Betrachtungstext: 3. Osterwoche – Montag

Jesus möchte, dass wir ihm aus Liebe nachfolgen – Der Glaube an Jesus lässt uns die Werke Gottes vollbringen – Leben nach dem Geiste Christi

DIE NACHRICHT von der Brotvermehrung verbreitete sich in der ganzen Gegend, so dass eine große Menschenmenge zum Ort des Wunders strömte. Als die Leute sahen, dass weder Jesus noch seine Jünger dort waren, stiegen sie in die Boote, fuhren nach Kafarnaum und suchten Jesus. Als sie ihn am anderen Ufer des Sees fanden, fragten sie ihn: Rabbi, wann bist du hierher gekommen? (Joh 6,24-25). Jesus hatte in der Nacht nach dem Wunder über das Wasser gehend das Boot erreicht, in dem sich seine Jünger befanden. Das Ereignis war den Bewohnern jener Gegend nicht verborgen geblieben, denn sie hatten gesehen, dass nur ein Boot dort gewesen war und dass Jesus nicht mit seinen Jüngern ins Boot gestiegen war, sondern dass seine Jünger allein abgefahren waren (Joh 6,22).

Aus all diesen Gründen erkannten die Menschen, dass dieser Prophet etwas Besonderes war, denn er begleitete seine neuartige Predigt mit wunderbaren Zeichen, die seinen Worten Autorität verliehen. Und der Herr nutzte dies rasch aus, um ihr Interesse nach und nach zu läutern und sie einzuladen, ihren Blick zu heben. Es sollte ihnen nicht darum gehen, einem Wundertäter zu folgen, der ihnen täglich zu essen gab, sondern darum, das ewige Leben zu suchen und nach der Erlösung zu trachten. Jesus antwortete ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Ihr sucht mich nicht, weil ihr Zeichen gesehen habt, sondern weil ihr von den Broten gegessen habt und satt geworden seid (Joh 6,26).

Mit dem Echo dieser Worte des Herrn im Ohr wollen auch wir schauen und prüfen, wie es um die Lauterkeit unserer Absicht in der Nachfolge Christi steht, ob wir immer und in allem seinen Willen tun wollen. Möge es nicht so sein, wie der heilige Augustinus anlässlich dieser Passagen des Evangeliums sagte: „Ihr sucht mich aus Gründen des Fleisches, nicht des Geistes. Wie viele suchen Jesus, nur von zeitlichen Interessen geleitet! (...). Jesus wird kaum wegen Jesus gesucht.“1 Der Herr ließ jene Menge erkennen, dass sie das Zeichen zwar gesehen hatten, nicht aber nach seiner wahren Bedeutung fragten. „Es ist so, als sagte er“, kommentiert Papst Franziskus: „Ihr sucht mich, weil ihr etwas wollt. Und ich glaube, dass es uns gut tun wird, uns stets die Frage zu stellen: Weshalb suche ich Jesus? Warum folge ich Jesus nach? Wir alle sind Sünder, und deshalb verfolgen wir immer irgendein Interesse, etwas, das durch die Nachfolge Jesu geläutert werden muss; wir müssen innerlich daran arbeiten, ihm nachzufolgen, um seinetwillen, aus Liebe.“2


SOLANGE SIE NUR auf ihre eigenen Interessen bedacht waren, erkannten jene Bewunderer Jesu nicht, dass sie den von Gott Gesandten vor sich hatten. Papst Franziskus erläutert dies: „Sie haben nicht verstanden, dass jenes Brot, das für so viele, für die Vielen, gebrochen wurde, Ausdruck der Liebe Jesu selbst war. Sie haben dem Brot mehr Wert beigemessen als demjenigen, der es schenkte.“3 Doch Jesus nahm ihr Interesse zum Anlass, um ihre Wünsche zu lenken: Müht euch nicht ab für die Speise, die verdirbt, sondern für die Speise, die für das ewige Leben bleibt und die der Menschensohn euch geben wird! Denn ihn hat Gott, der Vater, mit seinem Siegel beglaubigt (Joh 6,27). Damit ist der Anfang gesetzt für das Leitthema des gesamten Kapitels des Johannes-Evangeliums, das uns die Liturgie der Kirche in dieser Woche vorlegt: die Eucharistie.

