Recht zu schweigen und zu reden wissen

"Geschwiegen zu haben wirst du nie bereuen: gesprochen zu haben oft", wusste der hl. Josefmaria. Und an anderer Stelle sagte er: „Die Hölle ist voller verschlossener Münder." Die folgenden Texte laden ein, über das rechte Schweigen und das rechte Reden nachzudenken.

Álvaro del Portillo - der erste Nachfolger des Gründers des Opus Dei - und Emilio Bonell hören dem hl. Josefmaria aufmerksam zu. Treffen im Juni 1974

Geschwiegen zu haben wirst du nie bereuen: gesprochen zu haben oft.

Der Weg, 639

Schweige immer, wenn du in dir Entrüstung aufkommen spürst. - Auch wenn du völlig zu Recht empört bist.

Denn in solchen Augenblicken sagst du trotz aller Diskretion mehr als beabsichtigt.

Der Weg, 656

Wie fruchtbar ist das Schweigen! - Alle Energien, die du mir aus Mangel an Diskretion verbrauchst, sind Energien, die du der Wirksamkeit deiner Arbeit vorenthältst.

Sei diskret.

Der Weg, 645

Warum, fragst du dich betroffen, gibt es so viele gehässige Schwätzer? Nun, die einen sind unwissend, andere verbohrt, wieder andere böswillig - die meisten aber geben einfach das Aufgeschnappte weiter aus Trägheit, aus Leichtfertigkeit oder aus Unwissenheit!

Deshalb möchte ich dir von neuem einschärfen: Wo du nicht loben kannst und wo du nicht reden musst, da schweige!

Die Spur des Sämanns, 592

»In silentio et in spe erit fortitudo vestra« - Nur Schweigen und Vertrauen verleihen euch Kraft..., so versichert der Herr den Seinen. Schweigen und Vertrauen: zwei entscheidende Hilfen mitten in den Widrigkeiten, wenn die Menschen dir ihre Hilfe verweigern.

Auch das klaglos ertragene Leid ist ein Maßstab der Liebe. Blicke auf den leidenden, sterbenden Jesus, um das zu verstehen!

Im Feuer der Schmiede, 799

Das Schweigen ist wie die Wache am Tor des inneren Lebens.

Der Weg, 281

»Schweigeminuten«.- Die überlässt man besser den Menschen, deren Herz tot ist. Als katholische Christen und Kinder Gottes sprechen wir mit unserem Vater, der im Himmel ist.

Der Weg, 115

Wie aufmerksam und mit welchem Zartgefühl müssen sich Maria und der heilige Patriarch um das Kind gekümmert haben. Wieviel müssen sie ständig in aller Stille von Ihm gelernt haben. Ihre Seelen wurden der Seele des Sohnes, der Mensch und Gott ist, immer ähnlicher. Deshalb kennt Maria - und nach ihr Josef - die Regungen des Herzens Jesu wie sonst niemand; und deshalb sind Maria und Josef der beste Weg - ich möchte sogar sagen: der einzige -, um zu unserem Heiland zu gelangen.

Freunde Gottes, 281

Ich will euch nicht verheimlichen, dass ich leide, wenn ich tadeln oder eine Entscheidung treffen muss, die Schmerz bereiten wird. Ich bin nicht sentimental, und doch leide ich: vorher, währenddessen und danach. Mich tröstet der Gedanke, dass nur Tiere nicht weinen, während wir Menschen, Kinder Gottes, weinen können. Es ist mir also klar, dass auch ihr manchmal leiden werdet, wenn ihr eure Pflicht treu erfüllen wollt. Wohl ist es bequemer, dem Leid immer und in allem mit dem Vorwand auszuweichen, man wolle den Nächsten nicht betrüben; doch das ist ein Irrweg, den man oft aus Feigheit vor dem eigenen Schmerz einschlägt, da tadeln zu müssen für gewöhnlich nicht angenehm ist.

Der hl. Josefmaria zeichnet einige Enten mit offenem Schnabel. Er erinnerte gerne an die Nowendigkeit der Aufrichtigkeit, um heilig zu werden.

Denkt aber immer daran, meine Kinder, dass die Hölle voller verschlossener Münder ist.

Freunde Gottes, 161

Einige von euch sind Ärzte. Verzeiht mir, wenn ich es wage, wieder ein Beispiel aus der Medizin zu nehmen; es mag nicht ganz genau stimmen, aber als asketische Überlegung ist es recht brauchbar. Wer eine Wunde heilen will, wird sie zuerst gründlich säubern, auch ihr weiteres Umfeld. Natürlich weiß der Arzt, daß das wehtut, aber er weiß auch, dass alles später noch schlimmer wird, wenn er es unterlässt. So desinfiziert er also die Wunde: es schmerzt, es brennt, aber nur auf diesem Weg kann Ärgeres verhindert werden.

Wenn schon die körperliche Gesundheit auch bei kleinen Abschürfungen solche Maßnahmen verlangt, um wieviel mehr wird es dann da nötig sein, wo es um das Heil der Seele, um die eigentliche Mitte im Leben eines Menschen geht. Wie gründlich wird man dann reinigen, abtragen, desinfizieren, leiden müssen! Die Klugheit gebietet dies, und die Scheu vor solcher Pflicht wäre nicht nur Nachlässigkeit, sondern auch ein Verstoß gegen die Gerechtigkeit und gegen den Starkmut.

Freunde Gottes, 161

Wenn ein guter Freund dich unter vier Augen, loyal und brüderlich, auf gewisse unschöne Aspekte deines Verhaltens hinweist, bist du sogleich der Überzeugung, dass er im Irrtum ist: er verstehe dich nicht. Diese falsche Sicht rührt von deinem Stolz her und nimmt dir die Möglichkeit, besser zu werden.

Du tust mir leid: es fehlt dir an Entschlusskraft, die Heiligkeit zu suchen.

Die Spur des Sämanns, 707

Sei ganz sicher: Auch hier gibt es viele, die deinen Weg begreifen können; Menschen, die - bewußt oder unbewußt - Christus suchen und Ihn nicht finden. Aber: »Wie sollen sie von Ihm erfahren, wenn niemand Ihn verkündigt?«

Die Spur des Sämanns, 196

Du zögerst, ohne Umschweife von Gott, vom christlichen Leben, von Berufung zu sprechen - weil du nicht wehtun willst?... Du vergisst, dass nicht du es bist, der ruft, sondern Er: »Ego scio quos elegerim« - ich kenne, die ich mir erwählt habe.

Außerdem missfiele es mir sehr, wenn sich hinter solchen falschen Rücksichten Bequemlichkeit oder Lauheit versteckten. Willst du, so wie die Dinge liegen, wirklich der Freundschaft mit Gott eine armselige menschliche Freundschaft vorziehen?

Die Spur des Sämanns, 204

Im Namen der siegreichen Liebe Christi müssen wir Christen überall auf der Erde mit unserem Wort und unserem Tun Frieden und Freude säen.

Christus begegnen, 168