Die meisten waren Studenten unterschiedlicher Fachrichtungen, die aus den verschiedensten Gegenden kamen und politisch unterschiedlich dachten und empfanden. Wie es für Katholiken selbstverständlich ist, entschied sich jeder für die politische Richtung, die er im Gewissen für richtig hielt, oder blieb am Rande des politischen Geschehens. Der hl Josefmaria sprach niemals von Politik und fragt auch nicht nach den politischen Ansichten derer, die zu ihm kamen.
Im Studentenheim DYA, das der Gründer des Werkes in der Madrider Ferraz-Straße eröffnet hatte, wurde die politische Einstellung der Bewohner selbstverständlich geachtet. Es war kein Problem, dass es unter den Hausbewohnern aktive Mitglieder der Baskischen Nationalistischen Partei (PNV), Freunde der Jugendorganisation der „Acción Popular“ (JAP), der Traditionalistischen Schuljugend und anderer Gruppierungen liberaler Inspiration gab.Die besonderen politischen Umstände der Zweiten Republik mit ihrem wachsendem Antiklerikalismus der links orientierten Gruppierungen (woraus sich dann die religiöse Verfolgung entwickelte) schlossen eine Mitarbeit von Katholiken bei linksgerichteten Gruppierungen praktisch aus.
François Gondrand schreibt in einem Essay "Der Gründer des Opus Dei und seine Haltung gegenüber der staatlichen Macht":„Mit offenen Armen für alle und mit großem Respekt gegenüber der Freiheit eines jeden, gab Josemaría niemals eine parteiische Erklärung über die politische Situation in seinem Umfeld. Die jungen Leute, die ihm folgten, gehörten zu politischen Gruppierungen die ganz verschieden waren und manchmal sogar im Widerspruch zueinander standen. Es gab unter ihnen Nationalisten, Monarchisten, die mit der damaligen Regierung immer weniger einverstanden waren, baskische Katholiken mit starker republikanischer Neigung, die die „patriotische Freiheit“ verteidigten u.a.
„Der Vater“, wie ihn alle nannten, äußerte sich nie zu den jedem freistehenden Optionen in zeitlichen Dingen. Allerdings erwartete er von denen, die in jenes Haus kamen, um christliche Bildung zu erhalten, dass sie dort nicht über politische Fragen diskutierten. Und er erklärte ihnen, dass die apostolische Arbeit, der er sich widmete, keineswegs eine Antwort auf die damalige politisch-religiöse Lage des Landes darstellte. ‚Das Werk Gottes – so sagte er – hat sich kein Mensch ausgedacht, um die traurige Lage der Kirche in Spanien seit 1931 zu lösen.’ Wir sind keine Organisation für diese besonderen Umstände – wiederholte er – (...) und sind auch nicht da, um uns einer besondere Notlage eines Landes oder einer bestimmten Zeit anzunehmen. Jesus wollte vom ersten Augenblick an sein Werk universal, katholisch.’ ‚Das Band, das uns verbindet – darauf bestand der Gründer immer wieder – ist ausschließlich geistlicher Natur (...). Und das bedeutet, dass es keinerlei politische oder parteigebundene Vorstellung oder Absicht hat.
Escrivá beschränkte sich darauf, die Botschaft des Opus Dei zu verkünden – und das war schon viel –, die alle normalen Christen dazu aufruft, sich mitten in der Welt zu heiligen und sich zu bemühen, den Ruf des Evangeliums mit allen seinen Konsequenzen zu leben. Und er erinnerte sie an die Worte Christi: ‚Seid vollkommen wie euer himmlischer Vater vollkommen ist.’ Er bot ihnen weder ein Rezept für gesellschaftliche Reformen noch ein bestimmtes politisches Programm, denn er wusste – und sagte das auch immer –, dass das Bemühen, die Gesellschaft umzuformen, damit sie zu den Werten des Evangeliums steht, Aufgabe jedes einzelnen Christen ist. Es ist jeder Christ selbst, der in voller Verantwortung die konkreten Konsequenzen ziehen muss, die seiner Meinung nach diese Botschaft mit sich bringt.“
Der vollständige Essay ist auf spanisch nachzulesen unter:
Der Gründer des Opus Dei und seine Haltung gegenüber der staatlichen Macht
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