Das Röntgenoderm und die Heilung des Dr. Nevado

Ausführlicher Bericht Dr. Manuel Nevado litt 30 Jahre an der tückischen Berufskrankheit. Sein Zustand wurde immer schlimmer. Die Krankheit drohte tödlich zu werden. 1992 wurde Nevado in kurzer Zeit geheilt.

Übersicht: Bei der Heilung handelt es sich um den raschen, vollständigen Rückgang einer schweren Strahlenschädigung (Röntgendermatitis) des spanischen Chirurgen Dr. Manuel Nevado im Jahre 1992.

Vom Beginn seiner ärztlichen Tätigkeit als Traumatologe im Jahre 1956 an, arbeitete Dr. Nevado sehr häufig unter Röntgenstrahlen. Damals verfügten die Geräte über keinen hinreichenden Strahlenschutz und wurden über lange Zeit bei maximaler Intensität eingesetzt. Im Jahre 1962 zeigten sich erste Zeichen an den Händen: Enthaarung, Rötung der Haut und einige schwarze Flecken. Von da an sah sich Dr. Nevado besser vor, doch die Krankheit schritt weiter fort: Die Flecken nahmen zu, die Haut wurde gröber und begann zu schuppen, es erschienen Warzen und Geschwüre an den Seiten der Finger. Ab 1982 rief jede Berührung Schmerzen hervor und die Sensibilität ließ nach. Die Finger wurden derart unbeweglich und die Beschwerden so stark, daß er seit 1984 keine großen Operationen mehr vornehmen konnte. Als die Schädigungen weiter zunahmen, zog er mehrere Kollegen zu Rate, die eine chronische Radiodermatitis (auch Radioderm oder Röntgenoderm genannt) diagnostizierten, gegen die es keine heilende Behandlung gibt. Man riet ihm, als lindernde Maßnahme zunächst nur, die Wunden mit Vaseline geschmeidig zu halten. Außerdem wurde besprochen, daß vielleicht eine Hauttransplantation die Entwicklung der Krankheit stoppen oder verzögern könnte. Nevado befolgte nur den ersten Rat und verschob die Transplantation auf später. Im Jahre 1992, als das Radioderm bereits irreversibel und auf der linken Hand ein Karzinom aufgetreten war, gab ihm jemand einen Gebetszettel zum seligen Josefmaria und machte ihm Mut, für seine Heilung zu beten. Keine zwei Wochen später waren die Wunden und Funktionsmängel vollständig geheilt, so daß er seine chirurgische Tätigkeit wiederaufnehmen konnte.

Manuel Nevado Rey (im folgenden Manuel Nevado) wurde am 21. Mai 1932 in Herrera de Alcántara (Provinz Badajoz, Spanien) geboren. Medizinisches Examen (Lizenziat) 1955 an der Universität Salamanca. Im selben Jahr Assistenzarzt und Beginn der Facharztausbildung in Allgemeiner Chirurgie und Traumatologie an der Chirurgischen Abteilung des Krankenhauses Marqués de Valdecilla in Santander.

Strahlenbelastung

Vom Beginn seiner Assistententätigkeit an richtete er sehr häufig Knochenbrüche ein, und zwar zur Sichtkontrolle unter Röntgengeräten. Die Durchleuchtungsapparate jener Zeit, die sogenannten „Siemens-Kugeln“, verfügten nur über unzureichende Strahlenschutzvorrichtungen. Der Chirurg hielt die zu behandelnde Gliedmaße zwischen der Strahlenquelle und dem Bildschirm fest und brachte die Knochenfragmente in die gewünschte Stellung. Die Bildauflösung der Geräte war noch derart begrenzt, daß sie stets mit maximaler Strahlungsintensität und für ziemlich lange Zeit betrieben werden mußten. In der Regel war die linke Hand des Chirurgen einer besonders großen Strahlenmenge ausgesetzt, weil er mit ihr die verletzte Gliedmaße festhielt.

Ende 1956 ging Nevado nach Badajoz, um seinen Militärdienst abzuleisten, und wurde an das Militärkrankenhaus kommandiert, wo er den unfallchirurgischen Dienst übernahm. Bei der Einrichtung von Knochenbrüchen, der Entfernung von Fremdkörpern und anderen Operationen war er dort weiterhin an Durchleuchtungsgeräten tätig.

