Wir schreiben das Jahr 587 vor Christus. Jeremia befindet sich in Jerusalem und erhält ein seltsames Orakel, in dem der Herr ihn auffordert, ein Feld zu kaufen. Der Prophet, ein wenig verwirrt, vor allem durch die konkrete Situation, in der dies geschah, antwortet: „Siehe: Schon haben sie die Belagerungsrampen bis an die Stadt herangebaut, um sie einzunehmen; durch Schwert, Hunger und Pest ist die Stadt den Chaldäern preisgegeben (...) Und du, Herr und Gott, hast zu mir gesagt: Kauf dir den Acker‘“ (Jer 32,24-25). Dennoch besteht der Herr darauf. Er will mit dieser Geste des Propheten ein Zeichen für sein Volk und für uns setzen: „Ich sammele sie aus allen Ländern (...) und bringe sie wieder zurück an diesen Ort, und lasse sie in Sicherheit wohnen (...). Ich werde mich über sie freuen, wenn ich ihnen Gutes erweise. Ich pflanze sie ein in diesem Land, in Treue mit meinem ganzen Herzen und mit meiner ganzen Seele" (Jer 32,37-41). Gott selbst wird das Feld mit den Bäumen, die seine Kinder sind, wieder aufforsten; er wird jeden Samen persönlich einpflanzen, ihn keimen, wachsen und Wurzeln schlagen lassen.
Feuer und Wachstum als Bilder für die Evangelisierung
Das Bild des Feuers wird oft verwendet, um von der Evangelisierung zu sprechen: eine Botschaft, die sich schnell ausbreitet und alles auf dem Weg entzündet (vgl. Lk 12,49). Das Feuer hält jedoch meist nicht lange an und hinterlässt nur Asche.
Deshalb können wir neben dem Bild des Feuers, das sich ausbreitet, auch das Bild des Ackers heranziehen, wo gesät wird und auf dem es wächst (vgl. Mt 13,31). Der Prozess, bei dem die ersten Samen Wurzeln schlagen, mag langsam sein, aber wenn die Körner erst einmal zu wachsen begonnen haben, kann sogar ein Wald entstehen. Dann bricht das Leben in einer unendlichen Vielfalt von Formen, Klängen und Farben hervor; eine unermessliche Vielfalt von Pflanzen, Tieren und anderen Lebensformen entwickelt sich im Schatten der Bäume. Was vorher Ödland war, wird zu einem angenehmen, kühlen und bewohnbaren Ort. Die Bäume binden den Boden, bringen den Wind, ziehen den Regen an, halten die Feuchtigkeit zurück, reinigen die Luft; sie bieten allen Arten von Lebewesen Nahrung und Schutz. Es gibt keine Kraft mehr, die die Kraft des Lebens bremsen könnte.
Apostolat gehört zum Leben der Assoziierten
Die Aufgabe der Evangelisierung, die die Assoziierten inmitten der Welt erfüllen, könnte mit diesem Wald verglichen werden. Der Prälat des Opus Dei hat, um die Berufung der Assoziierten im Opus Dei zu erklären, von der Fähigkeit gesprochen, im Apostolat verwurzelt zu sein, eine große Vielfalt von Beziehungen zu pflegen und in die Tiefe zu gehen [1]. Wir könnten diese Möglichkeiten zusammenfassen, indem wir sagen, dass die Berufung als Assoziierte oder Assoziierter eine Berufung zur Verwurzelung ist, mit besonders festen und tiefen Wurzeln, die inmitten der Turbulenzen unserer Welt stark bleiben.
Wurzeln schlagen hat auch mit Freundschaft zu tun
Oft sind diese Wurzeln an einem bestimmten Ort verankert; zu bestimmten Zeiten oder Jahreszeiten kann der Mensch aus beruflichen, studienbedingten, familiären oder anderen Gründen von einem Ort zum anderen ziehen, und diese Verpflanzung ist der Anlass für eine neue Verwurzelung. Aber über die physischen Wurzeln hinaus gibt es auch Wurzeln in Form von lebensspendenden, mit der Erde verbundenen Freundschaften. Hinter dieser Fähigkeit, Wurzeln zu schlagen – manchmal an Orten, immer im Herzen der Menschen – steht eine besondere Gnade, ein besonderer göttlicher Wille: „Ich pflanze sie ein in diesem Land, in Treue, mit meinem ganzen Herzen und mit meiner ganzen Seele“ (Jer 32,41).
