Wie mächtig ist das Opus Dei?

Vittorio Messori gehört zu den meistgelesenen italienischen Publizisten. Durch die Empfehlung eines Lesers wurden wir auf sein provokantes Cicero-Interview aufmerksam. Bereits vor gut einem Jahr sagte Messori: "Aber vielleicht hat das Geheimnis, das das Opus umgibt, zumindest einen Vorteil: Es könnte Interesse wecken, sich mit dem auseinander zu setzen, was das Werk wirklich ausmacht." Hier ein kurzer Auszug aus dem von Christoph Scholz für Cicero geführten Gespräch.

Das Opus Dei, Werk Gottes, musste in Dan Browns Thriller „Sakrileg“ als obskure Geheimloge herhalten. Welche Macht besitzt das Werk?

Wir leben heute unter einer neuen Inquisition, einem neuen Dogmatismus: der Political Correctness. Zu diesem Dogma gehört, dass sich das einzig akzeptable Vorurteil gegen den Katholizismus richten darf. Die Diffamierung des Katholizismus erscheint erlaubt und wohlfeil. Innerhalb des Katholizismus gibt es dann noch Wirklichkeiten wie das Opus Dei, das man offenbar ohne jede öffentliche Empörung als mörderische Sekte verunglimpfen darf. Aber vielleicht hat das Geheimnis, das das Opus umgibt, zumindest einen Vorteil: Es könnte Interesse wecken, sich mit dem auseinander zu setzen, was das Werk wirklich ausmacht.

Wie ist der Einfluss dieser ordensgleichen Prälatur einzuschätzen?

Sicherlich gehören dem Werk vor allem in Lateinamerika viele Bischöfe an. Die Wahl fiel aber hier und anderswo oft aufgrund persönlicher Qualifizierung. Außerdem sind viele der rund 80.000 Mitglieder des Opus gut gebildet. Es ist allerdings eine Legende, dass es ein Club von Reichen und Mächtigen sei. Bei den Recherchen zu meinem Buch über das Opus habe ich gelernt, dass die Mitglieder aus allen Gesellschaftsschichten stammen, vor allem aus der Mittelschicht.

Vittorio Messori