott in Christus begegnen, lernen wir, was Leben ist. 91

Alle Mittel einsetzen

50 Die unabdingbare und erste Voraussetzung, um apostolische Früchte zu ernten, besteht darin – ich wiederhole es –, das Leben aus dem Glauben zu pflegen. Dies bedeutet wiederum, auf die übernatürlichen Mittel zurückzugreifen. Wenn wir die Freundschaft mit Jesus im persönlichen Gebet vertiefen, wenn wir das Bußsakrament und die Eucharistie aufsuchen, wenn wir mit der Gottesmutter, den Engeln und den Heiligen, unseren Fürsprechern bei Gott, Umgang pflegen, werden wir als wirksame Mitarbeiter am göttlichen Fischfang teilnehmen – ein Fischfang, an dem der Herr Jesus uns beteiligen möchte. Dafür müssen wir nach dem Beispiel des Meisters die Freunde, die Berufskollegen, alle Menschen aufrichtig lieben und dadurch das mandatum novum in die Tat umsetzten, das neue Gebot, an dem die Menschen erkennen werden, dass wir seine Jünger sind (vgl. Joh 13, 34–35).

Andererseits möchte der Herr auch, dass wir ihm unsere materiellen Mittel zur Verfügung stellen. Dies können wir der ersten Lesung aus der Heiligen Messe am Gedenktag des hl. Josefmaria entnehmen. Nachdem er durch seine Allmacht die Welt und mit besonderer Liebe den ersten Mann und die erste Frau erschaffen hatte, legte Gott, der Herr, in Eden, im Osten, einen Garten an und setzte dorthin den Menschen, den er geformt hatte (…), damit er ihn bebaue und hüte ( Gen 2, 8–15).

Diese Passage der Heiligen Schrift prägte sich dem Opus Dei-Gründer sehr tief ein. Von dem Augenblick an, als der Herr ihn seinen Willen erkennen ließ, verstand er diese Worte aus der Genesis als einen Schlüssel, um der Pflicht nachzukommen, die Arbeit zu heiligen und sich durch die Arbeit zu heiligen. Als entscheidend dabei erweist sich das Beispiel Jesu, der dreißig Jahre lang in der Werkstatt von Nazaret einer beruflichen Tätigkeit nachging und dadurch die Verpflichtung verdeutlichte, auch die menschlichen Mittel zur Errichtung des Reiches Gottes einzusetzen.

Bei jeder apostolischen Tätigkeit sollen wir vor allem auf die Hilfe Gottes vertrauen, gleichzeitig aber auch die menschlichen Mittel dazu einsetzen. Die Initiativen des Opus Dei benötigen beispielsweise das Gebet und die tatkräftige Hilfe vieler Menschen. Mit der Gnade Gottes und dem großzügigen Beitrag an Frömmigkeit, an Opfer, an Spenden von Menschen aus sehr unterschiedlicher gesellschaftlicher Stellung wird im Dienst an der Weltkirche eine immer breitere Evangelisierungsarbeit vorangebracht.

Der hl. Josefmaria schlug vor, dass wir uns jeden Tag fragen sollten: Was habe ich heute getan, um Bekannte Gott näherzubringen? Je nach Gelegenheit werden wir diese Dringlichkeit in ein Gespräch umsetzen, das Orientierung gibt, in eine Einladung, das Bußsakrament aufzusuchen, in einen Ratschlag, der einen Aspekt des christlichen Lebens besser verstehen hilft. Ambrosius kommentiert die Schriftstelle, als Zacharias, der Vater des Täufers, Mund und Zunge wieder gebrauchen kann (vgl. Lk 1, 64), und schreibt: »Mit Recht ›ward sogleich seine Zunge gelöst‹; denn der Glaube löste sie, nachdem der Unglaube sie gebunden hatte. «92 Wenn der Glaube lebendig ist, löst er unsere Zunge, damit wir durch das Apostolat der Freundschaft und des vertraulichen Gesprächs Zeugnis von Christus geben können. Immer ist eine großzügige Aufopferung des persönlichen Gebetes, der persönlichen Buße, einer gut getanen Arbeit nötig. Darin finden wir die wichtigsten Werkzeuge, die wir zur Erreichung apostolischer Ziele einsetzen sollen.