„Denken wir also darüber nach, wie wichtig es ist, die Wurzeln zu bewahren", lädt uns Papst Franziskus ein, "denn nur wenn sie in die Tiefe gehen wachsen die Zweige in die Höhe und bringen Früchte hervor. Jeder von uns kann sich fragen, auch als Volk, jeder von uns: Was sind die wichtigsten Wurzeln meines Lebens? Wo bin ich verwurzelt? Bewahre ich die Erinnerung daran, trage ich Sorge dafür?“[2].
Nur die Leviten erhielten von Gott kein Land zugeteilt
Wo bin ich verwurzelt? Die Wurzeln sprechen von dem Land, das für das auserwählte Volk einen grundlegenden Wert hatte, weil es ein Geschenk Gottes war, und jeder Israelit hatte die Verantwortung, sich daran zu erfreuen, es zu bewahren, fruchtbar zu machen und an die nächste Generation weiterzugeben. Es ist daher erstaunlich, dass bei der Aufteilung des verheißenen Landes auf die verschiedenen Stämme einer von ihnen nichts davon erhielt. Es war der Stamm Levi, der für die Anbetung des Herrn bestimmt war. Die Leviten beklagten sich nicht, sondern beteten: „Der Herr ist mein Erbanteil, er reicht mir den Becher, du bist es, der mein Los hält (…) Ja, mein Erbe gefällt mir“ (Ps 16,5-6). Sie erkannten, dass das Stück Land, das ihnen zugeteilt worden war, nicht mehr und nicht weniger war als... Gott selbst! Der Herr wollte für sie „die Grundlage ihrer Existenz, das Land ihres Lebens“ [3] sein.
Verwurzelt in Gott: das Geschenk des Zölibats
In dieser Wahl Gottes finden wir „das wahre Fundament des Zölibats“ [4] auch das, zu dem die Assoziierten und Numerarier berufen sind. Gott selbst ist der Boden, auf dem ein zölibatäres Herz Wurzeln schlägt. In seinem Brief über die Berufung zum Opus Dei greift Prälat Fernando Ocáriz diese tiefe Vision des Zölibats auf, um über Interpretationen hinauszugehen, die parteiisch sind oder reduzierend sein könnten: „Den Zölibat darf man daher nicht allein und nicht hauptsächlich rein funktional betrachten, das heißt, als ein geeignetes Mittel, damit wir uns mehr der Arbeit des Werkes widmen oder von einem Ort zum anderen wechseln können. Natürlich wird beides durch den Zölibat ermöglicht oder erleichtert, aber im Tiefsten ist er eine besondere Gabe, die unser Leben dem Leben Christi ähnlich macht.." [5] Der Zölibat ist unter diesem Aspekt eine besondere Identifikation mit dem Herzen Jesu: Er ist das Bild, auf das jeder schaut, der diese Gabe empfängt. Der Zölibat ist also das Gegenteil von Individualismus: Er ermöglicht eine besondere Offenheit gegenüber Gott – wie die des Stammes Levi – und eine besondere Offenheit gegenüber den anderen – wie die von Christus selbst.
