Paulus schreibt im zweiten Brief an seinen Schüler Timotheus: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, die Treue gehalten“ (4,7).
Konsumieren und Wegwerfen gehören noch immer zum selbstver- ständlichen Verhalten. Wie leicht schafft man Ersatz, wenn etwas kaputt ist oder außer Mode gerät oder nicht mehr gefällt.
Dieser Umgang mit Sachen mag von Fall zu Fall zweckmäßig sein. Doch manchmal scheint er auch den Umgang mit Menschen zu prägen. Viele meinen, der Mensch sei unfähig zur Treue, er sei viel zu schwach im Willen und zu wechselhaft im Gemüt. Wenn Bindung, dann höchstens auf Widerruf, auf Probe, so lange es gut geht. Aber: „Man kann nicht nur auf Probe leben, man kann nicht nur auf Probe sterben. Man kann nicht nur auf Probe lieben, nur auf Probe und Zeit einen Menschen annehmen.“ - So sagte Papst Johannes Paul II 1980 in Köln zu jungen Familien.
„Treue“ ist keine bourgeoise Biederkeit, kein bloßes Festhalten an Gewohntem, keine fossilienhafte Verhärtung. Treue ist Lebendigkeit mit festen Wurzeln. Sie ist eine Kraft, „welche die Zeit, das heißt, Wandel und Vergehen überwindet – aber nicht, wie die Härte des Steins, in starrer Festgelegtheit, sondern lebendig wachsend und schaffend“ (Romano Guardini). Die Haltung der Treue durchdringt das Christliche so tief, dass die Apostelgeschichte (10,45) die Jünger Christi die „fideles“ nennt, „die Getreuen“. Sie dürfen sich immer wieder neu vergewissern: Gottes Treue trägt uns und macht uns fähig, treu zu bleiben.