EINE ART ABSCHLUSS

51 Ehe ich zum Schluss komme, schlage ich Euch drei Ziele vor, damit Ihr in den kommenden Monaten Euer ›Glaubensleben‹ stärkt: Eucharistische Frömmigkeit, Umgang mit dem Heiligen Geist und Verehrung der Mutter Gottes. Jede und jeder einzelne kann sie mit Hilfe der geistlichen Leitung den persönlichen Umständen anpassen.

Eucharistische Frömmigkeit

52 Im Apostolischen Schreiben Porta fídei drückt Benedikt XVI. seinen Wunsch aus, dass das Jahr des Glaubens in jedem Gläubigen das Verlangen wecke, den Glauben vollständig und mit erneuerter Überzeugung, mit Vertrauen und Hoffnung zu bekennen . Und er fügt hinzu: Es wird eine günstige Gelegenheit sein, um auch die Feier des Glaubens in der Liturgie zu verstärken, besonders in der Eucharistie, die der ›Höhepunkt [ist], dem das Tun der Kirche zustrebt, und zugleich die Quelle, aus der all ihre Kraft strömt‹ ( Sacrosanctum Concilium, 10). Zugleich wünschen wir uns, dass das Zeugnis des Lebens der Gläubigen an Glaubwürdigkeit gewinnt. Die Inhalte des Glaubens, der bekannt, gefeiert, gelebt und im Gebet ausgedrückt wird, wiederzuentdecken und über den Glaubensakt selbst nachzudenken, ist eine Verpflichtung, die jeder Gläubige übernehmen muss, vor allem in diesem Jahr . 93

Im Jahr 2012 haben wir einige besondere Jahrestage der Geschichte des Opus Dei gefeiert, oder wir werden sie noch feiern. Ich denke an den hundertsten Jahrestag der Erstkommunion des hl. Josefmaria am 23. April, an den zwanzigsten Jahrestag seiner Seligsprechung (17. Mai) und den zehnten Jahrestag seiner Heiligsprechung (6. Oktober); an den dreißigsten Jahrestag der päpstlichen Errichtung der Personalprälatur (28. November) … Diese und noch weitere Augenblicke unserer Geschichte sollen im Rahmen der Vorbereitung und des Fortgangs des Jahres des Glaubens zu gut genutzten Gelegenheiten werden, um unsere Dankbarkeit gegenüber der Heiligsten Dreifaltigkeit sowie deren Lobpreisung zu erneuern. Wie könnten wir es besser tun, als im Opfer Christi, der in der Heiligen Messe sakramental zugegen ist?

Im Laufe des Jahres des Glaubens sollen wir also einer starken, festen Frömmigkeit im Zusammenhang mit der Heiligen Eucharistie neuen Schwung geben. Sie ist ein Geheimnis, das alle Geheimnisse des Christentums in sich vereint 94. Wir wollen bewusster und tiefer die Bedeutung der Gaben vertiefen, die wir durch unsere Teilnahme am einzigen Priestertum Christi erhalten haben. Wir alle haben in der Taufe das allgemeine Priestertum der Gläubigen, einige darüber hinaus bei der Priesterweihe das Amtspriestertum empfangen. Ich lade Euch dazu ein, die Ausübung der priesterlichen Seele stärker zu betonen, wenn Ihr an der Heiligen Messe teilnehmt oder sie feiert. Bringt auf dem Altar jeden Tag Eure Arbeit, Eure Hoffnungen, die Schwierigkeiten, Leiden und Freuden dar. Jesus Christus wird sie mit seinem Opfer verbinden und alles Gottvater aufopfern und dadurch die Augenblicke und Umstände Eures Weges auf Erden in ein Gott wohlgefälliges Opfer verwandeln, so dass es wirklich Lob, Danksagung und Sühne für die Sünden wird. So wird das Streben, das der hl. Josefmaria im tiefsten Herzen hegte, Wirklichkeit: Die vierundzwanzig Stunden eines jeden Tages werden zu einer Messe , weil sie mit dem Opfer des Altares eng verbunden sind.

