Kultur gestalten: Wie mach­en Medien Meinung?

Mitteleuropäische Tagung für Studentinnen im Wiener Kulturzentrum Währing vom 3. bis 5. März 2006

WIEN. Vogelgrippe, Dopingskandal oder Mohammedkarikaturen: dem Me­dien­kon­su­men­ten bleibt nichts anderes übrig, als Bildern und Informationen der Medien zu vertrauen. Kaum etwas kann er selbst überprüfen. Was aber tun, wenn Fotos lügen? Wie ist kritischer Medienkonsum möglich? Wie machen Medien Meinung? Rund 40 Stu­den­tin­nen aus Österreich, Ungarn, Tschechien und der Slowakei setzten sich bei der Mittel­euro­päischen Tagung zum Thema "Kultur gestalten - Die Sprache der Medien" (3. bis 5. März 2006) kritisch mit dem Phänomen Massenmedien aus­ein­an­der. Das vom Kultur­zen­trum und Stu­den­tin­­nen­heim Währing ver­an­stal­tete Woch­en­end­se­mi­nar wurde freund­li­cher­wei­se von Bezirksvorsteher Karl Homole unterstützt. Auf dem Programm standen Vorträge von Journalisten, Fotografen, Workshops, Referate sowie ein Besuch des ORF-Rundfunkstudios. "Junge Menschen sind anspruchsvoll, wenn es um Authentizität geht", meint Susanne Kummer, Lei­terin des Stu­den­tin­nen­heims, selbst lange als Jour­na­lis­tin tätig. Ein Blick hinter die Kulissen des Medien­betriebs zeige, wie wichtig es ist, der Gene­ration von morgen Hilfen zu einem kritischen Umgang mit Medien zu bieten.

"Gesellschaftliche Normen werden heute vor allem durch die Unterhaltungsindustrie geprägt", erklärte Michael Prüller, stellvertretender Chefredakteur der österreichischen Tageszeitung Die Presse bei seinem Vortrag "Medien machen Meinung. Chancen und Gefahren". Studien belegen: Was in Seifenopern als normal und akzeptabel dargestellt wird, ist es früher oder später auch in den Köpfen der Zuseher, so Prüller. Dass im aktuellen Tagesgeschehen Medien nicht nur bei der Auswahl der Meldungen manipulieren, sondern "auch bei der Aufbereitung und dem Inhalt" (Prüller), verdeutlichte Pressefotografin Pia Bimashofer in ihrem Beitrag über die "Macht der Bilder". "Es gibt heute praktisch kein Foto mehr in einer Frauenzeitschrift, das nicht digital bearbeitet wurde", meinte die Fotografin selbstkritisch. Keine Poren, keine Falten und fragwürdige Schönheitsideale - kaum etwas davon ist echt, und dennoch dienen diese computerisierten Frauen als Vorbilder für ganze Generationen von Mädchen. 

Wie schwierig es für Journalisten ist, großpolitische Ereignisse wie etwa das der EU-Präsidentschaft Österreichs kon­su­men­ten­freund­lich aufzubereiten, erläuterte Romana Klär, Außenpolitik-Redakteurin der Tageszeitung Kurier in einem abendlichen Kamingespräch. Die Studentinnen hatten schließlich selbst die Möglichkeit, unter professioneller Anleitung journalistisch tätig zu werden. Sie verfassten Artikel und Reportagen über die Themen des Seminars. Und ein wenig durften sie an einem Vormittag selbst erleben, was es heißt, unter Stress zu produzieren…