„Die neue Region wird uns viel Freude bereiten“ – Regionalvikar Christoph Bockamp im Interview

Am 8. Dezember 2022 hat Prälat Fernando Ocáriz die neue Region Mitteleuropa errichtet, die die zuvor eigenständigen Regionen Deutschland, die Schweiz sowie Österreich/Ungarn/Rumänien zusammenfasst. Der neue Regionalvikar, Christoph Bockamp, spricht über die Herausforderungen des Anfangs und die Perspektiven für die künftige Arbeit.

Wie haben Sie die ersten Tage nach Errichtung der neuen Region erlebt?

Ich bin so viel gereist wie noch nie zuvor in meinem Leben (lacht). Gerade in der Anfangszeit geht es darum, die jeweiligen Zentren und Personen kennenzulernen. So führten mich meine Reisen mehrfach nach Wien, aber auch nach Budapest, wo ich mit dem Erzbischof, Kardinal Erdö, eine heilige Messe feiern durfte. Über die Weihnachtstage bis zum Dreikönigsfest habe ich die verschiedenen Zentren in der Schweiz besucht. Wien ist der neue Hauptsitz der Region. Wohnhaft bleibe ich aber in Köln. Köln bildet gleichsam die Westspitze der neuen Region. Bis zu ihrem anderen Ende, nämlich Bukarest, sind es knapp 2.000 Kilometer. Um allen Mitgliedern nahe zu sein, was mir sehr wichtig ist, sind diese Reisen deshalb unabdingbar. Um es aber gleich vorwegzunehmen: Diese Umstände betreffen einige wenige Mitglieder der Leitung – für alle anderen Mitglieder wird sich de facto keine Änderung ergeben.

Mit welchen Herausforderungen ist die neue Regionalleitung aktuell beschäftigt?

Wir müssen neue Strukturen aufbauen und dabei feste Zuständigkeiten definieren. Hierzu haben wir bereits ein Organigramm erstellt, wobei die Mitglieder in der Leitung quasi den Vorstand bilden. Ihnen zugeordnet sind einzelne Abteilungen mit jeweils zuständigen Leitern und anderen Mitarbeitern. Es wird regelmäßige Online-Sitzungen der Leitungsgremien geben. Einmal im Monat treffen wir uns zudem in Präsenz, und zwar meistens in Wien.

Abgesehen von neuen Leitungsstrukturen und Zuständigkeiten: Wie wird sich die neue Region auf die Mitglieder vor Ort auswirken?

Allzu viel wird sich im Alltag der Mitglieder nicht ändern. Wir sind ja schließlich, wie unser heiliger Gründer schon sagte, eine „desorganisierte Organisation“. Einige Punkte kann ich dennoch herausgreifen: Für die jährlichen Sommerkurse beziehungsweise Tagungen, aber auch für Besinnungstage, wird es eine breitere Auswahl von Destinationen geben, die nun in allen fünf Ländern der neuen Region gleichwertig nebeneinanderstehen. Unsere gesamte Arbeit wird digitaler werden. Nicht zuletzt werden noch mehr Fragen als schon bisher vor Ort im jeweiligen Zentrum entschieden werden. Das ist auch das Hauptanliegen unseres Prälaten, Fernando Ocáriz: mehr Eigenverantwortung für die lokalen Niederlassungen, weniger Bürokratie und dadurch mehr freie Kräfte für das Apostolat. In der Umsetzung dieser Punkte entsprechen wir auch dem Wunsch des Heiligen Vaters, Papst Franziskus, wie er es in seinem Schreiben „Ad charisma tuendum“ zum Ausdruck gebracht hat.

Gibt es bereits Beispiele für eine länderübergreifende Zusammenarbeit?

Oh, ja. Das betrifft in erster Linie unsere jungen Mitglieder. Bereits im vergangenen Jahr gab es einen gemeinsamen Sommerkurs für Studenten und junge Berufstätige aus allen Ländern der Region. Darauf folgten eine gemeinsame Fortbildung im Bereich Kommunikation und Glaubensvermittlung sowie gemeinsame Besinnungstage. Die jungen Mitglieder stehen also bereits in regem Austausch untereinander und ziehen daraus Synergieeffekte für die apostolische Arbeit. Zum Weltjugendtag im Sommer in Portugal wird es daher auch eine gemeinsame Gruppe mit Jugendlichen und Studierenden aus der gesamten Region Mitteleuropa geben. Auch unsere Kommunikationsabteilungen sind bereits eng miteinander vernetzt und bespielen die übergeordneten Themen, die die gesamte Region betreffen. Für die Zukunft stelle ich mir eine fachbezogene internationale Kooperation vor: Priester aus allen Ländern der Region können sich dann zu einer Konferenz treffen, ebenso Verantwortliche für die Jugendarbeit oder Leitungsteams von Studentenhäusern. Diese Runden können ergänzt werden durch internationale Expertenkreise zu überregional gemeinsamen Themen wie Schulgründungen, Armenfürsorge, Hausverwaltung oder Arbeitskultur. Hier ist die Initiative jedes einzelnen Mitglieds gefragt und erwünscht. Das alles ermöglicht den Mitgliedern eine Horizonterweiterung.

Gibt es geistliche Aspekte, die mit der Gründung der neuen Region eine größere Rolle spielen?

Wir haben ganz bewusst den Aufbau der neuen Region als länderübergreifendes Gebetsanliegen definiert. Denn die neue Region bietet die große Chance, auch geistlich über den Tellerrand zu schauen. Wir verlassen die nationale Perspektive, die gerade mit Blick auf die Kirche häufig zu kurzsichtig ist. Wir partizipieren an Aufbrüchen in der Kirche anderer Länder. Innerhalb des Werkes werden wir Erzählungen über fruchtbare apostolische Initiativen, das heiligmäßige Leben bestimmter Mitglieder oder gute Beispiele enger familiärer Gemeinschaft viel breiter streuen können. Unser Herz wird weiter, umfassender, katholischer! Das wird eine enorme Hilfe für alle Mitglieder und Freunde sein, im inneren Leben und der Beziehung zu Christus weiter zu wachsen. Ich bin davon überzeugt: Die neue Region wird uns allen viel Freude bereiten.

Vielen Dank für das Gespräch.