53 Ich lade Euch dazu ein, in diesen Monaten die Glaubensakte an die Realpräsenz Christi in der Eucharistie zu vermehren. Mit welcher Liebe, mit welcher Tiefe sprach unser Vater vom Allerheiligsten Altarsakrament! Jedes Mal, wenn er bei seinen Katechesereisen von diesem Schatz der Kirche sprach, setzte er einen tiefen Glaubensakt: Der Herr ist nicht nur auf dem Altar gegenwärtig. Wenn der Priester die eucharistischen Spezies des Brotes im Tabernakel verwahrt, bleibt dort Jesus Christus, der Sohn der immerwährenden Jungfrau Maria, in deren Schoß er Mensch geworden ist, derjenige, der in Nazaret im Stillen gearbeitet hat, nachdem er in Bethlehem geboren wurde, derjenige, der predigte, die Passion und den Kreuzestod erlitt, der auferstanden und in den Himmel aufgefahren ist . 95

Zu Beginn des Jahres 2012 habe ich Euch ermuntert, das Glaubensbekenntnis des Apostels Thomas zu wiederholen: Dominus meus et Deus meus! ( Joh 20, 28). Ich schlage Euch auch vor, dass wir bei der Betrachtung des in der Heiligen Eucharistie verborgenen Herrn diese oder folgende Worte des hl. Josefmaria sprechen: Herr, ich glaube, dass Du es bist. Jesus, der Sohn Gottes und der immerwährenden Jungfrau Maria, bist wirklich gegenwärtig mit Deinem Leib, mit Deinem Blut, mit Deiner Seele und mit Deiner Gottheit. Ich bete Dich an. Ich möchte Dein Freund sein, weil Du mich erlöst hast. Ich möchte für Dich Deine Liebe sein, weil Du es für mich bist . 96

Meine Töchter, meine Söhne: Als gute Kinder wollen wir einem so guten Vater, dem hl. Josefmaria, dadurch nacheifern, dass wir auf dem von ihm gezeichneten Weg voranschreiten. Bemühen wir uns darum, das heilige Streben hochzuhalten, jeden Tag in der eucharistischen Frömmigkeit feinfühliger zu sein. Wenn wir Jesus im Altarsakrament beim Hinein- und Hinausgehen aus einer Kirche oder einer Kapelle in unseren Zentren begrüßen, wollen wir ihm unsere ganze Aufmerksamkeit eines Freundes schenken. Wäre es nicht folgerichtig, dass wir häufig mit dem Herzen Liebesworte an ihn richten? So sollen wir uns am Arbeitsplatz verhalten, indem wir Stoßgebete und geistliche Kommunionen sprechen. Darüber hinaus sollen wir auch sühnen, wenn wir etwas sehen oder hören, was eine Beleidigung Gottes oder eine Nachlässigkeit darstellt. Prüfen wir auch, ob unsere Kniebeugen eine wahre Anbetung sind.

Dies sind lediglich einige Pinselstriche – es gibt noch viele weitere – der eucharistischen Liebe von Menschen, die das Opus Dei sein und das Opus Dei verwirklichen wollen.

Veni, Sancte Spíritus!

54 Wir wollen mit Glauben und Hoffnung den Tröster anrufen, damit in unserer Zeit in der Kirche die Wundertaten des ersten Pfingsttages erneuert werden. Ich meine, dass wir uns immer wieder über den tiefgreifenden Wandel wundern sollen, den der heilige Geist in den Zwölf bewirkte. Nachdem sie ihre Ängste weit vor sich gewiesen hatten, gingen sie auf die Straße, um mit sicherem Mut allen von Jesus zu erzählen, denen sie begegneten. Als größere Schwierigkeiten auftraten, suchten sie Zuflucht im Gebet. Dabei vertrauten sie auf die Worte des Herrn, der ihnen eine besondere Hilfe des Trösters für diese Augenblicke versprochen hatte (vgl. Joh 14, 15–18; Lk 21, 12–15). Die Apostelgeschichte berichtet davon: Als sie gebetet hatten, bebte der Ort, an dem sie versammelt waren, und alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und sie verkündeten freimütig das Wort Gottes ( Apg 4, 31).

