Betrachtungstext: 25. Woche im Jahreskreis – Montag

Christus, das Licht unseres Lebens – Die Sendung der Jünger – Die Verantwortung, Licht zu sein

DAS MOTIV des Lichts durchzieht die ganze Offenbarung. Nachdem Gott den Himmel und die Erde geschaffen hatte, die noch wüst und wirr (Gen 1,2) war, rief er als erstes das Licht ins Dasein und schied es von der Finsternis (vgl. Gen 1,4). So entstanden Tag und Nacht – und der erste Tag konnte beginnen (vgl. Gen 1,5). Die Propheten sahen das Kommen des Messias im Bild eines aufgehenden Lichts: Das Volk, das in der Finsternis ging, sah ein helles Licht; über denen, die im Land des Todesschattens wohnten, strahlte ein Licht auf (Jes 9,1). Auch Johannes bediente sich dieses Bildes: Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt (Joh 1,9).

In der christlichen Tradition steht die Finsternis für das Böse: Wo Licht fehlt, herrschen Verwirrung und Orientierungslosigkeit, und die Schönheit der Schöpfung kommt nicht zum Vorschein. Doch setzte Gott am dritten Tag Lichter ans Himmelsgewölbe (vgl. Gen 1,14), damit uns selbst in tiefster Nacht Sterne den Weg erhellen. So sorgt er dafür, dass wir nie ohne Orientierung bleiben. Ein großer Wegweiser ist uns dabei die Heilige Schrift: Dein Wort ist meinem Fuß eine Leuchte, ein Licht für meine Pfade (Ps 119, 105).

Das Licht Christi leuchte uns, sodass wir den Herausforderungen des Lebens zuversichtlich begegnen können. Es bewahrt uns nicht vor Leid – der Glaube ist kein Betäubungsmittel in schmerzvollen Stunden –, doch wer Christus vertraut, weiß, dass es – wie Benedikt XVI. sagte – „immer einen hellen Schein gibt, der ihm einen Weg zeigt, den Weg, der zum Leben in Fülle führt (vgl. Joh 10,10). Wer an Christus glaubt, dessen Augen sehen auch in der dunkelsten Nacht ein Licht und erblicken bereits das Leuchten eines neuen Tages.“1


NIEMAND ZÜNDET eine Leuchte an und deckt sie mit einem Gefäß zu oder stellt sie unter ein Bett, sondern man stellt sie auf den Leuchter, damit jene, die eintreten, das Licht sehen (Lk 8,16). Vor der Erfindung des elektrischen Lichts gehörte es zu den alltäglichen Pflichten, ein Feuer am Brennen zu halten. Jesus greift diese Erfahrung auf, um wichtige Lehren zu vermitteln: Licht ist für das Leben des Menschen unentbehrlich. Deshalb sollen Lampen bereitstehen und Licht spenden, wenn es dunkel wird – so wie die Lampen der klugen Jungfrauen, die den Bräutigam erwarteten (vgl. Mt 25,1-13).

Wer oder was soll aber dieses Licht sein? Jesus meint die Jünger, die Salz und Licht sein sollen: Während das Salz hilft, der Nahrung Geschmack zu verleihen, hilft das Licht, den Weg zu erkennen und nicht zu stolpern. Das ist die Aufgabe, zu der Christus auch uns ruft. Der heilige Josefmaria fasst zusammen: „Die Welt mit Licht erfüllen, Salz und Licht sein (vgl. Mt 5,13-14): So hat der Herr die Sendung seiner Jünger beschrieben. Die Frohbotschaft von der Liebe Gottes bis an die äußersten Enden der Erde tragen.“2

Und damit diese Mission gelingt, müssen die Lampen brennen. Aber wer zündet sie an? Die Kirche ist dazu berufen, als Licht Christi zu leuchten und allen Menschen das Evangelium freudig zu verkünden. Durch die Taufe sind wir Teil dieser Sendung und gehören zu denjenigen, die dieses Licht weitergeben sollen. Der heilige Ambrosius beschreibt die Berufung der Christen und der Kirche als „mysterium lunae“, als Geheimnis des Mondes: „Die Kirche leuchtet – wie der Mond – nicht dank ihres eigenen Lichtes, sondern dank des Lichtes Christi.“3

Christus ist das wahre Licht – wir sind gerufen, seinen Glanz widerzuspiegeln. Papst Franziskus drückt es so aus: „Für die Kirche bedeutet missionarisch sein, ihr eigenes Wesen zu offenbaren: sich von Gott erleuchten zu lassen und dieses Licht zu reflektieren. Das ist ihr Dienst. (...) Viele Menschen erwarten von uns diesen missionarischen Einsatz, denn sie verlangen nach Christus und danach, das Antlitz des Vaters kennenzulernen.“4


ACHTET DARAUF, genau hinzuhören! Denn wer hat, dem wird gegeben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er zu haben meint (Lk 8,17-18). Der Herr beendet seine Rede mit einer Mahnung: Wir haben das Licht als ein Geschenk von Gott erhalten und sollen es nicht vernachlässigen. Wenn wir uns unserer eigenen Schwachheit bewusst werden, sollten wir demütig bleiben und das Licht Gottes weiterhin tapfer tragen. Denn selbst ein kleines Licht kann in der Dunkelheit viel Gutes bewirken.

Der heilige Johannes spricht von der Zurückweisung des Lichts: Das Licht kam in die Welt, doch die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht; denn ihre Taten waren böse (Joh 3,19). Auch wir haben Momente erlebt, in denen wir die Dunkelheit wählten. Wenn wir in sie eintreten, verlieren wir den Sinn für Gut und Böse, und unsere Seele gewöhnt sich an die Finsternis und ignoriert das Licht. Der Prälat des Opus Dei ruft uns in Erinnerung, dass in solchen Momenten „die Treue darin besteht, mit Gottes Gnade den Weg des verlorenen Sohnes zu gehen“5. Dieser erkannte, dass es sich nicht lohnt, in der Dunkelheit zu verharren, und erinnerte sich daran, dass er Sohn eines guten Vaters war, der ihn liebte und wieder in sein Haus aufnehmen würde. Papst Franziskus sagte: „Die Sünde ist wie ein dunkler Schleier, der unser Gesicht verhüllt und uns daran hindert, uns selbst und die Welt klar zu erkennen. Doch die Vergebung des Herrn entfernt diesen Schleier aus Schatten und Dunkelheit und schenkt uns neues Licht.“6

Jesaja ermutigt uns mit den Worten: Steh auf, werde Licht, denn es kommt dein Licht (Jes 60,1). Maria beschützt das Licht unserer Seele. Und sollte es einmal schwach werden, so entzündet sie es neu mit dem Feuer ihres Sohnes, damit es denen leuchte, die es brauchen.


1 Benedikt XVI., Ansprache an Jugendliche, Freiburg, 24.9.2011.

2 Hl. Josefmaria, Christus begegnen, Nr. 147.

3 Hl. Ambrosius, Exameron, IV, 8, 32.

4 Franziskus, Predigt, 6.1.2016.

5 Msgr. Fernando Ocáriz, Pastoralbrief, 19.3.2022, Nr. 2.

6 Franziskus, Angelus-Gebet, 22.3.2020.