Wer hat noch nie davon geträumt, ein großes Abenteuer zu erleben? Ein Abenteuer, in dem uns gewaltige Entdeckungen erwarten, das ein bisher unbekanntes Potential zur Überwindung persönlicher Grenzen ans Licht bringt, ein Abenteuer voller Begegnungen und gemeinsamer Erlebnisse mit anderen Weggefährten. Darum geht es bei der Heiligkeit, von der alle träumen: um ein großes Abenteuer des Umgangs mit Gott inmitten der Welt.
Für einen Handwerker, einen Ingenieur, einen Studenten oder einen Mitarbeiter im Gesundheitswesen findet dieses Abenteuer der Heiligkeit im Rahmen seiner beruflichen Tätigkeit statt, Tag für Tag, mit Einsatz, mit Begeisterung, freiwillig oder unfreiwillig, in Zusammenarbeit mit anderen Kollegen, Seite an Seite oder im smart working. Für viele Menschen ist die Arbeit die Achse, um die sich die Heiligkeit und das Apostolat in der Welt drehen, und ihre Tragweite spiegelt sich in der Aussage des heiligen Josefmaria wider: die Arbeit heiligen, sich in der Arbeit heiligen und die anderen durch die Arbeit heiligen.
Das ist eine Absichtserklärung und ein Ziel, die nach den Mitteln zu ihrer Verwirklichung verlangen. Wer geht barfuß laufen oder startet ein Unternehmen ohne das nötige Kapital? Es ist hier nicht die Rede von besonderen Ressourcen, Werkzeugen oder Strategien, sondern über die Formung in allen wichtigen Dimensionen, um dahin zu gelangen, bei der Arbeit Christus zu sein.
Unsere persönliche Begegnung mit Gott in der Arbeit
Was am eindeutigsten zum Tragen kommt, ist die geistliche Dimension, geht es doch darum, die Arbeit mit Liebe zu vollziehen, sie als Ort der Begegnung mit dem himmlischen Vater zu sehen, um ein Opfer darzubringen, das ihm angenehm ist[1], weil es sich mit dem Opfer seines Sohnes am Kreuz verbindet, das in jeder Messfeier gegenwärtig wird[2]. Es geht darum, sich aktiv darum zu bemühen, die Arbeit „für ihn, mit ihm und in ihm“ zu verrichten[3], aus ihr einen Dienst zu machen: einen direkten Dienst – das gilt für viele Berufen: Köche, Zusteller, Lehrer, Psychologen – oder einen indirekten Dienst, weil jede Arbeit Dienst an der Gesellschaft ist. Er betrifft die konkreten Handlungen des ganzen Tages, so dass schließlich, wie der heilige Josefmaria lehrt, der Arbeitstisch, das Büro, der Lehrstuhl, die Werkstatt oder der Acker zu einem Altar werden, wo „Gott Tag für Tag auf uns wartet“[4], um ihm Stunde für Stunde unsere Existenz zu schenken.
Zur geistlichen Dimension gehört auch, dass wir nicht vergessen, dass es bei unserer Arbeit nicht darauf ankommt, was wir tun, sondern was Gott durch uns wirkt. Wir erheben oft unsere Herzen, um ihn zu loben, ihm zu danken, ihn um Vergebung zu bitten und seine Hilfe anzurufen, wie es den Zielen der Messe entspricht (Anbetung, Danksagung, Sühne und Bitte)[5]. Und wir erkennen, dass Gott uns sieht, uns hört und uns zulächelt, denn er sieht unser Bemühen, ihn zu lieben.