Diese Berufung – die auch die Numerarier erhalten – leuchtet vielleicht in den Assoziierten mit einer eigenen Klarheit auf, weil sie bei ihnen nicht mit einer totalen Verfügbarkeit für die Aufgaben der Ausbildung oder der Leitung verbunden ist, oder damit, hin und her gehen zu können. Die Assoziierten – so schreibt der Prälat des Opus Dei, Fernando Ocáriz - „zeigen in ihrem Leben, was es heißt, sich mitten in der Welt mit ungeteiltem Herzen Gott hinzugeben (...) Ihr zeigt durch euer Leben den befreienden Charakter der apostolischen Tätigkeit eines jeden Getauften, indem ihr sie mit allen Kräften eines zölibatären Herzens weiterführt“ [6]
"Ich möchte Gott mitten auf der Straße dienen!“
So erklärte ein Assoziierter seinen Mitbrüdern seine Berufung, kurz nachdem er sie entdeckt hatte: „Ich habe mein Leben im Opus Dei Gott übergeben. Ich werde dort wohnen bleiben, wo ich immer wohnte und in meiner Arbeit bleiben – wie immer. Aber mein Herz gehört Gott. Ich möchte ihm mitten auf der Straße dienen.“ [7] In unserer Zeit mag es ein wenig naiv oder absurd erscheinen, mitten auf der Straße den Ruf zum Zölibat anzunehmen... Fast so, als würde man in Judäa während der babylonischen Belagerung ein Feld kaufen. Es ist also gut, nicht aus den Augen zu verlieren, dass der Ruf zum Zölibat ein Geschenk Gottes ist, das die Kraft hat, das Umfeld zu verändern, in das dieser Same gepflanzt wird. Außerdem dürstet die Welt nach diesem Geschenk, auch wenn sie sich dessen oft nicht bewusst ist. Benedikt XVI. sagte, dass „unsere Welt Menschen braucht, die von Gott Zeugnis abgeben, Menschen, die sich entscheiden, ihn als den Boden anzunehmen, auf dem ihr eigenes Leben gegründet ist. Gerade deshalb ist der Zölibat heute in unserer Welt so wichtig.“ [8]
Die Frömmigkeitsübungen können in jeder Umgebung gelebt werden
Der heilige Josefmaria, der sich konkret auf seine Söhne und Töchter, die Assoziierten bezog, erklärte, dass „wir alle im Werk die besondere und ausreichende Gnade Gottes haben, unsere Hingabe an Gott in der Welt feinfühlig zu leben. Unsere Zelle ist die Straße, und dort sind wir kontemplativ. Es genügt, mit Feingefühl die täglichen Normen (Anmerkung der Übersetzer: So bezeichnete der hl Josefmaria die täglichen Frömmigkeitsübungen) zu beachten, die gleichzeitig konkret und weit gefasst sind und die in jeder Umgebung gelebt werden können - sie passen sich wie ein Handschuh der Hand an.“[9] Die hl. Messe, jedes Gebet, jedes Opfer, die Arbeit… werden zu einer Begegnung, die der Herr uns anbietet, damit wir in ihr Wurzeln schlagen können. Von dort aus, gut verwurzelt in einem Leben der Vertrautheit mit Christus, wächst der Same der Berufung, der in das Herz einer jeden Assoziierten und eines jeden Assoziierten gelegt wurde; „wie ein Baum, der am Wasser gepflanzt ist und zum Bach seine Wurzeln ausstreckt: Er hat nichts zu fürchten, wenn Hitze kommt; seine Blätter bleiben grün; auch in einem trockenen Jahr ist er ohne Sorge, er hört nicht auf, Frucht zu tragen.“ (Jer 17,7-8).
