Betrachtungstext: 3. Osterwoche – Freitag

Die Eucharistie vergöttlicht uns – Zeichen der Einheit und Band der Liebe – Unseren Tag mit der Messe verbinden

KAUM HATTE JESUS seine Brotrede in der Synagoge von Kafarnaum beendet,stritten sich die Juden und sagten: Wie kann er uns sein Fleisch zu essen geben? (Joh 6,52). Die heftige Reaktion macht uns eines klar: Die Zuhörer Jesu haben verstanden, dass der Meister nicht von einem einfachen Symbol redete, sondern wortwörtlich meinte, was er sagte. Die Kraft seiner Worte wühlte sie auf. Doch selbst angesichts ihrer Zweifel nimmt der Herr seine Äußerung nicht zurück; im Gegenteil, er bekräftigt auch noch die Notwendigkeit der Eucharistie, um göttliches Leben zu haben. Jesus sagte zu ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst und sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch (Joh 6,53).

„Als die Menschen diese Rede hörten, verstanden sie“, kommentiert Papst Benedikt XVI. die Szene, „dass Jesus nicht die Art von Messias war, den sie wollten, nämlich einen Messias, der nach einem irdischen Thron strebte. Er suchte keine Zustimmung, um Jerusalem zu erobern; in die Heilige Stadt wollte er vielmehr gehen, um das Los der Propheten zu teilen: für Gott und für das Volk das Leben hingeben. Jene für Tausende von Menschen gebrochenen Brote sollten keinen Triumphzug auslösen, sondern das Kreuzesopfer ankündigen, in dem Jesus Brot wird, Leib und Blut, die zur Sühne geopfert werden.“1

Doch finden wir im selben Abschnitt auch noch eine wunderbare Verheißung: Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich bleibe in ihm (Joh 6,56). Jesus verspricht uns die Möglichkeit, in Gott zu leben, während er zugleich in uns bleibt. Der heilige Josefmaria erläutert die wunderbare Wirkung der Kommunion: Es ist nicht so, dass wir Gott, unseren Herrn, in unser menschliches Fleisch verwandeln, wenn wir ihn empfangen, sondern er ist es, der uns göttlich macht, uns erhöht, uns erhebt. Jesus Christus tut, was für uns unmöglich ist: Er hebt unser Leben, unser Handeln, unsere Opfer auf eine übernatürliche Ebene. Wir werden göttlich.“2 Deshalb, so Papst Franziskus, „werden wir jedes Mal, wenn wir die Kommunion empfangen, Christus ähnlicher, werden wir mehr in Jesus umgewandelt. Wie das Brot und der Wein in den Leib und in das Blut des Herrn verwandelt werden, so werden jene, die ihn im Glauben empfangen, zur lebendigen Eucharistie. (...) Die Kommunion öffnet uns und vereint uns mit allen, die eins sind in ihm. Das ist das Wunder der Kommunion: Wir werden zu dem, was wir empfangen!“3


DIE EUCHARISTIE wird von Augustinus als „Zeichen der Einheit, Band der Liebe“4 bezeichnet. Dies deshalb, weil „die Kommunion“, wie wir im Katechismus der Katholischen Kirche lesen, „unsere Vereinigung mit Christus vertieft. Der Empfang der Eucharistie in der Kommunion bringt als Hauptfrucht die innige Vereinigung mit Christus Jesus.“5 Bereits in der Frühzeit des Christentums erklärte Paulus diese Einheit, die durch das Teilen des eucharistischen Tisches entsteht: Ist das Brot, das wir brechen, nicht Teilhabe am Leib Christi? Ein Brot ist es. Darum sind wir viele ein Leib; denn wir alle haben teil an dem einen Brot (1 Kor 10,16-17). Wir können also sagen, dass die Kirche einen Leib bildet; und auch deshalb ist dieses Sakrament auch bekannt unter dem Namen „Kommunion“, das sich vom Lateinischen „communio“ ableitet, deutsch „Gemeinschaft“.