Nach dem Militärdienst ging Dr. Nevado an das Krankenhaus der Sozialversicherung in Badajoz. Hier blieb er bis 1962 und arbeitete noch mehr an Röntgenapparaten.

Erste Krankheitszeichen im Jahre 1962

Im Dezember 1962 heiratete er Consuelo Santos, die er einige Jahre zuvor am Krankenhaus Marqués de Valdecillas kennengelernt hatte. Sie hatte ein Studium an der Philosophischen Fakultät abgeschlossen und war dann Operationsschwester geworden. Frau Santos-Nevado bezeugt die laufende Röntgen-Exposition der Hände ihres Mannes unter mangelhaftem Strahlenschutz. Sie erinnert sich, daß erste Symptome der Krankheit, die sich mit der Zeit zu einem schweren Röntgenoderm auswachsen sollte, schon zur Zeit ihrer Heirat erkennbar waren: Enthaarung auf den Streckseiten der Finger sowie mehrere Hautareale mit vermehrter Pigmentierung bzw. Erythemen (geröteten Flecken).

Auch Dr. Isidro Parra, Universitätsprofessor für Dermatologie, der Nevado 1963 kennengelernt hatte, erinnert sich genau, daß dieser damals schon die typischen Schädigungen aufwies, wie sie bei fortgesetzter Belastung mit Röntgenstrahlen auftreten.

Nach seiner Heirat siedelte Dr. Nevado nach Almendralejo in der spanischen Provinz Badajoz über. Dort arbeitete er von 1962 bis 1980 als Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Abteilung für Allgemeine Chirurgie und Traumatologie am Krankenhaus Unsere Liebe Frau vom Pilar. Dieses Haus wurde von Mercedarierinnen (Barmherzigen Schwestern) geführt. Er traf nun vermehrte Vorsichtsmaßnahmen, und statt der „Siemens-Kugel“ setzte er bei der Einrichtung von Brüchen möglichst Geräte mit besseren Schutzvorrichtungen ein. Dennoch entwickelten sich die Hautschäden auf Händen und Fingern progressiv weiter. Die Erytheme gingen in kleine verstreute Areale mit Hyperkeratosen (Stellen mit verdickter Hornhaut) und Warzen über. Diese Symptome waren links stets stärker als rechts und zeigten sich besonders an den Seiten der Finger. Hinzu kamen Geschwüre verschiedener Größe.

Im Jahre 1980 hörte er am Krankenhaus Unsere Liebe Frau vom Pilar in Almendralejo auf und verlegte, abgesehen von der Betreuung seiner Privatpatienten, den beruflichen Schwerpunkt auf das Centro de Asistencia Sanitaria der Sozialversicherung in Zafra, Provinz Badajoz.

Fortschreitende Funktionseinschränkung der Hände

Ab 1982 traten immer mehr heftigere Beschwerden auf, insbesondere scharfe Schmerzen bei jeder Berührung. Zugleich bemerkte er, daß die Sensibilität und Beweglichkeit der Finger nachließen, letzteres infolge der Schmerzen bei Berührung oder Beugung.

Die Instrumentenschwester im Operationssaal, Schwester Carmen Esqueta, bemerkte, daß Dr. Nevado wegen seiner heftigen Beschwerden verschiedene chirurgische Instrumente nicht mehr richtig handhaben konnte. Weiter erinnert sie sich, daß es ihm wegen der Schmerzen nicht mehr möglich war, vor den Operationen die Hände mit wirksamen Detergentien zu waschen und zu bürsten, wie das in der Chirurgie nötig ist. Außerdem tragen die Chirurgen Gummihandschuhe, die von innen mit Talkum eingepudert sind. Nevado konnte zu dieser Zeit kein Talkum mehr vertragen, weil es seine Wunden reizte. Er zog sich zunächst sterilisierte Leinenhandschuhe an und dann die Gummihandschuhe darüber. Auf diese Weise konnte er das Talkumpuder vermeiden.

Die Beschwerden nahmen derart zu, daß er ab 1984 oder 1985 große Eingriffe im Operationssaal aufgeben und sich auf die Arbeit in der Praxis sowie auf kleinere Eingriffe beschränken mußte, für die keine so gründliche Asepsis wie im OP-Bereich erforderlich ist.