Der Meister hat den Aposteln verkündet: Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in die ganze Wahrheit führen ( Joh 16, 13). Der Tröster inspirierte die Apostel solange, bis nach dem Tod des letzten Apostels die von Jesus Christus bewirkte Offenbarung abgeschlossen war. Darüber hinaus erzählen diese Worte Jesu, dass zu allen Zeiten der Kirche die Unterstützung des Geistes der Wahrheit, insbesondere dem authentischen Lehramt, nie gefehlt hat noch fehlen wird. Wenn wir uns an ihn wenden, führt uns der Tröster selbst zu einer immer tieferen Erkenntnis des Geheimnisses des Erlösers. Diese Erkenntnis ist gleichzeitig Liebe, die durch den Heiligen Geist in unsere Herzen ausgegossen ist (vgl. Röm 5, 5).

55 Der Herr hat außerdem versprochen, dass der Geist die Welt überführen wird, was Sünde ist: dass sie nicht an ihn glaubt (vgl. Joh 16, 8–9). Auch wir brauchen diese Überzeugung, das wir mehr an den Herrn glauben , dass wir ihm umfassend vertrauen, dass wir unsere Sicherheit und unsere Freude auf ihn setzen und nicht auf uns selbst, auf unsere Fähigkeiten und unsere Mittel.

Bitten wir den heiligmachenden Geist, dass er uns diese Notwendigkeit verstehen hilft, damit wir der Gefahr entgehen, nicht ganz an Jesus zu glauben. Bitten wir den Tröster auch darum, dass er uns durch sein Licht und sein Feuer von dieser Beschränkung befreit, so dass unser Glaube an Christus und unsere Liebe zu ihm immer mehr wachsen. Vielleicht können wir häufig – ich würde sagen, täglich – die Worte betrachten und auskosten, die unser Vater in den 1930er Jahre zu einem Gebet zusammenfügte: Komm, Heiliger Geist: Erleuchte meinen Verstand, damit ich Deine Gebote erkennen kann. Stärke mein Herz gegen die Anfechtungen des Feindes. Entzünde meinen Willen …

Ich habe Deine Stimme vernommen. Ich möchte mich nicht verhärten und widersetzen, indem ich sage: später … morgen. Nunc cœpi ! Jetzt! Denn es könnte sein, dass das Morgen mir nicht gegeben wird.

Oh, Geist der Wahrheit und der Weisheit, Geist der Wissenschaft und des Rates, Geist des Friedens und der Freude! Ich will, was Du willst. Ich will, weil Du willst. Ich will, wie Du willst. Ich will, wann Du willst. 97

Wenn wir diese Bitte vertiefen, bereichern wir uns immer mehr mit der engen Freundschaft mit dem Tröster. Dann werden wir – so schrieb der hl. Josefmaria – gar nicht mehr anders können, als jede einzelne der drei göttlichen Personen zu kennen und anzubeten.98

Bitten wir auch den heiligmachenden Geist darum, dass er in unsere Worte und unsere Taten dieses sein Feuer hineinlegt, das die Seelen zu verwandeln vermag. Streben wir ernsthaft danach, dass er uns mit seiner Flamme entzündet, um überall apostolisch zu wirken. Beten wir mit dem Glauben des hl. Josefmaria: Ure igne Sancti Spiritus! Entzünde mich mit dem Feuer Deines Geistes!

