„Die Reise hat sich gelohnt!“ Das war die Reaktion einer der drei Pfarrer, die aus dem Erzbistum Prag in das Tagungshaus Hohewand in Dreistetten (NÖ) gekommen waren. Über 35 Priester und Seminaristen aus verschiedenen Diözesen Österreichs und der Nachbarländer hatten sich versammelt, um Klaus Berger, den bekannten, inzwischen emeritierten Professor für Theologie des Neuen Testamentes an der Universität Heidelberg, zu hören.
Anlass war die Pfingsttagung 2008 des Theologischen Forums Peterskirche, auf der die Vielzahl von Jesusbüchern, allen voran das Buch Benedikts XVI. „Jesus von Nazareth“, die derzeit Aufmerksamkeit beanspruchen, exegetisch erläutert werden sollten, und damit die Exegese selbst auf den Prüfstand kam.
In drei souveränen Vorträgen gab Klaus Berger viele positive Anregungen für die Einheit von Glaube, Exegese und Verkündigung. Ein junger Priester bemerkte: „Jetzt habe ich den Respekt vor einer szientistischen, aber glaubens- fremden Exegese verloren“. In der Tat klärte Berger zu Beginn anhand von elf Punkten des Widerstandes gegen das Papstbuch über den aktuellen Zustand der Exegese auf.
Positive Akzente setzte Berger durch eine Fülle von klärenden Hinweisen, wie zum Beispiel die Kriterien zur Unterscheidung der kanonischen Schriften des Neuen Testamentes (Evangelien) von den Apokryphen: die Annahme der Passion Christi als Heilsmittel, der Vorrang der Apostel Petrus und Paulus, die Annahme des Alten Testamentes als Voraussetzung für das neue Testament mit der wichtigen Frage der Kontinuität beider.
Schließlich erläuterte Berger vorausschauend einige exegetische Kernpunkte des schon angekündigten, aber noch nicht erschienenen zweiten Bandes von Papst Benedikts Jesusbuch: Jungfräulichkeit Mariens, Wunder, Sühnetod Christi, Auferstehung.
Um die Vorträge herum gab es angeregte Gespräche, Erörterungen und Diskussionen, einen echten Geist der Quaestiones disputatae, in denen Berger mit profundem Wissen und markanten Formulierungen Rede und Antwort stand. Viele Teilnehmer nutzten diese Gelegenheit bis zum letzten Moment: „Diese Chance darf man sich nicht entgehen lassen!“