Priestersein

Die Pfingsttagung des Theologischen Forums Peterskirche stand heuer im Zeichen des Priesterjahres.

Hohewand 24/25.5.2010. Über 30 Priester und Seminaristen verbrachten den Pfingstmontag und –dienstag im Tagungshaus Hohewand, um ihr Priestersein durch spirituelle Vertiefung und mitbrüderliche Gemeinschaft zu erneuern. Dazu hatte Papst Benedikt XVI. am Hochfest des Heiligsten Herzens Jesu 2009 eingeladen, als er anlässlich des 150. Jahrestages des „dies natalis“ von Johannes Maria Vianney, dem Schutzheiligen der Pfarrer, offiziell ein Jahr der Priester ausrief. Dieses Jahr solle dazu dienen, das Engagement einer inneren Erneuerung aller Priester zu fördern, damit sie in der Welt von heute ein noch wirksameres Zeugnis für das Evangelium geben.

In seinem Einleitungsreferat über die Priesterkatechese Benedikts XVI. arbeitete Philipp Gudenus, Rektor der St. Anna-Kirche in Budapest, die Brückenfunktion des Priesters heraus. Die Existenz des Priesters sei mit einer Bogenbrücke zu vergleichen, die sich, fest in Gott verankert, in weitem Bogen zu den Menschen spanne und nur, wenn sie auch fest bei den Menschen verankert sei, Bestand habe und ihrer Aufgabe nachkomme. Dass der Priester nicht nur selber ein Mann Gottes sein müsse, sondern ein sakramentaler und spiritueller Dienstleister für Männer und Frauen Gottes verdeutlichte Leo Maasburg, Österreichdirektor der Päpstlichen Missionswerke und längjähriger Begleiter von Mutter Teresa an deren Einstellung zum Priester. Kurz nach seiner Priesterweihe habe sich zwischen ihm, dem frisch Geweihten, und der Heiligen folgender Dialog zugetragen: „Können sie uns einen Einkehrtag halten?“ – „Wann?“ – „Morgen!“ – „Und worüber?“ – „Jesus natürlich!“.

Die priesterliche Arbeit sei es gerade, die den Priester zum Mann Gottes machen könne, erläuterte Ernst Burkhart, Studienpräfekt des Opus Dei in Rom, den Beitrag des Hl. Josefmaria Escrivá zur priesterlichen Spiritualität. Denn aufgrund der allgemeinen Berufung zur Heiligkeit seien für alle, die sich nicht aus der Welt zurückziehen, Stand und Beruf vollgültige Wege zur Heiligkeit. Und für den Weltpriester seien das eben Klerikerstand und pastoraler Dienst. Auf der Grundlage von Gnade, Freiheit und Tugend könne der Priester durch die Heiligung der Arbeit nicht nur das Ziel der persönlichen Heiligkeit erlangen, sondern trage auch zur authentischen Wirksamkeit der Kirche bei. Ein wichtiges Anliegen sei dem Hl. Josefmaria der „gute Antiklerikalismus“ gewesen, der den Priester auf seine wirklich priesterlichen Aufgaben zentriere und den Laien nicht auf Substitutionen im klerikalen Bereich beschränke, sondern ihm seine Selbstständigkeit und Eigenverantwortung in der gottgemäßen Gestaltung der Welt zuweise.

Die klassische Lehre von der sakramentalen Identifikation des Priesters mit Christus, dem Haupt der Kirche, brachte Ludwig Juza, Regionalvikar des Opus Dei, in Erinnerung und unterstrich die daraus folgende Verpflichtung zu einer entsprechenden aszetischen und sprirituellen Bemühung. Sich auch vor den jüngsten Herausforderungen nicht zu verschließen, wie etwa den epochalen Entwicklungen im Bereich der digitalen Kommunikation, brachte Martin Leitner, Spiritual des Priesterseminars Leopoldinum/Heiligenkreuz, die Botschaft des Hl. Vaters zum Welttag der sozialen Kommunikationsmittel auf den Punkt. 

Das Anforderungsprofil für den Priester in Zeiten des Umbruchs entfaltete zum Abschluss der Bischof von St. Pölten, Klaus Küng. Der Priester müsse ein Mann Gottes, des Glaubens und der Eucharistie sein. Die Wandlungsworte klängen am Besten, wenn der Priester glaube, zitierte Bischof Küng die Regieanweisung eines Tonmeisters vor der TV-Übertragung einer Messe. Der Priester müsse ein Mann des Wortes, der Verkündigung und der Kranken- und Sterbeseelsorge sein, vor allem aber ein guter Beichtvater. Warum nicht soziale Prozesse in Gang setzen, wie Anbetungen, Wallfahrten u.ä, um dieses vielerorts in Vergessenheit geratene Sakrament wieder zu beleben, ermunterte Bischof Küng, sichtlich bemüht, die anwesenden Priester zum Vollzugeiner ihrer Kernkompetenzen zu ermuntern. Als Leiter der Gemeinde müsse der Priester durch Prioritätensetzung versuchen, der Arbeitsüberfülle Herr zu werden, in den komplexeren Pastoralstrukturen die Gottesdienst- und Anwesenheitsplanung bewältigen und Verantwortung für die Glaubensschulung in der Sakramentenvorbereitung übernehmen. Schließlich empfahl Bischof Küng, auch die Bildung von Priestergemeinschaften, die ein großer menschlicher und spiritueller Rückhalt für die priesterliche Existenz sein könnten. Auch wenn dies große Herausforderungen seien, liege doch gerade hierin auch, so Bischof Küng, die Faszination des Priesterseins in Zeiten des Umbruchs.