Verwurzelt in der Gesellschaft und in den Menschen
Jeder Boden ist gut, damit der Same der Berufung einer Assoziierten oder eines Assoziierten des Opus Dei Wurzeln schlagen kann. Das war schon so, als die ersten Berufungen kamen. Es waren sehr verschiedene Menschen, und das können wir bis heute beobachten. „Eure Lebensumstände sind sehr unterschiedlich und eure beruflichen Situationen äußerst vielfältig. Vor euch liegt ein unbegrenztes Feld an Möglichkeiten“[10], schrieb der Prälat an die Assoziierten. In diesem sehr vielfältigen Bereich der Arbeit und der menschlichen Beziehungen bringen die Assoziierten in besonders deutlicher Weise zum Ausdruck, was das Opus Dei ist, indem sie das gewöhnliche Leben, die berufliche Arbeit und das Familienleben heiligen, „ohne ihren Wohnort oder ihre Arbeit zu wechseln.“ [11] Das Lebenszeugnis des Assoziierten Paco Uceda – einer der drei ersten Assoziierten – zeigt, dass „die Sendung des Opus Dei sehr einfach ist. Jeder muss in seinem Stand und Beruf Gott suchen. Ich als Praktiker, du als Maler; der Arzt als Arzt; und der Anwalt und der Beamte und der Bauer, jeder in seinem eigenen. Es geht darum, in den normalen Tätigkeiten des Alltags, in der gewöhnlichen Arbeit, heilig zu sein.“ [12]
Der heilige Josefmaria bewunderte die Reichweite des Apostolats der Assoziierten
Der heilige Josefmaria war bewegt von dem Gedanken an das große Werk der Evangelisierung, das seine Söhne und Töchter, die Assoziierten, „in diesem unendlichen Feld der menschlichen Arbeit“ vollbringen würden.[13] Das Tagebuch eines der ersten Treffen der Assoziiertinnen berichtet von einem Besuch von Encarnación Ortega, die damals in Rom lebte und mit dem Gründer des Opus Dei zusammenarbeitete. „Encarnita, umgeben von uns allen, die wir begierig waren, etwas zu hören, begann zu erzählen und zu erzählen ... zwei Stunden lang, und sie hätte nicht aufgehört, und wir auch nicht, um all das zu hören, was Inhalt unserer Berufung ist, die uns direkt zum Herrn führt.“[14] Encarnita sagte ihnen, dass der Vater viel von ihrer Berufung erwarte, weil sie „bis in die Tiefen der Gesellschaft“ [15] vordringen könnten. „Ich beneide euch", sagte der heilige Josefmaria bei einer anderen Gelegenheit zu seinen Söhnen und Töchtern im Werk, „denn eure Hingabe an Gott ist so umfassend und vollständig wie die meine, aber ihr habt eine größere Reichweite.“ [16]
Gute menschliche Beziehungen erlauben einen apostolischen Lebensstil
Diese Möglichkeit, in die Tiefe zu gehen und weiter zu gelangen, hat damit zu tun, dass die Assoziierten Wurzeln schlagen, viele tiefe Beziehungen, vor allem in ihrem beruflichen Umfeld, knüpfen können, wo sie Zeugen für Christus sind. Sie verleihen dem Apostolat der Kirche Tiefe: „Da ihr an jedem Ort eher dauerhaft lebt, erleichtert ihr dort die Verwurzelung der Apostolate, euer Lebensstil erlaubt euch, viele unterschiedliche Beziehungen dauerhaft zu pflegen: in der Familie, im Beruf, in der Nachbarschaft, im Dorf, in der Stadt oder in dem Land, wo ihr wohnt.“ „Ihr gelangt viel weiter“, bestätigte der heilige Josefmaria, nicht nur bei der Ausbreitung des Apostolates, sondern auch durch ihren Tiefgang,....“ [17]
Treue Freundschaft ist die Grundlage eines christlichen Apostolats
All dies ist möglich, weil „im Werk das Hauptapostolat immer das der Freundschaft ist. Der heilige Josefmaria lehrte: „Man kann mit Fug und Recht sagen, dass die Arbeit des Opus Dei die größte Frucht bringt durch das persönliche Apostolat seiner Mitglieder, mit ihrem Beispiel und der loyalen Freundschaft mit ihren Berufskollegen, in der Universität oder In der Fabrik, im Büro, im Bergwerk oder auf dem Feld.“ [18] „Ihr, die ihr Assoziierte seid“, schrieb der Prälat, „verwirklicht das Opus Dei in erster Linie durch ein tiefgehendes, persönliches Apostolat in eurem beruflichen und familiären Umfeld…“[19].
