Kardinal Bertone:  Theorien des „Sakrileg“-Autors sind „Ammenmärchen“

Grobe Geschichtsklitterung und den Versuch, die katholische Kirche zu diskreditieren hat der Erzbischof von Genua, Kardinal Tarcisio Bertone, dem Bestsellerautor Dan Brown („Sakrileg“) vorgeworfen.

In seinem Grals-Roman „Sakrileg“ (im Original: „The Da Vinci Code“) habe Brown die gesamte Grals-Tradition verdreht und die Geschichte manipuliert, sagte Kardinal Bertone der Zeitung „Il Giornale“. Die Konstruktion, dass Jesus Kinder mit Maria Magdalena gezeugt habe, sei absurd; ebenso frei erfunden sei die Behauptung, dass die katholische Kirche das weibliche Element aus der Religion verdrängt habe.

„Ammenmärchen“

Als „Ammenmärchen“ bezeichnete der Kardinal in dem Interview jene Inhalte, die Brown in seinem Roman den apokryphen (von den Kirchen nicht anerkannten) Evangelien zuschreibt. Falsch sei auch die Behauptung, dass der Kanon der Evangelien unter Kaiser Konstantin beschlossen worden sei, dieser Vorgang habe vielmehr schon im 2. Jahrhundert stattgefunden. Bertone betonte, es sei frappierend und Besorgnis erregend, wie viele Menschen die in dem Roman zusammengestellten Lügen und Fälschungen für Wahrheit halten.

Bertone verteidigt Opus Dei

Scharfe Kritik übte Bertone auch an der Darstellung des Opus Dei in dem Roman Dan Browns. Diese „gewaltsame Verfälschung“ erinnere ihn an die literarischen Angriffe, die es etwa im antiklerikalen 19. Jahrhundert gegen verschiedene katholische Ordensgemeinschaften gegeben habe.

Jesus mit Maria Magdalena verheiratet

Der amerikanische Bestsellerautor Dan Brown räumt in seinem fiktiven Thriller „Sakrileg“ mit fast allem auf, was der katholischen Kirche heilig ist. Bei ihm wird Jesus Christus zum sterblichen Menschen, der mit Maria Magdalena verheiratet war und noch dazu ein Kind mit ihr gezeugt hat. Die Kirche habe die historischen Fakten seit Beginn der Zeitrechnung mit aller Macht unterdrückt, um Jesus zum Sohn Gottes zu machen - „die größte Verschleierungsaktion in der Geschichte der Menschheit“, lässt Brown eine der Hauptfiguren sagen. Seinen ketzerischen Schluss leitet Browns schon von „Illuminati“ bekannter Held, der US-Kunsthistoriker Robert Langdon, aus dem Fresco „Letztes Abendmahl“ und anderen Werke von Leonardo da Vinci ab.

Berufung auf Leonardo da Vinci

Das Fresco beinhalte ein geheimes Bekenntnis zum Kult der Weiblichkeit und Mutterrecht. Wie in „Illuminati“ geht es in Browns viertem Roman wieder um eine geheime Bruderschaft und die Frage, wer auf da Vincis Gemälde tatsächlich neben dem Heiland sitzt. Er sieht in der Person im blauen Kleid nicht den jüngsten der Apostel, Johannes, sondern Maria Magdalena, die reuige Hure des Neuen Testaments.

Österreichischer Rundfunk (ÖRF)