38 neue Diakone in Rom geweiht

Bischof Javier Echevarría hat am Christkönigssonntag 38 Angehörige der Prälatur Opus Dei zu Diakonen geweiht. Unter ihnen sind die deutschen Ärzte Andreas Kuhlmann (39) aus Recklinghausen und Prof. Stephan Patt (45) aus Köln/Jena.

Die Diakonenweihe fand in der Basilika San Eugenio statt.

Rom.  In seiner Predigt in der Basilika San Eugenio bezeichnete der Prälat des Opus Dei die Bereitschaft, den Menschen um uns zu dienen, als eine Tugend für alle Christen.

„Wenn wir wahre Jünger des Herrn sein wollen, müssen wir wie Er Diener aller sein, ohne vermeintliche „Rechte” aufgrund des Alters, der wirtschaftlichen oder sozialen Lage, des Erfolgs, usw. einzufordern. Die Lehre Jesu Christi ist sehr klar: Der Größte unter euch soll werden wie der Kleinste, und der Führende soll werden wie der Dienende (Lk 22,26)."

Die Diakonenweihe fand in der Basilika San Eugenio statt.

 Im folgenden bringen wir die leicht gekürzte Predigt von Bischof Echevarría vom 25. November 2006.

 Liebe Brüder und Schwestern. Meine lieben Söhne.

 Wir feiern die Diakonatsweihe von 38 Gläubigen der Prälatur Opus Dei am Hochfest Christkönig. Dies ist sehr bezeichnend. Ihr wisst, dass das Wort diaconía Dienst bedeutet. Die Diakone werden geweiht, um dem Bischof und den Priestern in der Erfüllung ihres priesterlichen Dienstes zu helfen. Sie sind durch die Handauflegung und das Weihegebet des Bischofs zu diesem Amt berufen, das sie Christus ähnlich macht, gerade weil er der Diener aller war.

Während seines irdischen Lebens offenbarte sich das Reich Christi im Dienst an den Menschen, wie er selbst bestätigte: „Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele“ (Mt 20,28). Benedikt XVI. kommentiert: „Das Geheimnis des Kreuzes steht im Mittelpunkt von Jesu Hirtendienst. Es ist der eigentliche große Dienst, den er für uns alle tut. Er gibt sich selber, und das nicht nur in einer fernen Vergangenheit. In der heiligen Eucharistie läßt er das jeden Tag Wirklichkeit werden”[1].

Auch im Dialog mit Pilatus, den wir im Evangelium gehört haben, wird die Natur des Reiches Christi deutlich. Auf die Frage des römischen Prokurators: „Bist Du der König der Juden?, antwortet der Herr: Mein Königtum ist nicht von dieser Welt“ (Joh 18,36). Sein Reich ist nicht eine Herrschaft wie jene der Mächtigen der Erde. „Die Könige herrschen über ihre Völker, und die Mächtigen lassen sich Wohltäter nennen. Bei euch aber soll es nicht so sein“ (Lk 22,25-26). Schon zu Beginn unserer Überlegungen können wir eine für alle gültige Schlussfolgerung ziehen: Wenn wir wahre Jünger des Herrn sein wollen, müssen wir, wie Er, ausnahmslos Diener aller sein, ohne vermeintliche „Rechte” aufgrund des Alters, der wirtschaftlichen oder sozialen Lage, des Erfolgs, usw. einzufordern. Die Lehre Jesu Christi ist sehr klar: „Der Größte unter euch soll werden wie der Kleinste, und der Führende soll werden wie der Dienende“ (Lk 22,26). Welche Einstellung haben wir – nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch? Leider leben wir in einer sehr wettbewerbsorientierten Gesellschaft, in der für viele das einzig Wichtige der persönliche Erfolg zu sein scheint. Und zwar um fast jeden Preis, wenn man etwa grundlegende Pflichten vernachlässigt wie die Fürsorge für den Ehepartner, die Eltern und Kinder oder die Treue zu einem Freund oder Arbeitskollegen. Erst recht, wenn man klare Pflichten der Gerechtigkeit und Nächstenliebe mit Füßen tritt. 

