Heiligung der Arbeit in allen ihren Aspekten

Die Arbeit läuft für einen Christen nicht beziehungslos neben dem Glauben her. Das erkannte Toni durch die Begegnung mit dem Opus Dei und verwandelte seinen Beruf in einen Schauplatz seines Strebens nach christlicher Vollkommenheit.

Auf einer Hochgebirgstour mit zwei Kollegen.
„Die Arbeit ist nicht allein einer der höchsten menschlichen Werte und das Mittel menschlicher Mitwirkung am Fortschritt der Gesellschaft, sie ist auch ein Weg der Heiligung.“ Hl. Josefmaria Escrivá, „Die Spur des Sämanns“, Nr. 482.

Die Begegnung mit dem Opus Dei war für Toni Zweifel in ganz besonderem Maße die Entdeckung, dass die Arbeit keine beziehungslos neben dem christlichen Glaubensleben herlaufende Realität ist, sondern vielmehr gerade Gegenstand, Schauplatz und Mittel des Strebens nach christlicher Vollkommenheit. Von diesem Augenblick an stellte er Gott immer konsequenter ins Zentrum seiner gesamten Tätigkeit; in dieser drückte er seine Liebe zu Gott und seine Dienstbereitschaft an den Menschen aus.

Einsatz und professionelle Qualität

Toni widmete sich seinen vielfältigen Aufgaben mit voller Hingabe. Wenn es die Umstände erforderten, war er im Stande, innerhalb eines Tages nahezu ein ganzes Wochenpensum zu bewältigen. „Die heutige Woche war sehr interessant“, scherzte er bisweilen. Das Begonnene führte er zielstrebig und wenn nötig mit Zähigkeit und wahrer Engelsgeduld zu Ende, mochte es leicht oder schwierig, interessant oder monoton, ehrenvoll oder glanzlos sein. Während Jahren etwa steckte er eine Menge Zeit und Energie in das Projekt eines internationalen Tagungszentrums. Als er nach jahrelanger Suche in der ganzen Schweiz ein geeignetes Grundstück gefunden und erworben hatte, wurde der schon sicher geglaubte Bau am Ende durch lokalpolitische Querelen und eine massive Pressekampagne blockiert, und die Sache geriet zur wohl größten Enttäuschung seines Lebens. Nichtsdestoweniger setzte er auch hier den letzten Stein: Er verwaltete das Grundstück unter immer neuen Komplikationen und verkaufte es schließlich ohne Verlust an einen Landwirt. Und parallel dazu machte er sich auf die Suche von neuen Grundstücken.

Auf einer Hochgebirgstour mit zwei Kollegen.

Dabei waren Tonis Aktivitäten keine bloßen Kraftmeiereien. Er wusste, dass wirkliches Dienen nicht nur Einsatz, sondern auch Qualität erforderte. Daher erwarb er sich eine größtmögliche berufliche Kompetenz. Als Ingenieur machte er mehrere Erfindungen und hatte auf Grund seiner Leistungen gute Aussichten auf eine akademische Laufbahn. Als Sekretär der Limmat Stiftung wiederum eignete er sich gründliche Kenntnisse in Fragen der Entwicklungs­zusammenarbeit und der Verwaltung von Spendengeldern an; ja er fand neue Lösungswege, die ihn zu einer Autorität auf diesem ihm vorher ganz unbekannten Gebiet werden ließen.

Mit lauterer Absicht

Toni im Gespräch mit Bischof Alvaro del Portillo, dem Prälaten des Opus Dei.

Noch bemerkenswerter aber war die Lauterkeit, mit der Toni seine Leistungen erbrachte. Dies zeigte sich besonders deutlich in der schon erwähnten Art, wie er mit dem Misserfolg des Tagungshaus-Projektes umging, aber nicht nur dort. Mit dem gleichen Engagement nämlich, mit dem er seine großen beruflichen Projekte vorantrieb, erledigte er allerlei unbequeme Dinge im und für den Haushalt. Er war sich für solche Verrichtungen nicht zu schade, denn er war überzeugt, dass Gott ihm hier genauso begegnete wie in seiner „standesgemäßen“ Berufstätigkeit, und dass sie in diesen Augenblicken die beste Art waren, den anderen zu dienen. Überdies reagierte er nicht mit schlechter Laune, wenn eine Unternehmung anders herauskam, als er es sich vorgestellt hatte, oder wenn er unverhofft seine Pläne ändern musste.