Ausdauer bei der Arbeit verursacht Müdigkeit: körperliche Müdigkeit beim Bauarbeiter oder beim Steinmetz, geistige Müdigkeit bei dem, der am Bildschirm einen neuen Algorithmus erstellt oder sich freundlich um den nächsten Fahrgast kümmert. Die geistliche Bildung hilft uns, in dieser Anstrengung eine Gelegenheit zu sehen, um Christus, „der unser Elend und unseren Schmerz auf sich lädt“[6], näher zu kommen, näher zu Gott, unserem Erlöser. Die geheiligte Arbeit (für Christus, mit ihm und in ihm) „wächst aus der Liebe, ist Zeichen der Liebe und zielt hin auf die Liebe“.[7] Die Liebe Christi zum Vater und zu uns – seinen Brüdern und Schwestern, den Menschen – ist das lebensspendende und einheitsstiftende Prinzip seines ganzen Wirkens und seiner Sendung; und sie ist auch das Prinzip unserer Arbeit, wenn wir uns um die Welt und die Mitmenschen kümmern, indem wir versuchen, Jesus nachzuahmen und mit ihm eins zu werden.
Intellektuelle Einsicht in den Sinn der Arbeit
Wenn wir definieren sollten, was unserer Existenz Sinn gibt, was uns als Menschen prägt, was uns in der Welt verankert, würden wir unter anderem auf unsere Arbeit hinweisen, auch wenn das, was wir gerade tun, nicht "unser Traumjob" ist. Was wäre unser Leben ohne Arbeit? „Das ist die Berufung“ (…), erklärt Papst Franziskus. „Das heißt: die Arbeit beinhaltet eine Güte und stellt die Harmonie der Dinge her – Schönheit, Güte – und sie bezieht den Menschen in allem ein: in seinem Denken, in seinem Handeln, in allem“[8]. Diese grundlegende Rolle der Arbeit für die Sinngebung unserer Existenz muss aus philosophischer und theologischer Sicht vertieft werden. Das ist die Bildung, die wir auf intellektueller Ebene brauchen. Je mehr wir diese Wirklichkeit verstehen – „Gott, der Herr, nahm den Menschen und gab ihm seinen Wohnsitz im Garten von Eden, damit er ihn bearbeite und hüte“[9] –, je mehr wir also in der menschlichen Arbeit eine Berufung erkennen, desto mehr werden wir die Würde verstehen, die sie mit sich bringt, weil sie uns Gott ähnlich macht und unser Wesen zum Ausdruck bringt, sind wir doch „nach seinem Bild“ und „ihm ähnlich“ geschaffen[10].
Wir können uns von verschiedenen Disziplinen her dieser Wahrheit nähern und so vieles besser verstehen: die Schöpfung, die erlösende Dimension der jahrelangen Arbeit Jesu an der Seite des heiligen Josef, das Kreuzesopfer, das Wirken des Heiligen Geistes in der Geschichte, die Rolle der Laien bei der Christianisierung der Gesellschaft usw. Von besonderer Bedeutung ist natürlich alles, was die Tugend der Gerechtigkeit und die moralischen Anforderungen eines jeden Berufs betrifft. Das Studium bietet uns also neue Perspektiven, um zu verstehen, wie wir die eigene Arbeit heiligen können, und um unseren Wunsch zu stärken, sie tatsächlich zu heiligen.
Daneben besteht immer die Notwendigkeit, die soziale und weltverändernde Dimension des eigenen beruflichen Engagements zu vertiefen. Um es mit Worten des heiligen Josefmaria zu sagen: „Wir müssen eine Bildung erhalten, die so geartet ist, dass sie in unseren Seelen, wenn der Einzelne seine berufliche Arbeit in Angriff nimmt, den Instinkt und die gesunde Unruhe weckt, diese Tätigkeit mit den Forderungen des christlichen Gewissens und den göttlichen Grundsätzen in Einklang zu bringen, die die Gesellschaft und das menschliche Tun leiten.“[11] Wer die Arbeit als einen Ort der Heiligung erlebt, möchte, dass alle diese Erfahrung machen – nicht nur durch die Bereitstellung geistlicher Mittel, die dazu beitragen, der jeweiligen Arbeit einen Sinn zu geben, sondern auch durch das aktive Bemühen darum, dass jeder eine würdige und sinnvolle Arbeit hat.
