Afrika birgt für Papst Benedikt einen kostbaren Schatz. Hier gebe es einen tiefen Sinn für Gott. „Die Anerkennung der absoluten Herrschaft Gottes ist gewiß ein hervorstechender und einheitsstiftender Zug der afrikanischen Kultur. Natürlich gibt es in Afrika eine Vielfalt an verschiedenen Kulturen, aber alle scheinen in diesem einen Punkt übereinzustimmen: Gott ist der Schöpfer und die Quelle des Lebens“.
„Wenn von den Schätzen Afrikas die Rede ist, denkt man sofort an seine reichen Bodenschätze, die leider Grund für Ausbeutung, Konflikte und Korruption waren und immer noch sind. Das Wort Gottes indes lenkt unseren Blick auf einen anderen Reichtum: den geistlichen und kulturellen Reichtum, dessen die Menschheit noch stärker bedarf, als der Rohstoffe“.
Zwei gefährliche Krankheiten
„Unter diesem Gesichtspunkt stellt Afrika für eine Menschheit, die sich in einer Hoffnungs- und Glaubenskrise zu befinden scheint, eine unendliche geistliche „Lunge“ dar. Doch auch diese „Lunge“ kann krank werden. Und im Moment wird sie von wenigstens zwei gefährlichen Krankheiten bedroht: vor allem von einer Krankheit, die in der westlichen Welt bereits verbreitet ist, nämlich dem praktischen Materialismus, der mit einem relativistischem und nihilistischen Denken verbunden ist. Ohne genauer auf die Entstehung dieser geistlichen Übel einzugehen, bleibt es doch unbestritten, dass die sogenannte „erste“ Welt bisweilen geistlichen Giftmüll exportiert hat und weiterhin exportiert, der die Völker anderer Kontinente – und unter ihnen vor allem die afrikanischen – ansteckt. In diesem Sinne ist der Kolonialismus, der auf der politischen Ebene abgeschlossen ist, niemals völlig zu Ende.
Doch gerade in dieser Hinsicht muss auf einen zweiten „Virus“ hingewiesen werden, der Afrika ebenfalls befallen könnte: der religiöse Fundamentalismus, in der Verbindung mit politischen und wirtschaftlichen Interessen. Gruppen, die sich auf verschiedene Religionszugehörigkeiten beziehen, verbreiten sich auf dem afrikanischen Kontinent. Sie tun das im Namen Gottes, doch nach einer Logik, die der göttlichen Logik entgegensteht. Sie lehren und praktizieren nämlich nicht die Liebe und die Achtung der Freiheit, sondern Intoleranz und Gewalt.“
Das eheliche Leben ist in die Gemeinschaft mit Gott eingeschrieben
Im Blick auf die Ehe betont der Papst „das überreiche Licht der in Christus offenbarten und fleischgewordenen Wahrheit an, in dem man die komplexe Thematik der Ehe im kirchlichen und gesellschaftlichen Umfeld Afrikas betrachten kann.“ Er verweist auf etwas, „das jeder Überlegung und jedem Hinweis moralischer Art vorausgeht und noch mit dem Primat des Empfindens für Gott und das Heilige verbunden ist. Die Ehe, so wie die Bibel sie uns darstellt, existiert nicht außerhalb der Beziehung zu Gott. Das eheliche Leben zwischen Mann und Frau sowie folglich der Familie, die daraus hervorgeht, ist in die Gemeinschaft mit Gott eingeschrieben und wird im Lichte des Neuen Testaments ein Bild der trinitarischen Liebe und Sakrament der Verbindung Christi mit der Kirche. In dem Maß, in dem Afrika seinen Glauben bewahrt und entwickelt, wird es einen enormen Reichtum finden, den es der auf die Ehe gegründeten Familie schenken kann.“
Die Kinder zeigen den Königsweg
Schließlich erwähnt der Papst das Tagesevangelium (Mk 10, 13–15), in dem von Jesus und den Kindern die Rede ist. Die Kinder stellen „einen großen und bedauerlicherweise leidenden Teil der afrikanischen Bevölkerung (...) Die Episode, in der Jesus die Kinder begrüßt und sich unwillig seinen Jüngern widersetzt, die sie fortschicken wollen, sehen wir das Bild der Kirche, die in Afrika und in jedem anderen Teil der Welt ihre Mutterschaft vor allem gegenüber den Kleinsten bekundet, auch wenn diese noch nicht geboren sind. Wie der Herr Jesus sieht die Kirche in ihnen nicht in erster Linie Empfänger von Hilfe und noch weniger von Mitleid oder Instrumentalisierungen, sondern vollwertige Personen, die allein durch ihre Art des Daseins den Königsweg zeigen, um in das Reich Gottes zu gelangen, nämlich sich Seiner Liebe bedingungslos anzuvertrauen.“