Die Manila Times über Alvaro del Portillo

Rene Bas, Chefredakteur der Manila Times, würdigt Bischof Alvaro del Portillo, der auch für die Philippinen von Bedeutung war, im Hinblick auf seine erwartete Seligsprechung.

Am 5. Juli 2013 unterzeichnete Papst Franziskus das Dekret zur Anerkennung des Wunders, das der Fürsprache von Alvaro del Portillo zugeschrieben wird, und eröffnete damit den Weg zur Seligsprechung. Ein Seliger ist schon ein Heiliger, er wird aber noch nicht in der Liste der kanonisierten Heiligen angeführt. Um ein kanonisierter Heiliger zu sein, muss vom Vatikan ein zweites auf die Fürsprache des Seligen hin erfolgtes Wunder anerkannt werden.

Am 28. Juni 2012 hatte der damalige Papst Benedikt XVI. in Rom ein Dekret unterzeichnet, in dem die „heroischen Tugenden“ von Alvaro del Portillo anerkannt wurden. Dadurch wurde er zu einem „Ehrwürdigen Diener Gottes“ erklärt.

Schon vor diesen Ereignissen betrieben Tribunale tiefgehende Nachforschungen und befragten verlässliche Zeugen. Die Schlussfolgerungen dieser Tribunale gestatteten die Einleitung des Heiligsprechungsprozesses des früheren Prälaten des Opus Dei.

Msgr. Flavio Capucci, der Postulator im Heiligsprechungsprozess von Bischof Alvaro del Portillo, beschrieb das dessen Fürsprache zugeordnete Wunder folgendermaßen:

Jose Ignacio, 2003

„Das Wunder besteht darin, dass ein chilenisches Baby mit einer Gehirnverletzung und anderen Krankheitssymptomen nach einem über eine halbe Stunde dauernden Herzstillstand und einer starken Blutung nicht nur weiterlebte, sondern dass sich auch sein Allgemeinzustand insoweit verbesserte, dass es voraussichtlich ein normales Leben wie jedes andere Kind führen kann. Die erwähnten Ereignisse spielten sich am 2. August 2003 ab.

Jose Ignacio, 2013

Die Eltern des Babys beteten mit großem Glauben und baten Bischof Alvaro del Portillo um seine Fürsprache. Die Ärzte dachten, dass das Baby gestorben ist, und ohne irgendeine zusätzliche Behandlung begann das Herz des Babys ganz unerwartet wieder zu schlagen, bis der Puls 130 Schläge pro Minute betrug. Das Überraschendste an diesem Fall war die Tatsache, dass das Kind heute, also zehn Jahre später trotz der schwerwiegenden klinischen Diagnose ein absolut normales Leben führt.“ (Quelle: Ein in verschiedenen Illustrierten und Zeitungen veröffentlichtes Interview mit Msgr. Capucci).

In dem Interview beantwortet Msgr. Capucci auch die Frage: „Warum ist Bischof Alvaro del Portillo ein Anwärter auf die Seligsprechung? Was hat er getan?“ folgendermaßen: „Sein Leben war ein konstantes 'Ja' zu den Forderungen Gottes. Bischof del Portillo gab sich in heroischer Weise dem Dienst an der Kirche und an den Seelen hin. Darin folgte er dem Beispiel des hl. Josefmaria Escrivá. Viele Menschen kamen durch ihn näher zu Gott.

Für die Eröffnung eines Heiligsprechungsprozesses ist der gut abgesicherte Ruf der Heiligkeit der entscheidende Faktor. Dieser muss sowohl spontan als auch unter einer signifikanten Anzahl von Menschen aus dem Gottesvolk verbreitet sein. Die Causa von Bischof Alvaro wurde begonnen, weil es sofort vom Tag seines Todes an sehr klare Anzeichen für diesen Ruf gab. Viele Menschen auf der ganzen Welt waren überzeugt, dass er ein heiligmäßiger Mann gewesen war, und sie riefen seine Fürsprache in der Erwartung an, dass sie dadurch Gunsterweise des Himmels erlangen könnten. Die 'Causa' soll nun den Wahrheitsbeweis dafür antreten, dass diese Reputation eine reale Grundlage aufweist. Das Dekret hinsichtlich der heroischen Tugenden, das am 28. Juni 2012 von der Heiligsprechungskongregation promulgiert wurde, sagt uns, dass die Kirche tatsächlich zu einem positiven Urteil über die Heiligkeit seines Lebens gelangt ist.

Monkole-Spital, Kinshasa

Zusätzlich zu seinem persönlichen Bemühen um Heiligkeit muss man sich auch dessen bewusst sein, dass Bischof Alvaro del Portillo entscheidend dazu beigetragen hat, dass Institutionen zum Wohl der anderen geschaffen wurden, wie zum Beispiel das Monkole-Spital in Kinshasa (Kongo), das Niger Foundation Spital in Enugu (Nigerien), den Biomedizin-Universitätscampus in Rom, die Päpstliche Universität vom Heiligen Kreuz und das gleichfalls in Rom ansässige Internationale Kirchliche Kolleg Sedes Sapientiae, wo Tausende von Seminaristen und Priestern eine sorgfältige doktrinelle und spirituelle Bildung erhalten.“

Ich muss hier hinzufügen, dass der ehrwürdige Bischof del Portillo die Errichtung einiger sozialer Entwicklungsprojekte auf den Philippinen inspirierte. Die zwei bedeutendsten sind in Cebu und in Metro-Manila.

Alvaro del Portillo bei einer Audienz im Cebu Plaza, Jänner 1987.