Mehr Befähigung für das Gute
Die tägliche Arbeit bietet Gelegenheit, die menschlichen Tugenden zu üben. Sie ist ein sehr nützlicher Übungsplatz für alle, die ihre menschlichen Qualitäten verbessern wollen. Wie jede Sporthalle muss man sie natürlich, um ein hohes Maß an Erfolg zu erzielen, regelmäßig besuchen, auch wenn bei diesem Training durch die Gnade eine große Dosis übernatürlicher Hilfe hinzukommt.
Die menschliche Bildung hilft, heute und jetzt auf jene Tugenden zu achten, die uns befähigen, den anderen zu dienen. Man könnte sie soziale Tugenden nennen. Wir können zum Beispiel das interessierte und aktive Zuhören bei der Arbeit fördern, mitsamt der Bereitschaft, von den anderen zu lernen. Es geht um die Beziehungen zu unseren Mitmenschen. Der Papst erklärt dazu im Zusammenhang mit dem Gespräch zwischen Jesus und dem reichen Jüngling: „Wenn wir mit dem Herzen zuhören, geschieht genau das: Die andere Person fühlt sich angenommen, nicht beurteilt, und frei, von ihren eigenen Erfahrungen und ihrem spirituellen Weg zu erzählen.“[12] Und er erweitert die Perspektive: „Der Geist fordert uns auf, die Fragen, die Ängste und die Hoffnungen jeder Kirche, jedes Volkes und jeder Nation anzuhören. Und auch, auf die Welt zu hören, auf die Herausforderungen und Veränderungen, vor die sie uns stellt. Wir dürfen unsere Herzen nicht schalldicht machen, wir dürfen uns nicht hinter unseren Gewissheiten verbarrikadieren. Diese Gewissheiten machen uns oft verschlossen. Lasst uns gegenseitig zuhören.“[13]
Eng mit diesem Aspekt verbunden ist die Tugend der Demut. Sie lässt uns erkennen, dass wir die anderen brauchen und dass wir etwas beitragen und es dann großzügig in die Tat umsetzen können. Die Fähigkeit, mit anderen zusammenzuarbeiten und sich auf sie zu verlassen, ist eine Anforderung unserer Arbeitswelt. Während Techniken und Fertigkeiten erlernt werden können, steuert die christliche Tugend eine wichtige Grundhaltung bei ein: das echte Interesse am anderen und den Wunsch – und mit etwas Übung auch das Geschick –, die Freiheit und Verantwortung eines jeden zu fördern und seine Talente ins Spiel zu bringen.
Eine weitere Tugend, um die es geht, besteht darin, dass man zu seinem Wort steht, dass man sich verpflichtet. Manche haben Angst davor. Es lohnt sich, über diese Angst vor dem Einsatz nachzudenken. Wie kann ich etwas Wertvolles aufbauen, das über einen längeren Zeitraum Bestand haben soll, ohne Verpflichtungen einzugehen? Ist es möglich, ein Ziel zu erreichen, ohne andere Möglichkeiten auf dem Weg zurückzulassen? Wir kennen die Antwort gut, und es besteht kein Zweifel, dass wie in anderen persönlichen Bereichen uns auch im Beruf das Engagement schwerfallen kann, weil es mit Opfern verbunden ist und immer wieder Anstrengung fordert.
Loyalität ist auch wichtig, um Ehrlichkeit, Gerechtigkeit und soziale Verantwortung zu leben. Sie erleichtert die Fähigkeit, dem treu zu bleiben, was das eigene Gewissen für richtig hält, auch wenn im beruflichen Umfeld ein gegenteiliges Verhalten weit verbreitet ist. Sie unterstreicht das aktive Bestreben, das Arbeitsumfeld als Mensch zu prägen und menschenwürdige Arbeitsbedingungen für alle zu fördern.
