Audio des Prälaten: Den Hungrigen zu essen und den Dürstenden zu trinken geben

Ein neues Audio des Prälaten in der Serie über die leiblichen und seelischen Werke der Barmherzigkeit

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Heute denken wir über zwei leibliche Werke der Barmherzigkeit nach: Den Hungrigen zu essen und den Dürstenden zu trinken geben. Gott, der Vater des Erbarmens, hat sein Volk im Laufe der Jahrhunderte ernährt, und er tut es auch heute noch jeden Tag, wenn er auf unseren Tisch die Speisen legt, die wir verzehren. Aus diesem Grund ist es wohl angebracht, dass in den Familien die Sitte, vor dem Essen zu beten und danach Gott für seine Wohltaten zu danken, wieder größere Verbreitung findet. Zögern wir nicht, diesen Brauch so zu leben, dass man ihn sieht, auch wenn wir uns außerhalb unseres Hauses befinden, denn er ist ein sichtbares Glaubenszeugnis und unter Umständen ein wirksames apostolisches Zeugnis für unsere Umgebung.

In diesem außerordentlichen Jahr der Barmherzigkeit sollte das tägliche Geschenk der Nahrung in uns nicht nur die Dankbarkeit Gott gegenüber neu beleben, sondern auch die Sorge um jene Brüder und Schwestern, die nicht das notwendige tägliche Brot haben. Denken wir an die Millionen Menschen in der Welt, die nichts oder fast nichts zu essen haben. Und welche Verschwendung von Lebensmitteln erleben wir im Gegensatz dazu an so manchen Orten, sei es, um den Überschuss zu vermindern, sei es aus Nachlässigkeit oder mit dem Ziel, die Preise hoch zu halten.

„Die Nahrungsmittel, die weggeworfen werden – so der Heilige Vater –, werden vom Tisch des Armen geraubt.“ Darum hat der Papst bei verschiedenen Anlässen aufgefordert, die Verteilung der Nahrungsmittel in der Welt zu verbessern und so, mit dieser und anderen Initiativen, die „Wegwerfkultur“, wie er selbst sagt, zu bekämpfen.

Richten wir unseren Blick auf Christus und schauen wir voller Verwunderung zu, wie er die Brote und Fische vermehrt, um die hungrige Menge zu speisen. Kurz zuvor hatten die Apostel ihm vorgeschlagen, die Leute zu entlassen: „Der Ort ist abgelegen. Schick doch die Menschen weg, damit sie in die Dörfer gehen und sich etwas zu essen kaufen können“, sagen sie zu ihm. Seltsamerweise bestanden die Apostel darauf, dass jede Familie nach dem Hören des Wortes Gottes für sich allein etwas zu essen suchte. Aber Jesus zeigt mit Taten, dass die Speisung der Hungrigen uns alle angeht: „Gebt ihr ihnen zu essen“, antwortet er ihnen und wirkt danach das unglaubliche Wunder, das alle mit Staunen erfüllt.

Die Zwölf haben diese Lektion gut gelernt, denn später, in den ersten Jahren der Kirche, kümmerten sie sich um die Verteilung von Lebensmitteln unter den ärmsten Gläubigen. Diese Haltung findet sich in der Kirche bis heute, und seit jeher haben die Christen zahllose Initiativen zugunsten des Nächsten ins Leben gerufen. In unterentwickelten Ländern und auch an den Randgebieten der wohlhabenden Nationen sind Lebensmittelbanken, Armenspeisungen, Schulen für Haushalt und Ernährung für Menschen ohne Ausbildung und viele Dienstleistungseinrichtungen entstanden. Geben wir uns nicht damit zufrieden, dieses vielfältige Engagement zu bewundern; beten wir zumindest, dass sie sehr wirksam sind, und legen wir auch selbst Hand an, wenn wir dazu in der Lage sind.

