Den Begriff Gründung kann man unter verschiedenen Gesichtspunkten verstehen:
Zum einen aus einer kirchenrechtlichen Perspektive. Auf der Ebene von Vereinen oder bei Orden wird das Verb "gründen" im allgemeinen als die Errichtung einer Niederlassung verstanden, in welcher einige Mitglieder der Gemeinschaft wohnen. In diesem Sinne spricht die hl. Theresia von Avila von ihren "Gründungen" (ihr Buch darüber wird in den Übersetzungen "Buch der Klosterstiftungen" genannt, Anm. des Übers.). Unter derselben juristischen Perspektive spricht man auch von “Gründung”, um das Geschehen zu bezeichnen, in welchem die Gründer eines Unternehmens, einer Gesellschaft o. ä. das Gründungsdokument unterschreiben.
Man kann “Gründung” jedoch auch unter einem geistlich-spirituellen Gesichtpunkt verstehen, wie es manche Heilige tun. Als der hl. Josefmaria sagte, das Opus Dei sei am 2. Oktober 1928 gegründet worden, bekräftigte er damit den gottgewollten Ursprung des Werkes. Denn es war an jenem Tag, als der Herr ihn das Werk innerlich, in seiner Seele "sehen" ließ.
Auch wenn das Opus Dei im Laufe der Jahre verschiedene kirchenrechtliche Anerkennungen erhielt, sah der hl. Josefmaria immer den 2. Oktober 1928 als das eigentliche Datum an, mit welchem jene Zeitspanne begann, die als Gründungszeit erst mit seinem Tod zum Abschluß kam.
"Heute vor drei Jahren – schrieb er am 2. Oktober 1931 – ordnete ich im Kloster der Paulaner einige lose Blätter, auf die ich im Laufe der Zeit Dinge notiert hatte; es war an jenem Tag, dass der räudige Esel [mit diesem Ausdruck bezeichnete er sich selbst] sich bewusst wurde, welch schöne und schwere Last Gott in seiner unerforschlichen Güte auf seine Schultern gelegt hatte. An diesem Tag gründete der Herr sein Werk, und von da an begann ich, mit Laien, Studenten oder nicht, aber eben jungen Leuten zu sprechen. Ich bildete kleine Gruppen, ich betete und ließ andere beten. Und ich begann zu leiden…"(CEJAS, J.M., Vida del Beato Josemaría [Das Leben des seligen Josefmaria), Rialp, Madrid 1993, S. 60).
Dann fügte er hinzu: "Als ich in diesen Papieren las, erhielt ich die Erleuchtung über das Werk als Ganzes. Ich fiel tief ergriffen auf die Knie – es war in der Pause zwischen zwei Vorträgen, ich befand mich allein in meinem Zimmer –, dankte dem Herrn, und ich erinnere mich bewegt an das Glockengeläut der Pfarrei Unserer Lieben Frau von den Engeln.” (VÁZQUEZ DE PRADA, A., Der Gründer des Opus Dei, Josemaría Escrivá; Bd. 1; Die frühen Jahre, Adamas Verlag, Köln 2001, S. 281)
Vgl. VÁZQUEZ DE PRADA, A., Der Gründer des Opus Dei, Josemaría Escrivá; Bd. 1; Die frühen Jahre, Adamas Verlag, Köln 2001, S. 276 – 294)
Anmerkung: Wir stellen hier nur die deutschprachige Literatur vor. Wenn Sie die Möglichkeit haben, sich in anderen Sprachen, vornehmlich auf spanisch, weitergehend zu informieren, gehen Sie auf die entsprechende Version der Webseite.
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