In den herzlichen und persönlichen Begegnungen ermunterte der Prälat des Opus Dei, Fernando Ocáriz, sich voll Gottvertrauen auf das „Unmögliche“ einzulassen: „Wir haben die Sicherheit, dass das Unmögliche möglich ist. Denn die Gnade Gottes fehlt uns nicht“, betonte Ocáriz. Während seines viertägigen Aufenthalts in Wien traf er mit Gläubigen der Prälatur, Mitarbeitern, Familien, Priestern und Freunden des Opus Dei zusammen.
Mit Blick auf unser eigenes Leben könne uns vieles unmöglich scheinen: „Dass jeder, dass ich heilig werden kann? Das ist unmöglich!“ Doch hänge es eben nicht von uns allein ab, unserer Kraft und Anstrengung, sondern vor allem von der Gnade Gottes, der uns zur Heiligkeit gerufen hat, betonte Ocáriz.
Er erinnerte dabei an den heiligen Josefmaria Escrivá, der bei der Gründung des Opus Dei im Jahr 1928 erst 26 Jahre alt war. Ihm standen keinerlei Mittel zur Verfügung, die Gesellschaft war tief gespalten und wenig später wurden Christen im eigenen Land verfolgt. Heute sei das Opus Dei in weltweit 69 Ländern seelsorglich tätig und begleite zahlreiche Menschen, ihre Berufung als Christen mitten in der Welt zu entdecken und dem Ruf nach Heiligkeit zu folgen.
Gottesliebe und Nächstenliebe gehören zusammen
„Wir leben heute in einer postchristlichen Gesellschaft, aber das ist kein Grund, uns entmutigen zu lassen“, so Ocáriz. Im Gegenteil: In der Welt gäbe es „so viele gute Menschen“, die darauf warten, Gott kennenzulernen: „Gott, der uns kennt, uns liebt, uns hilft und uns stärkt.“ Nicht nur wir brauchen Gott: „Auch Gott wünscht sich unsere Liebe“, erinnerte Ocáriz, der mehrmals auf die Wichtigkeit des Gebetes als Fundament unseres Lebens hinwies.
„Wir können Gott nicht in Wahrheit lieben, wenn wir nicht unseren Nächsten lieben. Bemühen wir uns, Liebe hineinzulegen in alles, was wir tun.“ Insbesondere in der ehelichen Liebe sei dies wichtig. Die Liebe ist der Schlüssel für die Treue und die Beziehung zu Christus.
Liebe ist auch der „Motor“, anderen den Glauben näher zu bringen, „niemals von oben herab, sondern auf Augenhöhe“. „Apostolischer Eifer heißt nicht, die anderen von etwas überzeugen zu wollen, jemandem die eigenen Ideen aufzudrängen, sondern die Menschen zu lieben“, so der Prälat des Opus Dei. Die Freundschaftsliebe führt dazu, für den anderen da zu sein, zuzuhören, zu begleiten und zu dienen. Sein Appell: „Seid voller Hoffnung, seid voller Freude. Das will Christus für uns: damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude vollkommen wird (Joh 15, 11).“
Dankbar für die „unglaubliche Entspanntheit durch den Glauben“
„Ich bin Prälat Ocáriz sehr dankbar für seinen Besuch hier in Wien. Dank seiner Worte ist mir erneut bewusstgeworden, welch unglaubliche Entspanntheit uns durch den Glauben geschenkt wird“, sagt Marina. Sie hatte an einer Begegnung mit dem Prälaten des Opus Dei teilgenommen, in der der „Vater“, wie er familiär im Opus Dei genannt wird, am Samstag mit seinen geistlichen Kindern sowie einigen Mitarbeitern und Freunden zusammentraf. Ihr Mann Gordian ergänzt: „Mich hat beeindruckt, welche Zuversicht er ausstrahlt – trotz der objektiven Schwierigkeiten, in der sich Kirche und Gesellschaft heute befinden.“
Thema in den Begegnungen war unter anderem die christliche Kindererziehung, die Widmung an die Familie inmitten eines intensiven Berufslebens, das Apostolat in einer post-christlichen Gesellschaft, das Gebet für den Papst und die Kirche, die Kontemplation leben mitten im Alltagstrubel, das Annehmen der Berufung der eigenen Kinder und die gelebte Freude als Kennzeichen des Christen.
„Alles, was ihr für eure Kinder betet, geht niemals verloren.“
Oft ist es ein Schmerz für Eltern, wenn ihre Kinder trotz christlicher Erziehung später vom Glauben nichts wissen wollen oder sich von der Kirche abwenden. Der Rat war tröstlich: Eltern sollten für ihre Kinder immer beten – auch wenn sie schon außer Haus und erwachsen sind – und Freundschaft mit ihnen pflegen: „Alles, was ihr für eure Kinder betet, geht niemals verloren.“
Bernhard, selbst Familienvater, hat beeindruckt, wie Prälat Ocáriz über die wichtige Beziehung der Väter zu ihren Kindern gesprochen hat: „An erster Stelle steht: den Kindern selbst Vorbild zu sein und für sie zu beten – das nehme ich mir mit!“ Statt sich innerlich mit Gedanken zu plagen, was man in der Vergangenheit hätte besser machen können, sei es zentral, nach vorne zu schauen und sich zu fragen: „Was kann ich jetzt besser machen?“
Dass selbst die kleinsten Bemühungen im Alltag oder in der Jugendarbeit Frucht bringen können, auch wenn wir es vielleicht nicht mit eigenen Augen sehen, ist für seine Frau Petra ein wichtiger Impuls gewesen. Ebenso, dass der Prälat Bezug genommen hat auf den Schatz, den Menschen bedeuten, die aufgrund ihres Alters oder von Krankheit besondere Unterstützung brauchen. „Ich fand den Gedanken sehr schön, dass jemand nicht denken soll, dass er oder sie eine Last ist für die anderen, sondern ein Geschenk für uns, um für sie da sein zu können.“
Bei seinem Aufenthalt in Wien betete der Prälat vor dem Gnadenbild Maria Pötsch im Stephansdom, zu dem er seit vielen Jahren eine tiefe Andacht pflegt.
Prälat Fernando Ocáriz reiste am 3. August nach Budapest und Zagreb weiter.