Sich mit den anderen freuen
In zwischenmenschlichen Beziehungen sind Wohlwollen und Großherzigkeit hoch geschätzte Eigenschaften. In einer individualistischen und wettbewerbsorientierten Gesellschaft wie der unseren sind das Tugenden, die die Nächstenliebe zum Ausdruck bringen. Ein Christ strebt danach, diese Tugenden zu entwickeln und in seinem Umfeld weiterzugeben, ohne dabei in Naivität oder einfache Philanthropie zu verfallen, auch auf die Gefahr hin, dass Freundlichkeit manchmal als Schwäche ausgelegt wird. Auch dadurch, dass man lernt, um Vergebung zu bitten, sich zu bessern, vor allem aber zu verzeihen, wird die Nächstenliebe gestärkt. Ehrlich sein vor sich selbst und den anderen. Aufrichtigkeit und Loyalität im Umgang mit den Kollegen. Freundlichkeit und Geduld gegenüber Kunden und Klienten... Die Liste der Tugenden wäre beliebig erweiterbar, und der Wunsch, besser zu werden und die Mitmenschen besser zu lieben, ist Teil des Abenteuers unseres Berufslebens.
Der Prälat des Opus Dei hat uns in seinem Brief vom 1. November 2019 in Erinnerung gerufen[14], dass der Arbeitsplatz das natürliche Umfeld ist, um viele solide Freundschaften zu schließen und den Frieden und die Freude zu säen, die für den christlichen Geist so charakteristisch sind. Der heilige Josefmaria, den der Prälat zitiert, erklärt das so: „Man kann mit Recht sagen, meine Kinder, dass die größte Frucht der Arbeit des Opus Dei jene ist, die seine Mitglieder persönlich erlangen – durch das Apostolat des Beispiels und der treuen Freundschaft mit ihren Berufskollegen: an der Universität oder in der Fabrik, im Büro, im Bergwerk oder auf dem Feld.“[15] Der Arbeitsplatz ist ein Raum, in dem man seine Sorgen teilt, mit den anderen kooperiert und viele Stunden einer gemeinsamen Aufgabe widmet. Das stärkt die Bindungen, gibt Raum für gegenseitiges Kennenlernen und verhindert dabei gleichzeitig die Instrumentalisierung dieser Beziehungen, um sie im Rahmen einer Kultur des unmittelbaren Erfolgs zum eigenen Vorteil zu nützen. Dass eine Freundschaft entsteht, so erinnert der Prälat, hat viel an sich von „einem unerwarteten Geschenk“[16], einem „Gottesgeschenk, das uns Trost und Freude gibt“[17] und uns an die unentgeltliche Liebe der Dreifaltigkeit zu jedem von uns erinnert. Gleichzeitig wird sie zu einer angenehmen und gemeinsamen Aufgabe, denn „die Freundschaft selbst ist Apostolat, sie ist Dialog, in dem wir Licht geben und empfangen, in dem Projekte entstehen, da wir einander Horizonte öffnen. Wir freuen uns über das Schöne und stützen einander in schwierigen Situationen. Wir verbringen eine schöne Zeit miteinander, denn Gott möchte, dass wir glücklich sind.“[18]
Mit fachlicher Kompetenz
Die berufliche Bildung trägt nicht nur zum Wachstum der Tugenden bei, sondern ist wesentlicher Bestandteil der eigenen Heiligung und ein spezifisches Instrument, um den kulturellen und sozialen Herausforderungen der heutigen Gesellschaft zu begegnen. Fachliche Kompetenz ist für die Heiligung einer Arbeit unerlässlich, denn die berufliche Tätigkeit muss zuallererst gut ausgeführt werden, so gut wie jede andere; und wenn möglich, sogar noch besser, denn sie geht Hand in Hand mit unserem Wunsch, die Schöpfung zu vervollkommnen, den Schöpfer zu verherrlichen und am Werk der Erlösung mitzuwirken[19], indem wir die in der Taufe erworbene priesterliche Seele betätigen und so in der Arbeit Christus sind.
Gegenüber den ersten Mitgliedern des Werkes betonte der heilige Josefmaria, dass die intellektuelle und berufliche Bildung dazu führt, „die Reliefs und nicht die Ebenen“[20] im eigenen Beruf anzugehen. Er hat jeden ermutigt, seine Persönlichkeit und seine Fähigkeiten dort voll zu entfalten, wo er den größten Beitrag zur Gesellschaft leisten und sich an der Vermenschlichung seines Umfelds beteiligen kann.