San José, das Zentrum für Industrielle Technologie und Unternehmertum in Cebu, ist das Ergebnis von Bischof Alvaro del Portillos Anregung an Mitglieder und Mitarbeiter des Opus Dei, als er 1987 Cebu besuchte: sie sollten ein Projekt in die Wege leiten, um Menschen zu helfen, die wenig oder gar keine finanziellen Mittel zur Verfügung hätten.

Wieder zurück in Rom, im Zentralsitz des Opus Dei, bat er zwei Spezialisten für internationale Zusammenarbeit aus italienischen Organisationen, die Möglichkeit zu studieren, beim Aufbau einer Schule in Cebu zu helfen. Drei Jahre später im Jahr 1990 nahm das Center for Industrial Technology and Enterprise, CITE, seine Tätigkeit auf. Es bietet jungen Menschen und Familien in prekärer finanzieller und sozialer Lage Unterricht in Technik und Administration an sowie auch Bildung in Werten und grundlegenden Diensten.

Absolventen von CITE übten in ihren Gemeinden in den Visayas und in Mindanao einen positiven Einfluss aus. CITE bietet Kurse für Mechanik, Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnologie an. Mehr als 3000 Menschen erreichten ein Diplom, internationale Qualitätszertifikate wurden an CITE vergeben. Die Regierung der Philippinen erkennt CITE als eine der besten technischen Schulen der Region an. Siehe https://cite.edu.ph.

In Metro-Manila befindet sich auch DAWV, die Developmental Advocacy für Women Volunteerism, eine Einrichtung, die den freiwilligen Einsatz von Frauen in der Entwicklungsarbeit durch ein 1989 begonnenes Erziehungsprogramm unterstützt und fördert. DAWV zielt darauf ab, das soziale Gewissen jener Menschen zu verfeinern, die über finanzielle Mittel verfügen, und sie zu ermuntern, Notleidenden nicht nur materiell zu helfen sondern auch durch Erziehung und Beratung. Bei DAWV sind Volontäre (Hausfrauen, Ärztinnen, Geschäftsfrauen, sozialpolitisch Tätige, Studentinnen) tätig, die in Fachbereichen wie Entstehung von Armut, Prinzipien sozialer Gerechtigkeit, Soziallehre der Kirche ausgebildet werden und Kurse organisieren wie Förderung von Freiwilligentätigkeit und Programm zur Rehabilitierung. Mittels eines Netzwerkes von 1.500 jungen Freiwilligen hilft DAWV etwa 50.000 Menschen in verschiedenen Teilen von Metro Manila (Quelle: DAWV).

1994, Johannes Paul II. im Gebet für Don Alvaro.

Der damalige Papst Johannes Paul II. sagte über Bischof Alvaro del Portillo: „Er war ein Beispiel für Starkmut, Vertrauen auf die göttliche Vorsehung und Treue zum Stuhl Petri.“

Der Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre und spätere Papst Kardinal Joseph Ratzinger sagte von ihm: „Ich erinnere mich an die bei allen Gelegenheiten wahrzunehmende Bescheidenheit und Verfügbarkeit von Msgr. Del Portillo, die seine Tätigkeit als Konsultor der Kongregation für die Glaubenslehre charakterisierte. Mit seiner Kompetenz und Erfahrung leistete er einen außergewöhnlichen Beitrag. Davon konnte ich mich persönlich überzeugen.“

Schwester Theresa Margarethe von den Unbeschuhten Karmelitinnen schrieb in einem Brief: „Ich bin ihm bei Besinnungstagen begegnet, die er 1945 an der Schule der Karmelitinnen der Nächstenliebe in Vigo gehalten hat. Er beeindruckte mich gleich von Anfang an durch sein distinguiertes Benehmen, seine geistige Gesammeltheit und tiefe Demut, und auch seine Einfachheit. Er war sowohl freundlich als auch entgegenkommend, und gab mit auffallender Güte auf uns acht.“ Bischof Ramon Búa, der Bischof von Calahorra und La Cazada-Logroño, sagte: „In ihm fand ich einen Bruder und Bischof von herausragendem menschlichem und kirchlichem Format.“

Zum ersten Mal begegnete ich ihm im Jahr 1982 in Rom. Ich war mit meiner Frau dort. Gesprochenes Spanisch verstehe ich nicht gut, aber meine Frau und ich hatten das tiefe Gefühl, dass wir verstanden, was er uns sagte: wir sollten weiterhin für unser gegenseitiges Wohl und das unserer Kinder Sorge tragen, aber auch unsere Bereitschaft vertiefen, anderen zu dienen und den Lehren des Gründers des Opus Dei treu zu sein. Wir konnten die Fähigkeit zu verstehen, was er uns sagte, nur dem Heiligen Geist zuschreiben. Seine Gegenwart ließ mich die Wärme fühlen, die die beiden Jünger von Emmaus erfasste, als sie mit dem Mann sprachen, von dem sie noch nicht wussten, dass es unser Herr Jesus war.

Das zweite Mal war es in Hong Kong, fünf Jahre später. Meine Frau, mein Sohn Immanel und ich hatten die Ehre – und große Freude – Don Alvaro del Portillo zum Essen einladen zu können. Er kam mit Opus Dei-Priestern und –Mitgliedern und mit dem jetzigen Prälaten des Opus Dei, Bischof Javier Echevarria. Ich verstand gesprochenes Spanisch noch immer nicht gut, aber wieder war ich in der Lage, alles zu verstehen, was er mir sagte, was nicht der Fall ist, wenn andere mir etwas auf Spanisch sagen.

Noch immer fühle ich die Wärme seiner väterlichen Umarmung. Und ich bin sicher, dass es ein anderer Christus, unser Herr selbst war, der neben mir stand.

22.12.13, Rene Q. Bas, Manila Times