Mit Worten des Gründers des Opus Dei sage ich euch: „Es ist nötig, uns selbst zu vergessen und uns nach keiner anderen Herrschaft zu sehnen als nach der, den anderen zu dienen, wie Jesus Christus".

Der Weg der Nachfolge Christi ist ganz anders. Gewiss muss der Christ, der inmitten der Welt heilig werden will, täglich danach trachten, an seinem Arbeitsplatz das größtmögliche Prestige zu erwerben; er muss ja Frucht bringen mit den Gaben, die er von Gott erhalten hat und für die er ihm eines Tages wird Rechenschaft ablegen müssen. Aber er darf sich dabei nicht von egoistischer Selbstbestätigung leiten lassen, sondern vom Wunsch, seinen Mitmenschen so wirksam wie möglich zu dienen. Mit Worten des Gründers des Opus Dei sage ich euch: „Es ist nötig, uns selbst zu vergessen und uns nach keiner anderen Herrschaft zu sehnen als nach der, den anderen zu dienen, wie Jesus Christus [...]. Dazu bedarf es der inneren Stärke, die den eigenen Willen dem göttlichen Vorbild unterwirft, die sich für alle einsetzt und den Kampf um die ewige Seligkeit und das Wohl der Menschen sucht. Ich kenne“, so schließt der heilige Josefmaria, „keinen besseren Weg, um gerecht zu sein, als den Weg eines Lebens der Hingabe und des Dienstes“[2]

Wenn ein Vater oder eine Mutter ihr Zuhause liebvoll pflegen und sich um eine christliche Erziehung der Kinder bemühen, bauen sie dadurch das Reich Gottes auf. Wenn ein Berufstätiger, ein Arbeiter, ein Student, seine Arbeit gut verrichtet, aus Liebe zu Gott und zum Nächsten, ist er dabei, das Reicht Gottes aufzubauen. Wenn ein Unternehmer oder ein Politiker sich erlaubterweise darum bemüht, seinen Einfluss in der Gesellschaft unter persönlichem Opfer und unter Zurückweisung von Mitteln, die das christliche Gewissen verbietet, zu erhöhen, ist er dabei, das Reich Gottes aufzubauen. Wenn ein Kranker, vereint mit Christus am Kreuz, dem Herrn seine Schmerzen und Einschränkungen aufopfert, ist er – auf eine besonders wirksame Weise – dabei, das Reich Gottes aufzubauen. …  Ich möchte noch einmal die Antwort Papst Benedikts XVI. zu genau diesen Fragen heranziehen. Indem er den scheinbaren Widerspruch zwischen den Versprechen Christi und der uns umgebenden Wirklichkeit feststellt, lädt der Heilige Vater uns ein, die Geschichte mit den Augen des Glaubens zu betrachten: „Der Herr hat am Kreuz gesiegt. Er hat nicht mit einem neuen Reich gesiegt, mit einer Kraft, die stärker ist als die anderen Kräfte und fähig, diese zu zerstören; er hat nicht auf menschliche Weise gesiegt, wie wir es uns vorstellen, mit einem Reich, das stärker ist als das andere Reich. Er hat mit einer Liebe gesiegt, die in der Lage ist, bis zum Tod zu gehen. Das ist die neue Weise, auf die Gott siegt: Er setzt der Gewalt keine stärkere Gewalt entgegen. Er setzt der Gewalt genau das Gegenteil entgegen: die Liebe bis zum Ende, sein Kreuz. Das ist die demütige Weise, auf die Gott siegt: Durch seine Liebe – und nur so ist es möglich – setzt er der Gewalt eine Grenze. Diese Weise zu siegen scheint uns sehr langsam zu sein, aber sie ist die wahre Weise, um das Böse zu besiegen, um die Gewalt zu besiegen, und wir müssen uns dieser göttlichen Weise zu siegen anvertrauen“[3]