Die marianische Verehrung

56 Alle großen Gestalten der Heiligen Schrift finden ihren Gipfel in der Mutter Gottes. Maria ragt als das Vorbild schlechthin dafür heraus, dass es notwendig ist, sich Gottes Willen freiwillig zu überlassen, um Gott zu lieben und sich mit ihm zu identifizieren. Die Kirche verweist uns besonders auf sie als Vorbild für das Jahr des Glaubens: »Im Lauf dieses Jahres sollen die Gläubigen dazu eingeladen werden, sich mit besonderer Hingabe an Maria, das Urbild der Kirche, zu wenden, denn sie ›vereinigt (…) die größten Glaubensgeheimnisse in sich und strahlt sie wider‹ (Lumen gentium 65). Daher ist jede Initiative zu begrüßen, die den Gläubigen hilft, die besondere Rolle Marias im Geheimnis der Erlösung zu begreifen, sie kindlich zu lieben und ihr im Glauben und in den Tugenden zu folgen. Zu diesem Zweck eignen sich besonders Pilgerfahrten, Gottesdienste und Begegnungen an den größeren Heiligtümern.«99

An erster Stelle sollen wir uns während dieser Zeit besonders darum bemühen, die Feier der liturgischen Gedenktage der Gottesmutter im Laufe des Kalenders auszukosten. Ich bitte Euch darum, dass wir sie wirklich als Familienfeste feiern, in denen sich die Kinder über die Jahrestage ihrer Mutter sehr freuen und sie mit feinfühliger Liebe ehren.

Stellen wir der Heiligen Maria bei den Besuchen marianischer Heiligtümer oder Wallfahrtsorte mit besonderer Sorgfalt unser Ich und das der anderen dar, wenn wir zusammen mit unseren Verwandten, Freunden oder Berufskollegen in Einheit mit dem Heiligen Vater, seinen Mitarbeitern und auch mit allen anderen Hirten der Kirche diese Orte besuchen. So werden sich die Anliegen erfüllen, die Benedikt XVI. dazu bewogen haben, das Jahr des Glaubens auszurufen. Wie könnten wir Gott diese Wünsche besser ausdrücken, als wenn wir die Fürsprache der Mutter Gottes suchen, die mit Christus in der Erlösung aufs Engste verbunden ist?

Im Vertrauen auf ihre mächtige Fürsprache werden wir sie eindringlich bitten, dass sie uns von der Heiligsten Dreifaltigkeit die Gnade erwirkt, dass die Welt und die Gesellschaft zu Gott zurückkehren. Ich erinnere Euch daran, dass unser Vater auch zu diesem Zweck stets auf die Notwendigkeit hinwies, die Reue zu pflegen. Denn er war davon überzeugt, dass diese Art zu beten den Beschränkungen und der mangelnden Großzügigkeit der Menschen, zunächst von uns, entspricht. Wir wollen für die persönlichen Beleidigungen und Unterlassungen sühnen, für die des christlichen Volkes, für die der gesamten Menschheit.

57 Den Lobgesang Mariens, das Magnificat kommentierend, sagte Benedikt XVI.: Maria möchte, dass der Herr in der Welt, in ihrem Leben groß ist, dass er unter uns allen gegenwärtig ist. Sie hat keine Angst, dass der Herr ein ›Konkurrent‹ in unserem Leben sein könnte, dass er uns durch seine Größe etwas von unserer Freiheit, unserem Lebensraum nehmen könnte. Sie weiß, dass, wenn Gott groß ist, auch wir groß sind. Unser Leben wird nicht unterdrückt, sondern es wird erhöht und weitet sich: gerade dann wird es groß im Glanz Gottes. 100

Wenn wir die sichere Fürsprache der Fürbittenden Allmacht aufsuchen, sollen wir den Herrn beharrlich darum bitten, dass unsere Bemühungen um die Neuevangelisierung der Gesellschaft wirksam werden. Dorthin soll uns dieses Jahr beata Maria intercedente , die Fürsprache der Gottesmutter führen: Dass wir viele Menschen aus ihrem eingeschlafenen oder beeinträchtigten Glauben aufwecken und in anderen Menschen einen nicht vorhandenen Glauben erwecken. Wir dürfen keine Gelegenheit ungenutzt lassen, Christus und seine Lehre bekanntzumachen und im Dienst an der Kirche den Geist des Opus Dei durch ein entschiedenes Apostolat der Freundschaft und des vertrauliches Gesprächs zu verbreiten. So werden viel mehr Männer und Frauen in der apostolischen Arbeit mithelfen.

