Ich bin Anna Riina, ich komme aus Finnland und bin 25 Jahre alt. Ich studiere Theologie in Rom und absolviere ein Programm der Kirchengeschichte in der Universität vom Heiligen Kreuz. Vor dreieinhalb Jahren bin ich katholisch geworden und jetzt als Katholikin sehr zufrieden, in Rom zu studieren, denn hier lebe ich in einer wirklich katholischen Atmosphäre und kann mich in meinem Glauben weiter bilden und die Sakramentenlehre besser verstehen.
Ich komme aus einer protestantischen Familie, die übrigen Familienmitglieder sind Lutheraner. Ich habe mit zweiundzwanzig Jahre konvertiert. Ich kannte keinen Katholiken, ich hatte nur das starke Gefühl, dass Gott wollte, dass ich eine neue Richtung einschlug. Auf irgendeine Art und Weise kam ich zu dem Schluss, dass das, was er für mich wollte, die katholische Kirche war. Meiner Ansicht nach war es eher eine geistliche Angelegenheit als ein intellektueller Prozess.
Bevor ich konvertierte, studierte ich in Helsinki, und da die Fakultät nicht als solche lutherisch war, lasen wir auch den Katechismus der Katholischen Kirche. So hatte ich schon einige Vorstellungen von dem, was die katholische Kirche ist, aber keinerlei Erfahrung oder Information darüber, was es heißt, katholisch zu sein. Ich denke, was mich am meisten angezogen hat, ist, die Art und Weise, den Glauben im Alltag zu leben.
Als ich konvertierte, ging ich nicht zu einer anderen Fakultät, sondern änderte die Richtung meines Studiums, denn ich studierte darauf hin, lutherische Pastorin zu werden. Ich wandte mich nun verstärkt sozialen Aspekten des Studiums zu. Mein Studium als solches war übrigens Kirchengeschichte und Geschichte der mittelalterlichen Kirche, so dass ich mich im Grunde sowieso mit der Geschichte der katholischen Kirche beschäftigte.
Mein katholischer Glaube hilft mir sehr im normalen Leben. Etwa bei der Tatsache, in einem neuen Land zu sein. Das könnte ich gar nicht ohne das Gebet und die tägliche Messe. Alles ist erstaunlich: die Beichte., der Rosenkranz, überhaupt die Verehrung der Muttergottes, wie sie uns helfen kann. Das stärkt mich und gleichzeitig schmerzt es mich, dass meine lutherischen Freunde diese “Extras” nicht haben, wie auch zum Beispiel die elementare Gnade der Sakramente.
Wir Katholiken in Finnland sind sehr eifrig im Glauben, denn wir sind eine Minderheit und ein großer Teil der finnischen Katholiken sind Leute, die wie ich konvertiert haben. So sieht man in Finnland nicht viele nicht-praktizierende Katholiken, aber zum Beispiel hier in Italien oder, wie ich gehört habe, auch in Spanien oder in anderen Ländern, sehe ich sie und denke, dass sie nicht wissen, welcher Schatz es ist, in einer katholischen Familie geboren worden zu sein, dass sie in diesem Glauben erzogen wurden, dass sie die Möglichkeit haben, die Sakramente zu empfangen… Es ist ein so großes Geschenk, dass diese Leute, die aus katholischen Familien stammen, aber ihren Glauben nicht leben, ihn offensichtlich nicht zu schätzen wissen.
Ich weiß wohl, dass die Jugendlichen denken, dass katholisch sein bedeutet, nicht frei zu sein, und dass die Messe langweilig ist. Das ist eine absolut irrige Auffassung von Freiheit, denn wenn man meint, Freiheit bedeute: “Ich möchte alles tun, was ich will”, dann bist du nicht frei, sondern nur Sklave deiner Wünsche. Was diese Menschen nicht sehen, ist dass, wenn du Gott nur ein wenig von dem gibst, was du kannst, er dir viel mehr zurückgibt. Wenn einige meinen, die Messe sei langweilig, dann fehlt es ihnen einfach an Bildung, und vielleicht hat man ihnen nicht beigebracht, was die Messe ist. Sie müssten mehr beten, denn wenn du betest, wenn du Gott um etwas bittest, dann gibt er es dir, wenn es gut für dich ist.
In meinem Heimatort, wo meine Familie wohnt, gibt es eine katholische Kirche, aber in Helsinki, wo ich studiert habe, gibt es zwei. Ich begann, den Glauben kennen zu lernen in der Pfarrei, wo es einen Kurs für Leute gab, die sich allgemein für den Glauben interessierten oder auch solche, die konvertieren wollten. Also ging ich zu diesem Kurs, der ein Jahr dauerte. Im Frühling wurde ich in die Kirche aufgenommen, und danach machte ich bei weiteren Bildungsveranstaltungen im Opus Dei mit. Das kam so: Nach der Messe, in der ich gefirmt wurde und die Erste Heilige Kommunion empfing, hatten wir einen Empfang im Pfarrsaal. Eine Frau vom Opus Dei kam auf mich zu und sprach mich an. Wir verabredeten uns aufs neue und sie erzählte mir von den christlichen Bildungsveranstaltungen und dem Studentinnenheim. Ich ging also dorthin zum Katechismusunterricht, was sich als sehr wichtig erwies, denn ich musste noch eine Menge lernen und den Glauben vertiefen.
Das wichtigste, was mir der hl. Josefmaria beigebracht hat, ist der Gedanke, alles, was du tust, Gott zu schenken: dein Studium, deine Arbeit, alles kannst du in Gebet verwandeln.
Und auch der Gedanke des Apostolates, der in seinen Schriften und seiner Spiritualität ein ganz einfaches Thema ist: Apostolat heißt, die Leute gern zu haben.Gott liebt mich, und ich liebe andere Menschen und möchte auch, dass sie Gott näher sind. Also möchte ich ihnen natürlich auch helfen. Also dieser so einfache Gedanke… Und auch die Einheit des Lebens, um nicht zwei Leben zu führen: eins als Christin und dann zur Arbeit gehen,schreckliche Witze erzählen und schlecht über andere Leute sprechen. Das kann passieren,das kann den Menschen durchaus passieren, dass sie ein religiöses Leben haben und getrennt davon mit der Arbeit oder dem Studium beschäftig sind,wo sie überhaupt nicht an ihren Glauben denken Nun, es ist sehr gut für mich gewesen, zu lernen, alles,was ich tue, Gott zu schenken,und alles für ihn zu tun.