Liebe zu Gott auf den zweiten Blick

Dr. med. Andreas Kuhlmann feiert am Sonntag seine Primiz

ESSEL, 29.09. – Eigentlich wollte Andreas Kuhlmann Orthopäde werden, heiraten und eine große Familie gründen. Soweit der Jugendtraum. Erst als Arzt im Praktikum legte der Recklinghäuser seine alten Pläne ad acta – morgen feiert der 39-Jährige in der Pfarrkirche St. Johannes in Suderwich seine Heimat-Primiz.

Der Grundstein für sein späteres Theologie-Studium wurde ausgerechnet in den ersten Orientierungswochen als Medizinstudent in Aachen gelegt. Damals lernte der Esseler ein Mitglied der katholischen Gemeinschaft Opus Dei kennen. „Nie zuvor hatte ich etwas von Opus Dei gehört, kannte nicht einmal den Namen“, erinnert sich Andreas Kuhlmann. 

Ohne Murren in die Kirche

Nach und nach begleitete er den Mitstudenten zu Bildungsangeboten, Vorträgen und Gesprächen, auch mit Priestern von Opus Dei. „Ich spürte die Herausforderung, meinen Glauben neu zu beleben.“ Kein „Kaltstart“ für den jungen Mann. Schließlich war der begeisterte Tischtennisspieler bei der SG Suderwich zehn Jahre Messdiener in der Pfarrgemeinde Hl. Geist, engagierte sich in der Jugendarbeit und im Pfarrgemeinderat, nahm an Wallfahrten teil. „Andreas war damals das einzige unserer Kinder, der ohne Murren in die sonntäglichen Gottesdienste ging“, erinnert sich Ursula Kuhlmann. Darum wäre sie auch nicht irritiert gewesen, wenn der Sohn direkt nach dem Abitur Theologie studiert hätte.

Doch nach dem Zivildienst im Hedwigsheim und einem Krankenhaus-Praktikum fiel die Entscheidung für Medizin. Grundsätzliche Glaubenspraktiken legte Andreas Kuhlmann vorübergehend auf Eis. Zu viele religiöse Fragen waren damals für den jungen Mann offen.

Themen wie Kreuzzüge, die Haltung der Kirche zu Krieg, Todesstrafe, Wehrdienst, gewisse Kirchengebote etc. diskutierte er schließlich mit Mitgliedern von Opus Dei. „Aber das Wichtigste war für mich der zunehmend enge Kontakt mit Gott selbst, der mir im Bildungszentrum Erk von Opus Dei ermöglicht wurde. Ich lernte, mich persönlich mit Gott auseinanderzusetzen.“ Er lernte wieder beten, ging nach Jahren wieder beichten, nahm an Besinnungstagen teil.

Irgendwann später – Andreas Kuhlmann studierte inzwischen in Köln – kam die Frage der Berufung. „Als ich klar war, unterschrieb ich den ‚Blankoscheck‘, d.h. ich entschied mich, den Weg als Numerarier im Opus Dei zu gehen, ganz auf Gott vertrauend.“ (Anm. der Redaktion: Numerarier sind Laien der Prälatur Opus Dei, die sich zur Ehelosigkeit verpflichten und für die Bildung der Mitglieder hauptverantwortlich sind).

Sein Theologie-Studium absolvierte Dr. med. Andreas Kuhlmann anschließend, an der Universität von Navarra in Nordspanien und in Rom. Am 26. Mai wurde er in der römischen Basilika San Eugenio in Rom vom Prälaten des Opus Dei, Bischof Javier Echevarría, zum Priester geweiht. 

Empfang im Pfarrheim

Die ganze Familie reiste damals aus Essel zu seinem großen Tag in die heilige Stadt. Einige Gäste mehr erwarten die stolzen Eltern morgen ab 10.30 Uhr bei der Primiz ihres Sohnes in Suderwich. „Weil die Esseler Hl. Geist-Kirche mit ihren 120 Sitzplätzen zu klein ist, weichen wir nach St. Johannes aus“, erklärt Paul Kuhlmann. Sechs Geistliche, darunter Pfarrer Jürgen Schäfer und der Regionalvikar von Opus Dei, Dr. Christoph Bockamp, begleiten den feierlichen Gottesdienst. Nach der heiligen Messe findet  ein Empfang im Pfarrheim Hl. Geist statt. Um 15 Uhr schließt sich in der Hl. Geist-Kirche eine Dankandacht mit Primizsegen an.

Für Andreas Kuhlmann eine willkommene Gelegenheit, seine drei Schwestern, alte Freunde und Bekannte wieder zu treffen. Die Besuche in Recklinghausen waren zuletzt selten geworden. Das wird sich ändern: Ende des Jahres wird der 39-Jährige nach Deutschland zurückkehren und hier als Priester arbeiten.

aus Recklinghäuser Zeitung, 29.09.2007 von Tina Brambrink