Montse Grases - ein heiliger Teenager (Interview)

Gekürzte Fassung eines Interviews mit dem Postulator des Seligsprechungsprozesses von Montse Grases, der mit der Promulgation ihres heroischen Tugendgrades die erste Phase abgeschlossen hat.

Auszüge aus einem Interview mit Msgr. José Luis Gutiérrez Gómez, dem Postulator des Seligsprechungsverfahrens von Montse Grases, das anlässlich der Erlaubnis zur Promulgation des Dekrets über ihren heroischen Tugendgrad geführt wurde.

Msgr. José Luis Gutiérrez Gómez

1. Wie würden Sie Montse Grases mit wenigen Worten beschreiben?

Wenn die Kirche offiziell erklärt, dass jemand die christlichen Tugenden in heroischen Grade gelebt hat, dann weist sie zweifellos auf die wichtigsten Züge ihrer Persönlichkeit hin. Daher ist das erste, was zu sagen wäre, der Hinweis, dass Montse im höchsten Grad den Glauben, die Hoffnung und die Liebe gelebt hat, wie auch die Kardinal- und die moralischen Tugenden. Sie war ein sehr frommes Mädchen, das Gott mit allen Kräften zu begegnen suchte, und das im normalen Umfeld ihres Alltagslebens.

Montse war ein Mädchen wie alle anderen, sehr menschlich und gleichzeitig in der Lage, die gängigsten Situationen zu verübernatürlichen: die Beziehungen in der Familie und in ihren alterstypischen Freundschaften, in der Arbeit und im Vergnügen, usw. Alle, die sie kannten, haben gleichermaßen darauf hingewiesen, dass sie ein äußerst angenehmer Mensch im Umgang war und daher recht attraktiv. Deswegen wollten auch viele Mädchen ihres Alters ihre Freundin sein – und sie selbst war ausgesprochen freundschaftsfähig. Als sie das Opus Dei kennen lernte, nutzte Montse ihre natürlichen Gaben, um diese Mädchen und jungen Frauen auf ganz natürliche Weise Gott näher zu bringen, ohne etwas Seltsames zu tun oder großes Aufsehen darum zu machen. Sie sprach einfach persönlich, von du tu du, mit ihren Freundinnen.

Zudem war sie ein sehr glückliches Mädchen und steckte ihre Umgebung immer mit ihrer Fröhlichkeit an, selbst als sie krank war und es ans Sterben ging.

2. Würden sie einige Tugenden hervorheben, um die sich Montse besonders bemühte?

Sie hat uns gelehrt, dass die Nachfolge Christi keine besonderen Unternehmungen erfordert, die immer schwieriger oder außergewöhnlicher werden, sondern dass es genügt, die täglichen Aufgaben aus Liebe und mit Liebe zu erfüllen und sie so in eine Gelegenheit zu verwandeln, Gott und den anderen zu dienen. Montse verwirklichte den Geist, den Gott dem Gründer des Opus Dei, dem hl. Josefmaria, anvertraut hatte.

Ihr Leben zeigt auch, dass man nicht darauf warten muss, “volljährig” zu sein, um hohe Ziele zu erreichen, dass die Jugendzeit keine Übergangsphase im Leben ist, sondern ganz das Gegenteil: Es ist durchaus ein Zeitpunkt, in dem man sich Gott hingeben, ihn aus ganzem Herzen lieben und die Welt mit dem Licht Christi erfüllen kann.

Der hl. Josefmaria erinnerte die jüngeren Gläubigen des Opus Dei immer daran, dass “die Jahre allein weder weise noch heilig machen. Vielmehr legt der Heilige Geist den jungen Leuten folgende Worte in den Mund: “Super senes intellexi, quia mandata tua quaesivi” (Ps 119, 100), mehr Einsicht habe ich als die Alten, denn ich beachte deine Befehle. Wartet nicht darauf, alt zu werden, um heilig zu sein, das wäre ein Irrtum.». Dieser Gedanke wurde von Montse vollständig aufgegriffen, und meiner Meinung nach dann er viele Jugendliche bewegen, nicht die Entscheidungen zu verschieben, die das eigene Leben umwandeln und ihm einen göttlichen Sinn verleihen, Entscheidungen größerer menschlicher Solidarität und Offenheit gegenüber Gott und den Menschen

3. Gibt es denn Jugendliche, die zu Monte beten und sie sich zum Vorbild nehmen?

Ja, viele beten zu ihr. Uns erreichen Hunderte von Gebetserhörungen, die ihrer Fürsprache zugesprochen werden. Es kommen auch viele zu ihrem Sarg in der Kapelle des Studentinnenheims Bonaigua in Barcelona.

Auch die große Zahl der Gebetszettel zu ihrer Verehrung, die im Ausland gedruckt wurden, ist auffallend. Nach den mir vorliegenden Angaben wurden 2014 mehr als 40.000 in verschiedenen Sprachen gedruckt wurde, etwa auf deutsch arabisch, spanisch, katalanisch, chinesisch, estisch, französisch, englisch, italienisch, japanisch, litauisch, holländisch, polnisch, portugiesisch, schwedisch und tagalog.

4. Im Laufe eines Selig- und Heiligsprechungsprozesses werden viele Leute befragt. Wer hat sich denn zum Leben von Montse geäußert, und was haben diese Menschen gesagt?

Im Prozess auf Diözesanebene, der zwischen 1962 und 1968 stattfand, wurde das Zeugnis von 27 Personen aufgenommen, die Montse persönlich gekannt haben 1993wurden auf Initiative des damaligen Postulators hin noch einmal mehr als 100 schriftliche Zeugnisse von weiteren Menschen hinzugezogen, die Montse gekannt haben, auch wenn das streng genommen nicht nötig war.

Was diese Zeugen ausgesagt haben? Das kann man nur schwer in wenigen Zeilien zusammenfassen. Ich beschränke mich darauf, ein paar wörtliche Zitate zu nennen, ohne Namen anzugeben:

— «Sie sagte oft von sich selbst: “ich bin eine Tochter Gottes”».

— «Montse war ein Mädchen, das ohne Probleme heranwuchs und zur Frau wurde. […] Sie war ausgesprochen fröhlich, sauber, gut und einfach.»

— «Sie war sehr sorgfältig im Umgang mit den kleinen Dingen im Bereich der Ordnung, der Abtötung, der Freude, der Sorge um die anderen, usw.»

— «Montse fand Jesus am Kreuz; einen Jesus, der sich den Armen seines Vaters mit den Worten überlässt: “In deine Hände lege ich meinen Geist”. Und da sie auf Gott als ihren Vater vertraute, fühlte sie sich in seinen Händen geborgen und war stets gelassen, ruhig, glücklich.»

— «Das Besondere an Monte war gerade ihr Normalität. Sie wusste ihre schwere Krankheit ohne jegliches Aufhebens zu tragen, das sie immer vermied. Nie wollte sie der Mittelpunkt der anderen sein, auch nicht was deren Sorge um ihre Verfassung anging.».

— «Was ich am meisten bei der Dienerin Gottes bewunderte, war ihre Freude; es war eine durchgängige und ansteckende Freude. Als sie schon krank war und wir als Besucherinnen wussten, dass sie nicht mehr gesund werden würde, kamen wir dennoch ganz fröhlich und mit großem inneren Frieden von den Besuchen bei ihr zurück ».