Berufliche Ausbildung und Qualifikation werden in den dafür geschaffenen Einrichtungen erworben: Universitäten, Fachschulen, Akademien, Online-Schulungsplattformen, öffentliche Einrichtungen, die Auffrischungs- oder Einstellungskurse anbieten usw. Das Angebot ist groß und vielfältig, und wir müssen uns entscheiden, es zu nutzen. Das Bestreben, eine größere Zahl von Christen zu erreichen, setzt eine kontinuierliche und anspruchsvolle berufliche Weiterbildung voraus, um auf dem neuesten Stand zu bleiben; es impliziert die Pflicht, eine angemessene berufliche Ausbildung zu erwerben, die dort gesucht wird, wo auch die anderen Bürger sie finden[21].
Bildung durch die Prälatur
Aus all dem lässt sich ableiten, dass jemand, der inmitten der Welt heilig werden möchte, eine Bildung benötigt, die sich auf alle Bereiche erstreckt, die im Berufsleben eine Rolle spielen, und die jedem hilft, mit Reife diesen Weg der Identifikation mit Christus zu gehen. Diese Bildung erteilt die Prälatur.
Zunächst werden wir ermutigt, unseren Beruf als Ort der Begegnung mit Gott und der Teilnahme an seinem Schöpferwirken auf praktische Weise zu lieben. Es kann helfen, dass ich mich im Laufe des Tages frage, wie ich die Welt heute verändere. Vielleicht besteht die Antwort darin, in einer angespannten Situation nicht aggressiv zu reagieren, oder wenn ein Abgabetermin naht, für die Hilfe einer Kollegin oder eines Kollegen dankbar zu sein, Mutterschaftsurlaub zu gewähren, ohne die spätere Rückkehr an die Arbeitsstelle zu gefährden usw. Es gibt viele Momente und Entscheidungen, in denen wir aufgerufen sind, die Welt zu verändern, unsere Umwelt zu verbessern und dazu beizutragen, sie auf Gott auszurichten.
Darüber hinaus hilft uns die Bildung, die wir erhalten, unsere Arbeit in einer konsequent christlichen Weise auszuführen, d.h. in Übereinstimmung mit den ethischen Prinzipien unseres Berufs und mit der Initiative dessen, der am Aufbau einer menschlicheren Gesellschaft mitwirken möchte. Sie erinnert uns auch daran, dass wir die für unseren Beruf wichtigen moralischen Prinzipien gut kennen und sie im Bewusstsein unserer Sendung beachten müssen, so dass unser berufliches Wirken beispielhaft ist. Das bedeutet in manchen Berufen einen zusätzlichen Zeit- und Arbeitsaufwand, so etwa für Anwälte, Gynäkologen, Zollbeamte oder Börsenanleger, aber auch für Personen, die ältere Menschen pflegen, ein Praktikum bei einem lokalen Radiosender absolvieren oder Essen zum Mitnehmen zubereiten.
Gleichzeitig weckt diese Bildung den Wunsch, die Mittel einzusetzen, um in der Lage zu sein, das kulturelle Niveau des Bereichs, in dem der Einzelne arbeitet, anzuheben, etwa durch die Gründung von Berufsvereinen oder die aktive Teilnahme daran oder durch das Bemühen, allein oder zusammen mit anderen mehr über den eigenen Beruf zu erfahren. All das erfordert Zeit und Energie, die nicht im Überfluss vorhanden sind, stellt aber eine notwendige Bereicherung dar. Der heilige Josefmaria pflegte zu sagen: „Für mich hat die berufliche Kultur eines Friseurs dieselbe Bedeutung wie die eines Forschers, die eines Universitätsstudenten, dieselbe wie die einer Hausangestellten. Es geht darum, für die Erfüllung der jeweiligen Aufgaben, die der Berufung jedes einzelnen gemäß sind, die notwendige Kultur zu erwerben.“[22]
Unsere Bildung erleichtert die Aneignung von Überzeugungen, die für den eigenen Beruf spezifisch sind: der Wert des Lebens und der Gesundheit in den medizinischen Berufen; die Solidarität bei der Mitarbeit in Hilfsorganisationen; die Gleichheit bei Unternehmern und bei Gewerkschaftern... Es gibt Werte, die zwar universal und in allen Berufen notwendig sind, die aber in einigen mehr hervortreten und deshalb besondere Fähigkeiten verlangen, um sie leben zu können. Wenn wir uns um sie zur Ehre Gottes und zum Wohl der Seelen bemühen, wird unsere Arbeit übernatürlich wertvoll und ermöglicht unser Einswerden mit Christus.