58 Wir wollen prüfen, inwieweit sich jede und jeder einzelne von uns täglich engagiert, um diese Wünsche umzusetzen. Dabei sollen wir uns selbst gegenüber aufrichtig sein, um zu beurteilen, wie wir die unterschiedlichen Umstände in der gewohnten Umgebung unserer gesellschaftlichen Beziehung dazu nutzen. Zu diesen Umständen gehören auch die Wochenenden, die Urlaubszeiten, die notwendige Erholung. So werden wir weiter gehen, mehr Menschen kennenlernen und ihnen dienen. Mit anderen Worten: Es ist zu prüfen, wie wir die Straßen und andere Orte mit apostolischem, proselitistischem Gebet erfüllen.

Die Mutter Gottes ist Meisterin des Glaubens. »Wie der Patriarch des Volkes Gottes hat auch Maria auf dem Weg ihres kindlichen und mütterlichen Fiat ›geglaubt voll Hoffnung gegen alle Hoffnung‹. Vor allem in einigen Etappen dieses Weges offenbart sich die Seligpreisung derjenigen, ›die geglaubt hat‹, mit besonderer Deutlichkeit .«101 Die Zeit in der Kirchengeschichte, die wir durchschreiten, muss sich durch die besondere mütterliche Gegenwart Unserer Lieben Frau auszeichnen. »Ihr außergewöhnlicher Pilgerweg des Glaubens stellt so einen bleibenden Bezugspunkt dar für die Kirche, für die einzelnen und für die Gemeinschaften, für die Völker und Nationen und in gewissem Sinne für die ganze Menschheit.«102

59 Nach der Himmelfahrt Christi erwarteten die ersten Jünger im Abendmahlssaal die Ankunft des Heiligen Geistes. Sie waren um Maria versammelt. Mit der Mutter Gottes und durch die Mutter Gottes zu beten, bietet uns die feste Gewähr, dass wir schnell erhört werden. Wenden wir uns deshalb in allen apostolischen Aufgaben an Maria, die Mutter Gottes und unsere Mutter ist. Wir tun dies erneut mit Worten des hl. Josefmaria:

Heilige Maria, Regina apostolorum , Königin aller, die sich danach sehnen, die Liebe deines Sohnes bekanntzumachen: bitte du, die so gut unsere Erbärmlichkeit versteht, um Vergebung für unser Leben: für das, was in uns hätte Glut sein können und nur Asche war; für das Licht, das nicht mehr leuchtet; für das Salz, das schal geworden ist. Mutter Gottes, du allmächtige Fürsprecherin: gib uns mit der Vergebung die Kraft eines Lebens ganz aus dem Glauben und aus der Liebe, damit wir den anderen den Glauben an Christus bringen können . 103

