Das Wunder in Kürze – Fragen und Antworten

Zur Berufskrankheit Röntgenoderm – zum Fall Nevado – zur Heilung – zur Auswahl des Fall für den Heiligsprechungsprozeß – zur Beteiligung von Opus-Dei-Mitgliedern

Woran litt Dr. Nevado, und welche Symptome zeigt diese Krankheit?

Dr. Nevado litt unter chronischer Radiodermatitis. Nach Auskunft der Fachleute sowie der einschlägigen Literatur zeigt diese Krankheit verschiedene Entwicklungsstadien. Im Anfangsstadium treten folgende Symptome auf: Trockene, spiegelnde Haut auf den Streckseiten der Hände mit beginnendem Haarausfall, brüchige Fingernägel mit Längsriefen; dazu Parästhesien (Mißempfindungen) und Überempfindlichkeit gegen Hitze.

Wie entwickelt sich eine Radiodermatitis weiter?

Mit fortschreitender Erkrankung erscheinen die betreffenden Hautareale gänzlich enthaart und trocken. Durch Atrophie der Epidermis wird die Haut immer dünner und leichter verletzlich. Farbveränderungen durch stellenweise vermehrte Pigmentierung und kleine organisierte Blutergüsse. Die Epidermis zeigt schuppende Bereiche und Rhagaden (kleine rißartige Geschwüre).

In der nächsten Phase der chronischen Radiodermitis kommen weitere Schädigungen hinzu. Zunehmend treten Warzen und offene Stellen auf und verschlimmern sich, auch wenn die Hände keiner weiteren Strahlung ausgesetzt werden. Hinzu kommen Hyperkeratosen sowie schmerzhafte Hornablagerungen an den Seiten und Kuppen der Finger. Die Funktion der Hände ist eingeschränkt. Bei fortschreitender chronischer Radiodermatitis breiten sich die atrophischen Bereiche der Epidermis aus, die Dermis fibrosiert. Die Schmerzen werden meist stärker.

Die Neoplasien (Tumoren) bei chronisch-kanzerierender Radiodermatitis entwickeln sich in den ulzerierten bzw. keratotischen Hautarealen. Zugleich besteht die Gefahr der Ausbreitung auf andere Organe (Metastasierung).

Bei Dr. Nevado war die chronische Radiodermatitis bereits bis zum Auftreten von Hautkrebsen an den Händen fortgeschritten.

Ist die chronische Radiodermatitis heilbar?

Nein. Dafür gibt es keine heilende Behandlungsmethode, sondern nur lindernde Maßnahmen gegen einzelne Symptome. Massiv befallene Hautareale kann man chirurgisch entfernen und die betreffenden Stellen durch Hauttransplantationen decken. Bei tiefer reichenden Defekten kann man nur noch die betreffenden Teile der Hand amputieren.

Handelt es sich um eine schwere Erkrankung?

Ja, denn die chronische Radiodermatitis schreitet unaufhaltsam fort, führt zur Arbeitsunfähigkeit und schließt die Gefahr eines generalisierten Tumorleidens ein. Ist es erst einmal zu Entartungen in der Epidermis gekommen, ist diese Gefahr sogar unmittelbar gegeben.

Kann man im Fall des Dr. Nevado von einer vollständigen Heilung sprechen?

Zweifellos. Seine Hände sehen fast normal aus. Die einzig verbleibenden Auffälligkeiten kann man als Vernarbungen in Folge einer geheilten Krankheit ansprechen. Außerdem haben seine Hände wieder ihre volle Beweglichkeit, Funktionstüchtigkeit und Sensibilität zurückerhalten.

Kann es nicht zu einem Rückfall kommen?

In ihrem natürlichen Verlauf führt die Radiodermatitis zu immer stärkeren Beeinträchtigungen, während mit der Heilung von Dr. Nevado die Entwicklung die entgegengesetzte Richtung bis hin zur vollständigen Normalisierung eingeschlagen hat. Einige Wochen nach der Heilung im Januar 1993 begann er wieder zu operieren und hat bis heute keinen Rückfall erlitten. Deshalb kann man mit Sicherheit von einer dauerhaften Heilung sprechen.

Kann irgendeine Form von Suggestion mitgespielt haben, als sich die Beschwerden der chronische Radiodermatitis besserten?

Nein. Dieses Leiden ist nicht psychischer Natur, sondern wird durch physische Ursachen hervorgerufen, konkret durch die anhaltende Belastung mit ionisierenden Strahlen. Solche Ursachen kann man in jedem Stadium ihrer Wirkung objektivieren.

