Mit 32 Jahren bekehrte ich mich wieder

Marco aus der Toskana (Italien) arbeitet in Mailand in der Personalabteilung eines Großunternehmens

Ich heiße Marco. Vor ca. einem Jahr lernte ich die Botschaft vom christlichen Leben des hl. Josefmaria kennen. Ungefähr 15 Jahren lang hatte ich dem christlichen Glauben gegenüber eine distanzierte Haltung eingenommen. Trotzdem betete ich täglich, ohne genau zu wissen, was ich eigentlich sagte und mit wem ich sprach. In meiner Umgebung nahm ich manchmal einen Widerschein des Göttlichen wahr: in einem sonnigen Tag, in einem Lächeln oder einem Kunstwerk. Aber mir fehlte die nötigen „Werkzeuge“, um das Göttliche verstehen zu können.

Marathon in New York, 2011

Ich stamme aus der Toskana, aus der Stadt Livorno, arbeite aber in Mailand bei einem Großunternehmen in der Personalabteilung. Meine Leidenschaften sind das Laufen (ich habe an drei Marathonläufen teilgenommen: in New York, Rom und Florenz) und das Fahrradfahren. Mich begeistert alles, was man an der frischen Luft treiben kann. Wenn ich Zeit habe, macht es mir riesigen Spaß, mich in Mailand als Tourist zu bewegen. Ich nehme einen Touristenführer zur Hand und packe den Fotoapparat ein. Es entgeht mir kein Motiv oder Museum. Vor allem suche ich die wichtigen historischen Stätten auf. Anderseits macht es mir auch Spaß, für meine Verlobte oder für Freunde zu kochen.

Ich darf wirklich sagen, dass ich mich mit 32 bekehrt habe. Als ich das Evangelium las, ging mir auf, dass es nicht nur ein phantastisches Buch ist, sondern auf wunderbare Weise unser tägliches Leben beschreibt, das wir Menschen seit 2000 Jahren leben. Ich lernte einige Gebete auswendig. Das führte dazu, dass mein Umgang mit Gott auch bei intensiver Arbeit wieder Form annahm. Die 30 Minuten Weg, die ich bis zur Arbeitsstelle brauchte, verwandelte ich jetzt in eine Studien- und Gebetszeit.

In meiner Umgebung nahm ich manchmal einen Widerschein des Göttlichen wahr, aber mir fehlte die nötigen „Werkzeuge“, um das Göttliche verstehen zu können.

Nach und nach nahm ich an Aktivitäten des Opus Dei teil, die zur geistlichen Bildung gedacht sind und lernte immer mehr dazu. Jetzt ist für mich die hl. Messe das wichtigste Ereignis der Woche, vor allem die hl. Messe, die ich in der Pfarrei in Mailand mitfeiere. Alles an der katholischen Kirche, was mir bis lang unverständlich und unsympathisch war und was ich abgelehnt hatte, weil ich zu oberflächlich urteilte, kam jetzt dank der Bildung, die ich erhielt, zu seinem wahren Glanz. Jetzt, da ich es verstehe, kann ich es auch akzeptieren.

Nachdem ich schon einige Monate das Zentrum des Werkes besucht hatte, bot man mir an, handfest zu helfen. Ich könnte in Nicaragua – einem der ärmsten und problematischsten Länder Lateinamerikas – während des Sommers beim Aufbau einer Schule helfen.

Im Arbeitscamp in Nicaragua, 2012

Sofort nahm ich dieses Angebot an. Ich war begeistert, helfen zu können. Meine Reisebegleiter waren größtenteils Studenten, die an der Bildungsarbeit des Opus Dei in anderen italienischen Städten teilnahmen. Der Tag begann früh um 6.30 Uhr mit der hl. Messe und einer Betrachtung, die der Priester uns hielt. Er führte uns dabei noch einmal die Motive vor Augen, die uns nach Nicaragua geführt hatten, und half uns, die Erfahrungen nutzbringend anzwenden, die wir bei unserer Begegnung mit Land und Leuten machten. Danach wurde schnell gefrühstückt und dann ging es an den Arbeitsplatz. Wir wurden zu Experten im Umgang mit Bausteinen, Zement, Holz und Nägeln…; es war nicht gerade die Arbeit, an die ich sonst gewöhnt war. Bei der tropischen Hitze und den Insekten, die uns bei Bau der Schule begleiteten, war unsere größte Freude und Trost der Besuch der Kinder aus dem Wohnviertel, die uns zuschauten. Das Mittagessen ging ebenfalls rasch vonstatten. Danach beteten die, die wollten, zusammen den Rosenkranz. Das gab uns jeden Tag die Kraft, am Nachmittag die Arbeit wieder aufzunehmen.

Um 18.00 Uhr war Arbeitsschluss. Wir waren völlig verstaubt, erschöpft und hungrig, Jetzt wartete eine kalte Dusche auf uns, dann gab es Abendessen, und danach kamen wir zusammen, um über alles Mögliche zu reden. Manchmal sprachen wir über ernste Themen, andere Male machten wir Scherze über die Abenteuer des vergangenen Tages. Bald übermannte uns der Schlaf und wir suchten in unsere „Zimmer“, die mit 15 oder 20 Betten bestückt waren, zum Schlafen auf.

Mit den KIndern im Arbeitscamp von Nicaragua, 2012

Die Schule ist jetzt fertig gestellt. Aber die größte Herausforderung wartete noch in Italien auf uns. Wie würde es möglich sein, die Dynamik der Hingabe, die wir für unsere Arbeit dort gebraucht hatten, in unser gewöhnliches Leben zu übersetzen? In Italien verlief unser Leben völlig anders.

Ich beschloss, am Wochenende weniger zu schlafen, um von diesen Kindern, die so liebebedürftig sind und gerne spielen, zu lernen. Ich bin davon überzeugt, dass es der größte Schatz ist, den ich in Nicaragua entdeckt habe

Als ich nach Hause zurückkam, begann ich, jeden Samstagmorgen als Freiwilliger in einem Waisenhaus zu helfen. Ich beschloss, am Wochenende weniger zu schlafen, um von diesen Kindern, die so liebebedürftig sind und gerne spielen, zu lernen. Ich bin davon überzeugt, dass das der größte Schatz ist, den ich in Nicaragua entdeckt habe – außer dem sehr gutes Gericht „Gallopinto“, das aus Reis und Bohnen bestand, und das wir häufig als Abendessen bekamen. Heute finde ich es lächerlich, dass ich vor einiger Zeit allein beim Gedanken, nach einer anstrengenden Arbeitswoche an einem Samstag früher aufzustehen, schon Probleme bekam. Es schien mir unzumutbar und viel zu anstrengend.

Italienische Ausgabe vom "Weg"

Ich befinde mich sicher erst am Anfang eines Weges, der vermutlich noch voller Hindernisse ist. Aber die Bildung, die ich durch das Opus Dei empfange, obwohl ich ihm nicht angehöre, begleitet mich auf diesem Weg. Sie hilft mir, ein besserer Christ zu werden und meine berufliche Arbeit ernster zu nehmen. Rückfälle sind schon vorprogrammiert, aber dann halte ich mich an den Punkt 983 vom Weg über die Beharrlichkeit: „Anfangen tun alle; ausharren die Heiligen. Dass deine Beharrlichkeit nicht die blinde Folge deines ersten Entschlusses sei, ein Werk der Trägheit; dass es eine bewusste Beharrlichkeit sei.“ Als Marathonläufer kann ich ja nichts anderes tun als durchhalten.