Einstimmige Diagnose: chronische Radiodermatitis

Mit Fortschreiten seiner Erkrankung machte sich Dr. Nevado zunehmend Gedanken über die Zukunft seiner Hände und ließ gegenüber seiner Frau gelegentlich fallen, er müsse sich vielleicht einer Hauttransplantation an Fingern und Händen unterziehen. Informell zog er einige Dermatologen zu Rate – Freunde und Universitätsprofessoren. Die Diagnose lautete einstimmig auf chronische Radiodermatitis, für die es keine heilende Behandlung gebe, sondern nur lindernde Maßnahmen: Die Haut mit Vaseline geschmeidig halten oder die Wunden durch Hautverpflanzungen schließen.

Im Jahre 1992 stellten mehrere Universitätsprofessoren für Dermatologie an den Händen verschiedene Geschwüre der Epidermis fest. Am meisten fiel eine ausgedehnte Wunde von zwei Zentimetern im größten Durchmesser auf, die auf dem Rücken und der Innenseite des linken Mittelfingers saß und infiltrierte Ränder aufwies. Über die vermehrt pigmentierte und schuppige Haut verstreut saßen kleinere Geschwüre und Hautstellen mit vermehrter Hornbildung.

Alle konsultierten Spezialisten stimmen darin überein, daß es sich um ein Epidermiskarzinom handelte. Da sie Nevados Krankengeschichte kannten, hatten sie keinerlei Zweifel daran. Es handelte sich um die unvermeidliche Folge einer langjährigen chronischen Radiodermatitis. Im progressiven Verlauf dieser Krankheit war es zu ihrer gefährlichsten irreversiblen Komplikation gekommen. In einem derartigen Fall ist die übereinstimmende klinische Diagnose mehrerer Spezialisten mit der entsprechenden differentialdiagnostischen Abklärung absolut sicher.

Die nächste Phase des pathologischen Prozesses ließ – auf dem Ausbreitungsweg über das lymphathische System – das Auftreten von Metastasen erwarten. In diesem Fall ist die Prognose ungünstig, und die einzig mögliche Therapie besteht in der rechtzeitigen Amputation der befallenen Hand – oder sogar des Armes.

Bitte um die Fürsprache des seligen Josefmaria Escrivá

In der ersten Novemberwoche 1992 mußte Dr. Nevado in einem Madrider Ministerium eine Angelegenheit besprechen. Nachdem der betreffende Beamte ihn über die betreffende Frage informiert hatte, schaute er auf seine Hände und fragte ihn nach den Ursachen seiner Wunden. Dr. Nevado erklärte ihm, daß es sich um eine unheilbare und progressive Berufskrankheit handelte. Daraufhin machte ihm der Beamte Mut, Gottes Hilfe anzurufen, und gab ihm einen Gebetszettel des seligen Josefmaria Escrivá. Zugleich empfahl er ihm, den Herrn auf die Fürsprache des Seligen um Heilung zu bitten.

Sofort als er den Gebetszettel bekam, begann Dr. Nevado, um die Heilung seiner Hände zu bitten. Etliche Tage später, am 12. November 1992, reiste er aus beruflichen Gründen nach Wien. Dort fand er in verschiedenen Kirchen Gebetszettel des seligen Josefmaria. Das beeindruckte ihn sehr und half ihm, lebendiger an dessen Fürsprache zu glauben und sie nachdrücklicher anzurufen.

Heilung ohne wissenschaftliche Erklärung

Die ersten Anzeichen der Besserung bemerkte er sehr wenige Tage, nachdem er angefangen hatte, um die Heilung seiner Hände zu bitten. Die vollständige Remission seiner Schädigungen trat innerhalb von etwa vierzehn Tagen ein. Bei einer Krankheit, die vor dreißig Jahren begonnen und sich seither kontinuierlich verschlimmert hatte, mußte mit Sicherheit etwas Außergewöhnliches geschehen sein.

Seine Frau nahm die überraschende und schnelle Besserung der Schädigungen wahr. Die tiefen Ulzera waren vernarbt und die hyperkeratotischen Plaques verschwunden. Dr. Nevado bat sie nicht mehr, die Verbände zu wechseln.