Hatte Dr. Nevado Krebs?

Die Medizinische Kommission hat Dr. Nevados Diagnose folgendermaßen gestellt: „Kanzerierung einer schweren chronischen Radiodermatitis dritten Grades in irreversiblem Stadium“. Auch ohne Biopsien aus den befallenen Bereichen hielt die Kommission diese Diagnose für voll und ganz gerechtfertigt, und zwar aufgrund der übereinstimmenden klinischen Befunde der Dermatologen, die die Hände von Dr. Nevado untersucht hatten, sowie des Krankheitsverlaufes. Da bereits ein Karzinom in der Epidermis aufgetreten war, handelte sich tatsächlich um eine chronische Radiodermatitis dritten Grades. Somit war die Prognose für Dr.Nevado ungünstig, ja lebensbedrohlich.

Wer hat Dr. Nevado die Diagnose mitgeteilt?

Seit den allerersten Symptomen war ihm völlig klar, an welcher Krankheit er litt. Schließlich kannte niemand die Geschichte seiner Krankheit besser als der davon befallene selbst – schließlich ist er ja Chirurg und Traumatologe. Andererseits hatten mehrere Arztkollegen – und zwar Professoren für Dermatologie – zweifelsfrei eine chronische Radiodermatitis diagnostiziert. Deshalb unterzog sich Dr. Nevado auch keiner Biopsie. Es bestand eben keinerlei Zweifel an der Art, an der Ursache und am progressiven Verlauf seines Leidens. Wie alle Ärzte seiner Generation wußte Dr. Nevado von Kollegen, die an einem generalisierten Tumorleidens auf der Basis einer chronischer Radiodermatitis verstorben waren – das heißt, nachdem sich bösartige Tochtergeschwülste in die Achsellymphknoten und weiter in Lunge und Leber ausgebreitet hatten.

Die chronische Radiodermatitis ist bei Chirurgen, die unter Röntgenstrahlen Knochenbrüche eingerichtet haben, eine häufige und wohlbekannte Erkrankung mit völlig eindeutiger Symptomatologie. So ist es auch bei Dr. Nevado: Lange Berufsjahre hat er tagtäglich Knochenbrüche eingerichtet. Die sichere Diagnose sowie die nicht mehr zu behebenden Schädigungen erklären also zu Genüge, warum sowohl der Kranke selbst wie auch seine Berufskollegen, die er informell zu Rate zog, jede weitere Untersuchung für unnütz hielten. Als die erste der betroffenen Haustellen offensichtlich bösartig entartet war, riet ihm ein Facharzt, sie chirurgisch entfernen zu lassen. Doch bald darauf kam es zu dem Heilungswunder.

Gehören Dr. Nevado oder jemand von seiner Familie dem Opus Dei an?

Nein, weder er selbst noch irgendein Familienangehöriger.

Hat ein Arzt vom Opus Dei an der Medizinischen Kommission vom 10. Juli 1997 mitgewirkt?

Weder hat ein Arzt vom Opus Dei noch sonst ein Angehöriger der Prälatur der Medizinischen Kommission angehört, die die der Kongregation für die Heiligsprechungen zur Prüfung der Frage eingesetzt hatte, ob diese Heilung wissenschaftlich zu erklären ist oder nicht.

Sind noch andere Wunder geschehen? Wenn ja, warum wurde für den Heiligsprechungsprozeß gerade dieses ausgewählt?

Bei der Postulation ist im Laufe der Zeit eine ganze Reihe von Berichten über angenommene Wunder eingegangen. Derzeit ist ein Buch in Vorbereitung, das von neunzehn außerordentlichen Heilungen berichten wird, die der Fürbitte des seligen Josefmaria Escrivá zugeschrieben werden. Eine Sammlung von mehr als dreißig solchen Erzählungen über unerklärliche Heilungen wurde der Kongregation für die Heiligsprechungen übergeben. Sie stammen aus Australien, Brasilien, Chile, Ecuador, Honduras, Italien, Österreich, Peru, den Philippinen, Puerto Rico, Spanien, den USA und Venezuela. Eigentlich bot sich jeder dieser Berichte für ein Heiligsprechungsverfahren an, denn in allen Fällen hatten Fachärzte ausgesagt, die Heilungen seien wissenschaftlich nicht zu erklären. Eine Auswahl bedeutet immer, daß man andere, genau so gute Möglichkeiten beiseite läßt. Im vorliegenden Fall spielte auch der Zeitfaktor eine Rolle.