Der heilige Josefmaria war sich sehr dessen bewusst, dass die starke Einheit der Christen in der Eucharistie gründete. Deshalb ließ er auf dem Tabernakel des Generalrats des Opus Dei folgende Worte eingravieren, die Jesus beim letzten Abendmahl gesprochen hatte: „Consummati in unum! (Joh 17,23), vollendet in der Einheit. Denn es ist, als wären wir alle hier versammelt“, sagte er, „an dich geschmiegt, bei Tag und bei Nacht nicht von dir weichend, in einem Canticus der Danksagung und – warum nicht? – der Bitte um Verzeihung verweilend. (...) Um zu sühnen, um dir zu gefallen, um dir zu danken.“6

„Die Eucharistie ist das Sakrament der Einheit“, betonte auch Papst Franziskus. „Wer sie empfängt, kann nicht anders als ein Erbauer der Einheit sein (...). Bitten wir Gott, dass dieses Brot der Einheit uns heile von dem Drang, die anderen zu beherrschen, von der Gier, alles an sich zu reißen, vom Schüren von Uneinigkeit und der Verbreitung von Kritik; es möge in uns die Freude erwecken, einander ohne Rivalität, Neid und gehässiges Gerede zu lieben. Indem wir nun die Eucharistie leben, beten wir den Herrn an und danken wir ihm für diese höchste Gabe: lebendiges Gedächtnis seiner Liebe, das einen einzigen Leib aus uns macht und uns zur Einheit führt.“7


WIE MICH der lebendige Vater gesandt hat und wie ich durch den Vater lebe, so wird jeder, der mich isst, durch mich leben (Joh 6,57). Die Gemeinschaft Jesu mit dem Vater ist für uns das Vorbild, um in Gott zu leben. Diese Einheit zeigt sich in dem Wunsch, uns stets mit seinem Willen zu vereinen. Und in jeder Eucharistie gibt er uns die Kraft, dies zu erreichen. Darauf weist der heilige Josefmaria hin: „Wenn wir die heilige Messe wirklich mitfeiern, wie sollten wir dann nicht den Rest des Tages in Gedanken beim Herrn verharren, mit dem Wunsch, seine Gegenwart nicht zu verlieren; zu arbeiten, wie er arbeitete; zu lieben, wie er liebte?“8

Mittels unserer priesterlichen Seele können wir jeden einzelnen Tag in eine Messe verwandeln; wir können unsere tägliche Arbeit mit dem Opfer Christi auf dem Kalvarienberg vereinen, das auf dem Altar erneuert wird. Diese Vereinigung kann symbolisch im Wassertropfen gesehen werden, den der Priester bei der Gabenbereitung dem Wein hinzufügt und dabei spricht: „Wie das Wasser sich mit dem Wein verbindet zum heiligen Zeichen, so lasse uns dieser Kelch teilhaben an der Gottheit Christi, der unsere Menschennatur angenommen hat.9 Der Katechismus lehrt zu Recht, dass „das Opfer Christi in der Eucharistie auch zum Opfer der Glieder seines Leibes wird. Das Leben der Gläubigen, ihr Lobpreis, ihr Leiden, ihr Gebet und ihre Arbeit werden mit Christus vereinigt.“10

Christus beschließt seine Rede in der Synagoge von Kafarnaum mit den Worten: Wer aber dieses Brot isst, wird leben in Ewigkeit (Joh 6,58-59). Jesus, der dank des Ja-Worts seiner Mutter vom Himmel herabstieg, ist das lebendige und lebensspendende Brot. Papst Benedikt lädt uns ein, auf Maria zu schauen: „Maria von Nazaret, die Ikone der entstehenden Kirche, ist das Vorbild dafür, wie jeder von uns das Geschenk empfangen soll, zu dem Jesus in der Eucharistie sich selbst macht.“11


1 Benedikt XVI., Angelus-Gebet, 19.8.2012.

2 Hl. Josefmaria, Aufzeichnungen aus einer Betrachtung, 14.4.1960.

3 Franziskus, Audienz, 21.3.2018.

4 Hl. Augustinus, In Ioannis Evangelium tractatus, 26,13.

5 Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 1391.

6 Hl. Josefmaria. Im Zwiegespräch mit dem Herrn, Nr. 25.

7 Franziskus, Predigt, 18.6.2017.

8 Hl. Josefmaria, Christus begegnen, Nr. 154.

9 Römisches Messbuch, Gabenbereitung.

10 Kompendium des Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 268.

11 Benedikt XVI., Sacramentum caritatis, Nr. 33.