Bitten wir daher Gott, er möge unseren Glauben reinigen, unsere Hoffnung stärken, unsere Liebe vermehren. Wir müssen die Sendung Christi fortführen, indem wir andere zu den Sakramenten der Beichte und der Eucharistie führen und in unserem Umfeld apostolisch wirken. Ich versichere Euch, dass in diesen Begegnungen mit Jesus Christus der wahre Friede und die echte Freude zu finden sind: Hört nicht auf, immer wenn es möglich ist von diesen Themen zu sprechen. Der heilige Josefmaria erklärte, dass dies die Art sei, „das Reich Christi zu verwirklichen, Haß und Grausamkeit auszutilgen, den heilsamen und friedbringenden Balsam der Liebe auf der Erde auszubreiten. Bitten wir heute unseren König, Er möge uns den demütigen und entschlossenen Willen geben, an diesem göttlichen Plan mitzuarbeiten: zusammenzufügen, was zerbrochen ist; zu retten, was verloren ist; zu ordnen, was der Mensch in Unordnung gebracht hat; wieder auf den rechten Weg zu bringen, was in die Irre gegangen ist, die Eintracht unter allen Geschöpfen wiederherzustellen.“[4] 

In einem der Tagesgebete der heutigen Messe richtet sich die Kirche mit den folgenden Worten an Gott Vater, den einzigen König und Hirten der Menschen: „Erleuchte unseren Geist, damit  wir  verstehen, dass Herrschen Dienen heißt, und damit wir, indem wir das Leben für unsere Brüder hingeben, unsere Treue zu Christus, dem Erstgeborenen unter den Toten und dem Beherrscher aller Mächtigen der Erde, bekennen“[5]. Es handelt sich um für alle Christen gültige Überlegungen, die in besonderer Weise auf die geweihten Diener zutreffen, also auf Euch, meine Söhne, die Ihr jetzt gleich den Diakonat empfangen werdet. Eure christliche Berufung des Dienstes wird heute mit der spezifischen Gnade und dem Charakter dieses Sakraments gestärkt. Wenn Ihr Eure Dienste verrichten werdet – Dienste der Liturgie, der Unterweisung und der Nächstenliebe – wird Christus selbst durch Euch den Männern und Frauen dienen. Seid verfügbar, wie es uns unser geliebter Gründer lehrte. Erinnert Euch immer an seine Worte: „Ich gebrauche keine rhetorische Floskel, wenn ich dazu mahne, daß wir wie ein Teppich sein sollen, auf dem die anderen weich auftreten können. Das ist ganz und gar ernst gemeint. Es ist schwer, gewiß, wie die Heiligkeit schwer ist; es ist aber zugleich auch leicht, weil – das betone ich immer wieder – heilig zu werden in jedermanns Reichweite ist“[6]. Der Teppich ist kein Wandteppich, der zur Dekoration aufgehängt wird. Auf einem Teppich muss man gehen können. Daher darf man sich nicht wundern, wenn er gelegentlich härter getreten wird, dass er regelmäßig gereinigt werden muss. 

Aber was für eine große Freude erfahren wir darin, den anderen wirklich zu dienen! Dienen wir daher mit frohem Gesicht, „denn Gott liebt einen fröhlichen Geber“ (2 Kor 9,7). „Servite Domino in laetitia“ (Ps 99,1). Dienen wir dem Herrn immer mit Freude. Ich möchte mich mit den Eltern, Geschwistern und Freunden der Weihekandidaten vereinen und sie von ganzem Herzen beglückwünschen. Euch allen sage ich, dass der Herr einmal mehr ganz in Eurer Nähe ist. Bevor ich ende, lade ich Euch ein, für den Papst, die Bischöfe, die Priester und Diakone der ganzen Welt zu beten. Flehen wir Gott auf die Fürsprache der seligen Jungfrau Maria an, er möge der Kirche zahlreiche Berufungen senden: Diakone und Priester, die entschieden die Heiligkeit in Ausübung ihres Dienstes suchen, indem sie den Seelen großzügig dienen. Amen.

[1] Benedikt XVI, Predigt anlässlich einer Priesterweihe, 7. Mai 2006.

[2] Heiliger Josefmaria, Freunde Gottes, Nr. 173.

[3] Benedikt XVI, Ansprache, 23. Juli 2006.

[4] Heiliger Josefmaria, Christus Begegnen, Nr. 183.

[5] Römisches Messbuch, Christkönigfest, Tagesgebet (B).

[6] Heiliger Josefmaria, Im Feuer der Schmiede, Nr. 562.