Die Beschwerden – heftige Schmerzen bei kleinsten Stößen sowie Sensibilitätsstörungen – ließen spontan nach. Auch die bisher bestehenden Funktionsverluste verschwanden. Ab Januar 1993 konnte er wieder ganz normal alle Arten von chirurgischen Operationen vornehmen.

Die Heilung ist bis heute stabil, wie der Zustand seiner Hände beweist.

Zusammenfassung

Die Zeugnisse des Betroffenen und der anderen Zeugen, die seine Schädigungen kannten, darunter Hautärzte und Radiologen, machen eindeutig klar, daß Dr. Nevado an einem schweren Radioderm auf den Streckseiten seiner Hände und Finger litt. Der krankhafte Prozeß hatte sich über dreißig Jahre entwickelt, da die ersten Symptome von 1962 datieren. Mit den Jahren zwang ihn sein Leiden, den Schwerpunkt seiner Tätigkeit von der Chirurgie auf die Arbeit als niedergelassener Arzt zu verlagern.

Der Zusammenhang zwischen den schweren Schädigungen der Haut und der häufigen, jeweils lange andauernden Belastung mit ionisierenden Strahlen wurde vollständig bewiesen und steht außer Zweifel.

Das Radioderm ist wissenschaftlich gründlich beschrieben worden. Als Berufskrankheit tritt es insbesondere bei Traumatologen und Radiologen auf, die ihre Tätigkeit bereits aufgenommen hatten, als die Röntgengeräte noch nicht über Schutzvorrichtungen wie heute verfügten. Die Erkrankung entwickelt sich langsam, ist chronisch und progressiv und remittiert nie spontan. Eine heilende Behandlung gibt es nicht. Im Spätstadium, wenn bereits bösartig entartete Geschwüre vorhanden sind, helfen nur noch chirurgische Eingriffe wie die Amputation der von Tumoren befallenen Bereiche, um die Ausbreitung und Metastasierung in entfernte Organe möglichst zu verhindern.

Darum ist es nicht nur überraschend, sondern medizinisch nicht zu erklären, daß die Hände von Manuel Nevado nach der Anrufung des seligen Josefmaria Escrivá Ende November 1992 von einem Radioderm geheilt worden sind, das sich über mehr als dreißig Jahre entwickelt hatte.

Der Geheilte drückt dies in seinem Zeugnis mit folgenden Worten aus: „Ich erzähle die Heilung von meinem Röntgenoderm hier so, wie sie geschehen ist. Ich hatte große Angst vor einer Metastase, denn das hätte für mich sogar eine infauste Prognose bedeutet. Aber dieser Fall trat nicht ein. Das Radioderm heilte einfach, und das kann ich nur der Fürsprache des seligen Josefmaria Escrivá zuschreiben.“

Auf der Grundlage der in diesem Verfahren vorliegenden Zeugnisse wie der beigebrachten Dokumentation hat die Medizinische Kommission der Kongregation für die Heiligsprechungen einstimmig die folgende Diagnose formuliert: „Kanzerierung einer schweren chronischen Radiodermatitis dritten Grades in irreversiblem Stadium“.

Entsprechend der Schwere des erreichten Krankheitszustandes hat dieselbe vatikanische Stelle die Prognose als „infaust“ eingestuft.

Die Medizinische Kommission hat die vollkommene Heilung der Läsionen innerhalb von knapp vierzehn Tagen, die durch objektive Untersuchungen des Patienten in den Jahren 1992, 1994 und 1997 bestätigt worden ist, als „sehr schnell, vollständig und dauerhaft“ bezeichnet. Daraus sowie in Anbetracht der Tatsache, daß eine Spontanheilung eines kanzerierten Radioderms biologisch nicht zu erklären ist und in der medizinischen Literatur nicht vorkommt, hat die Medizinische Kommission geschlossen, daß der Fall des Dr. Manuel Nevado „wissenschaftlich nicht erklärbar“ ist.

Zur Zeit wohnt Dr. Manuel Nevado in Almendralejo (Provinz Badajoz, Spanien) und arbeitet als Allgemeinchirurg am „Centro Asistencial“ der Sozialversicherung in Zafra.