Alvaro del Portillo und Österreich

Mit dem ersten Nachfolger des Hl. Josefmaria Escrivá in der Leitung des Opus Dei wird ein guter Freund Kardinal Königs selig gesprochen.

Kardinal König in Villa Vecchia, Rom, 1963

Am 5. Juli 2013 entschied Papst Franziskus, dass Bischof Alvaro del Portillo seliggesprochen werden soll.

Alvaro del Portillo wurde am 11. März 1914 in Madrid geboren, absolvierte ein Ingenieurstudium, trat 1935 dem Opus Dei bei, ist am 25. Juni 1944 zum Priester geweiht worden und diente von 1940 bis 1975 im Generalrat des Opus Dei; zeitweise war er auch Generalsekretär des Werkes. 1975 wurde er zum ersten Nachfolger des Gründers, des hl. Josefmaria, gewählt und im Jahre 1991 von Papst Johannes Paul II. zum Bischof geweiht. Er starb in Rom am 23. März 1994.

Kardinal König in Villa Vecchia, Rom, 1963

Die Nachricht der Seligsprechung von Don Alvaro wurde im Kreis der Mitglieder und Freunde des Opus Dei in Österreich mit Freude aufgenommen Ein Grund dafür ist auch Alvaro del Portillos Verbundenheit mit ihrem Land. Zusammen mit dem Gründer des Opus Dei gestaltete er nämlich die Vorgeschichte des Opus Dei in Österreich mit und kam auch später mehrmals mit dem Hl. Josefmaria nach Wien (1955, 1963). Von September 1975 bis zu seinem Tod 1994 war Del Portillo 15 Mal in Österreich und reiste kreuz und quer durch das Land.

König förderte seit 1958 die Arbeit der ersten Mitglieder des Opus Dei in Österreich, vertraute etwa die Wiener Peterskirche Priestern des Opus Dei an und äußerte sich anerkennend über die Laien dieses Werkes: “Ich schätze diese Leute sehr. Sie stehen mitten im Beruf. Das Opus Dei ist die authentische Kraft des Christentums, modern, mit Zukunft.“1.

Nach dem Tod des Gründers fiel Alvaro del Portillo die schwierige Aufgabe zu, das Problem der ungelösten Rechtsstellung des Opus Dei in der Kirche aufzugreifen und die Vorbereitungen für dessen Errichtung als erste Personalprälatur der Katholischen Kirche zu treffen, einer Rechtsform , die vom Zweiten Vatikanischen Konzil geschaffen worden war.

Kardinal König mit del Portillo, 1982

Hierbei wurde die Freundschaft zu Kardinal König bedeutsam, der wusste, dass wichtige Aussagen des Konzils schon 35 Jahre zuvor im Charisma Escrivás enthalten waren und die Umsetzung dieses Charismas durch eine angemessene Rechtsform unterstützte.

Die Hälfte von Del Portillos Österreichreisen zwischen Oktober 1978 und November 1982 hatte deshalb den Zweck, Kardinal König manchmal in kürzeren Begegnungen, öfters in längeren Arbeitssitzungen um Rat und Unterstützung zu bitten.

Als Alvaro del Portillo am 13. Jänner 1979, nachdem er von Rom aus einen Termin mit Kardinal König vereinbart hatte, trotz tief verschneiter Straßen im Heim der Mary-Ward-Schwestern2 in Obergösing bei Mariazell auftauchte, war die Oberin überrascht: „Der Kardinal muss sehr befreundet mit eurem Prälaten sein“, sagte sie, „denn seit Jahren ist die Woche nach Dreikönig für ihn heilig: in diesen Tagen empfängt er niemand“.

König in Obergösing, 1979

Am 11. Jänner hatte Del Portillo um die Erlaubnis zur kirchenrechtlichen Neueinordnung des Opus Dei angesucht, am 12.1. hatte er eine positive Antwort bekommen und am 13. war er bereits bei König in Obergösing… 20 Tage später, am 2. Feber, richtete Del Portillo das formelle Ansuchen um Errichtung des Opus Dei als Personalprälatur an den Papst.

Als 1982 Johannes Paul II. das Opus Dei als Personalprälatur errichtete und danach der neue Kodex des Kirchenrechts im Januar 1983 promulgiert wurde, war nur wenigen bekannt, dass einer der Geburtshelfer dieser neuen Rechtsstruktur des Opus Dei der Wiener Kardinal gewesen war.

Maria Pócs Altar, Stephansdom

Es war daher sehr naheliegend, dass die erste Reise, die Alvaro del Portillo nach der Errichtung der Prälatur unternahm, nach Wien führte, um, wie er sagte, der Mutter Gottes von Maria Pócs im Stephansdom und dem Kardinal zu danken. Und es ist auch nicht verwunderlich, dass der Nachfolger Del Portillos, Bischof Javier Echevarría, als Zeichen seiner Wertschätzung zum feierlichen Requiem des verstorbenen Kardinals nach Wien kam.

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1 Interview mit Kurt Seinitz, „Express“, 4.2.1971, S. 3

2 Heute Congregatio Jesu