Betrachtungstext: 3. Osterwoche – Dienstag

Jesus ist das wahre Brot des Lebens – Die Eucharistie, Zentrum und Wurzel des christlichen Lebens – Die Messe pflegen, eucharistische Seelen sein

NACH DER Vermehrung der Brote und Fische folgte eine große Menschenmenge Jesus nach Kafarnaum. Dort fragten sie ihn, wie sie sich den Werken Gottes anschließen könnten, woraufhin der Meister antwortete, dass der Schlüssel darin lag, an ihn als den Gesandten des Vaters zu glauben (vgl. Joh 6,22-29). Das Gespräch nahm eine Wendung, als die Zuhörer zur Bekräftigung seiner Worte ein weiteres Zeichen von ihm verlangten, als ob das Wunder vom Vorabend nicht genug gewesen wäre. Sie sagten zu ihm: Welches Zeichen tust du denn, damit wir es sehen und dir glauben? Was für ein Werk tust du? Unsere Väter haben das Manna in der Wüste gegessen, wie es in der Schrift heißt: Brot vom Himmel gab er ihnen zu essen (Joh 6,30-31).

Der Herr erkannte ihre Vorbehalte und begann, ihnen den wahren Ursprung des Mannas zu erklären. Er lehrte sie, dass das Wichtigste an diesem Ereignis war, was es ankündigte: das Brot des ewigen Lebens, das wahre Brot vom Himmel. Jesus sagte zu ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Nicht Mose hat euch das Brot vom Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das wahre Brot vom Himmel. Denn das Brot, das Gott gibt, kommt vom Himmel herab und gibt der Welt das Leben (Joh 6,32-33).

Jesus ist der neue Mose, der die Ankündigungen des Propheten erfüllt. Die Brotvermehrung erinnert an die Gabe des Manna in der Wüste und der Gang auf dem Wasser an den Durchzug durch das Rote Meer. Doch in beiden Fällen geht Jesus noch über das hinaus, was im Pentateuch angekündigt wurde. Nachdem er fünftausend Menschen gespeist hatte, riefen die Zeugen des Wunders tatsächlich aus: Das ist wirklich der Prophet, der in die Welt kommen soll (Joh 6,14). Später, als sie hören, dass dieses Brot Leben geben kann, baten sie ihn: Herr, gib uns immer dieses Brot! (Joh 6,34). Es ist eine natürliche Reaktion. Die samaritanische Frau hatte das Gleiche gebeten, als Jesus zu ihr über das Wasser sprach, das ins ewige Leben fließt. Und wie diese Menschenmenge wünschen auch wir, dass Gott unser Verlangen nach jenem Leben spendenden Brot vermehren möge.


JESUS ANTWORTETE ihnen, wie Johannes berichtet: Ich bin das Brot des Lebens (Joh 6,35). Diese Worte sind eine zentrale Offenbarung unseres Glaubens. Obwohl das Evangelium des Johannes die Einsetzung des Sakraments der Eucharistie nicht explizit erwähnt, vermittelt es dennoch die Theologie dieses Sakraments. Jesus wird als das Brot vorgestellt, das dem irdischen Weg Sinn und Hoffnung gibt, als die Speise, die Gott dem Elija gab, um vierzig Tage und vierzig Nächte bis zum Gottesberg Horeb (1 Kön 19,8) wandern zu können. Jesus ist das Brot des Lebens, denn er blieb im Sakrament der Eucharistie als „die Quelle und der Höhepunkt des christlichen Lebens“1, so das II. Vatikanische Konzil, als „Mitte und Wurzel des inneren Lebens“2, wie es der heilige Josefmaria oft sagte. Quelle und Höhepunkt, Mitte und Wurzel. Die Eucharistie erreicht diese Größe, weil sie Jesus Christus selbst enthält, den Urheber der Gnade, und weil „in ihr“, wie es das Kompendium des Katechismus der Katholischen Kirche ausdrückt, „das heiligende Handeln Gottes uns gegenüber und unsere Verehrung ihm gegenüber gipfelt“3.

„Die Eucharistie ist Jesus selbst, der sich uns ganz hingibt“, sagte Papst Franziskus. „Sich durch die eucharistische Kommunion von ihm zu nähren und in ihm zu bleiben, verwandelt unser Leben, wenn wir es mit Glauben tun. Es verwandelt unser Leben in ein Geschenk an Gott und an die Brüder und Schwestern. Sich von jenem ,Brot des Lebens‘ zu nähren bedeutet, in Harmonie mit dem Herzen Christi einzutreten, seine Entscheidungen, seine Gedanken, sein Verhalten anzunehmen. Es bedeutet, in eine Dynamik der Liebe einzutreten und Menschen des Friedens, Menschen der Vergebung, der Aussöhnung, des solidarischen Teilens zu werden. Dasselbe, was Jesus getan hat.“4 Der heilige Josefmaria hatte dies erfahren und von Jugend an lange Zeit vor dem Tabernakel verbracht. Deshalb riet er: „Sei ein Mensch, der aus der Eucharistie lebt! Wie viele Früchte der Heiligkeit und des Apostolates wirst du ernten, wenn dein ganzes Denken und Hoffen auf den Tabernakel gerichtet ist!“5


AUS DER EUCHARISTIE leben führt uns dahin, die Messe besonders zu pflegen, damit jeder Tag von der Gnade und der Kraft Gottes belebt werden kann. Zu diesem Zweck bitten wir den Herrn, dass wir lernen, in die Worte einzutreten, die er selbst an den Vater richtet und die uns die Kirche bei jeder Feier vorlegt. Auf diese Weise wird die Heiligkeit Gottes mehr und mehr unser alltägliches Leben, unsere Erfolge und Misserfolge, unsere Schwierigkeiten und Freuden durchdringen; auch die Betrachtung der Lesungen, die Vorbereitung mit geistlichen Kommunionen oder die Danksagung für die Teilnahme an der Messe und die Kommunion können uns dabei helfen. Wenn wir diesen Weg einschlagen, werden wir Jesus im Tabernakel besuchen wollen, mit ihm allein sein wollen, dort mehr oder weniger lange Weilen des Gebets verbringen wollen.

Wir bitten den Herrn auch um die Gnade, für seine Gegenwart in der Eucharistie sensibler zu werden. Jesus, stärke unseren Glauben, gib uns mehr Licht in unserem Verstand, damit wir fest glauben und tief in das Geheimnis dieses Sakraments eindringen können. Und gib uns auch mehr Liebe, um die häufige Kommunion zu begehren und mit aller Kraft deine Gegenwart im Tabernakel zu hochzuschätzen. Der folgende Rat des heiligen Josefmaria kann uns nützlich sein: „Besuche oft – und sei es auch nur im Geiste, mit dem Herzen – den Herrn im Tabernakel. Das schenkt dir Sicherheit und Ruhe. So wirst du spüren, dass du Liebe empfängst, und wirst Liebe schenken.“6

Wir bitten Maria, die eucharistische Frau, uns zu helfen, ihren Sohn zu lieben wie sie; wir wollen Jesus mit der gleichen Gesinnung empfangen wie sie: mit Reinheit, Demut und Andacht.


1 II. Vatikanisches Konzil, Lumen Gentium, Nr. 11.

2 Hl. Josefmaria, Im Feuer der Schmiede, Nr. 69.

3 Kompendium des Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 274.

4 Franziskus, Angelus-Gebet, 16.8.2015.

5 Hl. Josefmaria, Im Feuer der Schmiede, Nr. 835.

6 Hl. Josefmaria, Im Feuer der Schmiede, Nr. 837.