UN: Lieber Matteo, was bedeutet die Annahme des Priestertums für Dich persönlich?
MF: Mein Hauptgedanke ist die Weitergabe eines Schatzes, den ich bekommen durfte. In der Familie und in den verschiedenen Einrichtungen des Opus Dei konnte ich die Schönheit und Größe des katholischen Glaubens erfahren. Nun möchte ich als Priester diese segensreichen Erfahrungen den Menschen direkt zukommen lassen. Zwar sind wir Priester nicht das Wichtigste in der Kirche, aber wir sind die Spender der Sakramente und als solche hervorgehobene Mittler zwischen Gott und den Menschen. Darüber hinaus möchte ich der Kirche in meiner Heimat, der Schweiz, einen Dienst erweisen. Jeder neue Priester ist sicherlich ein Segen für mein Heimatland und die gesamte schweizerische Gesellschaft.
UN: Du hättest mit Deinem erfolgreichen Studium als Ingenieur an einer der besten Universitäten Europas eine glänzende berufliche Karriere starten können. Wie sehr wiegt bei Dir der Gedanke des Verzichts angesichts dieses Rufes zum Priestertum?
MF: Nun, jedes Mal, wenn man Entscheidungen trifft, verzichtet man auf etwas, nicht wahr? (lacht) Die eigentliche Frage lautet, ob man den richtigen Weg einschlägt und ob man den Fokus auf das ja oder das nein legt. Als Christ bin ich ein Freund des Jas und persönlich mit meiner Wahl sehr zufrieden. Insofern ist meine frühere berufliche Tätigkeit als Ingenieur ein Gewinn für meine neue Aufgabe als Priester: Durch meine Prägung gelingt es mir vielleicht besser, die Inhalte unseres Glaubens strukturiert und präzise darzustellen. Darüber hinaus ist mein ziviler Beruf eine bedeutsame Quelle für die Verkündigung eines der zentralen Punkte des Opus Dei, nämlich der Möglichkeit der Gottesbegegnung im alltäglichen Schaffen. Gebet und Arbeit vermischen sich in unserer Spiritualität. Ohne die berufliche Erfahrung würde mir die Vermittlung dieser Kernbotschaft des Opus Dei sehr viel schwerer fallen.
UN: Wo möchtest Du deine pastoralen Schwerpunkte setzen? Was steht für Dich in der Seelsorge ganz weit oben?
MF: Meine theologische Doktorarbeit widmet sich dem Thema der Taufberufung. Das ist für mich eine ganz zentrale Erkenntnis: In der Taufe haben wir bereits die komplette Fülle des Christseins. Dieses Sakrament ist daher nicht nur ein formaler Akt als Initiationsritus, sondern der Garant schlechthin auf dem Weg zum Himmel und zu einer wahren Freude. Die Taufe ist das Beste, was einem Menschen passieren kann: Diese Erkenntnis möchte ich tief in den Herzen der Christen und der nach Gott suchenden verankern.