In Liebe segnet Euch

Euer Vater

+ Javier

Rom, 29. September 2012

Anmerkungen

1 Benedikt XVI., Apostolisches Schreiben Porta fídei, 11.10.2011, Nr. 2.

2 Hl. Josefmaria, Brief 24.10.1965 , Nr. 4.

3 Benedikt XVI., Apostolisches Schreiben Porta fídei, 11.10.2011, Nr. 3.

4 Vgl. Kongregation für die Glaubenslehre, Note mit pastoralen Hinweisen, 6.1.2012, III, 3.

5 Ibid ., II, 5.

6 Ehrwürdiger Álvaro del Portillo, Brief , 25.12.1985, Nr. 4.

7 Hl. Josefmaria, Brief 28.3.1973 , Nr. 18.

8 Seliger Johannes Paul II., Nachsynodales Apostolisches Schreiben Ecclesia in Europa , 28.6.2003, Nr. 46.

9 Ibid .

10 Hl. Josefmaria, Instruktion Mai 1935/14.9.1950, Anm. 231.

11 Seliger Johannes Paul II., Nachsynodales Apostolisches Schreiben Ecclesia in Europa , 28.6.2003, Nr. 47.

12 Hl. Josefmaria, Brief 28.3.1973 , Nr. 4.

13 Hl. Josefmaria, Brief 19.3.1954 , Nr. 27.

14 Hl. Josefmaria, Freunde Gottes , Nr. 186.

15 Seliger Johannes Paul II., Ansprache , 9.9.1995.

16 Hl. Josefmaria, Brief 24.10.1965 , Nr. 13.

17 Justin, Apologia 2, 10 (PG 6, 462).

18 Minutius Felix, Octavius , Nr. 38 (PL 3, 357).

19 Seliger Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben Tertio millennio adveniente , 10.11.1994, Nr. 6.

20 Hl. Josefmaria, Notizen aus einer Familienzusammenkunft, 7.4.1974.

21 Benedikt XVI., Predigt , 21.8.2005.

22 Ibid .

23 Augustinus, Bekenntnisse , I, 1, 3 (CCL 27, 1).

24 Hl. Josefmaria, Notizen aus einer Familienzusammenkunft, 2.6.1974.

25 Benedikt XVI., Predigt am Fest der Erscheinung des Herrn, 6.1.2007.

26 Hl. Josefmaria, Christus begegnen , Nr. 33.

27 Seliger Johannes Paul II., Die Schwelle der Hoffnung überschreiten , S. 140.

28 Hl. Josefmaria, Rede bei der Verleihung der Ehrendoktorwürde durch die Universität Navarra, 7.10.1967.

29 Hl. Josefmaria, Der Weg , Nr. 944.

30 Hl. Josefmaria, Rede bei der Verleihung der Ehrendoktorwürde durch die Universität Navarra, 9.5.1974.

31 Seliger Johannes Paul II., Enzyklika Fides et ratio , 14.9.1998, Nr. 17.

32 Hl. Josefmaria, Brief 9.1.1951 , Nr. 12.

33 Seliger Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben Novo millennio ineunte , 6.1.2001, Nr. 51.

34 Benedikt XVI., Rede vor einer Gruppe Europaparlamentarier, 30.3.2006.

35 Ibid .

36 Ehrwürdiger Álvaro del Portillo, Brief , 1.1.1994.

37 Hl. Josefmaria, Der Weg , Nr. 493.

38 Gregor von Nazianz, Oratio II, 71 (PG 35, 479); zit. in Seliger Johannes Paul II., Nachsynodales Apostolisches Schreiben Pastores gregis , 16.10.2003, Nr. 12.

39 Hl. Josefmaria, Brief 28.3.1973 , Nr. 10.

40 Benedikt XVI., Ansprache an die Teilnehmer eines Kurses der Apostolischen Pönitentiarie, 9.3.2012.

41 Hl. Josefmaria, Der Weg , Nr. 121.

42 Hl. Josefmaria, Notizen aus einer Familienzusammenkunft, 20.5.1973.

43 Hl. Josefmaria, Freunde Gottes , Nr. 26.

44 Ibid ., Nr. 27.

45 Benedikt XVI., Apostolisches Schreiben Porta fídei, 11.10.2011, Nr. 6.

46 Römisches Missale, Eucharistisches Hochgebet I.

47 Seliger Johannes Paul II., Brief über die Pilgerfahrt zu den Stätten, die mit der Heilsgeschichte verbunden sind , 29.6.1999, Nr. 5.

