BirkbrunnNEU

Das Studentenhaus Birkbrunn wurde als Birkbrunn – Studentenhaus und Akademie neueröffnet. Regionalvikar Ludwig Juza begrüßte die rund 180 Festgäste, Prof. Wilfried Stadler hielt den Festvortrag, Bischof Klaus Küng nahm die Segnung vor.

Wien, 8.10.2010 (KAP, Red) Der Regionalvikar des Opus Dei in Österreich, Ludwig Juza, setzte den Auftakt zur Neueröffnung des Studentenhauses Birkbrunn in Wien-Döbling. Der "Campus" besteht aus zwei Gebäuden, der historischen sogenannten Steiner-Villa (erbaut 1912) und einem Neubau der Architeketen Johannes Berger und Ewald Zeller. Das Areal Birkbrunn wurde bereits vor fast 50 Jahren von der Österreichischen Kulturgemeinschaft erworben und das Studentenhaus dort 1964 eröffnet; jetzt ist das Haus auch mit einem modernen Akademiegebäude verbunden, in dem regelmäßig Vorträge, Diskussionen und Seminare stattfinden sollen.

In seinen Begrüßungsworten betonte Ludwig Juza, Birkbrunn sei am Besten als Bildungsprojekt zu verstehen. Interessierten Studenten werde Horizonterweiterung über das rein Nützliche hinaus, freundschaftliche Atmosphäre, Integration von Leben und Glauben sowie der Gedanke von Arbeit als Dienst nahegebracht. Christsein unter den Bedingungen der Moderne werde so attraktiv und weitergebbar.

Der "Furche"-Mitherausgeber und WU-Honorarprofessor Wilfried Stadler unterstrich bei der Einweihungsfeier ebenso wie Juza die Notwendigkeit von Wissen, dass nicht "unter dem Diktat der Nützlichkeit steht".  Bereits Friedrich Schiller habe eine Form der Bildung kritisiert,  die "als geschlossenes System der Zweckrationalität und der instrumentellen Vernunft, in der es keinen Sinn mehr für die schöne Zwecklosigkeit gibt", den Menschen als wichtigstes Lebensziel vermittelt werde. Eine ähnliche Kritik richte sich heute gegen die einseitige Betonung der Marktkräfte und Orientierung an Geld-Werten im Sinne eines einseitig verstandenen Shareholder-Value, so Stadler. 

Schiller habe einen Gestaltungsauftrag betont, den er in einem Brief an Wilhelm von Humboldt so umschrieb: „Am Ende würden wir uns schämen, uns nachsagen zu lassen, dass die Dinge uns formten und nicht wir die Dinge“. Dieser  Appell habe "erstaunliche Aktualität", so Stadler.

Wenn in Österreich und Europa Lebens- und Gesellschaftsmodelle geglückt seien,  die eine im Geschichtsvergleich einzigartige Qualität aufwiesen, dann sei dies nicht zuletzt einem "immer noch vitalen Bestand an 'Wissens-Werten' zu verdanken, mit denen ein bis heute tragfähiges demokratiepolitisches, soziales und ökologisches Wirtschaftsmodell fundiert" worden sei, erinnerte der "Furche"-Mitherausgeber. Der Kernbestand leite sich aus "jenseits von Angebot und Nachfrage gegründeten Glaubens- und aufgeklärten Werteüberzeugungen ab, denen das europäische Modell sein solides ordnungspolitisches Fundament verdankt".

Auch in der Sozialenzyklika von Papst Benedikt XVI. werde die Notwendigkeit einer derartigen  "humanistische Synthese" betont: „Die Überzeugung, dass die Wirtschaft Autonomie erfordert und keine moralische Beeinflussung zulassen darf, hat den Menschen dazu gedrängt, das Werkzeug der Wirtschaft sogar auf zerstörerische Weise zu gebrauchen. Das Wirtschaftsleben kann aber nicht alle Probleme durch die schlichte Ausbreitung des Geschäftsdenkens überwinden“, heiße es dazu in „Caritas in Veritate“.

Der St. Pöltner Diözesanbischof Klaus Küng wies, bevor er das renovierte und erweiterte Studentenzentrum segnete, auf die Notwendigkeit einer Bildung hin, die "den Menschen auch glücklich macht". Heute würden Kinder schon im frühesten Alter an Computern und Musikinstrumenten trainiert, schon früh schauten die Eltern auf eine Spezialisierung und eine Förderung der Talente. Freilich sei dies nicht notwendigerweise ein Weg zum Glücklichwerden; Depressionen unter jungen Menschen mit großartigen Studienerfolgen seien vielmehr im Steigen begriffen, so Küng. Was fehle, sei die Vermittlung von Aspekten, die wichtig seien, um glücklich zu werden - wie Erfahrung von Vorbildern christlichen Lebens und Freundschaften. In den USA sei man an den Colleges diesbezüglich schon viel weiter als in Europa. Man versuche, den jungen Menschen Grundlagen zu geben, "die Halt fürs Leben geben", sagte der Bischof. Dies versuche auch das Opus Dei an seinen Studentenzentren wie Birkbrunn.

Küng war selbst Heimleiter in Birkbrunn im Eröffnungsjahr 1964. Er gab bei der Feier einen Rückblick auf seine damalige Tätigkeit.