Freundschaft ermöglicht Bindungen von echter Wertschätzung und Güte
Angetrieben durch die Gabe des Zölibats und durch diese besondere Vertrautheit mit Jesus Christus will sich der Mensch in reiche Freundschaftsbeziehungen ausdehnen, denn der Zölibat ist, wie Papst Franziskus sagt, „ein Geschenk, das, wenn es als Weg der Heiligung gelebt werden soll, gesunde Beziehungen braucht, Beziehungen, die von echtem Wohlwollen und echter Güte geprägt sind und die in Christus wurzeln“.[20]“.[20] Die Freundschaft eines Menschen, der zölibatär lebt, macht in der Nachfolge Jesu Christi die Liebe Gottes gegenwärtig, wo immer er ist: eine Liebe, die verfügbar und barmherzig ist, die sich für die Menschen, die ihm nahestehen, vervielfacht. Die Freundschaft, zu der Männer und Frauen durch die Gnade Gottes berufen sind, ist eine Liebe, die lange währt, eine Liebe, auf die man sich ohne Angst verlassen kann, ähnlich der eines Vaters oder einer Mutter, die immer da sind.
Freundschaft entfaltet sich primär in der eigenen Familie
Diese Liebe entfaltet sich zunächst in der eigenen Familie: Der Kern, bestehend aus Eltern, Geschwistern, Cousins und anderen Verwandten, ist normalerweise das erste Umfeld, in dem Gott uns einlädt, Salz und Licht zu sein (vgl. Mt 5,13-14). Dieser Raum weitet sich nach und nach aus, bis er alle Menschen erreicht, die durch unser Leben gehen und denen diese aufrichtige Freundschaft einen festen und reichen Boden bietet, auf dem ihr eigener Same keimen und genährt werden kann, um gesund und kräftig zu wachsen.
Es gibt auch geistliche Vater- und Mutterschaft zum Wohl des anderen
Zur Freundschaft der Assoziierten gehört oft eine Beziehung echter geistlicher Vater- oder Mutterschaft, die – wie Prälat Fernando Ocáriz einem Assoziierten erklärte, der ihn zu diesem Thema befragte – eine echte Sorge um das Wohl der anderen Menschen ist. „Die Aufgabe einer Mutter ist es, Leben zu schenken. Wie schenken wir also Leben im apostolischen Zölibat? Mit Hingabe, mit Sorge um die anderen, mit Gebet, mit Dienstbereitschaft, mit dem Bemühen, das Leben angenehm zu gestalten... All das ist echte Mutterschaft. Zusammen mit der Weitergabe der Liebe Jesu Christi, die das wahre Leben ist, auf die eine oder andere Weise, je nach den Umständen (...). Das ist die größte Mutterschaft: Jesus Christus weitergeben.“ [21]
Der Zölibat Christi führt nicht zum Einzelgängertum, sondern zu einer geistlichen Familie
Es ist gesagt worden, dass die Gabe des Zölibats in demjenigen, der sie empfängt, die Fähigkeit erhöht, andere zu lieben und sich in Freundschaft vielen Menschen zu öffnen. Wer sich den Zölibat Christi zu eigen macht, ist niemals ein Einzelgänger; aber damit nicht genug: Wer die Berufung zu einem Assoziierten hat, wurzelt auch in einer Familie, in einem Zuhause, das das Opus Dei ist. Assoziierte „werden nie die Wärme einer Familie vermissen“, schrieb der heilige Josefmaria, „weil das Werk jedem seiner Kinder immer Zuneigung und Verständnis entgegenbringt. Das ganze Opus Dei ist ein Zuhause: ein einziges Zuhause mit einem einzigen Kochtopf." [22]
Geist der Kindschaft gegenüber dem Prälaten in Rom
Wie alle Gläubigen des Werkes erfahren die Assoziierten ihre Zugehörigkeit zu dieser Familie vor allem durch die kindliche Liebe zum heiligen Josefmaria und seinen Nachfolgern, denen Gott das Geschenk gemacht hat, Väter im Opus Dei zu sein. [23] Es ist bewegend zu sehen, wie dieser Geist der Kindschaft in den ersten Assoziierten Wurzeln schlug, die den Gründer nur vom Hörensagen kannten und die spürten, wie Gott ihre Seelen zu kindlicher Frömmigkeit bewegte. Dies geschah zum Beispiel bei Concepción Álvarez, die, noch bevor sie dem heiligen Josefmaria persönlich begegnete, von der Bedeutung der Kindschaft zum Vater, die sie bei den anderen Mitgliedern des Werkes sah, angesteckt wurde und an eine von ihnen schrieb: „Ich stelle mir eine große Familie vor, die in dieser Zuneigung zum Vater vereint ist, der sich um alle kümmert (...). Auch ich werde ein Teil davon, und ich erinnere mich sehr an den Vater, und es ist für mich sehr wichtig, dass ich etwas für ihn aufopfere, und ich tue es mit besonders viel Einsatz. [24]