Die von der Prälatur angebotene geistliche Begleitung hilft, dass man sich den Chancen und Anforderungen des Lebens während der gesamten beruflichen Laufbahn mit Wirklichkeitssinn – mit menschlicher und übernatürlicher Reife – stellt, und diese stets mit Hoffnung, Unterscheidungsvermögen und übernatürlichem Sinn.
Schließlich führt die Identifikation mit der apostolischen Sendung auch zum positiven Verlangen, mehr zu verdienen und so besser zum Wohlergehen der eigenen Familie und zu den Apostolaten des Werkes beizutragen.
Wir sind alle Aspekte der Bildung durchgegangen, die dazu beitragen, dass aus unserer Arbeit die Arbeit eines Christen wird. Ihre zentrale Bedeutung hat der heilige Josefmaria mit folgenden Worten zusammenfasst: „Wir wollen Christus, unseren Herrn, um Licht bitten. Er möge uns helfen, dass wir in jedem Augenblick den göttlichen Sinn erfassen, der unseren Beruf zum Fundament und Angelpunkt des Rufes zur Heiligkeit werden lässt.“[23]
Maeves Javaloyes
[1] Vgl. Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 2569.
[2] Vgl. ebd., Nr. 1350.
[3] Vgl. Eucharistische Hochgebete,Schlussdoxologie.
[4] Vgl. hl. Josefmaria Escrivá, Gespräche,Nr. 114.
[5] Vgl. Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 1407 und 1414.
[6] Hl. Josefmaria, Christus begegnen, Nr. 94.
[7] Ebd., Nr. 48.
[8] Papst Franziskus, Homilie in Santa Marta, 1.5.2020.
[9] Gen 2,15.
[10] Vgl. Gen 1,26.
[11] Hl. Josefmaria, Brief 11, Nr. 15, zitiert in E. Burkhart – J. López, Alltag und Heiligkeit in der Lehre des heiligen Josefmaria, Band 3, Köln 2017, S. 575.
[12] Papst Franziskus, Predigt zur Eröffnung der Bischofssynode, 10.10.2021.
[13] Ebd.
[14] Vgl. Prälat Fernando Ocáriz, Hirtenbrief 1.11.2019, Nr. 20.
[15] Hl. Josefmaria, Brief 6, Nr. 55.
[16] Prälat Fernando Ocáriz, Hirtenbrief 1.11.2019, Nr. 20.
[17] Ebd., Nr. 23.
[18] Prälat Fernando Ocáriz, Hirtenbrief 9.1.2018, Nr. 14.
[19] Vgl. Prälat Fernando Ocáriz, Hirtenbrief 14.2.2017, Nr. 17.
[20] Vgl. Ana Sastre, Tiempo de Caminar, Madrid 1989, S. 232: “Absolviert das Studium nicht so, als wäre alles nur Ebene. Sucht das, was Relief hat. Habt Persönlichkeit. Zieht eure Furche. Und aus den Furchen aller soll das Feld des Familienvaters entstehen.“
[21] Vgl. Prälatur vom Heiligen Kreuz und Opus Dei, Ratio Institutionis, Rom 2007, Nr. 14.
[22] Hl. Josefmaria, Mitschrift aus einem Kurzen Kreis, 19. April 1964.
[23] Hl. Josefmaria, Freunde Gottes, Nr. 62.