Betrachtungstext: 22. Februar - Kathedra Petri

Was denkt Gott über uns? - Das sichtbare Fundament der Einheit in der Kirche. - Dem Papst mit unserem Gebet helfen.

IHR ABER, für wen haltet ihr mich? (Mt 16,15) Jesus richtet diese Worte an seine Jünger und damit an jeden von uns. Er möchte das Bild kennen, das wir uns von ihm gemacht haben, unsere Gedanken und Gefühle über ihn, denn sie werden für unser Leben wichtig sein. Christliches Leben will nicht, dass wir uns mit einer Idee identifizieren, sondern dass wir eins werden mit einer Person, mit Jesus Christus. Soll der Glaube unseren Schritten Licht schenken, dürfen wir nicht bloß fragen: Was bedeutet Jesus Christus für mich?, sondern wir müssen zugleich bedenken: Was bedeute ich für Jesus Christus? Wir erfassen dann die Gaben, die uns der Herrgott geschenkt hat und die einen unmittelbaren Bezug zu unserer spezifischen Sendung haben1.

Petrus hörte also diese Frage aus dem Munde Christi. Die Apostel, die die Sendung des Meisters teilten, verstanden gut, wie sehr er auf sie zählte. Daran sollen die Menschen erkennen, sagt der heilige Bernhard, wie groß die Sorge Gottes für sie ist; sie sollen wissen, was Gott über sie denkt und fühlt. Frag dich nicht, du, der du ein Mensch bist, nach dem, was du erlitten hast, sondern nach dem, was er erlitten hat. Aus all dem, was Er für euch erlitten hat, könnt ihr ableiten, wie sehr Er euch geschätzt hat, und so wird euch Seine Güte deutlich werden2. Wenn wir davon träumen, was Gott von uns denkt und fühlt, besteht keine Gefahr der Übertreibung. Wir werden selbst in unseren kühnsten Träumen weit hinter der Wirklichkeit zurückbleiben. Wahrscheinlich kommen einem die Worte des heiligen Paulus in den Sinn: Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, was in keines Menschen Herz gedrungen ist (1 Kor 2,9).

PETRUS KOMMT den Jüngern immer zu Hilfe. Diesmal offenbart er die Göttlichkeit Jesu mit einer Klarheit, für die der Herr, nachdem er ihn gehört hat, voll des Lobes ist: Selig bist du, Simon Barjona; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel (Mt 16,17). Wir feiern das Fest der Kathedra des heiligen Petrus; es mag ein guter Zeitpunkt sein, um Gott für die Fürsorge für seine Kirche zu danken und dafür, dass er ein sichtbares Fundament für ihre Einheit geschaffen hat, einen Felsen, auf dem sie stehen kann: Ich aber sage dir: Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen (Mt 16,18).

Der Bischof von Rom ist als Nachfolger Petri das immerwährende, sichtbare Prinzip und Fundament für die Einheit der Vielheit von Bischöfen und Gläubigen3. Jesus teilt dem Petrus mit, wer er für Gott ist. Und in dem Moment, in dem er diese Erklärung abgibt, kennt der Herr seinen Apostel ganz genau: Er weiß, wie er ist, wie er reagiert, wie er denkt, wie sehr er ihn liebt. Er hat ihn schon vor Grundlegung der Welt erwählt.Woher kam es, daß die Schwachen die Starken, die Zwölf den ganzen Erdkreis besiegt haben, da sie doch nicht gleiche Waffen hatten, sondern wehrlos gegen Bewaffnete standen? ‒ fragt der heilige Johannes Chrysostomus. Umso mehr, wenn man bedenkt, dass sie furchtsam und ängstlich waren, wie wir aus der Beschreibung der Evangelisten über sie wissen, die ihre Fehler nicht verbergen wollten4. Dieselbe Hilfe Gottes, die Petrus zu einem Felsen gemacht hat, wirkt auch weiterhin auf seine Nachfolger und auf die ganze Kirche.

DER RÖMISCHE PAPST zählt auf unsere Gebete für seine Person und seine Anliegen. Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes! (Mt 16,6), sagte Petrus an diesem Tag. Unser Glaube stützt sich auf Jesus, der uns zum Vater führt. Es ist erstaunlich, dass Gott uns berufen hat, mit ihm an der Mission der Kirche teilzuhaben. Wir sind dabei, niemand ist überflüssig.

In einem Brief an einen Kardinal bekennt der heilige Josefmaria seine Überzeugung, dass sein Gebet dem Papst und der Kirche helfen kann:Beten ist das einzige, was ich tun kann. Mein unzureichender Dienst an der Kirche beschränkt sich auf dies. Und jedes Mal, wenn ich an meine Begrenztheit denke, fühle ich mich voller Kraft, weil ich weiß und spüre, dass es Gott ist, der alles tut5. Eine "mächtige Waffe", die auch der Gründer des Opus Dei regelmäßig einsetzte, um der Kirche zu helfen, ist der heilige Rosenkranz. Seit Jahren, sagte er, habe ich jeden Tag – und ich mache das weiterhin – auf der Straße einen Teil des Rosenkranzes für die ehrwürdige Person und für die Anliegen des Papstes gebetet6.

Der heilige Josefmaria betete nicht nur für seine Person und seine Anliegen, sondern folgte auch zeitlebens den Lehren des Papstes und suchte stets nach Möglichkeiten, seine Zuneigung zu ihm zu zeigen. So versuchen wir Christen alle, Petrus sehr nahe zu sein, auch wenn wir manchmal etwas nicht verstehen, sei es in seinen Worten oder in seinen Taten. Sollte letzteres der Fall sein, so schulden wir Kinder der Kirche einen religiösen Gehorsam des Willens und des Verstandes7 zu seinen Lehren und sprechen folglich nicht negativ über ihn, wenn dies die Einheit des Leibes Christi verletzen könnte.

Wir können uns an Maria, die Mutter der Kirche, wenden, damit sie Papst beschütze, ihn pflege und sehr glücklich mache: Maria hört nicht auf, die Kirche zu festigen und zu einen. Es ist kaum möglich, die Gottesmutter wirklich zu verehren, ohne sich den übrigen Gliedern des mystischen Leibes enger verbunden zu fühlen, enger verbunden auch mit dem sichtbaren Haupt dieses Leibes, dem Papst. Deshalb wiederhole ich gern: omnes cum Petro ad Iesum per Mariam, alle mit Petrus zu Jesus durch Maria! Und indem wir uns als Glieder der Kirche wissen und uns als Brüder im Glauben fühlen, begreifen wir die Brüderlichkeit tiefer, die uns mit der ganzen Menschheit verbindet, denn die Kirche wurde durch Christus zu allen Menschen und zu allen Völkern gesandt (Vgl. Mt 28,19)8.


1 Prälat Fernando Ocáriz, Im Licht des Evangeliums, Jugend und Beruf, S. 45.

2 Hl. Bernhard v. Clairveaux, Predigt I über die Erscheinung des Herrn, 1-2.

3 Zweites Vatikanisches Konzil, Lumen Gentium, Nr. 23.

4 Hl. Johannes Chrysostomus, Predigt über den ersten Brief an die Korinther, Nr. 4, 3.4.

5 Hl. Josefmaria, Brief aus Rom, 15. Juli 1967.

6 Hl. Josefmaria, Brief 3, Nr. 20.

7 Kodex (CIC), can. 752; vgl. Katechismus der katholischen Kirche, Nr. 892.

8 Hl. Josefmaria, Christus geht begegnen, Nr. 139.