48 Benedikt XVI., Apostolisches Schreiben Porta fídei, 11.10.2011, Nr. 13.

49 Ibid .

50 Hl. Josefmaria, Instruktion , 19.3.1934, Nr. 45.

51 Hl. Josefmaria, In der Feuer der Schmiede , Nr. 235.

52 Benedikt XVI., Apostolisches Schreiben Porta fídei, 11.10.2011, Nr. 9.

53 Ibid .

54 Ibid ., Nr. 10.

55 Ibid .

56 Hl. Josefmaria, Christus begegnen , Nr. 144.

57 Hl. Josefmaria, Brief 9.1.1959 , Nr. 34.

58 Benedikt XVI., Predigt beim Abschluss der Gebetswoche für die Einheit der Christen, 25.1.2006.

59 Hl. Josefmaria, Brief 9.1.1959 , Nr. 34.

60 Notizen aus einer Familienzusammenkunft, 6.5.1968.

61 Heiliger Josefmaria, Notizen aus einer Betrachtung, 21.11.1954.

62 Seliger Johannes Paul II., Ansprache in der Generalaudienz, 24.4.1991.

63 Ibid.

64 Hl. Josefmaria, Brief 6.5.1945 , Nr. 35.

65 Anselmus von Canterbury, Proslogion , prœm. (PL 158, 225).

66 Benedikt XVI., Ansprache in der Generalaudienz, 21.3.2007.

67 Ibid.

68 Ibid . Das Tertullian-Zitat befindet sich in De virginibus velandis , I, 1 (PL 2, 889).

69 Ibid .

70 Ignatius von Antiochien, Brief an die Römer IV, 1 (Funk I, 216).

71 Heiliger Josefmaria, Im Feuer der Schmiede , Nr. 518.

72 Benedikt XVI., Predigt, 26.3.2006.

73 Hl. Josefmaria, Notizen aus einer Familienzusammenkunft, 28.5.1964.

74 Hl. Josefmaria, Der Weg , Nr. 81.

75 Hl. Josefmaria, Brief 31.5.1954 , Nr. 29.

76 Seliger Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben Tertio millennio adveniente , 10.11.1994, Nr. 45.

77 Ibid .

78 Hl. Josefmaria, Notizen aus einer Familienzusammenkunft, 8.12.1971.

79 Seliger Johannes Paul II., Predigt bei der Heiligsprechung des hl. Josefmaria, 6.10.2002.

80 Heiliger Josefmaria, Brief an Isidoro Zorzano, 23.11.1930.

81 Heiliger Josefmaria, 28.7.1930, in Aufzeichnungen , Nr. 75.

82 Heiliger Josefmaria, Brief 9.1.1932 , Nr. 83.

83 Heiliger Josefmaria, Der Rosenkranz , 4. freudenreiches Geheimnis.

84 Ibid ., 2. schmerzensreiches Geheimnis.

85 Heiliger Josefmaria, Brief 29.9.1957 , Nr. 16.

86 Johannes Chrysostomus, Kommentar zum Evangelium des Hl. Matthäus , 46. Homilie, 2 (PG 58, 478).

87 Johannes Chrysostomus, zit. nach Thomas von Aquin, Summa Theologica , III, q. 40, a. 1 ad 2.

88 Johannes Chrysostomus, Kommentar zum Evangelium des Hl. Matthäus , 15. Homilie, 7 (PG 57, 231).

89 Seliger Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben Novo millennio ineunte , 6.1.2001, Nr. 1.

90 Ibid .

91 Benedikt XVI., Predigt in der Heiligen Messe zu seiner Amtseinführung, 24.4.2005.

92 Ambrosius von Mailand, Lukaskommentar , II, 32 (CCL 14, 45).

93 Benedikt XVI., Apostolisches Schreiben Porta fídei, 11.10.2011, Nr. 9.

94 Heiliger Josefmaria, Gespräche , Nr. 113.

95 Hl. Josefmaria, Notizen aus einer Familienzusammenkunft,11.11.1972.

96 Hl. Josefmaria, Notizen aus einer Familienzusammenkunft, 22.11.1972.

97 Hl. Josefmaria, handschriftliches Gebet, Jahr 1934.

98 Vgl. Hl. Josefmaria, Freunde Gottes , Nr. 306.

99 Kongregation für die Glaubenslehre, Note mit pastoralen Hinweisen, 6.1.2012, I, 3.

100 Benedikt XVI., Predigt beim Hochfest der Aufnahme Mariens in den Himmel, 15.8.2005.

101 Seliger Johannes Paul II., Enzyklika Redemptoris Mater , 25.3.1987, Nr. 14.

102 Ibid ., Nr. 6.

103 Hl. Josefmaria, Christus begegnen , Nr. 175.