Das Geld, mit dem er in den letzten 17 Jahren seines Lebens als Stiftungssekretär täglich zu tun hatte, blieb für ihn ein Werkzeug wie der Besen für den Straßenwischer. Auch der immer klarer hervortretende Erfolg seiner Anstrengungen verleitete ihn nicht dazu, mit Macht, Reichtum oder Ruhm zu liebäugeln. Begünstigungen und unsaubere Arrangements unter der Hand waren für ihn schon in ihren Ansätzen tabu. Als er einmal in der Stadt Zürich ein Haus suchte, bot ihm ein Bauunternehmer eine gut gelegene Liegenschaft zu einem sehr günstigen Preis an – unter der Bedingung, dass Toni ihm den Auftrag zum Umbau vergab und dabei zur Umgehung der Verkaufssteuer Hand bot. Toni reagierte mit dem sofortigen Abbruch der Verhandlungen.

Zusammenarbeit mit Vorgesetzten und Untergebenen

Heiligmäßig war aber nicht nur Tonis individuelle Arbeit, sondern auch seine „Zusammen-Arbeit“, sowohl mit Vorgesetzten als auch mit Partnern und Untergebenen. Der ETH-Professor, bei dem Toni Assistent gewesen war, legt davon ein beredtes Zeugnis ab: „Jede Aufgabe hat er mit großem Einsatz und Sorgfalt zu Ende geführt. Mit seiner ruhigen, bescheidenen und zuvorkommenden Art gewann er im Gespräch stets völliges Vertrauen. Meine Zusammen­arbeit mit dem Verstor­benen bleibt mir als leuchtendes Beispiel einer menschlichen Beziehung unvergesslich.“ Die leitenden Organe der Limmat Stiftung wiederum konnten sich auf einen absolut loyalen Sekretär verlassen, der ihre Beschlüsse auch dann engagiert ausführte, wenn er selbst ursprünglich einen anderen Standpunkt vertreten hatte.

Intensive Arbeiter mit festen Prinzipien und Drang nach Effizienz erweisen sich nicht selten als hart und verständnislos gegenüber ihren Mitarbeitern. Toni war vor dieser Gefahr keineswegs gefeit. Nicht nur von sich selbst, sondern auch von den anderen verlangte er viel und ließ keinen Fehler unkorrigiert durchgehen. Seine Hartnäckigkeit in dieser Hinsicht konnte anfangs, auch wenn sie sich niemals im Ton verfehlte, als recht aufsässig empfunden werden. Toni sah bereitwillig ein, dass er hier in seinem Charakter gefordert war, und kämpfte um die Beherrschung seines Temperaments. Mit Erfolg, denn seine Mitarbeiter beschreiben ihn übereinstimmend als herzlichen und zuvorkommenden Vorgesetzten, der ihren Ansichten und Arbeitsmethoden stets Rechnung trug.

Nie ließ Toni die Leute auf sich warten. Die Pünktlichkeit schien ihm geradezu in die Wiege gelegt, war aber in Wirklichkeit die Frucht seines inneren Ringens.

Toni setzte sich persönlich für eine bestmögliche Schulung seiner Mitarbeiter ein, besonders nach dem Ausbruch der Leukämie. Er gab ihnen seine Erfahrungen und die von ihm erarbeiteten Methoden laufend weiter. Nie versuchte er, einen Wissensvorsprung für sich zu behalten und sich dadurch unentbehrlich zu machen. Als er wenige Wochen vor seinem Tod zum letzen Mal ins Spital eingeliefert wurde, hatte er alle Pendenzen erledigt. Seinem optimal eingeführten Nachfolger hinterließ er nicht nur eine tadellose Ordnung, sondern auch detaillierte Erfahrungsnotizen von großer Qualität und die formellen Bevollmächtigungen für die Mitarbeiter.

In diesen mannigfaltigen Aspekten erwies sich letztlich immer wieder das Eine: Toni hatte den Geist der Heiligung der Arbeit in einem ungewöhnlichen Ausmaß und in allen seinen Facetten verinnerlicht. Getreu dem Aufruf des hl. Josefmaria setzte er Christus an die Spitze aller seiner Tätigkeiten, und diese wiederum verwandelten sich dadurch in „Arbeit Gottes“, in „Werk Gottes“ – in opus Dei.