Nähert euch dem Tabernakel voll Liebe!

Weder die Loslösung von den Gütern dieser Welt noch der Geist der Armut taten der Hochschätzung des hl. Josefmaria für Schönheit und Kunst in der Liturgie Abbruch. Wie man sieht, hatte er viel Glauben und war großzügig in allem, was sich auf den Herrn bezieht.

Welches Feingefühl unser Vater für die würdige Feier der Liturgie und jeden einzelnen Aspekt hatte, kommt unter anderem in Punkt 527 des Buches Der Weg zum Ausdruck: »Jene Frau, die im Hause Simons des Aussätzigen in Bethanien das Haupt des Meisters mit Nardenöl salbte, erinnert uns an die Pflicht, im Dienste des Herrn freigebig zu sein.

All die Pracht und Herrlichkeit und Schönheit scheinen mir gering. Und gegen jene, die am Reichtum der heiligen Gefäße, Paramente und Altäre Anstoß nehmen, hört man das Lob Jesu: ›Opus enim bonum operata est in me‹, sie hat ein gutes Werk an mir getan.« Die folgenden Erinnerungen von Bischof Alvaro del Portillo sind dem Buch „Über den Gründer des Opus Dei – Ein Gespräch mit Cesare Cavalleri“ entnommen.

1959 oder 1960 muß es gewesen sein, wir waren in London und sahen im Fernsehen eine Zeremonie am britischen Königshof. Der Vater machte, wie auch bei anderen Gelegenheiten schon, darauf aufmerksam, wieviel an Vorbereitung hinter solch einem feierlichen Akt stecke. Er wollte darauf hinweisen, wieviel mehr an Liebe und Eifer als bei Feierlichkeiten in Anwesenheit der englischen Königin in unserer Vorbereitung auf die Liturgie stecken müsse, wo es doch um Gott unseren Herrn gehe.

Weder die Loslösung von den Gütern dieser Welt noch der Geist der Armut taten seiner Hochschätzung für Schönheit und Kunst in der Liturgie Abbruch. Wie man sieht, hatte er viel Glauben und war großzügig in allem, was sich auf den Herrn bezieht.

Die heiligen Gefäße sollten vom Schönsten und Kostbarsten sein. Wenn er dennoch auf die Armut achtete, dann nicht in der Qualität, sondern in der Quantität. Er legte fest, daß in den Zentren des Opus Dei die für die Liturgie bestimmten Objekte ansehnlich und schön, aber nur soviel vorhanden sind, wie man unbedingt braucht. (...)

Oft konnte der Vater dem Herrn jedoch nicht alles das geben, was er gern wollte. Zu seinem Bedauern blieb ihm im Jahre 1935 nichts anderes übrig, als in der Kapelle des Studentenheims in der Straße Ferraz einen ärmlichen Holztabernakel aufzustellen, den ihm die Ehrwürdige Mutter Muratori geliehen hatte. Zur feierlichen Aussetzung des Allerheiligsten diente eine ziemlich wertlose eiserne Monstranz, bei der nur die Lunula für die Hostie aus Silber war. Von da an hörte ich ihn oft sagen, er wolle dem Herrn für den Kult selbst dann Kostbarkeiten anbieten, wenn er selbst deswegen hungern müßte.

Immer wieder, besonders aber in den letzten Jahren, sagte er: »Heute sind die Leute knauserig, wenn es um den Herrn geht, ich begreife das nicht. Selbst wenn es soweit käme, daß ein Verliebter seiner Braut als Zeichen der Liebe ein Stück Eisen oder Zement zum Geschenk macht, selbst dann werde ich dem Herrn weder Eisen noch Zement schenken, sondern das Beste, was ich habe.«

Und so hielt er es immer: Das Beste, was er hatte, war für den Herrn. Schon um 1928 wollte er einen Kelch mit einem im Fuß unsichtbar angebrachten kostbaren Edelstein in Auftrag geben, also dort, wo keiner ihn sehen kann, als verborgenes Opfer, das allein dem Herrn gilt. Erst Jahre später in Rom, als ihm eine Dame einen besonders großen Smaragd schenkte, konnte er dieses Vorhaben verwirklichen.

Er ließ die konsekrierten Hostien im Tabernakel wöchentlich erneuern und verfügte dies als Regel für alle Zentren des Werkes. Sollte das einmal nicht möglich sein, gelte es, den Termin vorzuverlegen. Im Jahre 1940 oder 1941 ging auch ein anderer alter Wunsch von ihm in Erfüllung, nämlich die Hostien in unseren Häusern selbst zu backen. Im Laufe der Zeit würde es sogar möglich sein, Korn und Trauben für die eucharistischen Gestalten anzubauen. Am 15. Januar 1965 erläuterte er diesen langgehegten Plan: »Es geht darum, Gott, der in unseren Händen zur Welt kommt, dadurch zu liebkosen, daß wir die Gestalten vorbereiten, in die er herabsteigt.« Ich hörte ihn ähnliches sagen, als er am 28. März 1975, wenige Monate vor seinem Tod, mit seinen Töchtern zusammen war.

Solange er der einzige Priester im Opus Dei war, kümmerte er sich persönlich in unseren Zentren um die Reinigung des Tabernakelinneren. Er tat dies im Zwei-Wochen-Rhythmus, wenn er von Madrid aus in die anderen Städte reiste. Er sprach dabei innerlich mit dem Herrn im Sakrament und sagte ihm immer wieder, all die Aufmerksamkeit gelte nur ihm allein. Uns ermahnte er: »Seid in allem, was mit dem Tabernakel zu tun hat, sehr genau und feinfühlig!« Als er diese Aufgaben seinen Söhnen, die Priester geworden waren, übertrug, brachte er ihnen bei, sie mit größter Sorgfalt zu erfüllen und dabei viele Stoßgebete und Geistige Kommunionen zu verrichten.

Von Anfang an legte er fest, daß alle Tücher, die bei der Messe benutzt werden, Kelchtuch, Schultertuch und das Tuch zur Händewaschung, nach jeder Benutzung wieder gewaschen und gebügelt werden. Das wird seitdem in allen Zentren so gehandhabt, als Zeichen der Liebe zu Gott und der Ehrfurcht vor dem Meßopfer. Ein Kardinal, der sich in der von Mitgliedern des Opus Dei ins Leben gerufenen Universitätsklinik von Navarra aufhielt, erzählte mir später mit Bewunderung, wie er bei einem Rundgang in einem Zimmer ziemlich viele weiße, ordentlich übereinandergelegte Tücher gesehen habe. Auf seine Nachfrage habe sich herausgestellt, daß die Tücher bei den Messen am Morgen benutzt worden waren und jetzt zum Waschen und Bügeln für den nächsten Tag bereitlagen.

Die Liebe des Vaters zur Eucharistie wurde in vielen Kleinigkeiten sichtbar, bis hin zu der Art und Weise, Blumen neben den Tabernakel zu legen: »Wenn ihr eine Blume neben den Tabernakel legt, dann küßt sie und sagt dem Herrn, dieser Kuß solle sich zur Ehre des Herrn verzehren wie die Blume, wie das Ewige Licht, das den Menschen zeigt, wo der Herr ist.«