Seien wir frohe und großzügige Träger des göttlichen Erbarmens mit allen, besonders aber mit den Notleidenden. Die unterschiedlichsten Möglichkeiten dazu werden nicht fehlen, wenn wir die Nächstenliebe leben. So können wir uns etwa regelmäßig in Hilfsorganisationen engagieren oder sogar denselben Einsatz als berufliche Arbeit ausüben, solchen Initiativen finanzielle Hilfen zukommen lassen, uns einsetzen, damit die Gesetze, die einen gerechten Lebensmittelhandel verhindern, geändert werden, Verschwendung im eigenen Zuhause vermeiden, usw.

Die Worte Christi: „Ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben, ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben“, müssen einen tiefen Widerhall in unserer Seele finden. Fragen wir uns ehrlich: Was kann ich tun? Wie kann ich andere mitreißen?

Jesus, der Lebensspender, verteilte nicht nur die Brote und Fische auf einem galiläischen Hügel, sondern wir sehen ihn im Augenblick des Letzen Abendmahles das in seinen Leib verwandelte Brot und den in sein Blut verwandelten Wein austeilen. Sollten wir uns irgendwann entschuldigen, um uns nicht in Werken der Nächstenliebe einsetzen zu müssen, sei es aus Egoismus den Blick von jenen abzuwenden, die nicht das Nötigste haben, oder wir für uns selbst Geld verschwenden und denken, der Hunger sei eine zu komplexe Angelegenheit, um uns ihm persönlich zu stellen, dann richten wir unseren Blick fester auf den eucharistischen Christus: Er, die höchste Gerechtigkeit, hat sich selbst als Nahrung hingegeben, und seine Hingabe war vollkommen. Er kam in die Welt, damit sein Leben dem unseren als Speise diene. Seine grenzenlose Großzügigkeit gibt uns Kraft und sein Tod gibt uns das Leben zurück.

Jesus Christus, das Antlitz der Barmherzigkeit des Vaters, schenkt uns die Speise seines Leibes und Blutes unter den Zeichen von Brot und Wein und lässt uns so am ewigen Leben teilhaben. Ahmen wir ihn nach: Wir selbst können uns nicht bis zum Äußersten hingeben. Aber wir können doch mit unserer Fähigkeit rechnen, den Gliedern des mystischen Leibes Christi zu essen und zu trinken zu geben, indem wir sie einladen, zur Eucharistie zu gehen und ihnen Zugang zu anderen materiellen Hilfen erleichtern.

Von den Anfängen des Opus Dei an prägte der hl. Josefmaria denjenigen die zu ihm kamen, diesen christlich motivierten Wunsch ein, den Notleidenden, die keine materiellen Mittel haben, zu Hilfe zu kommen; er selbst widmete sich liebevoll den Bedürftigen und auch denen, die versuchten ihre Armut unbemerkt und in Würde zu tragen. Er nannte sie „die Armen der Jungfrau Maria“ und besuchte sie gewohnheitsmäßig am Samstag, um dadurch Unserer Lieben Frau Ehre zu erweisen. Er verrichtete dieses Werk der Barmherzigkeit, ohne je zu demütigen. Außerdem richtete er es mit den Jungen, die er einlud, mit ihm zu kommen, so ein, dass sie ihnen etwas Geld oder etwas Nettes zu lesen gaben, Spielzeug für die Kinder, Süßigkeiten, die normalerweise nur die Reichen haben…; vor allem aber schenkten sie ihnen Zuneigung, unterhielten sich mit ihnen und interessierten sich wirklich für ihre Bedürfnisse und Schwierigkeiten, denn sie sahen in ihnen ihresgleichen.

Ähnliche Gelegenheiten könnten sich täglich im Leben eines jeden ergeben. Wir können den hl. Josefmaria bitten, er möge uns helfen, seinem Beispiel zu folgen und mit einer Nächstenliebe für die anderen da zu sein, die echte menschliche Zuneigung ist.