Die Vaterschaft im Werk ist ein geistliches Phänomen
Das Wunder der Väterlichkeit im Werk setzt sich in den Nachfolgern des heiligen Josefmaria fort. Deshalb kann jeder Assoziierte spüren, dass die Worte, mit denen der Prälat des Opus Dei seinen ersten langen Brief schloss, an ihn gerichtet waren: „Meine Töchter und Söhne, wenn sich irgendjemand von Euch auf dieser Welt, die so schön und zugleich so gequält ist, jemals allein fühlt, dann soll er wissen, dass der Vater für ihn betet und ihn in der Gemeinschaft der Heiligen wirklich begleitet und dass er ihn in seinem Herzen trägt" [25]und in seiner täglichen Messe. [26]
Wer einen Vater hat, hat auch Schwestern und Brüder
Eine Konsequenz dessen, Kinder des Vaters zu sein ist es, Bruder oder Schwestern zu werden. Die Kindschaft der Assoziierten geht notwendigerweise zusammen mit der Brüderlichkeit, die uns dazu bringt, die anderen und ihre Familien gut zu kennen, sie zu lieben und ihnen zu helfen und uns von ihnen lieben und helfen zu lassen. [27] „Die Liebe Christi, die wir durch die anderen empfangen, vor allem durch diejenigen, die den gleichen Weg gehen, stärkt uns und treibt uns in diesem Abenteuer voran; im Fall der Assoziierten auch durch die Zusammenarbeit mit den Numerariern bei der Betreuung der anderen Gläubigen des Werkes." [28] Die Brüderlichkeit zwischen Assoziierten, Numerariern und Supernumerariern ist eine Quelle der Freude, der Hoffnung und des Trostes in diesem Bemühen, das Evangelium allen Menschen zu bringen.[29] Mit dieser Nähe, die durch das Gebet, konkreten Gesten, und, immer wenn es möglich ist, durch Gemeinsamkeit entsteht, werden wir „das Wunder der Gemeinschaft der Heiligen“ leben. Mit der Gewissheit des Glaubens wissen wir, dass wir einander noch näher sind, als seien wir uns ständig physisch nahe.“ [30]
Das Werk war einmal nur ein Senfkorn
„Das Werk..., was ist das Werk jetzt?“ fragte sich der heilige Josefmaria, als er während des Spanischen Bürgerkrieges in einem kleinen Zimmer in der Botschaft von Honduras träumte. „Es ist kaum etwas zu sehen, es ist wirklich nur ein Senfkorn. Ein paar Männer, ohne Ansehen, ohne wirtschaftliche Stellung, ohne Erfahrung, fast alle am Anfang ihres Lebens. Aber wir wissen, dass aus diesem Senfkorn auf dem übernatürlichen Feld der Kirche ein Baum wachsen wird, der die ganze Welt mit seinem Stamm, seinen Wurzeln und seinen Zweigen bedecken wird und in dem viele Vögel Zuflucht suchen werden."[31]
Ein Traum wurde wahr
Seitdem sind mehrere Jahrzehnte vergangen, und der heilige Josefmaria selbst konnte diesen Traum zum Teil verwirklicht sehen, als er noch in diesem Land pilgerte. Der Gründer des Opus Dei träumte auch davon, dass die Zahl der Assoziierten in Zukunft doppelt so groß sein würde wie die der Numerarier. [32] Während wir uns der Hundertjahrfeier des Werkes nähern, können wir den Herrn bitten, die Berufungen der Assoziierten zu vermehren, wie die Wälder „die wie die Bachtäler dahin ziehen, wie Gärten an einem Strom, wie Aloebäume, vom Herrn gepflanzt, wie die Zedern am Wasser“ (Num 24,5-6), um dem Werk der Verbreitung des Evangeliums in diesem „Acker Gottes“ (1 Kor 3,9), der die Kirche ist, mehr Festigkeit und Wurzeln zu geben.