Auf diese Verkündigung musste Jesus die Leute vorbereiten. Da fragten sie ihn: Was müssen wir tun, um die Werke Gottes zu vollbringen? (Joh 6,28). Entsprechend der Mentalität der damaligen Zeit erwarteten die Zuhörer Jesu, dass sie religiöse Praktiken erfüllen müssten, um sich die wundersame Speise zu verdienen. Daher überraschte sie die Antwort des Herrn gründlich: Das ist das Werk Gottes, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat (Joh 6,29). Das Werk Gottes ist es, zu glauben, den Vorrang hat die Gnade, nicht unser Handeln. „Heute sind diese Worte auch an uns gerichtet“, erklärt Papst Franziskus, „Gottes Werk besteht nicht im ,Tun‘ von Dingen, sondern im ,Glauben‘ an den Einen, den er gesandt hat. Das bedeutet, dass der Glaube an Jesus es uns erlaubt, die Werke Gottes zu tun. Wenn wir uns in diese Beziehung der Liebe und des Vertrauens zu Jesus hinein nehmen lassen, werden wir in der Lage sein, gute Werke zu tun, die förmlich nach Evangelium duften, für das Wohl und die Bedürfnisse der Brüder und Schwestern.“4

Das ist das Werk Gottes, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat (Joh 6,29). Der Schlüssel zu unserem Glauben liegt im vollständigen Vertrauen auf Gottes Gnade, wie auch Papst Benedikt kommentiert: „Der Mittelpunkt des Daseins, das, was dem oft schweren Weg des Lebens Sinn und feste Hoffnung gibt, ist der Glaube an Jesus, die Begegnung mit Christus. (...) Der Glaube ist grundlegend. Es handelt sich hier nicht darum, einer Idee, einem Plan zu folgen, sondern Jesus als einer lebendigen Person zu begegnen, sich völlig von ihm und seinem Evangelium ergreifen zu lassen. Jesus lädt dazu ein, nicht bei einem rein menschlichen Horizont stehen zu bleiben und sich dem Horizont Gottes, dem Horizont des Glaubens zu öffnen.5


„DAS IST DAS WERK GOTTES, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat (Joh 6,29)“, nimmt Papst Franziskus die Worte des Herrn nochmals auf und erklärt: „Jesus ruft uns in Erinnerung, dass sich der wahre Sinn unseres irdischen Daseins am Ende findet, in der Ewigkeit. Dass er in der Begegnung mit ihm liegt, der Gabe und Geber ist. Und er ruft uns auch in Erinnerung, dass die menschliche Geschichte mit ihren Leiden und Freuden in einem Horizont der Ewigkeit gesehen werden muss, das heißt in jenem Horizont der endgültigen Begegnung mit ihm. Und diese Begegnung erhellt alle Tage unseres Lebens.6

Der Glaube bringt uns die Sichtweise Gottes näher, den Geist Christi (1 Kor 2,16), so dass wir alles von dort her lesen und verstehen. Daher ist der Glaube nicht einfach ein theoretischer Inhalt, den man bekennt oder predigt. Er äußert sich in erster Linie im täglichen Leben jedes Gläubigen, denn dieses Licht zeigt den Sinn des Lebens auf, erhellt das persönliche und gemeinschaftliche Leben aus der Perspektive Gottes. Wenn der Glaube die Möglichkeit entdeckt, an den Plänen der Vorsehung Gottes teilzuhaben, wird er wirksam und wirkt durch die Liebe (Gal 5,6). „Glaube also: Glaube mit Werken, Glaube mit Opfern, Glaube mit Demut“7, pflegte der heilige Josefmaria zu sagen. Drängt mich der Glaube dazu, mein Leben mit dem Geist Christi zu sehen? Versuche ich, die Verbindung zu entdecken, die zwischen der Wirklichkeit besteht, in der ich lebe, und den Plänen Gottes, ausgehend von der Heiligen Schrift?

Wir wollen Jesus wie jener um Hilfe flehende Vater im Evangelium bitten: Ich glaube; hilf meinem Unglauben! (Mk 9,24). Und mit Worten des heiligen Josefmaria wollen wir weiter zu ihm sagen: „Herr, ich glaube! Aber hilf mir, dass ich stärker und tiefer glaube. Und auch an Maria richten wir unser Gebet, denn sie, die Mutter Gottes und unsere Mutter, ist die Lehrmeisterin im Glauben: Selig, die du geglaubt hast, dass in Erfüllung gehen wird, was dir vom Herrn gesagt wurde (Lk 1,45).“8


1 Augustinus, Abhandlung über das Johannesevangelium, 25, 10.

2 Franziskus, Tagesmeditation, 5.5.2014.

3 Franziskus., Angelus-Gebet, 2.8.2015.

4 Franziskus, Angelus-Gebet, 5.8.2018.

5 Benedikt XVI., Angelus-Gebet, 5.8.2012.

6 Franziskus, Angelus-Gebet, 2.8.2015.

7 Hl. Josefmaria, Freunde Gottes, Nr. 203.

8 Ebd., Nr. 204.