[1] Vgl. Fernando Ocáriz, Hirtenbrief über die Berufung, 28.10.2020, Nr. 18.
[2] Papst Franziskus, Audienz 03.05.2023.
[3] Benedikt XVI, Ansprache, 22.12.2006.
[4] Ebd.
[5] Fernando Ocáriz, Hirtenbrief über die Berufung, 28.20.2020, Nr. 22.
[6] Ebd. Nr. 18.
[7] Lázaro Linares, Antes, más y mejor: un relato de mi vida en el Opus Die, Rialp, Mdrid 2001, S. 37.
[8] Benedikt XVI. Ansprache, 22.12.2006.
[9] Heiliger Josefmaria, Brief 27, Nr. 11.
[10] Fernando Ocáriz, Hirtenbrief, 28.10.2020, Nr. 18.
[11] Ebd. Nr. 19.
[12] Zitiert in Lázaro Linarees, Antes, más y mejor, S.29.
[13] Vgl. Heiliger Josefmaria, Gespräche Nr. 114.
[14] Tagebuch von Estila, 10.08.1953, Zitiert in „Las agregadas del Opus Dei, preparación y comprensión de la misión. España 1950-1955”, Studia et Documenta 15 (2021), S. 143-178, S. 169.
[15] Ebd.
[16] Heiliger Josefmaria, Beisammensein 15.09.1962, zitiert von Msgr. Fernando Ocáriz, Hirtenbrief, 28.10.2020, Nr. 18.
[17] Fernando Ocáriz, Hirtenbrief, 28.10.2020, Nr. 18.
[18] Hl. Josefmaria, Brief Nr. 55, zitiert in Msgr. Fernando Ocáriz, Hirtenbrief, 01.11.2019, Nr. 20.
[19] Fernando Ocáriz, Hirtenbrief, 28.10.2020, Nr. 18.
[20] Papst Franziskus, Ansprache, 17.02.2022.
[21] Fernando Ocáriz, Beisammensein in Posen, 23.06.2022.
[22] Heiliger Josefmaria, Briefe 27, Nr. 11, vgl. Msgr. Fernando Ocáriz, Hirtenbrief, 16.02.2023.
[23] Vgl. Heiliger Josefmaria, Brief 06.05.1945, Nr. 23, Msgr. Fernando Ocáriz, Hirtenbrief 14.02.2017, Nr. 2.
[24] Brief von Concepción Alvarez an Maria Ampuero, 30.06.1952, zitiert in: Las agregadas del Opus Dei, preparación y comprensión de la misión. España 1950-1955, S. 168.
[25] Fernando Ocáriz, Hirtenbrief, 14.02,2017, Nr. 33.
[26] Vgl. Ebd. Hirtenbrief, 16.02.2023, Nr. 12, Botschaft, 12.07.2019, vgl. Lv 28,29-30.
[27] Vgl. Ebd. Hirtenbrief 16.02.2023, Nr. 6.
[28] Fernando Ocáriz, Hirtenbrief 28.10.2020,
[29] Vgl. Ebd. Nr. 17.
[30] Fernando Ocáriz, Botschaft, 12.07.2019
[31] Hl. Josefmaria, Betrachtung, 25.07.1937, in: Crecer para adentro, S. 223
[32] Vgl. Fernando Ocáriz, Hirtenbrief, 28.10.2020, Nr. 18